Johannes Georg Paur: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johannes Georg Paur''' (*um [[1648]] in [https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchsberg_(Teunz) Fuchsberg] in der [https://de.wikipedia.org/wiki/Oberpfalz Oberpfalz]; † [[24. Jänner]] [[1730]] in [[Baden]]) war ein österreichischer Mühleninhaber.
'''Johannes Georg Paur''' (*um [[1648]] in [https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchsberg_(Teunz) Fuchsberg] in der [https://de.wikipedia.org/wiki/Oberpfalz Oberpfalz]; † [[24. Jänner]] [[1730]] in der landesfürstlichen Stadt  [[Baden]], [[w:Erzherzogtum Österreich|Erzherzogtum Österreich]]) war ein österreichischer Mühleninhaber.


==Leben==
==Leben==
Johann Georg Paur kam im Jahre 1648 am Ende des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] im Oberpfälzischen Fuchsberg im [[w:Kurfürstentum Bayern|Kurfürstentum Bayern]] als Sohn des Hausbesitzers Johannes Paur und seiner Ehefrau Kunigunde zur Welt. Aufgrund der geografischen Lage zu [[w:Böhmen|Böhmen]] traf dieser Krieg die Oberpfalz sehr hart. Sowohl [[w:Kaiserliche_Armee_(HRR)|kaiserliche]] als auch schwedische Truppen hatten das Land bei deren Durchzug das Land geplündert und verwüstet. Danach war die Oberpfalz weitgehend zerstört und hatte jegliche wirtschaftliche Bedeutung und Leistungskraft verloren. Nicht nur der Krieg, sondern auch Hunger und Pest hatten die Einwohner dezimiert. Die meisten der oberpfälzischen Städte verkamen zu unbedeutenden Ackerbaugemeinden, das Land verkam für lange Zeit zu einem reinen Agrarland und damit zu einer kaum beachteten bayerischen Provinz. Dies veranlasste Johannes Georg seiner Heimat den Rücken zu kehren und sich im damaligen [[w:Erzherzogtum_Österreich| Erzherzogtum Österreich]] unter [[w:Leopold_I._(HRR)|Kaiser Leopold I. von Habsburg]] eine neue Existenz aufzubauen. Bei seiner Hochzeit am 21. Juli 1686<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-01/?pg=31 Baden Pfarre Sankt Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1685-1687] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> in der Badener [[w:Pfarrkirche_Baden-St._Stephan|Pfarrkirche Sankt Stephan]] mit der [[w:Hufschmied|Hufschmied]]stochter Rosina Stainl, welche 1669 in [[Tribuswinkel]] geboren wurde, war er zunächst Bestandsmüller im niederösterreichischen [[Traiskirchen]].<small></small>{{Zitat|heund dato den 21. July 1686 begeben sich im Stand der hl. Ehe der Ehrsambe und beschaidene Maister Johannes Paur Müllner zu Träßkirch ledigs Stands, weyl(and) deß wohlgeachtn Johannes Paur hausßäsßig Nachbar zu Fuchsberg und Kunigunde desßen Ehewürth beider Eheleibl. Sohn, verehlicht sich mit der Ehrentugendreich Jungfrau Roßina, weyl(and) des wohl Ehrengerechtn Maister Simon Stainl gewesten Hufschmits zu Tribuswinkhl und Sophiam desßen Eheliche Haußfrau beide Seel: Eheleibl: Tochter - Peystandt auf deß hern Präutigambs Seitte, der wohl Ehrengeachte Mayster Stephan Paul, der zeith Oberzechmaister der Löbl: Müllner Zunfft auf dem baadener bach und der Wohl Ehrengeachte Herr Maister Joseph Kramer Müllner Maister in Wörth auf der Jungfrau brauth Seitte der Ehrenrechte Herr Johannes Postl, Müllherr auf der Rormill und der Ehrengerechte ..... Hl: Michael Fux bürgl. bäkh alhier|Trauungsbuch der Pfarrkirche Sankt Stephan zu Baden}}
Johann Georg Paur wurde gegen Ende des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] als Sohn des Hausbesitzers Johannes Paur und seiner Frau Kunigunde in Fuchsberg in der Oberpfalz im ehemaligen [[w:Kurfürstentum Bayern|Kurfürstentum Bayern]] geboren.


