Nenzingerberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf dem '''Nenzingerberg''' in der Gemeinde [[Nenzing]], [[Vorarlberg]], bestand jahrhundertlang eine [[w:Walser|Walsersiedlung]]. Die Siedlung am Nenzingerberg hatte bis zu neun Bauernhöfe und wurde 1927/1928 abgesiedelt. In der [[Kapelle am Nenzingerberg]] befindet sich eine Hinweistafel, die an diese ehemalige Walsersiedlung erinnert.<ref>Die Kirchen und Kapellen von Nenzing, Salzburg 2014, Verlag St. Peter, S. 38.</ref>
[[Datei:Nenzing-Kapelle Nenzingerberg Sankt Martin-13ASD.jpg|mini|Die „Ortschaft“ besteht schon seit 1929 nicht mehr]]
[[Datei:Nenzing-Nenzingerberg-05ESD.jpg|mini|Ein Teil der Alpe Nenzingerberg im Februar 2022]]
Auf dem '''Nenzingerberg''' in der Gemeinde [[Nenzing]], [[Vorarlberg]], bestand jahrhundertlang eine [[w:Walser|Walsersiedlung]]. Die Siedlung am Nenzingerberg hatte bis zu neun Bauernhöfe und wurde 1927/1928 abgesiedelt und ist heute eine [[w:Alm (Bergweide)|Alpe]]. In der [[Kapelle am Nenzingerberg]] befindet sich eine Hinweistafel, die an diese ehemalige Walsersiedlung erinnert.<ref>Die Kirchen und Kapellen von Nenzing, Salzburg 2014, Verlag St. Peter, S. 38.</ref>


== Lage ==
== Lage ==
Dieser ehemalige Ortsteil Nenzingerberg liegt etwa zwischen {{Höhe|1100|AT}} und {{Höhe|1500|AT}} und steigt sanft an. Das heute noch bestehende Alpgebäude auf etwa {{Höhe|1240|AT}}
Dieser ehemalige Ortsteil Nenzingerberg liegt etwa zwischen {{Höhe|1100|AT}} und {{Höhe|1500|AT}}. Das heute noch bestehende Alpgebäude auf etwa {{Höhe|1240|AT}}


Etwa 2,4 Kilometer [[w:Luftlinie|Luftlinie]] im Norden liegt das Zentrum der Marktgemeinde Nenzing. Südsüdwest etwa 9 Kilometer entfernt ist der Ortsteil [[w:Nenzinger Himmel|Nenzinger Himmel]]. Etwa 1,8 Kilometer nordwestlich Luftlinie die Mautstation Stellveder (beim [[w:Bergkastell Stellfeder|Bergkastell Stellfeder]] bzw. der [[w:Wegkapelle Stellveder|Wegkapelle Stellveder]]).
Etwa 2,4 Kilometer [[w:Luftlinie|Luftlinie]] im Norden liegt das Zentrum der Marktgemeinde Nenzing. Südsüdwest etwa 9 Kilometer entfernt ist der Ortsteil [[w:Nenzinger Himmel|Nenzinger Himmel]]. Etwa 1,8 Kilometer Luftlinie nordwestlich die Mautstation Stellveder (beim [[w:Bergkastell Stellfeder|Bergkastell Stellfeder]] bzw. der [[w:Wegkapelle Stellveder|Wegkapelle Stellveder]]).


