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Und vor allem in der Volksschule, das war alles sehr einfach. Ein Bretterboden ein geölter und eine Wandtafel und eine ABC Tafel hat es noch gegeben, ja vielleicht noch irgendwelche Landkarten und der direktor hat das eben mit staker Hand geführt, man muss sich ja überlegen wir warn | Und vor allem in der Volksschule, das war alles sehr einfach. Ein Bretterboden ein geölter und eine Wandtafel und eine ABC Tafel hat es noch gegeben, ja vielleicht noch irgendwelche Landkarten und der direktor hat das eben mit staker Hand geführt, man muss sich ja überlegen wir warn nicht so viele Kinder, im einem Jahrgang waren, ich hab es jetzt überlegt, ungefähr 12 Kinder, ich glaube nicht, dass am 15 erreicht hat. Wenn man das jetzt mit 4 mulitipliziert waren das zwischen 50 und 60 Kinder in der Volksschule, anre das war aklles recht gut organisiert und sind da alle recht gut durchmischt worden, gute Klassenkommeratschaft gehabt. Das war eigentlich alles ganz normal, da hat es jetzt keine besonderen standesunterschiede gegeben, wenn man jetzt davon absieht, dass es in jeder Klasse ein, zwei Kinder gegebben habe, die also die vier jährige Volksschule mit 13 Jahren noch immer nicht abgeschlossen haben, die sind also dann irgendwo hinten gesessen und haben dort die Zeit abgesessen, aber das war jetzt nicht weiter schlimm. | ||
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(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun; † 13. April 2019 in Rodaun) | (* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun; † 13. April 2019 in Rodaun) | ||
=== Martin Wallner === | ===Martin Wallner=== | ||
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(*15. März 1925 in Wien, ) | (*15. März 1925 in Wien, ) | ||
Aus einem Brief am 13. Mai 2004 | ==== Aus einem Brief am 13. Mai 2004 ==== | ||
"Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs. | "Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs. | ||
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==== Videointerview 2018 ==== | ====Videointerview 2018==== | ||
'''Was für Erinnerungen kommen Ihnen, jetzt, wo Sie wieder in Ihrer alten Straße stehen?''' | '''Was für Erinnerungen kommen Ihnen, jetzt, wo Sie wieder in Ihrer alten Straße stehen?''' | ||
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Das war eine Religionsfrage, aber ich hab gewusst, ich bin was anderes, ohne zu wissen was. Ich hab gewusst, als Sohn von jüdischen Eltern, ... Des hat mir nichts ausgemacht, niemand hat mir was vorgeworfen, es waren keine Bemerkungen oder Hänseleien, gar nichts. Wir hab'n mit denen Fetzenfußball gspielt und so. Also wirklich nichts. Aus Rodaun hab ich nur die schönsten Erinnerungen, so wie sie waren. | Das war eine Religionsfrage, aber ich hab gewusst, ich bin was anderes, ohne zu wissen was. Ich hab gewusst, als Sohn von jüdischen Eltern, ... Des hat mir nichts ausgemacht, niemand hat mir was vorgeworfen, es waren keine Bemerkungen oder Hänseleien, gar nichts. Wir hab'n mit denen Fetzenfußball gspielt und so. Also wirklich nichts. Aus Rodaun hab ich nur die schönsten Erinnerungen, so wie sie waren. | ||
'''Wo haben sie Fußball gespielt?''' | |||
Irgendwo, auf einem Feld oder was. Später hab'n wir Fußball gspielt im Überschwemmungsgebiet in Wien. Auch so, zwei Leiberl ausgezogen, ein Fetzenfußball und so, des war's. Aber in Rodaun selbst, ich war frei, wie ein Vogel und ich hab den Kindern zuhaus erzählt, und ich hab's wirklich geglaubt, dass von mir in die Schule im Winter, des hat a halbe Stund gedauert. Es hat sich rausgstellt, des waren zehn Minuten Entfernung, aber in meiner Kinderwelt, (zeigt) so, jetzt bin i a net viel größer, hab ich gemeint, eingebildet, das ist die Entfernung. Und nachher, wie wir das besucht haben, es war net weit zu gehen. Die Elisenstraße lang, dann ist da ein kleiner Bach, links einfach, dann in die Ketzergasse und ich weiß nicht, ob die Schule dort war. Hab die nie wieder gesehen. Bin paar Mal zurückgekommen, nach Wien und auch um Rodaun zu besichtigen, keine Spur davon gesehen. | |||
'''In Rodaun lebten sowohl Reiche als auch Arme : War diese Kluft stark spürbar?''' | |||
Naja, die Erwachsenen schon, ich nicht. Ich hab gsehn, es war'n reiche Leut' mit schönen Villen, in ein oder zwei waren,... – ich hab zuhaus a paar Fotos noch. Schöne Häuser, gelb gestrichen alle, mit Gärten rundherum. Aber ich hab gwusst, die ghören nicht zu mir. Bei manchen, wo meine Mutter geputzt hat, durft ich im Garten spielen. Also, hab ich,... was heißt spielen, ich hab Seifenblasen, sie haben mir a Glasl geben mit da so und ich hab Seifenblasen in die Luft geschickt, ich war immer so ein Träumer, das weiß ich. | |||
Nein, es war wirklich eine schöne Zeit, soweit ich mich erinner. Ich hab nichts gelitten, zum Essen haben wir eh nichts ghabt. Aber es hat mir nichts gefehlt, so war das Leben als ein junger Schnösel so wie ich, der denkt net viel drüber nach. | |||
'''Gab es in Rodaun oft Veranstaltungen, Feste?''' | |||
I glaub net.I glaub net, i hät's gehört.Ich hät hingehen können. | |||
13:22 | |||
A Wirtshaus hat's geben, des gibt's wahrscheinlich noch immer. Um die Eckn, dort bei der Elisabethstraßen, wenn der Vater gekommen ist, hin und wieder, er hat gsagt: "Geh! Nimm mir no a Krügerl Bier". Hat mi hingschickt, bin i mim Krügerl in der Hand. Aber so, am gesellschaftlichen Leben, ich kann mich an nichts erinnern. Gar nichts. Und auch an die Fremden, ich hab nicht gewusst, wer fremd ist. Das ganze Rodaun, nicht ganz, es hat vielleicht zehn Autos gwesn. | |||
Also keine Erinnerungen, ich hab auch nicht gesucht, ich war,... als Kind hat man andere Aussicht aufs Leben. Noch keinen Eindruck von... Hät man mich verprügelt, oder so naja.... Nichts! Ich war eigentlich, ich war da,... ich war anders. Das ist es. Ich wusste ich war anders, aber wie, was... Und dann wie ich zu dem Rabbiner gegangen bin, - also der war nicht einmal ein Rabbiner, ich bin sicher, der war kein Rabbiner, es war einer mit am Bart. | Also keine Erinnerungen, ich hab auch nicht gesucht, ich war,... als Kind hat man andere Aussicht aufs Leben. Noch keinen Eindruck von... Hät man mich verprügelt, oder so naja.... Nichts! Ich war eigentlich, ich war da,... ich war anders. Das ist es. Ich wusste ich war anders, aber wie, was... Und dann wie ich zu dem Rabbiner gegangen bin, - also der war nicht einmal ein Rabbiner, ich bin sicher, der war kein Rabbiner, es war einer mit am Bart. | ||
'''Haben sie Erinnerungen an die Straßenbahn in Rodaun?''' | |||
Ich bin so gern mit der Straßenbahn gefahren. Das war der360er damals. Der 60er ist dort stehen geblieben, das war die Endstation und sind wir umgestieg'n in der 360er und ist die steile Steigung runtergfahr'n. | Ich bin so gern mit der Straßenbahn gefahren. Das war der360er damals. Der 60er ist dort stehen geblieben, das war die Endstation und sind wir umgestieg'n in der 360er und ist die steile Steigung runtergfahr'n. | ||
Und was für a Bim des war. Also ein langer Zug mitn Schaffner, der Fahrer hat immer ghört, der erste Wagen hat dann ein Zeichen geben müssen, der zweite und der dritte und dann ist er gfahr'n. Und wir Jungen sind aufgsprung'n auf die Plattform. Aufighupft, gseh'n der Schaffner kommt, schnell wieder obihupfen. Naja, kleine Bürscherl waren wir wirklich also... Und ich war eigentlich frei. Der Vater war nie da und die Mutter war beschäftigt, also ich war in der Schule, war ich aufgehoben und nachher war ich eigentlich bei Nachbarn um die Eck'n eingeladen, einfach dort bei denen im Garten spielen zu dürfen. | Und was für a Bim des war. Also ein langer Zug mitn Schaffner, der Fahrer hat immer ghört, der erste Wagen hat dann ein Zeichen geben müssen, der zweite und der dritte und dann ist er gfahr'n. Und wir Jungen sind aufgsprung'n auf die Plattform. Aufighupft, gseh'n der Schaffner kommt, schnell wieder obihupfen. Naja, kleine Bürscherl waren wir wirklich also... Und ich war eigentlich frei. Der Vater war nie da und die Mutter war beschäftigt, also ich war in der Schule, war ich aufgehoben und nachher war ich eigentlich bei Nachbarn um die Eck'n eingeladen, einfach dort bei denen im Garten spielen zu dürfen. | ||
'''Erinnern sie sich an das Kino in Rodau?''' | |||
In Rodaun bin ich nie in a Kino gangen. Hab gar nicht gwusst, dass es eins gibt. | In Rodaun bin ich nie in a Kino gangen. Hab gar nicht gwusst, dass es eins gibt. | ||
'''Waren sie dann in Wien öfters im Kino?''' | |||
Ja, kann ich Ihnen erzählen, aber das hat nichts mit Rodaun zu tun. Da waren wir schon, immerhin waren wir schon zwölf, dreizehn, kann mich schon nimma, wieviel sowas... Und das war schon in der Hitlerzeit. Und natürlich war damals Kino gehen Juden verboten. Im Park: Hunde und Juden kein Eintritt und Kino auch war nur ab – dieser Film – war nur ab 16. Und Juden sowieso nicht. In der Glorietten, des ist in Wien aber. Weiß nicht, ob Sie des hören wollen, ob des nach Rodaun ghört. Es, ja, ich find's a lustige Gschicht. Alle meine Gschichten sind lustig. Die meisten. Und nicht über alles lacht man. Und des, wir kommen dort hin, dort sitzt so a Madl hinten: "Wie alt seid's es?" Hab ich gsagt mit meiner tiefsten Stimme: "Naja, no net keine 16 aber immerhin wird sind net weit" Und dann geben's uns die Karten und... Und die haben uns die Karten verkauft und – wir waren zu zweit – ich und noch so ein Deppater und wir sehen den blödsinnigen Film mit einem deutschen, des war ein Held, der Helmut. Ich weiß nicht mehr. Blaue Jungs, blaue Jungs an der Waterkant | |||
17:16 | |||