Aufgrund der geografischen Lage zu [[w:Böhmen|Böhmen]] traf dieser Krieg die Oberpfalz sehr hart. Sowohl [[w:Kaiserliche_Armee_(HRR)|kaiserliche]] als auch schwedische Truppen plünderten und verwüsteten das Land auf ihren Durchzügen. Die Oberpfalz war danach weitgehend zerstört und hatte jegliche wirtschaftliche Bedeutung und Leistungsfähigkeit verloren. Nicht nur der Krieg, sondern auch Hunger und [[w:Pest|Pest]] hatten die Bevölkerung dezimiert. Die meisten oberpfälzischen Städte waren zu unbedeutenden Ackerbaugemeinden herabgesunken, das Land wurde somit für lange Zeit ein reines Agrarland und damit eine kaum beachtete bayerische Provinz.


Laut Gewährsbuch der [[w:Augustiner-Chorherren|Augustiner-Chorherren]] war Johann Georg Paur danach anno 1690 als Hofmüller von Tribuswinkel tätig und in den Jahren 1690 bis 1693 als Bestandsmüller auf der Schlossmühle in Gutenbrunn, wo auch seine beiden ersten Kinder zur Welt kamen. Die Ortschaften Gutenbrunn und Wörth waren damals kleine Vororte der „Landesfürstlichen Stadt Baden“. Beide Dörfer wurden in späterer Zeit eingemeindet und sind heute Ortsteile derselben. 1694 scheint Johann Georg gemeinsam mit seiner Frau Rosina als Besitzer der „''Schäfflermühle''“ (auch Mühle im Unteren Wörth, später auch Winkelmühle genannt) auf. Die ursprünglichen Besitzer der Mühlenanlage, die Familie Schäffler wurden von den Türken ermordet und somit Opfer der [[w:Zweite Wiener Türkenbelagerung|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]] von 1683. Die "''Schäfflermühle''" brannte 1695 ab <small>''(Die Mühle des Hans Paur inkl. Sätz und brandstatt, sojezo ein stadl hat einen Einheitsweret von 1800 Pfund, das Müllerhandwerk 32 Pfund.)''<ref>Rudolf Maurer: Bürger im Wörth - Geschichte einer Badener Vorstadt - Baden 2004 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 50 - ISBN 3-901951-50-4 </ref></small>, aber Johann Georg gelang es, diese wieder zu erheben. In dieser Mühle kamen auch seine restlichen fünf Kinder mit Rosina geb. Stainl zur Welt, ehe sie am 1. Oktober 1704<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-02/?pg=574 Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1688-1707 (fol.140)] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> versehen mit den heiligen [[w:Krankensalbung Versehgang und Sterbesakramente|Sterbesakramenten]] verstarb. Sie wurde auf den Leichenhof, der sich damals bei der Stadtpfarrkirche Sankt Stephan befand und heute nicht mehr existiert, beerdigt. Der nunmehrige Witwer Johann Georg heiratete ein zweites Mal. Am 12. Mai 1705<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/pfaffstaetten/01%252C2%252C3-01/?pg=213 Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs-und Sterbebuch 1686-1711 (fol.63)] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> gab er in der Pfarrkirche zu [[Pfaffstätten]] der ledigen Wirtschafterin des dortigen ''Lilienfelderhofes'' Eva Maria Strondl das „Ja-Wort“. Eva Maria war eine Tochter des [[w:Schuhmacher|Schuhmachermeisters]] Johann Strondl und dessen Ehefrau Sophia, eine geborene Schäringer und erblickte am 19. Dezember 1679 in Stockerau das Licht der Welt. Das Ehepaar hatten zehn Kinder, die alle in der "''Schäfflermühle''" zur Welt kamen und von denen nur zwei im Kindesalter verstarben.
Dies veranlasste Johannes Georg, seiner Heimat den Rücken zu kehren und sich im damaligen [[w:Erzherzogtum_Österreich| Erzherzogtum Österreich]] unter [[w:Leopold_I._(HRR)|Kaiser Leopold I. von Habsburg]] eine neue Existenz aufzubauen. Bei seiner Heirat am 21. Juli 1686<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-01/?pg=31 Baden Pfarre Sankt Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1685-1687] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> in der Badener Stadtpfarrkirche [[w:Pfarrkirche_Baden-St._Stephan|St. Stephan]], ⁣⁣ mit der 1669 in Tribuswinkel geborenen [[w:Hufschmied|Hufschmied]]<nowiki/>stochter Rosina Stainl war er zunächst Bestandsmüller im niederösterreichischen [[Traiskirchen]].


Nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben, er war Vater von insgesamt siebzehn Kindern, verstarb Johann Georg am 24. Jänner 1730<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-04/?pg=538 Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1726-1735 (fol.102)] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> in seiner Mühle und ist auf dem Badener Friedhof Sankt Stephan begraben worden. Der Zusatztext im Sterbebuch besagt: {{Zitat|ORIMUNDUS EX SUPERIONI PALATINATUS VIR PIUS ET JUSTUS - REQUIESCAT IN PACE ''(entstammend von der Oberpfalz, ein frommer und rechtschaffener Mann - Ruhe in Frieden).''}}
{{Zitat|heund dato den 21. July 1686 begeben sich im Stand der hl. Ehe der Ehrsambe und beschaidene Maister Johannes Paur Müllner zu Träßkirch ledigs Stands, weyl(and) deß wohlgeachtn Johannes Paur hausßäsßig Nachbar zu Fuchsberg und Kunigunde desßen Ehewürth beider Eheleibl. Sohn, verehlicht sich mit der Ehrentugendreich Jungfrau Roßina, weyl(and) des wohl Ehrengerechtn Maister Simon Stainl gewesten Hufschmits zu Tribuswinkhl und Sophiam desßen Eheliche Haußfrau beide Seel: Eheleibl: Tochter - Peystandt auf deß hern Präutigambs Seitte, der wohl Ehrengeachte Mayster Stephan Paul, der zeith Oberzechmaister der Löbl: Müllner Zunfft auf dem baadener bach und der Wohl Ehrengeachte Herr Maister Joseph Kramer Müllner Maister in Wörth auf der Jungfrau brauth Seitte der Ehrenrechte Herr Johannes Postl, Müllherr auf der Rormill und der Ehrengerechte ..... Hl: Michael Fux bürgl. bäkh alhier|Trauungsbuch der Pfarrkirche Sankt Stephan zu Baden}}
 
 
Laut Gewährbuch der [[w:Augustiner-Chorherren|Augustiner-Chorherren]] war Johann Georg Paur danach anno 1690 als Hofmüller in Tribuswinkel tätig und in den Jahren 1690 bis 1693 als Bestandsmüller auf der [[Gutenbrunner Schlossmühle (Baden)|Schlossmühle]] in Gutenbrunn, wo auch seine ersten beiden Kinder zur Welt kamen. Die Ortschaften Gutenbrunn und Wörth waren damals kleine Vororte der „''Landesfürstlichen Stadt Baden''“. Beide Dörfer wurden in späterer Zeit eingemeindet und sind heute Stadtteile derselben.
 
1694 scheint Johann Georg gemeinsam mit seiner Frau Rosina als Besitzer der Schäfflermühle (auch Mühle im Unteren Wörth, später auch Winkelmühle genannt) auf. Die ursprünglichen Besitzer der Mühle, die Familie Schäffler, wurden von den Türken ermordet und fielen somit der [[w:Zweite Wiener Türkenbelagerung|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]] 1683 zum Opfer. 1695 brannte die Schäfflermühle ab <small>''(Die Mühle des Hans Paur inkl. Sätz und brandstatt, sojezo ein stadl hat einen Einheitsweret von 1800 Pfund, das Müllerhandwerk 32 Pfund.''<ref>Rudolf Maurer: Bürger im Wörth - Geschichte einer Badener Vorstadt - Baden 2004 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 50 - ISBN 3-901951-50-4 </ref>'')''</small>, aber Johann Georg gelang es, diese wieder zu erheben.
 
