Eleanor Stewart: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Eleanor of Tyrol.JPG|thumb|Eleonore von Schottland, Herzogin von Österreich, Gräfin von Tirol - eine Darstellung aus dem 15. Jahrhundert]]
[[File:Eleanor of Tyrol.JPG|thumb|Eleonore von Schottland, Herzogin von Österreich, Gräfin von Tirol - eine Darstellung aus dem 15. Jahrhundert]]
'''Eleanor Stewart''' (* im 15. Jahrhundert, um 1433 in [[w:Dunfermline|w:Dunfermline]], damals [[w:Königreich Schottland|Königreich Schottland]]; † [[20. November]] [[1480]], in [[Innsbruck]]), besser bekannt als '''Eleonore von Schottland''', auch '''Eleonore von Österreich''' oder '''Eleonore von Tirol''', war durch ihre Ehe eine Tiroler Landesfürstin. Eine gewisse Bekanntheit bis in die Gegenwart verdankt sie einer Übersetzung, die ihr zugeschrieben wird.
[[File:Bodenseeraum 2012 ii 112.jpg|thumb|Die Ruinen von Schloss Sigmundsburg heute. Das im Fernsee gelegene Schloss wurde für Eleonore von Schottland erbaut und gehörte später ihrer Nachfolgerin Katharina von Sachsen. Nach einer Sage ließ Herzog Siegmund dieses Schloss aus Liebe zu ihr erbauen, um ihr damit einen Rückzugsort zu schenken, da sie sich am Innsbrucker Hof nicht besonders glücklich fühlte. Dieser sollte sie außerdem an ihre Heimat erinnen.]]
[[File:Gruft Stift Stams.JPG|thumb|Statue vom Herzogin Eleonore im Österreichischen Grab an der Seite vom Herzog Siegmund]]
'''Eleanor Stewart''' (* im 15. Jahrhundert, um 1433 in [[w:Dunfermline|Dunfermline]], damals [[w:Königreich Schottland|Königreich Schottland]]; † [[20. November]] [[1480]], in [[Innsbruck]]), besser bekannt als '''Eleonore von Schottland''', auch '''Eleonore von Österreich''' oder '''Eleonore von Tirol''', war durch ihre Ehe eine Tiroler Landesfürstin. Eine gewisse Bekanntheit bis in die Gegenwart verdankt sie einer Übersetzung, die ihr zugeschrieben wird.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Eleonore von Schottland war eine der Töchter von [[w:Jakob I. (Schottland)|König Jakob I. von Schottland]] aus dessen Ehe mit [[w:Joan Beaufort (Königin von Schottland)|Johanna Beaufort]]. Seit 1948/49<ref group="A">Eheschließung [[w:Trauung per Stellvertreter|"per procurationem"]] im September 1448 bei [[w:Chinon|Chinon]], endgültige Eheschließung am 12. Februar 1449 in [[w:Merano|Meran]]</ref>  war sie mit [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund von Österreich]], Graf von Tirol ("''Siegmund dem Münzreichen''") verheiratet. Aus dieser Ehe sind keine Kinder belegt.<ref group="A">Dass sie bei der Geburt ihres ersten Kindes, Wolfgang (*/† 20. November 1480) im Wochenbett starb, gilt inzwischen als widerlegt, ebenso dass es diesen Sohn Wolfgang gegeben hat. Hier dürfte eine Verwechslung mit dem bereits als Kind verstorbenen gleichnamigen älteren Bruder von Herzog Siegmund vorliegen.</ref>  
Eleonore von Schottland war eine der Töchter von [[w:Jakob I. (Schottland)|König Jakob I. von Schottland]] aus dessen Ehe mit [[w:Joan Beaufort (Königin von Schottland)|Johanna Beaufort]]. Seit 1448/49<ref group="A">Eheschließung [[w:Trauung per Stellvertreter|"per procurationem"]] im September 1448 bei [[w:Chinon|Chinon]], endgültige Eheschließung am 12. Februar 1449 in [[w:Merano|Meran]]</ref>  war sie mit [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund von Österreich]], Graf von Tirol ("''Siegmund dem Münzreichen''") verheiratet. Aus ihrer Ehe sind keine Kinder belegt.<ref group="A">Dass sie bei der Geburt ihres ersten Kindes, Wolfgang (*/† 20. November 1480) im Wochenbett starb, gilt inzwischen als widerlegt, ebenso dass es diesen Sohn Wolfgang gegeben hat. Hier dürfte eine Verwechslung mit dem bereits als Kind verstorbenen gleichnamigen älteren Bruder von Herzog Siegmund vorliegen.</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Nach dem Tod ihres Vaters verbrachte Eleonore von Schottland einige Zeit am Hof des französischen [[w:Karl VII. (Frankreich)|Königs]] in [[Tours]]. Nach ihrer Eheschließung übersiedelte sie in die [[Grafschaft Tirol]].  
Nach dem Tod ihres Vaters verbrachte Eleonore von Schottland einige Zeit am Hof des französischen [[w:Karl VII. (Frankreich)|Königs]], dessen [[w:Ludwig XI. (Frankreich)|Sohn]] mit einer ihrer älteren [[w:Margarethe von Schottland|Schwestern]] verheiratet gewesen war. Nach ihrer Eheschließung übersiedelte sie in die [[Grafschaft Tirol]].  