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Am Nenzingerberg (früher auch ''Nancingareberge'' genannt) bestand im [[w:Frühmittelalter|Frühmittelalter]] eine Hofstatt (''Villa''), deren [[w:Zehnt|Zehent]] von [[w:Berno von Reichenau|Berno von Reichenau]] im Jahr 1056 getauscht wurde.<ref>[https://books.google.at/books?id=GzoOAAAAQAAJ Schweizerisches Urkundenregister], Bern 1863, S. 363 (google books).</ref>  
Am Nenzingerberg (früher auch ''Nancingareberge'' genannt bzw. kurz: ''Berg'') bestand im [[w:Frühmittelalter|Frühmittelalter]] eine Hofstatt (''Villa''), deren [[w:Zehnt|Zehent]] von [[w:Berno von Reichenau|Berno von Reichenau]] im Jahr 1056 getauscht wurde.<ref>[https://books.google.at/books?id=GzoOAAAAQAAJ Schweizerisches Urkundenregister], Bern 1863, S. 363 (google books).</ref>  


Am Nenzingerberg wurden im Zuge der verstärkten und gezielten Besiedelung des Rheintals und Walgaus durch Walser im 15. Jahrhundert einige Familien auch dort von der Obrigkeit ansässig gemacht.<ref name="Der Nenzingerberg">Birgit Ortner u.&nbsp;a. In: ''Nenzinger Schriftenreihe.'' Nummer 4, Archiv der Marktgemeinde Nenzing (Hrsg.): ''Der Nenzingerberg – Das verlassene Walserdorf.'' Nenzing 2007, ISBN 978-3-900143-06-0.</ref> Die bisherigen Bevölkerung in Nenzing am Talboden sprachen noch Rätoromanisch, die Walser [[w:Mittelhochdeutsche Sprache|deutsch]]. Bereits aus diesem Umstand ergaben sich Spannungen.<ref>Elmar Schallert: [https://books.google.at/books?id=XlHFAAAAIAAJ Gasthäuser und Bürgerkultur im alten Nenzing], S, 158 (google books).</ref> Zudem waren die Walser persönlich frei und von Steuern und Abgaben weitgehend befreit. Die früheste urkundliche Nennung der acht Höfe auf dem Nenzingerberg konnte von [[w:Werner Vogt (Heimatforscher, 1931)|Werner Vogt]] um 1503/1513 nachweisen. Die Namen der Höfe wurden von ihren Besitzern abgeleitet: Schallerthof, Floreshof, Zenashof, Bischofshof, Seppashof, Hotzlerhof und Hof im Bläsiloch.<ref name=Feldkirch />
Am Nenzingerberg wurden im Zuge der verstärkten und gezielten Besiedelung des Rheintals und Walgaus durch Walser im 15. Jahrhundert einige Familien auch dort von der Obrigkeit ansässig gemacht.<ref name="Der Nenzingerberg">Birgit Ortner u.&nbsp;a. In: ''Nenzinger Schriftenreihe.'' Nummer 4, Archiv der Marktgemeinde Nenzing (Hrsg.): ''Der Nenzingerberg – Das verlassene Walserdorf.'' Nenzing 2007, ISBN 978-3-900143-06-0.</ref> Die bisherigen Bevölkerung in Nenzing am Talboden sprachen noch Rätoromanisch, die Walser [[w:Mittelhochdeutsche Sprache|deutsch]]. Bereits aus diesem Umstand ergaben sich Spannungen.<ref>Elmar Schallert: [https://books.google.at/books?id=XlHFAAAAIAAJ Gasthäuser und Bürgerkultur im alten Nenzing], S, 158 (google books).</ref> Zudem waren die Walser persönlich frei und von Steuern und Abgaben weitgehend befreit. Die früheste urkundliche Nennung der acht Höfe auf dem Nenzingerberg konnte [[w:Werner Vogt (Heimatforscher, 1931)|Werner Vogt]] um 1503/1513 nachweisen. Die Namen der Höfe wurde überwiegend von ihren Besitzern abgeleitet: Schallerthof, Floreshof, Zenashof, Bischofshof, Seppashof, Hotzlerhof und Hof im Bläsiloch.<ref name=Feldkirch /> Die Hofnamen wechselten, wenn deren Eigentümer wechselten, so dass es hier keine Kontinuität in den Jahrhunderten gab.<ref>Werner Vogt: Der Nenzingerberg, S. 19.</ref> Die Walser siedelten teilweise auf bereits gerodeten Flächen, die zur [[w:Allmende|Allmende]] von Nenzing gehörte, teilweise wurde auch neu bzw. ergänzend [[w:Rodung|gerodet]]. Beim Innersten Hof ist überliefert, dass diese Fläche von etwa 10 [[w:Hektar|Hektar]] völlig neu gerodet wurde.<ref>Werner Vogt: Der Nenzingerberg, S. 17.</ref>


