Ehrenfels (Adelsgeschlecht): Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Familie von Ehrenfels''' war eine im heutigen Bundesland Steiermark ansässige Adelsfamilie, die 1229-1422 belegt ist. Sie stellte einen "Kärntner Landeshauptmann" und einen Bischof von Lavant. Die Familie ist nicht mit der [[w:Ehrenfels (bayerisches Adelsgeschlecht)|gleichnamigen bairischen Adelsfamilie]] ident.
Die '''Familie von Ehrenfels''' war eine in den späteren Bundesländern Kärnten und Steiermark ansässige Adelsfamilie, die vom 13. bis ins 15. Jahrhundert belegt ist. Sie waren Lehensleute der [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]] und des [[w:Hochstift Bamberg|Hochstiftes Bamberg]] und galten später als Raubritter, stellten aber auch einen "Kärntner Landeshauptmann" und einen [[w:Bistum Lavant|Bischof von Lavant]]. Die Familie ist nicht mit der [[w:Ehrenfels (bayerisches Adelsgeschlecht)|gleichnamigen bairischen Adelsfamilie]] ident.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Otto (I.) von [[Graz]], der 1229 auch als "de Erenvels" genannt ist, gilt als erstes urkundlich belegtes Mitglied der Familie. 1267 wird ein weiterer Otto (II.) von Graz und Ehrenfels erstmals mit dem Namen "Chamer" genannt. 1292 gehört die Familie zu jenen Adligen des Herzogtums Steier, die sich gegen [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]], den späteren König Albrecht I., erhoben. Sie öffneten dem Salzburger Erzbischof, der diesen Aufstand wesentlich unterstützte, ihre Burgen, weshalb ihnen nach dem Scheitern des Aufstandes diese 1292-1293 aberkannt wurden. Als Propst von Seckau ließ Dietmar Cholbo von Ehrenfels um 1350 die Gebräuche des Stiftes Seckau aufzeichnen. Im Zusammenhang mit einer Erbstreitigkeit verschleppen die Brüder Otto und Heinrich von Ehrenfels, Herren auf Nieder– und Oberkammern, 1375 den [[Albert III. von Winkl|Bischof von Passau]] auf ihre Burg Kammerstein. Obwohl sie dafür mit dem Kirchenbann belehnt werden, kommt er erst nach über einem Jahr Gefangenschaft und der Zahlung von Lösegeld wieder frei <ref>vgl. Günter Marian: ''Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld'' (= ''Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich''. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9. S. 89f.</ref> 1377 schlossen die Brüder, vielleicht im Zusammenhang mit dieser Entführung, einen Vertrag mit dem Stift Admont, dem sie in diesem die Schonung der Stiftsgüter versprachen. etwa zu dieser Zeit wurde ein weiterer Bruder von ihnen, Wolfhard von Ehrenfels († 1421), als Pfarrer von [[Kammern]], eingesetzt. Mit diesem und Hans von Ehrenfels († 1422), der Otto von Ehrenfels beerbte, erlosch die Familie in "männlicher" Linie und wurde im Wesentlichen von den Herren von Kraig beerbt.<ref name ="readkong">vgl. [https://de.readkong.com/page/die-zeit-der-ehrenfelser-im-kammertale-in-berichten-sagen-6517530 Die Zeit der Ehrenfelser im Kammertale], Readkong.COM, abgerufen am 25. Juli 2021</ref>  
Otto (I.) von [[Graz]], der 1229 auch als "de Erenvels" genannt ist, gilt als erstes urkundlich belegtes Mitglied der Familie. 1267 wird ein weiterer Otto (II.) von Graz und Ehrenfels erstmals mit dem Namen "Chamer" genannt. 1292 gehört die Familie zu jenen Adligen des Herzogtums Steier, die sich gegen [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]], den späteren König Albrecht I., erhoben. Sie öffneten dem Salzburger Erzbischof, der diesen Aufstand wesentlich unterstützte, ihre Burgen, weshalb ihnen nach dem Scheitern des Aufstandes diese 1292-1293 aberkannt wurden. Als Propst von Seckau ließ Dietmar Cholbo von Ehrenfels um 1350 die Gebräuche des Stiftes Seckau aufzeichnen. Im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung mit dem [[w:Hochstift Passau|Hochstift Passau]] verschleppen die Brüder Otto und Heinrich von Ehrenfels, Herren auf Nieder– und Oberkammern und Söhne von Wulfing von Ehrenfels, 1375 den [[Albert III. von Winkl|Bischof Albert (III.) von Passau]] auf ihre Burg [[w:Burgruine Kammerstein (Kammern)|Kammerstein]] (heute Teil der Gemeinde [[Kammern im Liesingtal]]). Obwohl sie dafür mit dem Kirchenbann belehnt werden, kommt er erst nach über einem Jahr Gefangenschaft und der Zahlung von Lösegeld wieder frei <ref>vgl. Günter Marian: ''Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld'' (= ''Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich''. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9. S. 89f.</ref> 1377 schlossen die Brüder, vielleicht im Zusammenhang mit dieser Entführung, einen Vertrag mit dem Stift Admont, dem sie in diesem die Schonung der Stiftsgüter versprachen. etwa zu dieser Zeit wurde ein weiterer Bruder von ihnen, Wolfhard von Ehrenfels († 1421), als Pfarrer von Kammern, eingesetzt. Mit diesem und Hans von Ehrenfels († 1422 / 1442), der Otto von Ehrenfels beerbte und im Dienst des [[w:Hochstift Bamberg|Hochstiftes Bamberg]] Hauptmann von [[Wolfsberg (Kärnten)|Wolfsberg]] war, erlosch die Familie in "männlicher" Linie und wurde im Wesentlichen von den [[Konrad III. von Kraig#Herkunft und Familie|Herren von Kraig]] beerbt.<ref name ="readkong">vgl. [https://de.readkong.com/page/die-zeit-der-ehrenfelser-im-kammertale-in-berichten-sagen-6517530 Die Zeit der Ehrenfelser im Kammertale], Readkong.COM, abgerufen am 25. Juli 2021</ref>