Also wir sitzen drin und der Film war eigentlich nichts und dann geht dieser Vorhang leicht auf, das Licht geht an, sodass's dunkel ... und es kommt einer rein und ich sofort gewusst, ich hab sofort gesehen, des ist ein Kieberer. Mit dem gelben Mantel und seinem engedäpschten Hut. Und der setzt sich genau hinter uns beide. Also die hat nachher der Polizei – scho wieder mein Glück, mehr Glück als Verstand -, denn hätten die das der Gestapo gemeldet, dass a Jud' geht ins Kino, naja abgeknallt. Es war a Kinderpolizei. Des hat's damals gegeben. Und dem hat sie gsagt: "Da sind zwei gekommen, die haben gsagt, sie sind 16, schauen Sie sich das an!" Also wir wollten, ich hab meinem Freund gsagt: "Komm, schleich ma uns!" Und, wir wollten aufstehen, sagt der von hinten mit einer gutmütigen tiefen Stimme, legt mir so die Pratzen von hinten auf den Rücken: "Bleiben's sitzen, meine Herren, bis nach der Vurstöllung" | Also wir sitzen drin und der Film war eigentlich nichts und dann geht dieser Vorhang leicht auf, das Licht geht an, sodass's dunkel ... und es kommt einer rein und ich sofort gewusst, ich hab sofort gesehen, des ist ein Kieberer. Mit dem gelben Mantel und seinem engedäpschten Hut. Und der setzt sich genau hinter uns beide. Also die hat nachher der Polizei – scho wieder mein Glück, mehr Glück als Verstand -, denn hätten die das der Gestapo gemeldet, dass a Jud' geht ins Kino, naja abgeknallt. Es war a Kinderpolizei. Des hat's damals gegeben. Und dem hat sie gsagt: "Da sind zwei gekommen, die haben gsagt, sie sind 16, schauen Sie sich das an!" Also wir wollten, ich hab meinem Freund gsagt: "Komm, schleich ma uns!" Und, wir wollten aufstehen, sagt der von hinten mit einer gutmütigen tiefen Stimme, legt mir so die Pratzen von hinten auf den Rücken: "Bleiben's sitzen, meine Herren, bis nach der Vurstöllung". Na hab i mir denkt scho, na, des wird scho gut werden. Und nachher kommen wir raus – er hat uns gesietzt, kleine Bürscherl – und nacher: "Eichere Papiere!" Jetzt kommt's: Na ich zeig ihm meinen Ausweis, der schaut sich das an: "Jesus, Mariah und Josef und a Jud' sand's a noch!" Ich find das so lustig. Also nicht arg genug, du darfst nicht ins Kino, weil net 16 bist, aber a Jud' a noch dazu. Ich find das wahnsinnig lustig. | ||
'''Waren sie in einem Rodauner Bad?''' | |||
Keiner | Keiner hät mi einilassen wahrscheinlich. Oder war ich zu klein, hab net schwimmen können. Na, ich weiß nicht einmal, dass es so etwas gibt. | ||
'''Waren sie jemals bei der Mizzi Langer Wand klettern?''' | |||
Nana, des so... I bin ka Bergkletterer. Des ist a steile Wand, gewidmet der Mizzi Langer. Des war eine Bergkletterin. Aber von oben haben wir rübergeschaut nach Kaltenleut (?????? (19:20), glaub ich, war gegenüber. Aber deswegen heißt sie Mizzi Langer Wand, aber ich bin net klettern gangen. Ich kann net amal die drei Stufen steigen. | Nana, des so... I bin ka Bergkletterer. Des ist a steile Wand, gewidmet der Mizzi Langer. Des war eine Bergkletterin. Aber von oben haben wir rübergeschaut nach Kaltenleut (?????? (19:20), glaub ich, war gegenüber. Aber deswegen heißt sie Mizzi Langer Wand, aber ich bin net klettern gangen. Ich kann net amal die drei Stufen steigen. | ||
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Was ich die ganze Zeit nicht wusste, in Wien hab ich meine Frau wahrscheinlich jeden Tag gesehen, ohne zu wissen, dass sie mal mei Frau sein wird – sie war in einer anderen Verbindung – haben nix zu tun gehabt miteinander. In diesem Zug, waren wir auch beide zusammen, weil sie ihre Flucht auf einem anderen Weg über Bratislava... und darüber gibt's Geschichten, die war auf der eingefrorenen Donau einenhalb Jahre fest in Serbien. Und dann haben wir uns irgendwie in Israel kennengelernt, | Was ich die ganze Zeit nicht wusste, in Wien hab ich meine Frau wahrscheinlich jeden Tag gesehen, ohne zu wissen, dass sie mal mei Frau sein wird – sie war in einer anderen Verbindung – haben nix zu tun gehabt miteinander. In diesem Zug, waren wir auch beide zusammen, weil sie ihre Flucht auf einem anderen Weg über Bratislava... und darüber gibt's Geschichten, die war auf der eingefrorenen Donau einenhalb Jahre fest in Serbien. Und dann haben wir uns irgendwie in Israel kennengelernt, | ||
[[Kategorie:Rodaun]] |
Aktuelle Version vom 19. April 2024, 19:17 Uhr
Im Rahmen des Geschichtsprojektes "Rodaun Heritage" wurden zahlreiche Video-Interviews mit Menschen geführt, die einen wichtigen Teil ihres Lebens in Rodaun verbracht haben. Persönliche Erinnerungen (oral history) aus diesen Gesprächen werden hier dokumentiert.
Gertrude Djumovic (geb. Schultes / verh. Knoll)
(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun)
Videointerview am 29.3.2017
Das Interview mit Frau Djumovic führte Marcus Marschalek
"Die Mama war im Elternhaus in der Bäckerei Schultes am Hauptplatz in Rodaun (Hochstraße 2). Der Papa war bei Schöller-Bleckmann, das war eine Firma, eine Eisenfirma glaube ich. Wir haben immer ein Kindermädchen gehabt. Mein Bruder ist vier Jahre jünger gewesen wie ich und bis zu meinem sechsten Jahr, bin ich dauernd unter Aufsicht gewesen. Es war eine ältere Kinderfrau zur Betreuung von der Mama eingeteilt, hier im Haus. Wir waren sehr verschreckt, mein Bruder überhaupt, ich auch. Bis auf einmal, Irgendetwas hat ihr nicht gepasst, oben in der Wohnung, da haut die mir eine rein. Ich fliege hinaus an die Wand. Das war dann das Ende meiner Kindheit.
1:40
Der Papa war zufällig - wir haben die ganze obere Wohnung gehabt - zufällig einmal zuhause, oder hatte Heimarbeit, das weiß ich nicht, ich war ja ein Kind. Ich bin hinein gerannt, brüllend zum Papa. Der Papa an Ort und Stelle - wahrscheinlich hat er das gleich gesehen - an Ort und Stelle hat diese Frau rausgeschmissen. Nehmen sie ihr Klumpert und verschwinden sie von meiner Wohnung. Und was er ihr noch gesagt hat weiß ich nicht, ich war ja noch ein Kind. Von damals an war es für mich dann schön.
2:26
Ich bin dauernd dann bei der Großmutter oben gewesen in der Bäckerei, a junges Mädchen haben's dann genommen, statt der Alten. Jedenfalls war meine Mutter sehr ungehalten, dass der Papa das gemacht hat, die rausgeschmissen hat. Sie sagte, schließlich sei sie ja ich dazu da. Was ihr der Papa gesagt hat, das weiß ich alles nicht. Harmoniert haben sie beide nicht.
2:54
Jedenfalls mir ist es dann einmalig gut gegangen, wie sonst nicht. Im Geschäft haben sie zur Mama gesagt, gut dass sie die Alte hinausgeschmissen haben, die Kinder waren ja total verschreckt. Diese Anna, Anna Wunderbar, oder was weiß ich, wie die geheißen hat. Das ist ja wahr.
3:18
Das Haus war immer da, in der oberen Wohnung war ich meistens bis zu meine sechsten Lebensjahr.
3:48
Oben beim Bäckerhaus, bei der Großmutter ist es mir nur gut gegangen, bis es soweit war, in die Schule, in Rodaun. In das Pensionat, konnte man erst ab der 3. Volksschule eintreten. Oben in St. Christiana. Da haben sie gewartet, die Mama, nicht die Großmutter. Mir hat man nur gesagt, einen Satz, den weiß ich bis an mein Lebensende: “des Mensch muss weg”. Ich bin so verwöhnt worden, die zwei Jahre dann. Hinauf ins Internat. Ich bin da zuhause und musste im Internat leben, schlafen. Ich war kein braves Kind. Mehr kann ich nicht sagen. Ich war sechs Jahre im Internat. Ich kenne den Orden innen und außen und was sich abgespielt hat die Ungerechtigkeiten noch und noch und noch. Ich habe genug erlebt. Ich war kein braves Kind.
5.14
Ungerecht. Das waren so große Unterschiede. Meine Leute haben viel gezahlt für mich. Haben genug gehabt. Der Papa hat verdient, die Mama oben im Bäckenhaus, das war umsonst. Jedenfalls habe ich mich sehr gekränkt. Ich bin hier zuhause und musste da oben schlafen und leben. Das war im 9er Jahr.
5:47
In Rodaun hatte damals der Hofmannsthal gelebt. Und das wieß ich noch ganz genau. In Rodaun sind immer drei Leute gestorben. Das war der Hofmannsthal, sein Sohn der war Syphilitiker und meine Großmutter. Die drei waren damals. Die Oberin läßt mich rufen. Ich habe das Zügenglöckerl gehört. Die laßt mich rufen, Trude setz dich her, hin und her. Sag ich, sie brauchen mir gar nichts mehr sagen, die Großmutter ist tot. DIe war ganz weg. Ich war weder vorlaut. Ich habe mich sehr gekränkt über die Großmutter, für mich war das fürchterlich. Ich habe das gespürt.
6:48
Mir brauchst nichts erzählen. Ich bin römisch-katholisch. Für mich gibt es nur einen Gott. Aber für Schwestern habe ich nichts über. Ich habe meine Erlebnisse gehabt, das können sie mir glauben.
7:10
Im Hof, Spiele, ungarisch. Da waren Ungarinnen, so reiche Leute. das weiß ich heute noch. Ungarische Spiele. Ich habe ganz gut Ungarisch können, da waren meistens Ungarinnen oben. Da haben wir gespielt. Dann sonderbare Spiele auch. Zum Beispiel. Allah ist groß, da haben wir Turnübungen gemacht und Mohammed. Dann sind wir gehüpft. Turnübungen. Heute wäre das Spott. Eigentlich. Das ist wahr. Sechs Jahre Kloster sind vergangen bei mir.
8:03
Nach diesem Kloster bin ich dann nach Laxenburg in die Haushaltungsschule dasselbe in grün, geistliche Schwestern sehr lustig gewesen. Zur Strafe haben wir müssen aufwaschen, entweder in der Küche oder im Gang oder in einer Kammer, da hat mir dann eine andere gsagt, melde dich gleich für die Kammer. Dosen sind dort aufgestellt mit Keks und alles mögliche, die war selber schon dort. Ich hab das dann ausprobiert, auch gut, na dann is das vergangen, … die andere Zeit.
8:55
In Rodaun war ein Kino, in den Ferien bin ich nach Haus gekommen, ich hab mich nur erkundigt, dass ich Neuigkeiten über Rodaun höre, da hab ich dann schon meine ghabt. Da waren Zechmeister, Schwestern, Prinz Marian, Stifftermizzi, also gleichaltrig mit mir, nur i war im Internat und die waren heraußen und haben mehr gesehen wie i.
9:31
Die Plach Mizzi, mit`m was i wir, habens hinter in der hinten in der Lanche, da haben sie`s trieben, da haben sie`s trieben, na lauter so blöde sagen, Kinder halt. Hoch interessant gewesen.