Einer der [[w:Schwabenkinder|Schwabenkinderwege]] führte von [[w:Brand (Vorarlberg)|Brand]] über den Nenzingerberg nach [[Rankweil]].<ref>Elmar Bereuter: ''Vorarlberg - Schwabenkinder-Wege : auf den alten Wegen der Schwabenkinder durch Vorarlberg und die Grenzgebiete von Tirol und Liechtenstein'', München 2012, Bergverlag Rother, ISBN: 978-3-7633-4416-1, S. 256 ff.</ref>
Einer der [[w:Schwabenkinder|Schwabenkinderwege]] führte von [[Brand (Vorarlberg)|Brand]] über den Nenzingerberg nach [[Rankweil]].<ref>Elmar Bereuter: ''Vorarlberg - Schwabenkinder-Wege : auf den alten Wegen der Schwabenkinder durch Vorarlberg und die Grenzgebiete von Tirol und Liechtenstein'', München 2012, Bergverlag Rother, ISBN: 978-3-7633-4416-1, S. 256 ff.</ref>


Auf dem Nenzingerberg gab es zumindest von 1815 an auch eine eigene Schule.<ref name="Der Nenzingerberg" /><ref>[https://www.feldkirch.at/fileadmin/user_upload/document/Stadtarchiv/2007_5-Oktober_Feldkircher_Alpbesitz_einst_und_heute.pdf Feldkircher Alpbesitz einst und heute], Feldkirch aktuell 5.2007, S. 47.</ref>  1911 hatte die Schule am Nenzingerberg noch 9 Kinder.<ref>Vorarlberger Volksblatt vom 20. Oktober 1911, S. 3.</ref> Am Morgen des Freitag, 17. Dezember 1920, brach in dem Bauernhaus, in dem die Schule untergebracht war, ein Feuer aus und vernichtete das Haus samt der Schuleinrichtung.<ref>Vorarlberger Volksblatt vom 22. Dezember 1920, S. 3.</ref>
Auf dem Nenzingerberg gab es zumindest von 1815 an auch eine eigene Schule.<ref name="Der Nenzingerberg" /><ref>[https://www.feldkirch.at/fileadmin/user_upload/document/Stadtarchiv/2007_5-Oktober_Feldkircher_Alpbesitz_einst_und_heute.pdf Feldkircher Alpbesitz einst und heute], Feldkirch aktuell 5.2007, S. 47.</ref>  1911 hatte die Schule am Nenzingerberg noch 9 Kinder.<ref>Vorarlberger Volksblatt vom 20. Oktober 1911, S. 3.</ref> Am Morgen des Freitag, 17. Dezember 1920, brach in dem Bauernhaus, in dem die Schule untergebracht war, ein Feuer aus und vernichtete das Haus samt der Schuleinrichtung.<ref>Vorarlberger Volksblatt vom 22. Dezember 1920, S. 3.</ref>