In dieser Mühle wurden auch seine restlichen fünf Kinder mit Rosina geb. Stainl geboren, bevor sie am 1. Oktober 1704, versehen mit den heiligen [[w:Krankensalbung Versehgang und Sterbesakramente|Sterbesakramenten]], verstarb<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-02/?pg=574 Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1688-1707 (fol.140)] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref>. Sie wurde im Leichenhof, der sich damals bei der Stadtpfarrkirche St. Stephan befand und heute nicht mehr existiert, beerdigt. Der nunmehrige Witwer Johann Georg heiratete ein zweites Mal. Am 12. Mai 1705<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/pfaffstaetten/01%252C2%252C3-01/?pg=213 Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1686-1711 (fol.63)] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> gab er in der Pfarrkirche zu [[Pfaffstätten]] der ledigen Wirtschafterin des dortigen Lilienfelderhofes Eva Maria Strondl das Jawort. Eva Maria war eine Tochter des [[w:Schuhmacher|Schuhmachermeisters]] Johann Strondl und dessen Ehefrau Sophia, eine geborene Schäringer und erblickte am 19. Dezember 1679 in [[Stockerau]] das Licht der Welt. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, die alle in der ''Schäfflermühle'' zur Welt kamen und von denen nur zwei im Kindesalter starben.
 
Nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben, er war Vater von insgesamt siebzehn Kindern, starb Johann Georg am 24. Jänner 1730<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01%252C2%252C3-04/?pg=538 Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1726-1735 (fol.102)] auf [https://data.matricula-online.eu/de/ Matrikula Online]</ref> in seiner Mühle und wurde auf dem Friedhof St. Stephan in Baden beerdigt. Der Zusatztext im Sterbebuch besagt: {{Zitat|ORIMUNDUS EX SUPERIONI PALATINATUS VIR PIUS ET JUSTUS - REQUIESCAT IN PACE ''(entstammend von der Oberpfalz, ein frommer und rechtschaffener Mann - Ruhe in Frieden).''}}
   
   
Nach seinem Tod führte seine Frau Eva Maria die "''Schäfflermühle''" weiter. Diese übergab 1745 an ihre Tochter Maria Susanna (1714-1803) und deren Ehemann Jakob Grillmayr (1713-1759), ehe sie am 10. September 1749 ebenda verstarb. Johann Georg Paur war somit der Begründer der österreichischen Müllerdynastie „''Paur''“. Viele seiner Nachkommen waren danach durch hundertfünfzig Jahre ebenfalls Bestandsmüller bzw. Mühleninhaber, bevor sie dann durch das allgemeine Mühlensterben im 19. Jhdt. [[w:Bäcker|Bäcker]] und am Schluss Kaufleute wurden. Auch der Erfinder der Wiener Hochmüllerei [[w:Ignaz Paur|Ignaz Paur (1778-1842)]] war ein direkter Nachkomme von Johannes Leopold.  
Nach seinem Tod führte seine Frau Eva Maria die Schäfflermühle weiter. Diese übergab die Mühle 1745 an ihre Tochter Maria Susanna (1714-1803) und deren Ehemann Jakob Grillmayr (1713-1759), ehe sie am 10. September 1749 ebenda verstarb. Johann Georg Paur war somit der Begründer der österreichischen Müllerdynastie „Paur“. Viele seiner Nachkommen waren in der Folge für einhundertfünfzig Jahre ebenfalls Müller bzw. Mühlenbesitzer, bevor sie im Zuge des allgemeinen Mühlensterbens im 19. Jahrhundert Bäcker und schließlich Kaufleute wurden. Auch der Erfinder der Wiener Hochmüllerei [[w:Ignaz Paur|Ignaz Paur (1778-1842)]] war ein direkter Nachkomme von Johannes Leopold.  
 