9:50
Jedenfalls war das dann eh alles beendet, Laxenburg auch, na dann ist der Umsturz gekommen. Wir haben alle Deutsche geheiratet. Das ganze Regiment war bei uns im Kloster. Da in Rodaun, ich bin ja da zu Hause, das war ja auch ein Internat, da war ich ja in der Schule, das war eine Wirtschaftsschule.
11:07
Mich hat das eigentlich nie betroffen, es war sehr interessant, wir jungen Menschen, die Uniformen, hin und her. Wir waren fünfe die haben alle Deutsche geheiratet in Rodaun damals. Die Prinz Marian, die Prinz Fritzi, die Zechmeister, die Knoll Trude, die Knoll Trude war i, die haben die Deutschen geheiratet.
12:41
Der Rodauner Hauptplatz, a PDM, das Haus steht eh noch. Ich bin dann gleich in den deutschen Arbeitsdienst gekommen, als Arbeitsmaid. Das ist das Lager, da war ich in der Niederlausitz, in Brandenburg, nicht in Rodaun. Ich war ja dann sehr viel in Deutschland.
13:50
Wie es beendet war, bin ich nicht nach Deutschland, ich bin da geblieben und hab von der Kommandantur aus, der russischen eine Aufenthaltsbestätigung gebraucht, damit ich da sein kann. Hab ich auch bekommen, bin da geboren, aber das ist alles wahr ge. Und durch meinen deutschen Mann ich bin nicht weg.
Die Prinz Marian und die Stifft Mizzi die sind nach Deutschland, die Zechmeister nach München.
14:30
Mein Mann ist nach Deutschland, der war verwundet auch, mir scheint, ich weiß es nimmer genau, das ist schon so lang her.
15:00
dann haben wir, wie ich klein war, der Papa, zweimal Hunde gebracht fürs Beckenhaus oben, englische Bulle, englische, die habens dann oben, meine Verwandten haben da ganz schöne Häuser gehabt oben; das Hanglhaus, die Maierhof und heroben das Schulteshaus, was dann striegl wurde. Dann haben sie den hund ins Hanglhaus hinüber und den zweiten hat mein Papa auch gebracht, den hat ein Wehrmachtsauto direkt vorm Geschäft zusammengeführt.
16:00-16:16
16:16
Die Lina ist die Schwester von der Mama gewesen, von meiner Mama, da waren drei Kinder im Schulteshaus. Dei Mama, die Tante Lina und der Karl Onkel. Karl Onkel hat sich versoffen, damals war nicht modern Tee mit Rum, sonder Schwarzer mit Rum. Meine Großmutter hats auch, meine Großmutter, die ist ja früh gestorben.
16:54
In Rodaun gar nicht, da sind sie rauf in Kloster, ins Pensionat; keiner Schwester ein Haar gekrümmt. In Kaltenleutgeben sind angeblich Überfälle gewesen, in Rodaun nicht.
17:17
Das kleine Rodaun, ich müsste sich anlügen, harmlos.
17:30
Na das war interessant, da war eine Ausspeis, da hat können jeder hingehen essen, ob sie arm sind oder sonst was, da hab ich auch fotografien. Ich hab damals vom Papa einen Voigtländer bekommen und da hab ich die alle fotografiert. In der Mayerhofgasse war die Ausspeis, drinnen im Maierhof war einquartieren, in der Bäckerei waren auch welche einquartiert. Damals harmlos, gutmütig, so lauter Landleute waren die Soldaten, die was da waren.
18:33
Ich bin in den deutschen Arbeitsdienst, als Arbeitsmaid, was bleibt dir denn da über. Nach Deutschland bin ich
18:55
Ja, eine alte Familie oben da am Hauptplatz, ein altes Liebespaar, ich weiß es von der Bäckerei, waren eines Tages weg , da haben sie gesagt die sind im 2 Bezirk, da ist ein Haus wo sie ein paar alte Juden zusammentun, die sind dann eh umgekommen. Also von die Seper weiß ich ganz genau und dann in der Ketzergasse, wo die Greißlerei war, da war eine alte Dame, die Miss Mayer, eine alte englische Jüdin. Diese haben sie dann auch dorthin verfrachtet, die hat privat immer Klavierunterricht gegeben, eine alte liebe Dame, bei der hat die Mama schon Klavierunterricht genommen, die hat das privat gemacht.
20:34
Ja die oben, ein altes Ehepaar oben im Stock irgendwas mit Grün, na ich weiß nimmer genau.
21:37
Ich hab dann sofort eine Anstellung bekommen bei der deutschen Reichspost. Den ich war vom Amt, da hats gegeben A09, hat das geheißen, das war die telefonische Telegramm Annahme. Danach sind erst die Fernschreiber gekommen. und da hab ich mich dann nach Berlin gemeldet, nach dem Fernschreiber, aber bei A09 weiß ich ganz genau am Börseplatz, den haben sie wahrscheinlich auch schon weggerissen,da war unser A09 und da kann ich mich noch genau erinnern. Nach dem Nachtdienst haben wir frei gehabt und einen Tag und einen halben dann wieder im Dienst. Da bin ich gekommen sagen die: herst du hast was versäumt da war was los, die Mayer haben sie geholt. zwei Betriebsleiter sind gekommen zu der Mayer ihrem Platz und haben sie mitgenommen. Von der Frau Mayer hat man nie wieder was gehört.
Und zwar war der Grund der, das die hat sich über den Hitler geäußert und alle Telefonate sind abgehört worden, das weiß ich genau, ich weiß nicht was sie gesagt hat, aber das war der Grund-
23:25
Und ich hab ein anderes Erlebnis gehabt: der Betriebsleiter, sehr freundlich zu mir, auf einmal es möchte mich jemand kennenlernen. War meine Stimme sympathisch, Sie müssen sich vorstellen Name so und so und eine Nummer. Der wollte mich sehen ein Mann, ein trumm Mannsbild, im Ledermantel damals. Na sag ich, freundlich war er zu mir der Betriebsleiter und er sagt: da unten sitzt er schon in der Halle. Ich soll nur hingehen er wird mich schon sehen. Ich geh runter in die Halle und kommt so eín trumm Mannsbild auf mich zu. Ein Berliner, ein Obernazist mehr oder weniger.
24:30
Ich hab mich mit dem privat getroffen und da hab ich sehr viel gehört, was interessant war. Ich weis nicht in welchem Weinlokal ich mit ihm war, geweint hat er, da hat er getrunken und gesagt was ich gesehen hab, scheußlich, auf Karre, ich weiß nicht was er mir da alles erzählt hat, waren eh schon halbert tot und die haben sie dann auch noch. Das war in wien am Börseplatz in Wien.
25:30
Und das A09 war das erste und die Frau Mayer wurde abgehört; bei mir war das das Gegenteil der hätte mich wieder mitgenommen, aber so Gott will ich hätte können meinen Platz nicht verlieren als Schreibkraft, mit ihm. Weil der war auf Urlaub da, aber ich hab das nicht wollen. Das war eine Gabe Gottes und dann war schon im Getto, aber er hat mir erzählt im Rausch fürchterliche Sachen, obwohl er selbst dabei war.
26: 28
Solang ich in Wien war bin ich mit der Straßenbahn gefahren. Ich hab mich ja dann nach Berlin gemeldet. Manche haben sich nach Amsterdam, das war damals Holland auch gleich an der Reihe am Anfang, und ich nach Berlin.
Und wie ich in Wien war bin ich dauernd hin und her mit der Straßenbahn. Da war ja nix und manchmal auch gegangen von Mauer nach Rodaun um 11, allein und es ist nicht passiert. Das kannst heute nicht mehr machen.
27:20
Kaltenleutgeben, na das war ja eh bekannt, da hinten, hab ich gut gekannt, sind viele auch gekommen von der Stadt raus.
27:45
Ich war fast nie da, ich hab mich dann weggemeldet nach Berlin. Nach Berlin war ich im Sozialministerium, da war ich da. In einer fürchterlichen Abteilung, in der Opferfürsorge Abteilung, und da hab ich eben viel gewusst und viel gesehen.
Da war ich Jahre lang und dann bin ich in Pension.
28:27
Es hat Greislereien zu genüge gegeben. Da wiesawie Fleischhauer, gegenüber ein Milchgeschäft. Die Kosldamen, der Laden ist zu. Nach der Brücke auf der rechten Seite ist zu, heute auch, das war die 3 Koslweiber. Da hast bekommen 10 Deca Butter, 5 Deca Salami, Hefte für die Schule, Holz und Kohle zum heizen, das hat es alles gegeben, beim Kosel.
29:33
Gasthäuser, Wirtshäuser; da oben an der Ecke, wo die Straßenbahn die Biegung macht, da war ein Wirtshaus, schräg gegenüber Kaffeehaus mit Wirtshaus, auf der drüberen Seite, an der Ecke ein Gasthaus, da sind heute Italiener drinnen, mir scheint der Schneiderwirt.
30:30
Ja zum Heurigen dann schon eine Zeit lang, den Deutsch denen hat das ja gefallen. Nein, mit meinem Mann, ich war ja verheiratet mit einem Deutschen, mit dem Horn, Horn hat er geheißen.
32:06
Bei uns war ein altes Bad, die Wieselmühle, ich weiß nicht ob ihnen der Name etwas sagt, Wieselmühlbad, dann haben sie das Stelzerbad erst gemacht, wie ich ganz klein war war das die Wieselmühle. Und zwar die Wiener Gasse hinunter, wo jetzt das Kaffeehaus ist, um die Ecke und da war dann ein liebes altes Bad und das haben sie dann zugeschüttet und dann ist schon hinten gebaut worden beim Stelzergrund.
31:55
Ich erinner mich noch ans Stelzerhaus meine Verwandten haben da auch Brot hingebracht. Und wie dann die Deutschen gekommen sind wurde dort natürlich dann getanzt in der Veranda, da war so eine große Veranda, wie ein Saal, da sind wir gerne hingegangen.
32:27
Und dann haben sie drüben das große Bad, das stelzerbad, aber davor, wie ich ein Kiond war, ist dort eine Quelle gewesen und daneben die Schwab. Die Leute sind damals mit der Wäsche min Schubkarren ins die Schab geheißen, dort bei der Quelle, das ist heute verschüttet. Da steht heute die Tierhandlung steht, die haben sie zugeschüttet, die hab ich vor mir, sehr interessant. Mit Trinkwasser und gegenüber war das Hotel und da waren auch Kabinen, das war zu meiner Zeit in der Monarchie, hab ich dann gehört, kleine Bäder keine Kabinen.
Das war ein kaltes Wasser, Schwefelhaltig, das war aber ein besonders Wasser damals. Aber warum sie es zugeschüttet haben, das weiß ich ja alles nicht.
33:50
Dort war der Stelzer. Von der Monarchie hat es geheißen die Reichen sind von der stadt zum Stelzer gefahren. Das war was ganz besonderes der Stelzer. Und meine Verwandten haben auch das Brot und das Gebäck zum stelzer geliefert.
34:30
Da hab ich alleweil Rodaun ist nichts besonders. In Perchtoldsdorf das war immer sehr groß, das war immer sehr groß, alles, in Rodaun, das war nix besonderes, ja einen kleinen Kirtag.
Aber dann hat das alles angefangen, am Kirchenplatz, aber wie ich ein Kind war, erst dann später. Da gabs einen Kirtag oder Standeln.