In den Jahren bis 1927 erwarb auf Initiative des Feldkircher Vizebürgermeisters Johann Kühne<ref name=Feldkirch>[https://www.feldkirch.at/fileadmin/user_upload/document/Stadtarchiv/2007_5-Oktober_Feldkircher_Alpbesitz_einst_und_heute.pdf Feldkircher Alpbesitz einst und heute], Feldkirch aktuell 5.2007, S. 48.</ref> die Gemeinde [[Feldkirch]] 557 Mittmel<ref>1 Mittmel = 225 [[w:Klafter|Wiener Quadratklafter]]  ≙ etwa 809,2 [[w:Qadratmeter|Qadratmeter]], Gesamt somit: 450.724,40 m²</ref> der nunmehrigen Alpe Nenzingerberg.<ref>Vorarlberger Landstimme vom 5. Juli 1927, S. 5.</ref> Gemäß der Stadtvertretungssitzung vom 17. Mai 1927 musste die angekaufte Alpe einer ''Interessenschaft der alpenden Viehbesitzer'' übertragen werden, welche auch für die weiteren Kosten aufzukommen hatte.<ref>Vorarlberger Landeszeitung vom 20. Mai 1927, S. 3.</ref> Der Kauf erfolgte auch deswegen, weil sich Interessenten aus [[w:Liechtenstein|Liechtenstein]] dafür fanden und dieser Verkauf an liechtensteinische Bauern in Vorarlberg nicht gewünscht war.<ref>Vorarlberger Volksblatt vom 1. März 1930, S. 5.</ref><ref>Vorarlberger Volksblatt vom 26. Mai 1925, S. 7.</ref> 1930 hatte die Alpe eine Gesamtfläche von rund 100 Hektar und war für die [[w:Sömmerung|Sömmerung]] von rund 180 Rinder und Kälber ausgelegt.<ref>Vorarlberger Landstimme vom 31. Juli 1930, S. 5.</ref> . Die meisten Häuser wurden abgebrochen oder durch Alpgebäude ersetzt.<ref name="Der Nenzingerberg" /> Es kamen im Laufe der Jahre noch weitere Grundstücke hinzu.
In den Jahren bis 1927 erwarb auf Initiative des Feldkircher Vizebürgermeisters Johann Kühne<ref name=Feldkirch>[https://www.feldkirch.at/fileadmin/user_upload/document/Stadtarchiv/2007_5-Oktober_Feldkircher_Alpbesitz_einst_und_heute.pdf Feldkircher Alpbesitz einst und heute], Feldkirch aktuell 5.2007, S. 48.</ref> die Gemeinde [[Feldkirch]] 557 Mittmel<ref>1 Mittmel = 225 [[w:Klafter|Wiener Quadratklafter]]  ≙ etwa 809,2 [[w:Qadratmeter|Qadratmeter]], Gesamt somit: 450.724,40 m²</ref> (etwa 45 [[w:Hektar|Hektar]]) der nunmehrigen Alpe Nenzingerberg.<ref>Vorarlberger Landstimme vom 5. Juli 1927, S. 5.</ref> Gemäß der Stadtvertretungssitzung vom 17. Mai 1927 musste die angekaufte Alpe einer ''Interessenschaft der alpenden Viehbesitzer'' übertragen werden, welche auch für die weiteren Kosten aufzukommen hatte.<ref>Vorarlberger Landeszeitung vom 20. Mai 1927, S. 3.</ref> Der Kauf erfolgte auch deswegen, weil sich Interessenten aus [[w:Liechtenstein|Liechtenstein]] dafür fanden und dieser Verkauf an liechtensteinische Bauern in Vorarlberg nicht gewünscht war.<ref>Vorarlberger Volksblatt vom 1. März 1930, S. 5.</ref><ref>Vorarlberger Volksblatt vom 26. Mai 1925, S. 7.</ref> 1930 hatte die Alpe eine Gesamtfläche von rund 100 Hektar und war für die [[w:Sömmerung|Sömmerung]] von rund 180 Rinder und Kälber ausgelegt.<ref>Vorarlberger Landstimme vom 31. Juli 1930, S. 5.</ref> . Die meisten Häuser der bisherigen Walsersiedlung wurden abgebrochen oder durch Alpgebäude ersetzt.<ref name="Der Nenzingerberg" /> Es kamen im Laufe der Jahre noch weitere Grundstücke hinzu.


Von der ursprünglichen Siedlung erhalten ist die [[Kapelle am Nenzingerberg]] (St. Martinskapelle).
Von der ursprünglichen Siedlung erhalten ist die [[Kapelle am Nenzingerberg]] (St. Martinskapelle).


