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Aktuelle Version vom 1. April 2022, 21:50 Uhr
Johannes von Viktring (* im 13. Jahrhundert, um 1270, vermutlich in Lothringen; † 12. November 1347, vermutlich in Viktring)[A 1] gilt als einer der bedeutendsten Chronisten des Spätmittelalters. Er war viele Jahre Abt des Zisterzienserklosters Viktring (heute Teil der Stadt Klagenfurt). Seine Chronik ist als Geschichtswerk auch für Gebiete, die im heutigen Österreich liegen, eine wichtige Quelle.
Herkunft und Familie
Die Herkunft und die Familienverhältnisse von Johannes von Viktring konnten bisher nicht eindeutig geklärt werden. Gewöhnlich wird von einer französischen Herkunft ausgegangen, was allerdings bereits Mitte der 1970er-Jahre durch den Historiker Heinrich Fichtenau angezweifelt wurde. Nach einer Untersuchung der von Johann von Viktring verwendeten Sprache schloss er auf eine Herkunft aus dem bayrisch-österreichischen Sprachraum.[1]
Leben
Johannes von Viktring war ein Zisterziensermönch des Klosters Viktring. 1312, vermutlich am 15. Februar, wurde er zum Abt dieses Klosters gewählt[2]. Er übte diese Funktion bis 1345 aus.[3] 1334 ist er als Hofkaplan von Herzog Heinrich von Kärnten genannt und dürfte zu dessen Vertrauensleuten gehört haben. Nach dessen Tod war er zunächst für Heinrichs Tochter und Nachfolgerin Margarete tätig. 1335 fungierte er als ihr Gesandter in Linz, wo sie von Kaiser Ludwig (IV.) "dem Baiern" vergeblich die Belehnung mit dem Herzogtum Kärnten und der Grafschaft Tirol für sich und ihren Ehemann Johann Heinrich von Böhmen zu erreichen versuchte.[2]
Nachdem die Herrschaft über das Herzogtum Kärnten mit Zustimmung der meisten Kärntner Landherren von den Herzögen von Österreich (Habsburgern) übernommen worden war, wechselte er in die Dienste von Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen"). 1341 wurde er dessen Kaplan. 1342 ist Johannes von Viktring auch als Kaplan des Patriarchen von Aquileia belegt.[2] Es spricht einiges dafür, dass er in die Übertragung des Herzogtums Kärntens an die Herzöge von Österreich involviert war.[3] Zumindest dürfte er über die Hintergründe gut informiert gewesen sein. Dies deutet zumindest die Beschreibung, die er von den Geschehnissen nach dem Tod von Herzog Heinrich in seiner Chronik (im Entwurf A und der Redaktion D) gibt, an. Es handelt sich dabei auch um den einzigen Teil dieses Werkes, in welchem er selbst als Handelnder in Erscheinung tritt.[4]
Die Chronik des Johannes von Viktring
Johannes von Viktring begann um 1340/41 mit der Abfassung seines Hauptwerkes "Liber certarum historiarum". Es handelt sich dabei um eine Chronik, die in 6 Bücher untergliedert ist und Geschehnisse zwischen den Jahren 1217 bis 1343 umfasst. Er widmete dieses Werk Herzog Albrecht (II.) von Österreich.[3] Die Teile, welche die Jahre 1231-1341 umfassen, werden ihm zugeschrieben, die Zeit davor bis 1217 gilt als eine später entstandene Ergänzung.[3] Die Chronik weist eine schwierige Überlieferungslage auf. Erhalten ist eine Handschrift, die aus dem Kloster in Wessobrunn stammt und sich heute in der Münchner Staatsbibliothek befindet. Sie besteht aus losen, teilweise unvollständigen Heften, welche im 15. Jahrhundert zusammengebunden wurden. Diese enthalten neben Schriftstücken aus der Zeit des Konstanzer und des Basler Konzils im Wesentlichen Teile der Chronik von Johann von Viktring in verschiedenen Phasen ihrer Entstehung mit einem umfangreichen Konzept, mehreren Gliederungsentwürfe mit Kapitelüberschriften, das größere Fragment einer Reinschrift, korrigierte Blätter etc.[5] Die Ursache für die unterschiedlichen Teile aus der "Wessobrunner Handschrift" und für das Fehlen einer Fassung von letzter Hand, konnten, ungeachtet verschiedener Erklärungsversuche durch namhafte Historiker, bisher nicht überzeugend begründet werden.[6]
Werke / Ausgaben
- Fedor Schneider (Hrsg.): Johann von Viktring: Liber certarum historiarum. 2 Bände (= Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 36, 1–2). Hahn, Hannover/Leipzig, 1909–1910 digital[A 2]
- Alphons Lhotsky (Hrsg.): Johann von Viktring: Cronica Romanorum. Verlag des Landesmuseums für Kärnten, Klagenfurt, 1960[A 3]
- Abt Johann von Victring: Das Buch gewisser Geschichten (= Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung. XIV. Jahrhundert, Bd. 8). Dyk, Leipzig, 1888
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Johannes von Viktring. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 370.
- Siegfried Haider: Johann von Viktring. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1974. ISBN 3-428-00191-5. Band 10, S. 574f. digital
- Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher. In: Helmut Maurer - Hans Patze (Hrsg.): Festschrift für Berent Schwineköper. Zu seinem siebzigsten Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen, 1982. ISBN 3-7995-7020-9. S. 437–453
- Ernst Klebel: Zu den Fassungen und Bearbeitungen von Johanns von Viktrings "Liber certarum historiarum". In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 11, 1929, S. 354ff.
Weblinks
- Johannes von Viktring im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Johannes von Viktring, Geschichtsquellen.DE
Einzelnachweise
- ↑ vgl.Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher, 1982, S. 437
- ↑ 2,0 2,1 2,2 vgl. Neue Deutsche Biographie (NDB), S. 575
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Johannes von Viktring. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 370.
- ↑ vgl.Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher, 1982, S. 442f.
- ↑ vgl.Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher, 1982, S. 438
- ↑ vgl.Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher, 1982, S. 440f.
Anmerkungen
- ↑ Daten nach Richard Perger, vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Johannes von Viktring. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 370.
- ↑ Die Ausgabe von Fedor Schneider ist eine kritische Edition des "Liber certarums". Sie bietet einen Rekonstruktionsversuch auf Grundlage des in der "Wessobrunner Handschrift" überlieferten Materials, der in der Geschichtsforschung im Wesentlichen zugestimmt hat. Vgl.Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher, 1982, S. 438f.
- ↑ Dabei handelt es sich um die letzte Lage in der "Wessobrunner Handschrift", auf der Johannes von Viktring "Lesefrüchte" aus der antiken Geschichte notiert hat. Die Bezeichnung "Cronica Romanorum" geht auf Alphons Lhotsky zurück. Vgl.Eugen Hillenbrand: Der Geschichtsschreiber Johann von Viktring als politischer Erzieher, 1982, S. 438
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