35:27
Also wenn ich jetzt da rauf komm ich hab das alte vor mir, was einmal Schultes war, das hat dann Striegel übernommen, der Onkel Karl war tot, Tante Lina ihr Mann, die Schwester von der Mama war die Karoline Striegel, und deren Kinder dann, der eine ist jetzt ein Friseur mir scheint, Striegel Friseur, der Bur hat Mehlallergie gehabt, da will ich mich nicht weiter äußern, da bin ich diskret. Und jedenfalls der Lina ihr Mann der ist mit drei Geschäften zu Grunde gegangen und hier die Verwandtschaft der Bur ist heute auch ein alter Mann, gleich alt gewesen, wie mein verstorbener Bruder. Das war alles Pleite, die Striegel haben auch 3 Geschäfte gehabt, in Rodaun, in Kalksburg und in Perchtoldsdorf, aber heute hörst du das Wort Schultes, was der Ursprung ist nicht mehr.
37:13
so viel weiß ich das jedes Jahr Überschwemmungen waren, herausgetreten, die Au, die Stelzau, das is ja alles verbaut, da waren nur Wiesen.; zu meiner Zeit
37:47
Ja da ist gearbeitet worden und da weiß ich nur, dass die Rodauner geschimpft haben: Die machen lauter Blödsinn, lauter Blödheiten; das weiß ich noch und dann haben sie das wieder weggerissen und dann haben sie Steine, wieder weg, lauter Blödheiten gemacht.
38:09
Und interessant war das: Die Deutsch waren da, in der Kaserne oben, dann waren die Russen da, nicht ein Haar wurde gekrümmt. Die Russen haben nichts getan, man darf ja nicht über russen schimpfen.
38:46
Al ich kleiner war, waren Pferde. Da is bei der Bäckerei, da haben wir keine Autos gehabt, da so war ein Wagen mit einer Platten und zwei Resser, da war hinten der stall oben. Wunderschöne Pferde und zwei, drei Sau waren auch und Händln und na alle möglichen Viecher, oben im Beckenhaus, hinten.
39:30
Viele Leute haben tiere auch gehabt, die Distel zum Beispiel, wird Ihnen ein Name sein, nicht nur vom Wein, da sind die Leute mit der Milch hin, mit den Scherben, 1 Liter,2 Liter; alle gelebt, Butter gemacht, Topfen, alles mögliche; das waren eine Menge
40:00
Da im Haus; die kleine Wohnung hinten da war ein Gärtner drinnen. Da haben wir ein Glashaus hinten gehabt im Garten, der hat sogar Blumen verkauft, ein großer Garten, ist noch da, mein Bruder hat zwar 3 Testamente gemacht für seinen Teil, mein Teil kann er nicht angreifen, den hab ich meiner Tochter gegeben, ich hab ja nur noch eine.
41:11
Also daneben weiß ich das war ein kleiner Elektriker, ein Geschäft man konnte Schalter kaufen, aber alles klein, aber es war alles da, das weiß ich noch ganz genau. Und gegenüber das war ein Herrschaftshaus, die Polack. Nach dem alten Stil und da waren Kinder und Kindeskinder, zum Beispiel eine Polaktochter hat wieder einen geheiratet, oder wie weiß ich, da waren dann wieder vor mir Gleichaltrige. Da war ich dann schon zu mir nach Deutschland in die Heide, in die Merksche Heide.
42:27
Seidl, heißt er, hat er geheißen, a da war ja die Hochzeit um Gottes willen. Eine Russin war da, die hat er geheiratet in Mödling und ich hab dann gefragt, oder die Rosi hat dann gefragt, na da war dann eine Tafel irgendwo, na auf einen Kaffee sind sie gegangen und dann hat sie gezahlt.
43:12
Na der Vater war auch so versoffen, ein Zeichner war das.
43:56
Also mein Großvater, Gott hab ihn seelig, Schult hat man selber, am Gieshübel ein paar Weingärten waren dort und der Großvater hat immer ausgesteckt gehabt und der Karl Onkel noch wie er gelebt hat, im August, und dann haben sie keinen Wein mehr gehabt und er hat so schön hergerichtet alles; der stall war so schön tapeziert mit Tannen und allem. Da sind Gäste aus Wien gekommen und haben gemeint, herst besorg einen Wein wenn du keinen mehr hast, aber wir wollen da nicht raus gehen.Das hör ich heute noch.
44:39
Das Hanglhaus das ist heute nix und daneben sehen Sie jetzt eine Garage, das war das Hanglhaus. Das große Gebäude am Hauptplatz jetzt, ich weiß nicht was jetzt drinnen ist. Auf der rechten seite am Hauptplatz, zwischen Wienergasse und Hochstraße, dort wo früher die alte Volksschule war.
45:46
Meine Großeltern haben allerHand Besitz gehabt und wie gesagt Karl Onkel war tot und die Kinder von der Tante Lina, der Strigl Bua hat dann auch wieder Kinder gehabt.
46:09
Ich werde Ihnen etwas sagen, der Strigl Bua, die Tante Lina ist gestorben und da waren wir gemeinsam beim Distl Heurigen da und das war 60 Jahre danach und da sagt der zu mir: Trude erinnerst du dich noch, wie du beleidigend warst zu mir? Vor 60 Jahren das hat der Bua nicht vergessen. Damals hat er mich amal vertratscht. Als Kind; und ich hab gesagt du gehörst doch da überhaupt nicht eine. Das hat mir der, ich glaube, bist zu Totenbett nicht vergessen. Das is die Wahrheit. Ihr gehörts da überhaupt nicht her und du vertratscht mich, schaum dich.
47:00
Da hab ich hinten beim Zaun irgend ein Ding gehabt, ich war ja eh nie daheim und wenn ich mal da war, in den Ferien, dann war ich halt auch ein bissi aufgeweckt. Aber er hat mich vertratscht und nach 60 Jahren hat er mir das nicht vergeben, mit dem ihr gehört da gar nicht her. ,,Schneidest du dich nicht? Ihr gehört da gar nicht her, wortwörtlich.
47:40
Ich hab keine schönen Erinnerungen gehabt, wenn ich ehrlich bin. Ich hab dann einen sehr feschen Kerl kennengelernt nachdem Erich.
48:03
Da muss ma nach Mauer zum Dannheim oder nach Perchtoldsdorf, abet´r in Rodaun selber; ja beim Schneiderwirt war einmal ein Ball, jedes Jahr, beim Schneiderwirt, was heute der Italiener ist. Geschäfte waren, Auxberger, die waren wieder verwandt mim Schneiderwirt und hin und her, aber jeder hat Geld gehabt.
48:42
Na jeder hat viel Grundstücke waren; die sind halt auch veräußert worden. Aber ich weiß, dass viele Grundstücke waren.
49:02
Na Weinbauern nicht, wenig, ein paar schon; aber manche sind arbeiten gegangen in die Zementfabrik hintere, bei Kaltenleutgeben, die is auch nicht weit weg gewesen. Oder manche sind nach Wien.
49:32
Nein die waren, was ich weiß, na manchmal war schon schotter, aber meistens waren sie asphaltiert.
49:53
Mit dem Wagen, die Pferde, die sind da mit den zwei Resser da nach Kalksburg ins Gutenbachtal nach hinten gefahren zum Doppler und haben ein Brot hingebracht, weil Schultes das Brot verlangt haben. Wir kennen heute Striegel, aber Schultes von dem das alles stammt. Der doppler war ein Gasthaus in Gutenbach, ja nach dem Bauernhof und auf der rechten Seite ist dann schon der Lainzer Tiergarten.
50:56
Da war ich ein Kind im Hofmannsthal, da haben sie gesagt, zwei Söhne waren da und der Vater. Der einen Sohn ist nach Paris und ist schwer krank wieder zurück gekommen. Der zweite ist dann mit der Titanic umgekommen. Und in dem Jahr is die Großmutter gestorben, das waren dann 3 Tote. Der alte Hoffmann und der Syphilitiker; waren auch drei in dem Jahr von meiner Großmutter. Und in Rodaun hat es geheißen auf jeden Fall sterben drei Leute, wenn dann sind es drei und das hat sich immer bewahrheitet.
51:52
Und das vergess ich auch nicht, natürlich wirst du boshaft und schlimm. Der Kirchenchor das war etwas besonderes,eine Begünstigung, da hast du Honig bekommen und Malzzucker, aber die Behandlung war anders. Da war eine zweite und ich und wir wollten auch im Chor, so schöne Stimmen haben wir auch gehabt wie die anderen, aber uns haben sie nicht genommen und da sind wir boshaft geworden. Und da war eine alte, kleine Schwester, Leonie hat die geheißen, und die hat zu mir gesagt: Trude du bist ein schlimmes Kind, aber ein gutes, da hab ich mich so darüber gefreut, dass mich einmal jemand lobt, ich bin ja sonst nie gelobt worden ich hab mich so gefreut und bin noch ekelhafter geworden und hab es noch mehr getrieben.
52:50
Blöd war ich nie, rechnen hab ich nicht können, aber für Geschichte war ich immer da, das hat mich besonders immer interessiert.
53:10
Ein Pfarrer, das Pfarrhaus oben, ich weiß nicht ob es heute noch steht, ein niederes Haus, dem Pfarrer sein Haus. Ich hab nie was zu tun gehabt mit dem. Ich war ja dauernd im Kloster und dann weg.
53:54
Die Adelheid haben nicht einmal die Russen hinausgehaut so schiarch war die. Sei konnte nichts dafür, lauter Narben hat die gehabt im Gesicht. Ich glaub da haben sogar die Russen a Angst gehabt vor der. Die war da, da waren nur noch drei, aber die war da.
54:21
Da ist mein Kind in Rodaun auf der Liesingerstraße in Rodaun gegangen, so ein Menscherl war sie und da kommt eine Klosterschwester, so eine hässliche hab ich gehört, mit einem Gesicht, und hat sie aufgehalten und gesagt: Bist du das Kind von der Knoll Trude? Des hat sie mir Jahre noch erzählt. Die hat mein Kind aufgehalten, also haben wir Ähnlichkeit gehabt im Gesicht wahrscheinlich.
55:00
Und dort wo die Apotheke war, war gegenüber der Zechmeister und das waren Fuhrwerker, alte Fuhrwerker; da ist heute noch am Haus so ein Zeichen, Fuhrwerker, früher mit Pferde, dann hat die Doni hat dann schon ein Auto gehabt. Immer die zwei Menschen, die Doni ned, haben a Deutsche geheiratet, san nach München. Das war in der Ketzergasse, Zechmeister, Fuhrwerker, keine kleinen.
56:13
In Liesing war doch die Brauerei, da war doch ein Braumeister, und der hat einen Sohn gehabt. Der hat das Kind aufgezogen. Bei der Geburt von dem Kind ist die Mutter gestorben und der Vater hat dem Burm aufgezogen und das war der Herbert. Statzberger Herbert ist zum deutschen Arbeitsdienst, zur selben Zeit wie ich, haben wir uns noch geschrieben und dann ist er sofort übernommen worden zum Militär und der erste Einsatz war in Pole und da ist er gleich umgekommen und der Vater ist narrisch geworden, den haben sie dann müssen in eine Anstalt.
57:23
Ja der Doktor Wimmer, ein bekannter Arzt. Und daneben (im wimmerhaus) war der Doktor Keckes.
57:55
Ja viel, überall waren die Fahnen. Die waren draußen, natürlich haben sie sie rausgesteckt bei irgendwelchen Wirtshäusern das es besser ausschaut. Es waren nicht so viele überzeugte Nazis in Rodaun, aber es war halt; überzeugte waren das keine glaub ich. Zwar dann hat es schon geheißen Obernazis, Obernazis.