1955 verließen die letzten Nachfahren der Walser den Nenzingerberg (den sogenannten „Innersten Hof“)<ref name="Der Nenzingerberg" />, der heute Jägern als Unterkunft dient. Die Alpe wurde von Feldkircher Bauern bis in die späten 1960er-Jahre genutzt, dann bis 1982 von Bürserberger Bauern. Seither ist die Agrargemeinschaft Nenzing Pächter für diese aus 51 Hektar Weidefläche und 35 Hektar Wald bestehende Alpe.<ref name=Feldkirch />
1955 verließen die letzten Nachfahren der Walser den Nenzingerberg (den sogenannten „Innersten Hof“)<ref name="Der Nenzingerberg" />, der heute Jägern als Unterkunft dient. Die Alpe wurde von Feldkircher Bauern bis in die späten 1960er-Jahre genutzt, dann bis 1982 von [[Bürserberg|Bürserberger]] Bauern. Seither ist die Agrargemeinschaft Nenzing Pächter für diese heute aus 51 Hektar Weidefläche und 35 Hektar Wald bestehenden Alpe.<ref name=Feldkirch /> 1973 wurde eine Straße gebaut. 2001/2002 wurde das Alpgebäude saniert.<ref name=Feldkirch />
1973 wurde eine Straße gebaut. 2001/2002 wurde das Alpgebäude saniert.<ref name=Feldkirch />


== Bevölkerung und Infrastruktur ==
== Bevölkerung und Infrastruktur ==
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== Wanderung ==
== Wanderung ==
Der Nenzingerberg kann einfach von der Mautstation / Parkplatz Stellfeder erreicht werden. Vom Gamperdonaweg in den Nenzinger Himmel zweigt nach links der Weg in Richtung Nenzingerberg ab. Nach rund einer Stunde erreicht man den Nenzingerberg.<ref>[https://vorarlberg.orf.at/v2/tv/stories/2724074/ Wandertipp: Alpweg am Nenzingerberg], Webseite: orf.at vom 16. August 2015.</ref>
Der Nenzingerberg kann einfach von der Mautstation / Parkplatz Stellfeder erreicht werden. Vom Gamperdonaweg in den Nenzinger Himmel zweigt nach links der Weg in Richtung Nenzingerberg ab. Nach rund 1 1/2 Stunde erreicht man den Nenzingerberg.<ref>[https://vorarlberg.orf.at/v2/tv/stories/2724074/ Wandertipp: Alpweg am Nenzingerberg], Webseite: orf.at vom 16. August 2015.</ref>


== Handwerk, Gewerbe ==
== Handwerk, Gewerbe ==
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Aktuelle Version vom 6. Februar 2022, 12:41 Uhr

Blick vom Galinakopf auf den Nenzingerberg, darunter Ludesch und dahinter Laz
Die „Ortschaft“ besteht schon seit 1929 nicht mehr
Ein Teil der Alpe Nenzingerberg im Februar 2022

Auf dem Nenzingerberg in der Gemeinde Nenzing, Vorarlberg, bestand jahrhundertlang eine Walsersiedlung. Die Siedlung am Nenzingerberg hatte bis zu neun Bauernhöfe und wurde 1927/1928 abgesiedelt und ist heute eine Alpe. In der Kapelle am Nenzingerberg befindet sich eine Hinweistafel, die an diese ehemalige Walsersiedlung erinnert.[1]

Lage

Dieser ehemalige Ortsteil Nenzingerberg liegt etwa zwischen 1100 m ü. A. und 1500 m ü. A.. Das heute noch bestehende Alpgebäude auf etwa 1240 m ü. A.