== Besitzungen ==
== Besitzungen ==
Als Stammsitz der Familie der Ehrenfelser gilt die [[w:Burg Ehrenfels (St. Radegund)|Burg Ehrenfels]] (heute Teil der Gemeinde [[Sankt Radegund bei Graz|St. Radegund bei Graz]]). Mitte des 14. Jahrhunderts (oder bereits früher) ließ sich die Familie im Kammertal (heute besser bekannt als Liesing-Paltental) nieder, wo sie das Talschloss Ehrnau bewohnte. Ihre Besitzungen (Eigen, Lehen und Pfandschaften) im [[Herzogtum Steier]] waren über die östliche und südöstliche Steiermark verteilt, sie lagen im Murtal und im Ennstal. Daneben erwarben sie außerdem Besitz im Lavanttal (damals Teil des [[Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärntens]]) und in der Gegend um [[Linz]] (damals Teil des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]].<ref name ="readkong"/>
Als Stammsitz der Familie der Ehrenfelser gilt die [[w:Burg Ehrenfels (St. Radegund)|Burg Ehrenfels]] (heute Teil der Gemeinde [[Sankt Radegund bei Graz|St. Radegund bei Graz]]), als deren Erbauer Otto (I.) von Graz gilt. Mitte des 14. Jahrhunderts (oder bereits früher) ließ sich die Familie im Kammertal (heute besser bekannt als Liesing-Paltental) nieder, wo sie das Talschloss Ehrnau bewohnte. Ihre Besitzungen (Eigen, Lehen und Pfandschaften) im [[Herzogtum Steier]] waren über die östliche und südöstliche Steiermark verteilt, sie lagen im Murtal und im Ennstal. Daneben erwarben sie außerdem Besitz im Lavanttal (damals Teil des [[Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärntens]]) und in der Gegend um [[Linz]] (damals Teil des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]].<ref name ="readkong"/>


== Wichtige Familienmitglieder ==
== Wichtige Familienmitglieder ==
* Herburgis von Ehrenfels († 1283), Nonne in [[Admont]], dann Äbtissin des Stiftes Göss (heute Teil der Stadt [[Leoben]]<ref name ="readkong"/>
* Herburgis von Ehrenfels († 1283), Nonne in [[Admont]], dann Äbtissin des Stiftes Göss (heute Teil der Stadt [[Leoben]])<ref name ="readkong"/>
* Dietmar Cholbo von Ehrenfels, 1339 - 1346 Probst zu [[Seggau|Seckau]]<ref name ="readkong"/>
* Dietmar Cholbo von Ehrenfels, 1339 - 1346 Probst zu [[Seckau]]<ref name ="readkong"/>
* Wulfing von Ehrenfels, 1356-1362 "Pfleger"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> des Hochstiftes Bamberg und dessen [[w:Vizedom|Vizedom]] in [[Bad St. Leonhard im Lavanttal|St. Leonhard im Lavanttal]]
* Otto (IV.) von Ehrenfels, 1389-1406 Hauptmann des Landes Kärnten<ref group="A">Diese Position gilt als Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Kärntens.</ref><ref name ="readkong"/>
* Otto (IV.) von Ehrenfels, 1389-1406 Hauptmann des Landes Kärnten<ref group="A">Diese Position gilt als Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Kärntens.</ref><ref name ="readkong"/>
* Wolfhard von Ehrenfels († 1421), seit 1377 Pfarrer von [[Kammern]], 1411-1421 Bischof von Lavant<ref name ="readkong"/>
* [[w:Wolfhard von Ehrenfels|Wolfhard von Ehrenfels]] († 1421), Domherr des [[Erzstift Salzburg|Erzstiftes Salzburg]], seit 1377 Pfarrer von [[Kammern im Liesingtal|Kammern]], 1411-1421 Bischof von Lavant<ref name ="readkong"/>