58:37
Ein paar Leute sind verschwunden, die warnen dann weg, wie die Deutsch gekommen, wie zum Beispiel die alten Juden. Die waren dann im zweiten Bezirk in einem Heim, sind dann eh altersbedingt gestorben. Und die alte Miss Mayer, die Jüdin, das war immer di Miss Myer, obwohl Wort englisch war, bekannt.
59:34
Ein paar Halbritter, Obernazi hat es geheißen dann, die haben sich sehr hervorgetan manche, manche. Von denen hast du dann auch nix mehr gehört. Vom Halbritter, dem seine Eltern haben auch eine kleine Greißlerei gehabt, Greißlerin waren ja genug in Rodaun
01:00:33
1)
Na ich bin bestimmt, die alte Hebamme, hab ich ihnen das Bild gezeigt mit dem Hund, die alte Navatnie, die ist in die Häuser gegangen entbinden helfen.
01:00:57
Spazieren im Wald so wie bis zu meinem sechsten Jahr mit der Kinderfrau im Wald. Und die hat uns wohin gesetzt den kleinen Burm mim Wagerl und mich, hat Harz gekratzt von den Bäumen und das irgendwie veräußert, das weiß ich heute noch. Das ist streng verboten, aber sie hat es halt gemacht. Bis zu der Watschengschicht mit mir das war das Ende.
01:01:44
Viel Wald, Wald haben wir genug gehabt oben der Berg noch und noch und der Park ,der schöne Park, der Klosterpark. Steinbruch, Kletterschule war der Steinbruch, da ist sehr viel passiert, abgestürzt beim Üben, nicht einmal. In Rodaun die Kletterschule vis-a-vis vom Kloster hinein.
Rudolf Fritzsche
Videointerview am 24. 02. 2018
0.00
Rodaun war für mich immer ein kleines Paradies. Denn, wie ich ein Kind war, war unser Hauptwohnsitz Wien. Es war der dritte Bezirk am Heumarkt. Wir haben damals gewohnt in einer schönen Stadtwohnung gegenüber vom Eislaufverein, der Rückseite vom Eislaufverein. Und da stammen auch meine ersten Erinnerungen von dort her. Die Fenster meines Schlafzimmers sind auf den Heumarkt hinaus gegangen und ich kann mich als Kind erinnern, dass in der Nacht, als ich einmal aufgewacht bin, dann hat man im Zimmer die Lichter gesehen, von den Autos die vorbei gefahren sind. Unterhalb meines Fensters sind die damaligen Taxis gestanden. Das war irgendwie ganz interessant. Wenn wir spazieren gegangen sind, dann war gleich vis-a-vis der Stadtpark. Und, ja, der hat einfach dazugehört.
1.07
Aber, wir haben den Sommer immer in Rodaun verbracht, denn Meine Großeltern haben im Jahr 1903 dieses Haus als Sommerhäuschen gebaut und sind auf Rodaun gekommen, weil das war ja eine Zeit, wo die Leute auf Sommerfrische gegangen sind und je näher es bei Wien schön war, desto interessanter war das, weil dann konnten die Männer vor allem, in Wien ihrem Beruf nachgehen. Das war damals relativ einfach von Rodaun, denn ich habe ja zum Beispiel gefunden einen alten Fahrplan, der ist so groß, ich habe ihn dann dem Bezirksmuseum geschenkt. Da hat man gesehen, es hat vom Südbahnhof direkte Züge nach Kaltenleutgeben gegeben und man war vom Südbahnhof in einer halben Stunde am Rodauner Bahnhof.
2.12
Das ist eine Verbindung die heute die Bundesbahn kaum zusammenbringt.
2:27
Der war dort, wo die Schienen über die Hochstraße gehen. Der war dort daneben. Dieses Häuschen, dieses Bahnhofsgebäude ist noch lange gestanden bis dann einmal zu einer Zugsentgleisug gekommen ist. Der hat dann diesen Bahnhof, dieses alte Häuschen einfach weggeräumt. Den hat man also dann ganz liquidiert. Ea hat aber dabei auch, ich weiß es nicht genau, ein zwei Tote gegeben. Es war nicht so einfach.
3.00
Daher war Rodaun auch für Sommerfrischler interessant. Man hat damals sich irgendwo in einem Haus eine Sommerwohnung gemietet und hat den Sommer verbracht. Die Väter, so zu sagen, konnten sich das einteilen mit ihrem Beruf . Das war für eine bestimmte Schichte durchaus möglich. So sind sie nach Rodaun gekommen.
3.30
Nicht nur meine Großeltern, sondern schon meine Urgroßeltern haben in Rodaun Sommerfrische gemacht.
3.40
Denn ich weiß, dass mein Großvater in Rodaun verstorben ist. Und zwar hat er damals gewohnt in der heutigen Hochstraße, dort konnte ich, trotz aller Mühe, das Haus nicht herausfinden. Weil da irgendeine Unstimmigkeit zwischen dem Patezettel und den tatsächlichen Hausnummern war. Also ich bin noch nicht draufgekommen. In der Nähe vom Haus Danzinger war es. Dadurch sind sie auf die Idee gekommen sich in Rodaun anzusiedeln. Die haben eine Zeit lange, meine Großeltern, so schräg vis-a-vis in einem Haus eine Sommerwohnung gehabt. Und haben halt herüber geschaut, haben halt gesehen, aha, da ist noch eine freie Fläche, das könnten wir doch kaufen. Die haben zuerst zwei Parzellen gekauft von der damals Mauthner-Markof-Gasse bis ungefähr zur heutigen halben Gartenlänge. Und dann später hat mein Großvater das hintere Stück, so sagen wir immer dazu, Richtung Fürst-Lichten-Steinstraße auch noch dazu gekauft und dadurch haben wir jetzt einen ziemlich großen Garten.
5.12
Ich habe natürlich immer nur die Erinnerung an diesen Garten, denn wir sind, wie ich ein Kind war, dann immer hinaus gezogen mit einem Fuhrwerk. Da wurden die wichtigsten Dinge draufgelegt und dann ist man übersiedelt. Das ging alles solange ganz gut, bis dann meine Schwester der Volksschule entwachsen ist. Sie ist hier in Rodaun in die Volksschule gegangen. Sie ist fünf Jahre älter als ich. Sie sollte dann ins Gymnasium gehen und dann war die Frage, wie macht man das? MIt der Volksschule, das war schon schwierig genug, denn sie hat das Schuljahr in Rodaun begonnen und Rodaun war damals Niederösterreich und dann sind wir im Herbst, ungefähr zu Allerheiligen, nach Wien zurück übersiedelt. Und dann hat sie das Schuljahr weiter verbrachten bei den Ursulinen in der Stadt drinnen. Ich glaube in der Johannesgasse war es nicht und war dort bis Ostern. Zu Ostern sind wir dann wieder heraus übersiedelt. Dann ist sie wieder in Rodaun in die Schule gegangen und hat hier das Schuljahr beendet. Das ließ sich in der Volksschule machen. Ob sie dadurch irgendwelche schulischen Mängel gehabt hat, weiß ich nicht. Aber das war also möglich.
7.03
In die Schule ist sie ungefähr 1929 gekommen. Dann war also die Frage wie machen wir das weiter. Die Eltern haben sich dann entschieden: Das Beste ist, wir ziehen ganz nach Rodaun. Sie haben die Wiener Wohnung, Gott sei Dank, muss ich sagen, aufgegeben und meine Schwester konnte also nach Mödling ins Gymnasium gehen. Das war damals mit der Straßenbahn kein Problem. Zwanzig Minuten mit dem 360er. Ja der 360er ist nach Mödling gefahren, das war keine Sache. Ich bin dann ganz normal in die Rodauner Volksschule gegangen.
7.48
Die war damals dort, wo jetzt das Fahrradgeschäft ist. Das war eine zweiklassige Volksschule. Nicht zweitklassig, ich möchte fast sagen: erstklassig. Man hat dort wirklich was gelernt. In der ersten und zweiten Klasse war der Lehrer Baumgartner. Der war ruhig und besonnen. Dann die dritte und vierte Klasse war damals der Herr Oberlehrer (Heinrich) Spendlingwimmer. Der war ein richtig guter Schulmann.
8:25
Er ist ja von Oberösterreich, von Haidershofen, ist er nach Rodaun gekommen. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum er sich diese Stelle ausgesucht hat, aber er hatte zwei Kinder, einen Sohn das war der Ingoma, der dann in späteren Jahren medizin studiert hat und die zweite war die Ilse Spendlingwimmer, verheiratete Liedler, die heute da in der Ketzergasse wohnt, so ungefähr 2 Häuser vom Haus seinerzeitigen Bühlen entfernt.
9:11
die lebt noch die war etwas jünger. Und der DIrektor Spendlingwimmer war wirklich ein ausgezeichneter lehrer und ich muss sagen ich zehre heute noch zum Teil von dem, was er uns beigebracht hat.
9:32
Rodaun war ja damals eine kleine Welt. Das war damals eine heile Welt, wobei es interessant war, es hat verschiedene Gesellschaftsformen gegeben. Das eine das waren die Ansässigen, die alt Ansässigen, das waren die Landleute, Bauern, Weinbauern. Wobei jetzt in Rodaun es gar nicht viel Weingärten gegeben hat. Die waren entweder in Perchtoldsdorf gut oder sie waren am Mauerwerk sauer, der war richtig verschrien der Maurer Wein als richtiger Sauerampfer. Aber sie haben da ihre Heurigen gehabt und dann ein paar Felder, zB. dort Kaisersteig dort hinauf das waren Felder die dort glaub ich Blumen bewirtschaftet hat und dann 9n der Nähe, also neben der Breitenfurterstraße wenn man nach Kalksburg fährt, dort auf der linken Seite waren auch Felder und da haben die ein bissl so das Notwendigste an Getreide angebaut.
10:58
Die Gegend hier war auch sehr ausgerichtet auf die Milchproduktion, die in die stadt geliefert wurde. Also da waren zu meiner Zeit noch so 6, 7 Bauernhöfe, zu jedem könnte man ein Geschichterl erzählen, vielleicht komm ich noch dazu.
11:45
Ich bin ja in diese Rodauner Gesellschaft hinein gekommen und wollte eigentlich grad sagen, dass hier die eine Gesellschaftsform die Bauern waren. Dann waren es die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden. Das hat ja in Rodaun alles gegeben, es hat ja zwei Schüssel gegeben, es hat drei Fleischhauer gegeben, es hat drei, na wie sagt man da, kleine Spar gegeben und dann hat es die, ein paar so Intellektuelle gegeben. Es shat den Gemeindearzt gegeben, den Doktor Wimmer, durch viele Jahre ist auch ein Mann über den man vieles erzählen kann, den Apotheker hat es gegeben, wir haben als auch Schuhgeschäft gegeben und es hat ein Geschirrgeschäft gegeben und so weiter.
12:53
Und dann waren die Leute hier, die sich in Rodaun angesiedelt haben, das waren also die aus Wien gekommen sind und die also da im Schatten des rodauner Dorflebens ihre Häuser gebaut haben. Eine der ältesten Häuser ist ja der Gallo Rosso, heute, früher war es das Dorfwirtshaus und ich kann mich noch gut erinnern das war das Gasthaus Schneider und da hat sich eigentlich alles abgespielt. Dort hat der Gesangverein seine Bruben gehalten, dort wurden Aufführungen gemacht, also das war so das Zentrum von Rodaun. Der sportverein hat dort seinen Sitz gehabt.