Etwa 2,4 Kilometer Luftlinie im Norden liegt das Zentrum der Marktgemeinde Nenzing. Südsüdwest etwa 9 Kilometer entfernt ist der Ortsteil Nenzinger Himmel. Etwa 1,8 Kilometer Luftlinie nordwestlich die Mautstation Stellveder (beim Bergkastell Stellfeder bzw. der Wegkapelle Stellveder).

Geschichte

Am Nenzingerberg (früher auch Nancingareberge genannt bzw. kurz: Berg) bestand im Frühmittelalter eine Hofstatt (Villa), deren Zehent von Berno von Reichenau im Jahr 1056 getauscht wurde.[2]

Am Nenzingerberg wurden im Zuge der verstärkten und gezielten Besiedelung des Rheintals und Walgaus durch Walser im 15. Jahrhundert einige Familien auch dort von der Obrigkeit ansässig gemacht.[3] Die bisherigen Bevölkerung in Nenzing am Talboden sprachen noch Rätoromanisch, die Walser deutsch. Bereits aus diesem Umstand ergaben sich Spannungen.[4] Zudem waren die Walser persönlich frei und von Steuern und Abgaben weitgehend befreit. Die früheste urkundliche Nennung der acht Höfe auf dem Nenzingerberg konnte Werner Vogt um 1503/1513 nachweisen. Die Namen der Höfe wurde überwiegend von ihren Besitzern abgeleitet: Schallerthof, Floreshof, Zenashof, Bischofshof, Seppashof, Hotzlerhof und Hof im Bläsiloch.[5] Die Hofnamen wechselten, wenn deren Eigentümer wechselten, so dass es hier keine Kontinuität in den Jahrhunderten gab.[6] Die Walser siedelten teilweise auf bereits gerodeten Flächen, die zur Allmende von Nenzing gehörte, teilweise wurde auch neu bzw. ergänzend gerodet. Beim Innersten Hof ist überliefert, dass diese Fläche von etwa 10 Hektar völlig neu gerodet wurde.[7]

Einer der Schwabenkinderwege führte von Brand über den Nenzingerberg nach Rankweil.[8]

Auf dem Nenzingerberg gab es zumindest von 1815 an auch eine eigene Schule.[3][9] 1911 hatte die Schule am Nenzingerberg noch 9 Kinder.[10] Am Morgen des Freitag, 17. Dezember 1920, brach in dem Bauernhaus, in dem die Schule untergebracht war, ein Feuer aus und vernichtete das Haus samt der Schuleinrichtung.[11]

In den Jahren bis 1927 erwarb auf Initiative des Feldkircher Vizebürgermeisters Johann Kühne[5] die Gemeinde Feldkirch 557 Mittmel[12] (etwa 45 Hektar) der nunmehrigen Alpe Nenzingerberg.[13] Gemäß der Stadtvertretungssitzung vom 17. Mai 1927 musste die angekaufte Alpe einer Interessenschaft der alpenden Viehbesitzer übertragen werden, welche auch für die weiteren Kosten aufzukommen hatte.[14] Der Kauf erfolgte auch deswegen, weil sich Interessenten aus Liechtenstein dafür fanden und dieser Verkauf an liechtensteinische Bauern in Vorarlberg nicht gewünscht war.[15][16] 1930 hatte die Alpe eine Gesamtfläche von rund 100 Hektar und war für die Sömmerung von rund 180 Rinder und Kälber ausgelegt.[17] . Die meisten Häuser der bisherigen Walsersiedlung wurden abgebrochen oder durch Alpgebäude ersetzt.[3] Es kamen im Laufe der Jahre noch weitere Grundstücke hinzu.

Von der ursprünglichen Siedlung erhalten ist die Kapelle am Nenzingerberg (St. Martinskapelle).