== Weblinks ==
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== Anmerkungen ==
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Aktuelle Version vom 21. Juni 2022, 10:41 Uhr

Die Familie von Ehrenfels war eine in den späteren Bundesländern Kärnten und Steiermark ansässige Adelsfamilie, die vom 13. bis ins 15. Jahrhundert belegt ist. Sie waren Lehensleute der Herzöge von Österreich (Habsburger) und des Hochstiftes Bamberg und galten später als Raubritter, stellten aber auch einen "Kärntner Landeshauptmann" und einen Bischof von Lavant. Die Familie ist nicht mit der gleichnamigen bairischen Adelsfamilie ident.

Geschichte

Otto (I.) von Graz, der 1229 auch als "de Erenvels" genannt ist, gilt als erstes urkundlich belegtes Mitglied der Familie. 1267 wird ein weiterer Otto (II.) von Graz und Ehrenfels erstmals mit dem Namen "Chamer" genannt. 1292 gehört die Familie zu jenen Adligen des Herzogtums Steier, die sich gegen Herzog Albrecht (I.) von Österreich, den späteren König Albrecht I., erhoben. Sie öffneten dem Salzburger Erzbischof, der diesen Aufstand wesentlich unterstützte, ihre Burgen, weshalb ihnen nach dem Scheitern des Aufstandes diese 1292-1293 aberkannt wurden. Als Propst von Seckau ließ Dietmar Cholbo von Ehrenfels um 1350 die Gebräuche des Stiftes Seckau aufzeichnen. Im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung mit dem Hochstift Passau verschleppen die Brüder Otto und Heinrich von Ehrenfels, Herren auf Nieder– und Oberkammern und Söhne von Wulfing von Ehrenfels, 1375 den Bischof Albert (III.) von Passau auf ihre Burg Kammerstein (heute Teil der Gemeinde Kammern im Liesingtal). Obwohl sie dafür mit dem Kirchenbann belehnt werden, kommt er erst nach über einem Jahr Gefangenschaft und der Zahlung von Lösegeld wieder frei [1] 1377 schlossen die Brüder, vielleicht im Zusammenhang mit dieser Entführung, einen Vertrag mit dem Stift Admont, dem sie in diesem die Schonung der Stiftsgüter versprachen. etwa zu dieser Zeit wurde ein weiterer Bruder von ihnen, Wolfhard von Ehrenfels († 1421), als Pfarrer von Kammern, eingesetzt. Mit diesem und Hans von Ehrenfels († 1422 / 1442), der Otto von Ehrenfels beerbte und im Dienst des Hochstiftes Bamberg Hauptmann von Wolfsberg war, erlosch die Familie in "männlicher" Linie und wurde im Wesentlichen von den Herren von Kraig beerbt.[2]

Besitzungen

Als Stammsitz der Familie der Ehrenfelser gilt die Burg Ehrenfels (heute Teil der Gemeinde St. Radegund bei Graz), als deren Erbauer Otto (I.) von Graz gilt. Mitte des 14. Jahrhunderts (oder bereits früher) ließ sich die Familie im Kammertal (heute besser bekannt als Liesing-Paltental) nieder, wo sie das Talschloss Ehrnau bewohnte. Ihre Besitzungen (Eigen, Lehen und Pfandschaften) im Herzogtum Steier waren über die östliche und südöstliche Steiermark verteilt, sie lagen im Murtal und im Ennstal. Daneben erwarben sie außerdem Besitz im Lavanttal (damals Teil des Herzogtums Kärntens) und in der Gegend um Linz (damals Teil des Herzogtums Österreich.[2]

Wichtige Familienmitglieder

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld (= Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9. S. 89f.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 vgl. Die Zeit der Ehrenfelser im Kammertale, Readkong.COM, abgerufen am 25. Juli 2021

Anmerkungen

  1. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  2. Diese Position gilt als Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Kärntens.