<big>'''Mühlen, die von Johann Georg bzw. seine Nachkommen betrieben worden sind:'''</big>
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*Mühle Traiskirchen
*Mühle Traiskirchen
*Hofmühle Tribuswinkel
*Hofmühle Tribuswinkel
*Schlossmühle Gutenbrunn, Baden
*[[Gutenbrunner Schlossmühle (Baden)|Schlossmühle Gutenbrunn]], Baden
*Schäfflermühle, Baden
*[[Schäfflermühle (Baden)|Schäfflermühle, Baden]]
*[[Alte Mühle von Tattendorf|Mühle Tattendorf]]
*[[Alte Mühle von Tattendorf|Mühle Tattendorf]]
*Stiftsmühle in [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]]
*Stiftsmühle in [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]]
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*Mühle [[Pernitz]]
*Mühle [[Pernitz]]
*Mühle Birnzipf
*Mühle Birnzipf
*Trottmannmühle, Baden
*[[Trottmannmühle (Baden)|Trottmannmühle, Baden]]
*Mühle [[Eggendorf (Niederösterreich)|Untereggendorf]]
*Mühle [[Eggendorf (Niederösterreich)|Untereggendorf]]
*Freimühle [[Lanzendorf (Niederösterreich)|Unterlanzendorf]]
*Freimühle [[Lanzendorf (Niederösterreich)|Unterlanzendorf]]
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[[Kategorie:Geboren 1648]]
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[[Kategorie:Gestorben in Baden]]
[[Kategorie:Gestorben in Baden]]
[[Kategorie:Begraben in Baden]]
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]

Aktuelle Version vom 27. August 2023, 14:51 Uhr

Johannes Georg Paur (*um 1648 in Fuchsberg in der Oberpfalz; † 24. Jänner 1730 in der landesfürstlichen Stadt Baden, Erzherzogtum Österreich) war ein österreichischer Mühleninhaber.

Leben

Johann Georg Paur wurde gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges als Sohn des Hausbesitzers Johannes Paur und seiner Frau Kunigunde in Fuchsberg in der Oberpfalz im ehemaligen Kurfürstentum Bayern geboren.

Aufgrund der geografischen Lage zu Böhmen traf dieser Krieg die Oberpfalz sehr hart. Sowohl kaiserliche als auch schwedische Truppen plünderten und verwüsteten das Land auf ihren Durchzügen. Die Oberpfalz war danach weitgehend zerstört und hatte jegliche wirtschaftliche Bedeutung und Leistungsfähigkeit verloren. Nicht nur der Krieg, sondern auch Hunger und Pest hatten die Bevölkerung dezimiert. Die meisten oberpfälzischen Städte waren zu unbedeutenden Ackerbaugemeinden herabgesunken, das Land wurde somit für lange Zeit ein reines Agrarland und damit eine kaum beachtete bayerische Provinz.

Dies veranlasste Johannes Georg, seiner Heimat den Rücken zu kehren und sich im damaligen Erzherzogtum Österreich unter Kaiser Leopold I. von Habsburg eine neue Existenz aufzubauen. Bei seiner Heirat am 21. Juli 1686[1] in der Badener Stadtpfarrkirche St. Stephan, ⁣⁣ mit der 1669 in Tribuswinkel geborenen Hufschmiedstochter Rosina Stainl war er zunächst Bestandsmüller im niederösterreichischen Traiskirchen.

„heund dato den 21. July 1686 begeben sich im Stand der hl. Ehe der Ehrsambe und beschaidene Maister Johannes Paur Müllner zu Träßkirch ledigs Stands, weyl(and) deß wohlgeachtn Johannes Paur hausßäsßig Nachbar zu Fuchsberg und Kunigunde desßen Ehewürth beider Eheleibl. Sohn, verehlicht sich mit der Ehrentugendreich Jungfrau Roßina, weyl(and) des wohl Ehrengerechtn Maister Simon Stainl gewesten Hufschmits zu Tribuswinkhl und Sophiam desßen Eheliche Haußfrau beide Seel: Eheleibl: Tochter - Peystandt auf deß hern Präutigambs Seitte, der wohl Ehrengeachte Mayster Stephan Paul, der zeith Oberzechmaister der Löbl: Müllner Zunfft auf dem baadener bach und der Wohl Ehrengeachte Herr Maister Joseph Kramer Müllner Maister in Wörth auf der Jungfrau brauth Seitte der Ehrenrechte Herr Johannes Postl, Müllherr auf der Rormill und der Ehrengerechte ..... Hl: Michael Fux bürgl. bäkh alhier“