1955 verließen die letzten Nachfahren der Walser den Nenzingerberg (den sogenannten „Innersten Hof“)[3], der heute Jägern als Unterkunft dient. Die Alpe wurde von Feldkircher Bauern bis in die späten 1960er-Jahre genutzt, dann bis 1982 von Bürserberger Bauern. Seither ist die Agrargemeinschaft Nenzing Pächter für diese heute aus 51 Hektar Weidefläche und 35 Hektar Wald bestehenden Alpe.[5] 1973 wurde eine Straße gebaut. 2001/2002 wurde das Alpgebäude saniert.[5]

Bevölkerung und Infrastruktur

Am Nenzingerberg lebten in der früher bestehenden Dauersiedlung etwa um 50 Personen. 1841 waren am Nenzingerberg acht Häuser anzufinden.[18] 1911 waren es noch 21 Personen.[19] Um 1925 war nur noch ein Hof bewohnt.[20]

Wanderung

Der Nenzingerberg kann einfach von der Mautstation / Parkplatz Stellfeder erreicht werden. Vom Gamperdonaweg in den Nenzinger Himmel zweigt nach links der Weg in Richtung Nenzingerberg ab. Nach rund 1 1/2 Stunde erreicht man den Nenzingerberg.[21]

Handwerk, Gewerbe

Die Bewohner vom Nenzingerberg lebten vorwiegend vom Eigenanbau an Feldfrüchten und der Viehzucht und den daraus gewonnen Produkten.[5]

Literatur

  • Thomas Gamon (Hrsg.): Der Nenzingerberg. Das verlassene Walserdorf, Schriftenreihe Nenzing, Band 4, Nenzing 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Kirchen und Kapellen von Nenzing, Salzburg 2014, Verlag St. Peter, S. 38.
  2. Schweizerisches Urkundenregister, Bern 1863, S. 363 (google books).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Birgit Ortner u. a. In: Nenzinger Schriftenreihe. Nummer 4, Archiv der Marktgemeinde Nenzing (Hrsg.): Der Nenzingerberg – Das verlassene Walserdorf. Nenzing 2007, ISBN 978-3-900143-06-0.
  4. Elmar Schallert: Gasthäuser und Bürgerkultur im alten Nenzing, S, 158 (google books).
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Feldkircher Alpbesitz einst und heute, Feldkirch aktuell 5.2007, S. 48.
  6. Werner Vogt: Der Nenzingerberg, S. 19.
  7. Werner Vogt: Der Nenzingerberg, S. 17.
  8. Elmar Bereuter: Vorarlberg - Schwabenkinder-Wege : auf den alten Wegen der Schwabenkinder durch Vorarlberg und die Grenzgebiete von Tirol und Liechtenstein, München 2012, Bergverlag Rother, ISBN: 978-3-7633-4416-1, S. 256 ff.
  9. Feldkircher Alpbesitz einst und heute, Feldkirch aktuell 5.2007, S. 47.
  10. Vorarlberger Volksblatt vom 20. Oktober 1911, S. 3.
  11. Vorarlberger Volksblatt vom 22. Dezember 1920, S. 3.
  12. 1 Mittmel = 225 Wiener Quadratklafter ≙ etwa 809,2 Qadratmeter, Gesamt somit: 450.724,40 m²
  13. Vorarlberger Landstimme vom 5. Juli 1927, S. 5.
  14. Vorarlberger Landeszeitung vom 20. Mai 1927, S. 3.
  15. Vorarlberger Volksblatt vom 1. März 1930, S. 5.
  16. Vorarlberger Volksblatt vom 26. Mai 1925, S. 7.
  17. Vorarlberger Landstimme vom 31. Juli 1930, S. 5.
  18. Johann Jacob Staffler: Tirol und Vorarlberg, statistisch und topographisch, mit geschichtlichen Bemerkungen, S. 122 (google books).
  19. Vorarlberger Volksblatt vom 26. Jänner 1911, S. 3.
  20. Vorarlberger Landes-Zeitung vom 9. Juni 1925, S. 3.
  21. Wandertipp: Alpweg am Nenzingerberg, Webseite: orf.at vom 16. August 2015.

47.1660919.701349Koordinaten: 47° 9′ 58″ N, 9° 42′ 5″ O