14:09
Und dann eben wo verschiedene größere, das war das Haus Hofmannsthal Schlössl. Also mit dem Hofmannsthal insofern zu tun hat, dass ungefähr 20 Jahre gelebt hat und sehr viel geschrieben hat. Aber es war halt insofern interessant, dass es für so viele Künstler ein Treffpunkt war und die sind da nach Rodaun gekommen, auch Richard Strauß war einige Male bei Hofmannsthal und die haben dann überlegt wie sie diese Opern abstimmen können sodass sie aufführung reif und interessant werden.
15:00
Dann war ja wo das heutige Kaffee Garden drinnen ist, das war auch so ein kleines Parles das hat auch die Gemeinde Rodaun dann mal gekauft und dort das Gemeindeamt eingerichtet, das vorher in dem Haus war, dass auf dem Grund gestanden ist, wo jetzt das Fahrrad Geschäft ist, nicht. Dort drinnen war also auch der Rodauner Posten der Ortspolizei, da waren also zwei, drei Polizisten. Der eine war ziemlich beleibt und da haben wir immer alle gelacht ´, der hat einen Dieb gesehen und wollte ihm nachlaufen, aber das war natürlich nicht möglich, der war zu schwer. Und dann war noch die Schwammberger und Schab, die haben ihre Großvillen gehabt in der heutigen Hochstraße, ungefähr dort, wo jetzt die Häuser 17-19 stehen.
16:13
Noch ein paar so große Villen. Und unser Nachbar war auch einer von denen der da heraus gezogen ist, und zwar war das der Karl Kapsch, einer von den drei Brüdern, die eigentlich die Begründer der Firma Kapsch waren. Die Firma Kapsch hat angefangen als Schlosserei und haben dann den Aufschwung gemacht in das moderne Zeitalter. Also sie haben angefangen Radios zu bauen und solche Dinge und sind dadurch schnell zu Wohlstand gekommen. Und der eine hat sich dann da auf der Mautner Markhofgasse 17 einen schönes Haus gebaut. Der zweite hat ein altes Barockhaus gebaut in der damaligen Hauptstraße, heute Villagasse und der dritte war in der Hinterbrühl ansässig.
17:40
Das war also wieder eine Gruppe, die so ein bisschen zusammen gehört hat, aber die hat sich alle in das Rodauner Leben eingefügt, die haben also etwas getan auch für den Ort und ich weiß meine Großeltern waren also da sehr bekannt und haben da so mitgearbeitet und so und so viel andere auch noch.
18:20
Und wenn ich daran denk, wenn Sie durch die Elisenstraße spazieren, dann diese Villen die noch da sind sobald sie nicht weggerissen sind, die sind eben auch aus dieser Zeit, wo man sich in Rodaun eben angesiedelt hat. Aber die Leute haben wieder einen Kreis einerseits unter sich, aber andererseits offen, da hat es keinerlei Probleme gegeben.
19:07
Ja die haben durchaus miteinander gespielt. Naja für die Schule hat es hinter der Schule einen Art Garten gegeben und da wurde dann während der Schule gespielt. und außerhalb der Schule da war die Situation anders. Da hat man zusammengefunden und man hat sich irgendwo getroffen. Und im Jahr 1938 war ja da ein großer Schnitt, damals wurde ja auch die Hitlerjugend hier in Rodaun eingeführt und da wurden die alle zur HJ, also der HJ einverleibt und da gab es zwei mal in der Woche, das hat Dienst geheißen, da ist man zusammen gekommen, da hat man Gesang oder solche Sachen geübt und das andere Mal gab es Geländespiel im Wald des Zugberges also dieses Waldstück, was hinter der Bergkirche liegt. Und das andere Mal war irgendeine Veranstaltung, wo man also mittun musste. Da ist dieses Lockere verschwunden durch diese Jahre, paar Jahre und das war alles mehr organisiert.
20:50
Das war vielleicht auch alles mehr eine Spaltung in Rodaun, denn es gab also eine ganze Menge von Nazis und es gab eine ganze Menge, die dagegen waren. Da hat sich also ein Gegensatz gebildet der aber nicht weiter tragisch war, der hat sich für das weitere Leben gar nicht so bemerkbar gemacht. Genauso wie es sich vorher nicht bemerkbar gemacht hat, dass so und so viele jüdische Leute mit den zugezogenen Bekannten verkehrt haben.
21:39
Ich weiß meine Eltern, vor allem meine Mutter, hat eine Reihe von jüdischen Freunden gehabt. Meistens eher Halbjuden, aber das war kein Thema
22:10
Na da hat es nicht viele gegeben, die rein jüdisch waren.Ja die sind halt dann irgendwie verschwunden, das war dann aber nicht sehr bemerkbar, es war dann eher bemerkbar umgekehrt sogar, es war eher bemerkbar, dass ganz große Nazis dann nicht bei allem mitmachen konnten, wiel sich herausgestellt hat, dass sie Halbjuden waren. Die waren sehr enttäuscht darüber und heben das die Ehegatten dann irgendwie richten können, dass die Halbjuden oder Vierteljuden da bleiben konnten und nicht all zu sehr verfolgt wurden. Ich weiß also zB. die Familie Keri die, die verwandt war mit der Familie Strigl, die Frau Keri war eine geborene Striegl war mit dem Herrn Keri verheiratete und das war ein englischer Jude.
Die Kinder waren also Halbjuden, der eine beim Burgtheater, der Ott Keri und der andere war bei der Philharmoniker und die Lisl Keri war eine sehr gute Künstlerin, eine wunderbare Malerin, die also die schönsten Kinderbilder gemacht hat. Und die wurde dann in irgendeine Fabrik gesteckt und musste dort Kisten rücken, oder ich weis nicht, nichts besonderes
24:00
Und ansonsten haben sich plötzlich; na man hat ja gewusst wer sich eigentlich in der Richtung tenduíert und der Baumeister Ilger ist plötzlich stramm herum marschiert mit einer braunen Uniform und wobei viele, wenn sie gewusst hätten was ihnen da dort, bestimmt nicht Nazi geworden wären. Vom Baumeister Ilger der Sohn ist im Krieg gefallen, also ich meine nur das ist allein schon ein Grund warum man dem lieber ausgewichen wäre, wenn man das geahnt hätte.
24:45
Ja und sonst muss man sagen es gab natürlich eine so genannte Vaterländische Front in Rodaun, aber die war nicht so ausgeprägt. Also diese verschiedenen Gruppierungen waren in s vern interessant.
15:00
Das Zentrum war letztlich ,in einem gewissen Sinne die Pahre, weil sich dort alles angelegt hatte. Es war einmal der Pfarrer da und wie ich geboren bin war das der Pfarrer Leb, der also bis zum Jahr 37 war dann ging er in Pension. Und dann kam also dr Pfarrer Marchi, der ja im Krieg die Kirche innen renoviert hat, also man muss sich das vorstellen, er war ja stammgast im ersten Bezirk am Morzinplatz, bei der Gestapo. also die haben ihn in regelmäßigen Abständen eingeladen, also verhört, aber er war ja ein blitz gescheiter Mensch und er hat das dann immer so gemacht, dass man ihm ja nichts anhaben konnte.
26:13
Wenn ich nur denk an die Kirchenrenovierung das war ja eine große Sache, die war ja bunt, wenn man wissen will wie die früher ausgeschaut hat, dann hängt im alten Pfarraum oben ein Ölbild, das die Kirch innen zeigt, ungefähr um das Jahr 30, 35 herum. Also die war bunt in jeder Hinsicht und die wurde dann erst in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt auf weiß und Gold gefärbt, aber das war eine große Sache und während der Bauzeit im Sommer 1942, mitten im Krieg, haben die Gottesdienst stattgefunden in der Kirche des Klosters St. Christiana, die also damals noch nicht anderen Zwecken zugeführt war.
27:17
Und es war dem Pfarrer verboten zu sammeln, aber er ist das sehr gut umgangen. Bei seiner Predigt hat er dann gesagt, ja die Renovierung macht gute Fortschritte, natürlich kostet das viel Geld und ich weis ich brauch euch überhaupt nicht zu bitten um Geld, wie es kommen so viele zu mir und spenden etwas, ich brauch überhaupt nicht zu bitten. Also er hat nicht gesammelt.
27:57
Ja Geld war ja in der Kriegszeit nicht wirklich ein Problem. Die Leute konnten ja nichts kaufen, nichts besonderes und so konnte er diese Kirchenrenovierung durchführen. Die Nazi haben auch sehr auf ihn aufgepasst aus diesen Gründen.
28:20
Und ja die Schule war also wie gesagt eine zweiklassige Volksschule. die dritte und vierte Klasse, Schulstufe, wurde vom Direktor, Oberlehrer spendlingwimmer geleitet. außerdem war er in der Kirche Regenskori und Organist und dann war er beim Rodauner Männergesangsverein auch irgendwie integriert und war also eine richtige Persönlichkeit. Er hat also eine Dienstwohnung irgendwo gehabt im Schulgebäude, so hinten wenn man durchgegangen ist, oder auf jeden Fall im Schulgebäude hat er eine Dienstwohnung gehabt. Und wie die Nazi gekommen sind war er natürlich untragbar, auch umgekehrt er hat nichts angestellt gehabt, gefährliches für die Nazis, man konnte nichts bedrohliches gegen ihn tun, worauf sie ihn einfach in Pension geschickt haben, die haben ihm den Titel ,,Direktor” gegeben, haben ihn in Pension geschickt, er musste aus der Wohnung ausziehen und konnte dann eine Bleibe finden in St. Christiana und zwar steht im Park unten eine Barockvilla und zwar eine sehr große und da hat dann das Kloster ihm und seiner Familie das vermietet. Diese Villa ist also insofern interessant, dass die Kaiserin Maria Theresia, als sie die Pocken hatte, in quarantäne gegangen ist sie war dort eigentlich allein eine Magd hat sie betreut und der Leibarzt, der Franz Wietner, hat auch dort gewohnt um sie zu betreuen. Jedenfalls sie war dort edlich Wochen in Quarantäne und hat die Pocken dort gut überstanden, was damals keine selbstverständlichkeit war, sie war auch son um die 50, wie das passiert ist und sie hat also da jetzt schon Beziehungen zu Rodaun und vor allem zu Kalksburg gehabt.
31:05
Und vor allem in der Volksschule, das war alles sehr einfach. Ein Bretterboden ein geölter und eine Wandtafel und eine ABC Tafel hat es noch gegeben, ja vielleicht noch irgendwelche Landkarten und der direktor hat das eben mit staker Hand geführt, man muss sich ja überlegen wir warn nicht so viele Kinder, im einem Jahrgang waren, ich hab es jetzt überlegt, ungefähr 12 Kinder, ich glaube nicht, dass am 15 erreicht hat. Wenn man das jetzt mit 4 mulitipliziert waren das zwischen 50 und 60 Kinder in der Volksschule, anre das war aklles recht gut organisiert und sind da alle recht gut durchmischt worden, gute Klassenkommeratschaft gehabt. Das war eigentlich alles ganz normal, da hat es jetzt keine besonderen standesunterschiede gegeben, wenn man jetzt davon absieht, dass es in jeder Klasse ein, zwei Kinder gegebben habe, die also die vier jährige Volksschule mit 13 Jahren noch immer nicht abgeschlossen haben, die sind also dann irgendwo hinten gesessen und haben dort die Zeit abgesessen, aber das war jetzt nicht weiter schlimm.