Trauungsbuch der Pfarrkirche Sankt Stephan zu Baden


Laut Gewährbuch der Augustiner-Chorherren war Johann Georg Paur danach anno 1690 als Hofmüller in Tribuswinkel tätig und in den Jahren 1690 bis 1693 als Bestandsmüller auf der Schlossmühle in Gutenbrunn, wo auch seine ersten beiden Kinder zur Welt kamen. Die Ortschaften Gutenbrunn und Wörth waren damals kleine Vororte der „Landesfürstlichen Stadt Baden“. Beide Dörfer wurden in späterer Zeit eingemeindet und sind heute Stadtteile derselben.

1694 scheint Johann Georg gemeinsam mit seiner Frau Rosina als Besitzer der Schäfflermühle (auch Mühle im Unteren Wörth, später auch Winkelmühle genannt) auf. Die ursprünglichen Besitzer der Mühle, die Familie Schäffler, wurden von den Türken ermordet und fielen somit der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 zum Opfer. 1695 brannte die Schäfflermühle ab (Die Mühle des Hans Paur inkl. Sätz und brandstatt, sojezo ein stadl hat einen Einheitsweret von 1800 Pfund, das Müllerhandwerk 32 Pfund.[2]), aber Johann Georg gelang es, diese wieder zu erheben.

In dieser Mühle wurden auch seine restlichen fünf Kinder mit Rosina geb. Stainl geboren, bevor sie am 1. Oktober 1704, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, verstarb[3]. Sie wurde im Leichenhof, der sich damals bei der Stadtpfarrkirche St. Stephan befand und heute nicht mehr existiert, beerdigt. Der nunmehrige Witwer Johann Georg heiratete ein zweites Mal. Am 12. Mai 1705[4] gab er in der Pfarrkirche zu Pfaffstätten der ledigen Wirtschafterin des dortigen Lilienfelderhofes Eva Maria Strondl das Jawort. Eva Maria war eine Tochter des Schuhmachermeisters Johann Strondl und dessen Ehefrau Sophia, eine geborene Schäringer und erblickte am 19. Dezember 1679 in Stockerau das Licht der Welt. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, die alle in der Schäfflermühle zur Welt kamen und von denen nur zwei im Kindesalter starben.

Nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben, er war Vater von insgesamt siebzehn Kindern, starb Johann Georg am 24. Jänner 1730[5] in seiner Mühle und wurde auf dem Friedhof St. Stephan in Baden beerdigt. Der Zusatztext im Sterbebuch besagt:

„ORIMUNDUS EX SUPERIONI PALATINATUS VIR PIUS ET JUSTUS - REQUIESCAT IN PACE (entstammend von der Oberpfalz, ein frommer und rechtschaffener Mann - Ruhe in Frieden).

Nach seinem Tod führte seine Frau Eva Maria die Schäfflermühle weiter. Diese übergab die Mühle 1745 an ihre Tochter Maria Susanna (1714-1803) und deren Ehemann Jakob Grillmayr (1713-1759), ehe sie am 10. September 1749 ebenda verstarb. Johann Georg Paur war somit der Begründer der österreichischen Müllerdynastie „Paur“. Viele seiner Nachkommen waren in der Folge für einhundertfünfzig Jahre ebenfalls Müller bzw. Mühlenbesitzer, bevor sie im Zuge des allgemeinen Mühlensterbens im 19. Jahrhundert Bäcker und schließlich Kaufleute wurden. Auch der Erfinder der Wiener Hochmüllerei Ignaz Paur (1778-1842) war ein direkter Nachkomme von Johannes Leopold.

Mühlen, die von Johann Georg bzw. seine Nachkommen betrieben worden sind:

Literatur

Rudolf Maurer: Bürger im Wörth - Geschichte einer Badener Vorstadt - Baden 2004 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 50 - ISBN 3-901951-50-4

Einzelnachweise