Der Humanist [[w:Heinrich Steinhöwel|Heinrich Stainhöwel]] widmete ihr seine Übersetzung von Boccaccios "De claris mulieribus" (1473); vielleicht stand auch Nikolaus von Wyle in Verbindung mit ihr. Nach dem frühen Tod des einzigen Kindes widmete sich E., während die Ehe mehr und mehr erkaltete, kirchlichen und sozialen Aufgaben. Dazu nahm sie
Zwischen 1449 und 1456 entstand die deutsche Übersetzung des französischen Abenteuerromans ''Ponthus et la belle Sidoyne'' (entstanden Ende des 14. Jahrhunderts nach der normannischen Verserzählung ''Horn et Rimenhild'' aus dem 12. Jahrhundert), die ihr zugeschrieben wird. Erhalten sind zwei voneinander unabhängige Übersetzungen (A und B), deren gegenseitiges Verhältnis bisher nicht geklärt ist. Die Übersetzung wurde nach ihrem Tod im Auftrag von Herzog Siegmund 1483 erstmals gedruckt. 1473 widmete ihr der [[w:Ulm|Ulmer]] Stadtarzt und Humanist [[w:Heinrich Steinhöwel|Heinrich Stainhöwel]] seine Übersetzung von Boccaccios "De claris mulieribus".<ref name ="ndb437">vgl. Siegfried Sudhof, NDB, 1959, S. 437</ref>
 
Zwischen 1449 und 1456 entstand die deutsche Übersetzung des französischen Abenteuerromans ''Ponthus et la belle Sidoyne'' (entstanden Ende des 14. Jahrhunderts nach der normannischen Verserzählung ''Horn et Rimenhild'' aus dem 12. Jahrhundert), die ihr zugeschrieben wird. Erhalten sind zwei voneinander unabhängige Übersetzungen (A und B), deren gegenseitiges Verhältnis bisher nicht geklärt ist. Die Übersetzung wurde nach ihrem Tod von Herzog Siegmund 1483 erstmals gedruckt.<ref name ="ndb437">vgl. Siegfried Sudhof, NDB, 1959, S. 437</ref>


== Erinnerungen und Erinnerungsstätten an Eleonore von Schottland in Tirol ==
== Erinnerungen und Erinnerungsstätten an Eleonore von Schottland in Tirol ==
[[File:Gruft Stift Stams.JPG|thumb|Statue vom Herzogin Eleonore im Österreichischen Grab an der Seite vom Herzog Siegmund]]
* [[Hall in Tirol]]: Um 1459 trat Eleonore von Schottland der Haller Bruderschaft "''zu Unserer Lieben Frau''" ("Marienbruderschaft") bei, die der Haller Bürger [[Heinrich Reichschneider]] und seine Ehefrau Elisabeth zu Beginn des 15. Jahrhunderts gegründet hatten und die damals als die größte Bruderschaft der Stadt Hall galt.<ref>vgl. [[w:Klaus Brandstätter|Klaus Brandstätter]]: ''Ratsfamilien und Tagelöhner''. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge) . Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X. S. 229 und 250</ref>
* [[Hall in Tirol]]: Um 1459 trat Eleonore von Schottland der Haller Bruderschaft "''zu Unserer Lieben Frau''" ("Marienbruderschaft") bei, die der Haller Bürger [[Heinrich Reichschneider]] und seine Ehefrau Elisabeth zu Beginn des 15. Jahrhunderts gegründet hatten und die damals als die größte Bruderschaft der Stadt Hall galt.<ref>vgl. [[w:Klaus Brandstätter|Klaus Brandstätter]]: ''Ratsfamilien und Tagelöhner''. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge) . Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X. S. 229 und 250</ref>
* [[Nassereith]]: Am [[w:Fernsteinsee|Fernsteinsee]] findet sich heute die [[w:Ruine|Ruine]] [[w:Ruine Sigmundsburg|Sigmundsburg]], eines der sieben Tiroler Schlösser, die unter Siegmund erbaut oder umgebaut wurden und seinen Namen tragen. Das Schloss wurde als Witwensitz für Eleonore von Schottland erbaut.<ref name ="bruckner306">vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter''. (Ungedruckte) phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 306</ref>
* [[Stams]]: Nach ihrem Tod wurde Eleonore von Schottland im [[Stift Stams]] beigesetzt, wo eine Statue im "[[w:Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichischen Grab]]" an sie erinnert.
* [[Stams]]: Nach ihrem Tod wurde Eleonore von Schottland im [[Stift Stams]] beigesetzt, wo eine Statue im "[[w:Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichischen Grab]]" an sie erinnert.