33:08
Geheizt wurde mit einer art Kanonenofen, der hat halt so einen Durchmesser gehabt einen schwachen Meter und der hat also im Winter wirklich Hitze gespuckt, dass es gut war und der Herr Oberlehrer, der hat ja dadurch, dass er immer die Messe gespielt hat oben, auch im Winter, da ein bis zwei mal einen reisen Schnupfen gehabt. Er hatte die Eigenschaft gehabt, der Gedanke ist ja heute ist ja heute furchtbar, er hat seine Taschentücher immer solang es nur gegangen ist verwendet um sich hineinzuschneuzen. Und wenn sie dann nass waren hat er sie auf den Ofenschirm gehängt zum trocknen und die waren dann natürlich nach einer halben Stunde wieder trocken und dann konnte er sich weiter hinein schneuzen.
34:58
Ja das ist also auch eine Geschichte, denn meine Großmutter hat also 24 Enkelkinder gehabt und mein Großvater war ein Großkaufmann in Wien und eine sehr bekannte Persönlichkeit, die sich für das Wiener katholische Leben also sehr stark eingesetzt haben, obwohl er ja aus Deutschland, aus Dersten gekommen ist. Er war geschäftlich ganz kurz in Wien und wie es halt dann passiert, der Liebe wegen ist er dann ein Wiener geworden. War ursprünglich evangelisch, hat dann konvertiert, ist mit den Jesuiten sehr eng in verbindung gekommen. Und meine ganzen Onkel sind dann in Kalksburg ins Gymnasium gegangen und später meine Cousins auch und ich sollte diese Tradition weiter setzten, das war also das Jahr 1938, ich weiß nicht wie meine Eltern auf die Idee gekommen sind, dass das geht. Man war also damals noch blauäugiger und hat angenommen naja es wird halt ein bisschen schwieriger werden, aber es wird schon gehen.
36:42
Und da hab ich dann also im Jahr 38 die Aufnahmeprüfung, die damals ja vorgesehen war, im Kollegium gemacht. Und das war also eine neue Sache für mich, diese riesigen Räume, aber für mich war das Kollegium nichts unbekanntes für mich, weil wir dort immer meine Cousins besucht haben und wenn dort Theater gespielt wurde, dann haben wir uns das angeschaut, weil die dort mitgespielt haben. Natürlich dann ist das Kollegium im August oder so aufgehoben und ich bin also dagestanden mit meinem Zeugnis für die Aufnahmeprüfung.
37:40
Aber zu dem Zeitpunkt hat das Kollegium öffentlichkeitsrecht gehabt und es war also alles in Ordnung ich wiúrde dann in Mödling im Gymnasium angemeldet und bin dort gegangen. Ich war ja nicht der einzige der überhaupt dort hinüber gefahren ist, aus Perchtoldsdorf waren, so und so viele, die in Mödling ins Gymnasium gegangen sind und auch aus Rodaun ein paar. Die sind also alle schön brav mit dem 360 jeden Tag in der Früh nach Mödling gefahren und dann zu Mittag zurückgekommen. Das war also eine ganz interessante Sache.
38:24
Ein Schulkollege hat dann über die spätere Zeit, ungefähr 3, 4 Klasse ein buch geschrieben, dass wir schon sehr wenig zufrieden waren mit diesem totalitären Geist, der dort geherrscht hat. Und ich bin also dann also in Mödling in die Schule gegangen und damit war dann eh der Großteils des Tages ausgefüllt, denn bis man dann zu Hause waren, bis ein Uhr war der Unterricht. Dann hat man seine Aufgaben gemacht, ich hab sie wirklich gemacht. Dann war HJ zweimal in der woche und solche Schache. Un in Rodaun haben wir natürlich schon auch be irgendeiner organisierten Gruppe gespielt und das war interessanter Weise auf der Fläche, wo jetzt diese Häuser stehen, wenn man den Maurer Berg hinunter kommt.
40:03
Das war eine Geschtätten und das war die so genannte Balaverwiesn, ich weiß nicht warum und da waren also einige Gruben, auch einige Senkgruben, die von Rodaun entleert wurden oder ab und zu haben dort auch Zigeuner gecampt, wie man sagt heutzutage. Da hat man dann eben irgendwelche Spiele gemacht, wie es eben Burschen in dem Alter machen.
40:40
Da war noch etwas, ich war Ministrant, das hat auch viel Zeit benötigt. Ich bin mit etwa 7 Jahren Ministrant geworden, das hat damals auch dazugehört um ein richtiger Rodauner zu sein. Und es war auch eine ganz interessante einteilung, immer 6 Buben waren eine Mannschaft, das hat sich dann nur geändert, wenn einer aus dem Alter gekommen ist und da haben immer 2 eine woche lang alles machen müssen. also die mussten jeden Tasg in der früh ind er 7 Uhr Messe ministriere. Wenn am Nachmittag irgendeine Segensmesse, Sonntag mussten sie natürlich für die Frühmesse und für das Hochamt, das war halt dann von 10, so ungefähr, ministrieren. Ganz anstrengend war es, aber auch sehr beliebt, weil da hat man dann ein bissl Ansehen gehabt, wenn es einem dann gelungen ist die Weihnachtswoche zugeteilt zu bekommen in dem abgeschlossenen Radl, weil das war schon sehr anstrengend. Am heiligen Abend war einmal Nachmittags die Krippenandacht und dann war die Mitternachtsmesse, dann am Christtag war die Frühmesse und dann war das Hochamt und dann am Nachmittag war wieder eine Krippenandacht.
Naja da ist man dann also schon ziemlich gestresst worden, das war also für einen achtjährigen schon ganz beachtlich.
43:45
so eine besondere Ministrantenausbildung hat es nicht gegeben. Dafür haben wir aber einen ganz soliden Religionsunterricht gehabt. Wir waren natürlich auch nicht nur bei den Gottesdiensten dabei, waren auch oben haben etwa hergerichtet, haben dem Messner geholfen und haben mit dem ein sehr kollegiales Verhältnis gehabt, das war auch ein junger Mann, und zwar war er von Beruf Schuhmacher, das war sein Hauptberuf, und nebenbei dann eben Messner und hat gewohnt im Meyerhof. Da bei der Mariagrent Gasse hinein, das hat eben zum Kloster gehört, und dort hat er bewohnt ein kleines Häuschen mit seinen 2 Kindern und hat dort auch seine Schusterwerkstätte gehabt.
Er war auch zuständig fürs Leuten, das ist auch eine besondere Geschichte, das Leuten.
45:20
Beim Leuten ist einmal der Glöckel der alten Glocke gebrochen und ist durchs Fenster aufs Kirchendach hinaus gesaust und er stand daneben und der der abgebrochene Glöckel hat ihn am Kopf gestreift, zwei Zentimeter weiter und er wär natürlich tiót gewesen und er hat sein Leben lang eine kleine Narbe gehabt. Es war dann umso tragischer, er ist natürlich eingezogen worden im Krieg und ist gefallen, das war der Leopold Schick. Die Familie Schick war ja überhaupt so ein bissl in Rodaun für alles da und sein Bruder war bei der Reichskapelle.
46:15
Ja eine von diesen Organisationen war der Reichsbund, das war eine Jugendorganisation auf katholischer Basis und den hat es eben auch hier gegeben. Vor allem aber hat es eine Musikkapelle in Rodaun gegeben und das war die Reichsbund Kapelle, und die hat natürlich bei allen möglichen Gelegenheiten gespielt vor allem natürlich bei den kirchlichen Gelegenheiten, also Fronleichnam, Auferstehungsprozession und wenn sonst irgendeine kirchlich Festivität war oder ein Gemeindefest, dann hat die Reichsbund Kapelle gespielt. Die haben das ganz ordentlich gemacht.
47:29
Damit wären wir ja schon eigentlich bei déiner dieser Organisationen, aber um zurückzukommen, die Ausbildung der Ministranten ist so nebenbei gegangen und mit den Festen da wurde das dann allen erklärt. Der Pfarrer Leeb war ein sehr guter Mensch, der viel auch für Arme und so getan hat, aber wir Ministranten waren ja auch keine Lämmer, wir waren schon richtige Lausburma.
48:08
Ich kann mich nur erinnern, einmal hat da irgendeiner in der Sakristei einen unfug gemacht und da ist es dem Pfarrer Leeb zu dumm geworden und er hat den dann amal mit einem Fußtritt aus der Sakristei hinaus gefördert. Also da ist ihm sein Temperament durchgegangen.
48:42
Ich weis nicht, es waren nach mir auch noch Ministranten, ich bin j adann langsam hinausgewachsen mit dem Besuch des Gymnaiums in Mödling hat sich das dann erstens ein bisschen schlechter vereinbarn lassen und zweitens es sind ja die Jüngeren nachgerückt, das war so, und eigentlich ist dfas auch im Krieg ganz gut gegangen.
Ich weiß nur ich hab eine Zeit ausgeholfen in der Kirche, wie der Messner eingerückt war und da hab ic halt dem Pfarrer Marchi geholfen und bin halt dann in d Früh in die Kirche gegangen und hab da schnell hergerichtet und schnell mit den Glocken geläutet und dann nach 10 min bin ich gegangen und bin dann zur Straßenbahn gegeangen.
Das waren auch nur so etliche Monate, aber das hat sich irgendwie machen lassen.
50:00
Es war dann ja auch der Oberlehrer, Direktor spinglingwimmer in Pension, hat gleich daneben gewohnt und hat dann immer in der Messe unter der Woche ministriet, aber das waren ja ohne dies vielleicht 10 Leute, mehr sind da ja nicht gekommen, die mussten ja arbeiten gehen und die Frauen die haben auch was zu tun gehabt.
50:49
Naja zum Beispiel hat es ja im Krieg die Lebensmittelkarten gegeben, also man hat diese beheben müssen auf der Gemeinde, die sind für einen Monat gewesen und da waren dann so Ausschnitte drauf mit 5 Drca Wurst oder ein Viertel Liter Milch so auf die Art und Weise.
und das war das eine und wenn man irgendwelche Kleidungsstücke gebraucht hat, dann musste man sich auch einen Bezugsschein holen und das wurde auch abgewickelt im Gemeindeamt, das ist das heutige Kaffee Gartenhaus, da waren große Tische, so hab ich das in Erinnerung, abgewickelt hat das ja im großen und ganzen meine Mutter, weil ich war ja in der Schule.
52:00
Es wurden ja in der Zeit nach 34 überall Dollfuß Denkmäler gebaut und so auch eines in Rodaun und zwar hat das entworfen der Bildhauer Maler Sautner, von dem auch dieses Bild über das Innere der Bergkirche stammt, und das war eigentlich unwahrscheinlich neutral. Es ist mitten in diesem Hof gestanden, den das Haus heute bildet und das Fundament war in der Form eines Blockkreuz, Gruppenkreuzes. Und dann war es eine ca. zwei Meter hohe Vase, so ähnlich wie die Blüte einer Tulpe und dann irgendwo eine kleine Schrift, also das hätte man genau genommen ruhig stehen lassen, aber das ist natürlich auch nicht gegangen.