== Werke ==
== Werke ==
* ''Pontus und Sidonia'' (zwischen 1449 / 1456, erstmals gedruckt 1483 bei H. Schönsperger in Augsburg, weitere Inkunabeln wurden zwischen 1485 und 1792 publiziert)<ref name ="ndb437"/>
* ''Pontus und Sidonia'' (zwischen 1449 / 1456, erstmals gedruckt 1483 bei H. Schönsperger in Augsburg, weitere Inkunabeln wurden zwischen 1485 und 1792 publiziert)<ref name ="ndb437"/>
== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Klaus Brandstätter|Klaus Brandstätter]]: ''Die Tiroler Landesfürstinnen im 15. Jahrhundert''. In:  Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Margarete Maultasch''. Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters. Vorträge der wissenschaftlichen Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, 3. bis 4. November 2006 (= ''Schlern-Schriften.'' Bd. 339). Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 3-7030-0438-X. S. 175–217
* [[w:Klaus Brandstätter|Klaus Brandstätter]]: ''Die Tiroler Landesfürstinnen im 15. Jahrhundert''. In:  [[Julia Hörmann-Thurn und Taxis]] (Hrsg.): ''Margarete Maultasch''. Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters. Vorträge der wissenschaftlichen Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, 3. bis 4. November 2006 (= ''Schlern-Schriften.'' Bd. 339). Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 3-7030-0438-X. S. 175–217
* Margarete Köfler – Silvia Caramelle: ''Die beiden Frauen des Erzherzogs Sigmund von Österreich-Tirol'' (= Schlern-Schriften 269). Verlag Wagner, Innsbruck, 1982. ISBN 978-370-300-081-2
* Margarete Köfler – Silvia Caramelle: ''Die beiden Frauen des Erzherzogs Sigmund von Österreich-Tirol'' (= Schlern-Schriften 269). Verlag Wagner, Innsbruck, 1982. ISBN 978-370-300-081-2


=== Literatur zu Teilaspekten ===
=== Literatur zu Teilaspekten ===
* Katharine Walsh: ''Deutschsprachige Korrespondenz der Kaiserin Leonora von Portugal". Bausteine zu einem geistigen Profil der Gemahlin Kaiser Friedrichs III. und zur Erziehung des jungen Maximilians. In: Paul-Joachim Heinig (Hrsg.): ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit''. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993. (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters''. Bd. 12) Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, S. 399-445 (mit Edition)
* Katharine Walsh: ''Deutschsprachige Korrespondenz der Kaiserin Leonora von Portugal''. Bausteine zu einem geistigen Profil der Gemahlin Kaiser Friedrichs III. und zur Erziehung des jungen Maximilians. In: Paul-Joachim Heinig (Hrsg.): ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit''. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993. (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters''. Bd. 12) Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, S. 399-445 (mit Edition)


=== Lexika-Einträge ===
=== Lexika-Einträge ===
* [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 79<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref>
* [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 79<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref>
* Siegfried Sudhof: ''Eleonore''. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1959. ISBN 3-428-00185-0. Band 4, S. 437f. [https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016320/images/index.html?seite=451 digital]
* Siegfried Sudhof: ''Eleonore''. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1959. ISBN 3-428-00185-0. Band 4, S. 437f. [https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016320/images/index.html?seite=451 digital]
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Aktuelle Version vom 30. April 2024, 13:51 Uhr

Eleonore von Schottland, Herzogin von Österreich, Gräfin von Tirol - eine Darstellung aus dem 15. Jahrhundert
Die Ruinen von Schloss Sigmundsburg heute. Das im Fernsee gelegene Schloss wurde für Eleonore von Schottland erbaut und gehörte später ihrer Nachfolgerin Katharina von Sachsen. Nach einer Sage ließ Herzog Siegmund dieses Schloss aus Liebe zu ihr erbauen, um ihr damit einen Rückzugsort zu schenken, da sie sich am Innsbrucker Hof nicht besonders glücklich fühlte. Dieser sollte sie außerdem an ihre Heimat erinnen.
Statue vom Herzogin Eleonore im Österreichischen Grab an der Seite vom Herzog Siegmund

Eleanor Stewart (* im 15. Jahrhundert, um 1433 in Dunfermline, damals Königreich Schottland; † 20. November 1480, in Innsbruck), besser bekannt als Eleonore von Schottland, auch Eleonore von Österreich oder Eleonore von Tirol, war durch ihre Ehe eine Tiroler Landesfürstin. Eine gewisse Bekanntheit bis in die Gegenwart verdankt sie einer Übersetzung, die ihr zugeschrieben wird.

Herkunft und Familie

Eleonore von Schottland war eine der Töchter von König Jakob I. von Schottland aus dessen Ehe mit Johanna Beaufort. Seit 1448/49[A 1] war sie mit Herzog Siegmund von Österreich, Graf von Tirol ("Siegmund dem Münzreichen") verheiratet. Aus ihrer Ehe sind keine Kinder belegt.[A 2]

Leben

Nach dem Tod ihres Vaters verbrachte Eleonore von Schottland einige Zeit am Hof des französischen Königs, dessen Sohn mit einer ihrer älteren Schwestern verheiratet gewesen war. Nach ihrer Eheschließung übersiedelte sie in die Grafschaft Tirol.

Zwischen 1449 und 1456 entstand die deutsche Übersetzung des französischen Abenteuerromans Ponthus et la belle Sidoyne (entstanden Ende des 14. Jahrhunderts nach der normannischen Verserzählung Horn et Rimenhild aus dem 12. Jahrhundert), die ihr zugeschrieben wird. Erhalten sind zwei voneinander unabhängige Übersetzungen (A und B), deren gegenseitiges Verhältnis bisher nicht geklärt ist. Die Übersetzung wurde nach ihrem Tod im Auftrag von Herzog Siegmund 1483 erstmals gedruckt. 1473 widmete ihr der Ulmer Stadtarzt und Humanist Heinrich Stainhöwel seine Übersetzung von Boccaccios "De claris mulieribus".[1]

Erinnerungen und Erinnerungsstätten an Eleonore von Schottland in Tirol

  • Hall in Tirol: Um 1459 trat Eleonore von Schottland der Haller Bruderschaft "zu Unserer Lieben Frau" ("Marienbruderschaft") bei, die der Haller Bürger Heinrich Reichschneider und seine Ehefrau Elisabeth zu Beginn des 15. Jahrhunderts gegründet hatten und die damals als die größte Bruderschaft der Stadt Hall galt.[2]
  • Nassereith: Am Fernsteinsee findet sich heute die Ruine Sigmundsburg, eines der sieben Tiroler Schlösser, die unter Siegmund erbaut oder umgebaut wurden und seinen Namen tragen. Das Schloss wurde als Witwensitz für Eleonore von Schottland erbaut.[3]
  • Stams: Nach ihrem Tod wurde Eleonore von Schottland im Stift Stams beigesetzt, wo eine Statue im "Österreichischen Grab" an sie erinnert.

Werke

  • Pontus und Sidonia (zwischen 1449 / 1456, erstmals gedruckt 1483 bei H. Schönsperger in Augsburg, weitere Inkunabeln wurden zwischen 1485 und 1792 publiziert)[1]

Literatur

  • Klaus Brandstätter: Die Tiroler Landesfürstinnen im 15. Jahrhundert. In: Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Margarete Maultasch. Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters. Vorträge der wissenschaftlichen Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, 3. bis 4. November 2006 (= Schlern-Schriften. Bd. 339). Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 3-7030-0438-X. S. 175–217
  • Margarete Köfler – Silvia Caramelle: Die beiden Frauen des Erzherzogs Sigmund von Österreich-Tirol (= Schlern-Schriften 269). Verlag Wagner, Innsbruck, 1982. ISBN 978-370-300-081-2

Literatur zu Teilaspekten

  • Katharine Walsh: Deutschsprachige Korrespondenz der Kaiserin Leonora von Portugal. Bausteine zu einem geistigen Profil der Gemahlin Kaiser Friedrichs III. und zur Erziehung des jungen Maximilians. In: Paul-Joachim Heinig (Hrsg.): Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993. (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, S. 399-445 (mit Edition)

Lexika-Einträge

  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 79[A 3]
  • Siegfried Sudhof: Eleonore. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1959. ISBN 3-428-00185-0. Band 4, S. 437f. digital

Weblinks

 Eleonore von Schottland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 vgl. Siegfried Sudhof, NDB, 1959, S. 437
  2. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge) . Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X. S. 229 und 250
  3. vgl. Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. (Ungedruckte) phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 306

Anmerkungen

  1. Eheschließung "per procurationem" im September 1448 bei Chinon, endgültige Eheschließung am 12. Februar 1449 in Meran
  2. Dass sie bei der Geburt ihres ersten Kindes, Wolfgang (*/† 20. November 1480) im Wochenbett starb, gilt inzwischen als widerlegt, ebenso dass es diesen Sohn Wolfgang gegeben hat. Hier dürfte eine Verwechslung mit dem bereits als Kind verstorbenen gleichnamigen älteren Bruder von Herzog Siegmund vorliegen.
  3. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
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