Das haben sie halt dann weggeräumt und einen Baum gepflanzt und der steht heute noch, oder vielleicht ist es schon der zweite oder der dritte, ich weiß es nicht genau.
53:27
Und dann hat es natürlich auch diese verschiedenen Organisationen gegeben, für die Kraftfahrer, eine eigene Sektion und für was noch alles. Es hat auch eine Wotor HJ gegeben und alle die nicht so viel von HJ mitbekommen wollten, die sind dann in diese Organisationen gegangen, da haben wir einen gehabt von der Motor SA, der hat uns dann so eingeführt, so eine Art Fahrschule, theoretische. Und dann hat es dort eine Buch 25 gegeben und dann sind wir halt einmal 10m gefahren und dann hab ich den wieder gesehen, dann war der stramm bei der SPÖ, aber er war ein ganz harmloser Fall.
54:57
Das war ja dann so ähnlich, bei der SA hat es auch so eine Motorgruppe gegeben und dann hat es eine Reitertruppe gegeben, aber nicht in Rodaun, wie sie sich sehr lustig gemacht haben über den Waldheim, naja was hätte er denn machen sollen, wo hätte er denn hingehen sollen.
55:24
Und wenn man einmal in einer solchen Gruppe war, dann war man gegenüber anderen Organisationen, vor allem eben SA, abgeschirmt, weil die durften keine Leute abwerben, weil wenn einer gesagt hat ihn interessiert das mehr, dann mussten sie es zur Kenntnis nehmen, aber direkt zur Werbetätigkeit war eigentlich nicht üblich und nicht möglich und nicht erwünscht.
55:57
Man darf ja nicht vergessen, die ´Zeit war ja relativ kurz 38- 45, die letzten Jahre, vom Jahr 44 an war ich eingerückt, war ich bei der Flugabwehr, da sind schon mal 2 von diesen 7 Jahren weggefallen und die ersten 2 Jahre da war ich noch bei der HJ. Also es war kein sonderlicher Spielraum für solche Aktivitäten.
57:04
Nein davon hab ich gar nichts mitbekommen, weil diese Angriffe waren ja alle erst ab dem Jahr 44 und da war ich also in einer Frackstellung die sich befunden hat also auf dem Autobahndamm, der damals schon im rohbau fertig war in Vösendorf. Und das war ja nur 10,5cm Flackbatterie, aber es war manchmal schon ein bisschen mulmig, weil einen schwachen km weg war die Raffinerie bei der Triesterstraße und ein Stückerl Richtung Alterlaa da waren auch irgendwelche Fabriken und es war also ungut, die sind ja in vielen Angriffswellen geflogen. Es gab ja Tage, da sind sie mit 1000 Flugzeugen von Italien nach Wien geflogen, um den Wiener Raum zu bombardieren, das wurde erzählt, dass die amerikanischen Piloten das gar nicht gern gemacht haben, weil sie gewusst haben, dass 5% kommen nicht zurück. Und darum haben sie sich um die Angriffe nach Wien nicht sehr gerissen. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum sie die Oper mit dem Westbahnhof verwechselt haben. Das kann alles sein, das weiß ich nicht genau, aber es war eine ziemlich große Sache, weil man darf sich nicht vorstellen die sind da geflogen und dann war da plötzlich ein weißes Wölkchen, so war das nicht, denn wenn also eine Granate in einer Entfernung von 200 m von einem Flugzeug explodiert ist, dann war das Flugzeug abgeschossen, das ist herunter gekommen, weil die Sprengkraft derart stark war, da war nichts zu machen.
59:50
Das waren aber kaum Rodauner, das war die Frau Keri, die insofern einen Sonderstatus gehabt hat als sie englische Staatsbürgerin war. Irgendwie hat man akzeptiert, dass sie nicht unter die rassengesetze fällt, man hat sie nicht angegriffen, man hat sie halt leben lassen, das hat sich so ergeben.
Und die anderen bekannten die waren eigentlich hauptsächlich aus Wien, die da also immer in Abständen gekommen sind und eine Damengure bei uns gemacht haben.
1:00:50
Wir haben dann von irgendeiner Bekannten dann gehört, ja ihre Mutter war Jüdin und die wurde dann da tatsächlich irgendwo hin exportiert, oder wie sagt man da, in ein KZ geschickt. Da hat man eigentlich nichts gehört. Da hat dann der Gemeindesekretär der Herr Haas, der hat einen Sohn gehabt der eben debil war und mongoloid und der konnte relativ lange in der Familie leben, bis dann der Punkt gekommen ist wo er, so zu sagen, gefährlich wurde und da ist er hat auch irgendwie nach Steinhof gekommen. Wie weit ich aber nicht weiß, ob dich Familie nicht ganz froh darüber war, weil er wurde von einer Tante gepflegt, und sexuell missbraucht und alles mögliche, also richtig gefährlich.
1:02:37
Aber eigentlich nicht so etwas außergewöhnliches, solche Menschen hat man ja damals auch schon in irgendwelche Anstalten gebracht. ICh muss sagen, so war Rodaun nicht sehr hervorstechend mit der jüdischen Bevölkerung. Man hat das also nicht irgendwie gespürt, das man da viserwie von dem Altenheim in der Elisenstraße da hat die Familie Wundstein gewohnt da war er Jude und die Kinder haben sich dann relativisch abgesetzt als Halbjuden und sind nach Australien ausgewandert und dann aber auch da geblieben.
1:03:47
Da ist es seiner Frau gelungen, dass er nicht deportiert wurde und er war schon ein alter Herr und er hat dann dort weitgehend unbelästigt leben können in diesem Haus, das ist neben dem Bach bei der Pfitznergasse, dieses große schöne Haus. Das war bekannt, aber sonst ist mir nichts mehr erinnerlich.
1:05:01
Viel ist übertrieben, es gab einigen, die haben in Rodaun gar keine Rolle gespielt. Es gab in Rodaun ja keine evangelische Kirch, die nächste war irgendwo in Liesing und die haben also als Gruppe keine Rolle gespielt, ja die waren halt evangelisch.
1:05:47
Ja das war eigentlich damals schon normal, dass Zigeuner aufgetreten sind, es gab auch diese zigeunerischen Handwerker, die durch die Gassen gezogen sind, die also Kesselflicker waren, die mit dem Ruf ,,Fane Flicker, Fane Flicker” durch die Gassen gegangen sind und dann sind die Leute hinausgegangen und haben ihnen gebracht irgendwelche Pfannen oder Reindln die ein Loch gehabt haben und die haben dann eine Niete drauf gemacht und sie haben Messer geschliffen und so weiter.
Das war etwas ganz normales, das hat dazu gehört. Unn manchmal sind auc so ein, zwei Zigeuner aufgetaucht mit einem Tanzbären. Die haben einen Bären mitgehabt und er arme Kerl musste auf zwei Beinen irgendwelche Bewegungen machen und die zwei haben dazu gespielt und damit haben sie gebettelt.
Und dann gab es Zigeuner, die wenn sie zwei, drei Tage bleiben wollten dann haben sie dort unten auf der Gschtädten die Erlaubnis bekommen dort zu bleiben und dann sind sie nach zwei, drei Tagen wieder weitergezogen.
1:07:25
Das war ganz lustig, hat ja auch andere solche Freiberufler gegeben, zB. die Lavendelweiber, die sind aus der Slowakei gekommen und sind da durch die Gassen gezogen und haben gesagt ,,Lavendel, kaufts a Steißerl; frischen Lavendel ham ma da”. Mit diesem Lied sind die da durch die Gassen gezogen. Und ja, das war auch ein Teil von dem Rodauner Ortsbild, überhaupt aus dieser Gegend, das war nichts besonderes, das hat dazu gehört.
1:08:52
Man hat ja noch im Krieg angefangen, und zwar, man wollte behelfswohnungen für Ausgebombte machen, furchtbar war das, das war ein Wohnungsort, ich weiß nicht ob sie die jetzt noch zusammengelegt haben, auf jeden Fall haben diese Wohnungen ursprünglich 35 m^2 gehabt, ein wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Kabinett, eine Küche, ein WC. Ich glaube aber das ist nicht fertig geworden wegen des Kriegs.
1:09:50
Die jungen Leute haben ja keine Zukunft gehabt da mit einem Bauernhof, da war ja nichts zu machen. Wenn ich denk die einen Bauernhof betreiben hat, die Frau Knittl, da wo heute der Billa ist,hat die ihren Bauernhof gehabt, das war so ein kleines Häuschen, die hat also ein Pferd gehabt und einen Wagen. Wovon sie wirklich gelebt hat, das ist mir nie wirklich bewusst geworden. Sie war eine Frau mit ungefähr 120 kg, das hat uns schon entsprechend beträgt, aber sie hat diese 120 kg jeden tag in der Früh über den Kirchberg hinauf in die Kirche geschleppt. nd sie hat auch irgendeinen Mann gehabt, der ihr die Arbeiten im Haus gemacht hat und sie hat ein Pferd gehabt, einen Wagen, mit dem man spazieren fahren konnte, weil Auto gab es ja nicht und ja aber sie hatte keine direkten Nachkommen
1:11:30
Der einzige der Nachkommen gehabt hat, das war der Distl, der Mülli Distl, der hat ein paar Kühe gehabt. Zu dem sind die Leute gekommen um die Milch und der hat Weingärten gehabt und damals schon ausgesteckt und da hat er irgendwo Wiesen gehabt, da hat er das Heu geholt und der alte Dist, jetzt ist das ca. die fünfte Generation die ich kenn, also damals der alte der war ein furchtbarer Knülcht.
1:12:16
Damals war es ja noch so, dass man am sonntag nicht gearbeitet hat und er ist dann also in seiner Alltagstracht herum stolziert mit einem Schutz und ein Kapperl am Kopf und da hat er sein Heu eingeführt. Und da sind die Leute gekommen und haben gesagt;: Herr distl warum arbeiten sie denn? Heut ist doch sonntag, was wird der Herr Gott sagen? Und der Distl hat gesagt: Der Herr Gott ist mein Bauch und hat sein Heu weiter eingeführt.
1:13:57
Ja also zB. der Lohma auf der heutigen Ketzergasse das si das Haus wo also der Bipa war daneben, der hat also eine relativ größere Landwirtschaft gehabt haben. Ganz gut muss die doch gegangen sein, denn er hat sich dann ein Motorrad gekauft und hat sich, wie man so schön sagt, damit dastesen und ist tödlich verunglückt.
1:14:37
Und da hat dann die Frau Windberger, das war die Ecke Ketzergasse, Fürstlichen Steingasse, das war eine alte Frau, diese Landbauern die haben also auch Speditionsdienste geleistet. Dann Oppelmayer, das war so ein kleiner Landwirt auf der Letzten Gasse bei der Liesing, da wenn man richtung Norden schaut da sind so neue Häuser entstanden und dann ist ein kleines, niedriges Bauernhaus, heute noch so wie es immer war, und dort war also auch ein Kleinlandwirt. Die haben also eine Kuh gehabt und der Wagner und die Oppelmayer, die Tochter die lebt noch, die ist ein bissl älter als ich und lebt in Kalksburg im Caritasheim und hat angeblich so eine kleine Sammlung von Waagner- geräten zusammengetragen, die vielleicht noch in dem Haus sind, das ist in der Zwischenzeit, wie sie nach Kalksburg gegangen ist verkauft worden.
Das waren lauter so kleine Landwirte.
1:16:50
Da hat es in Rodaun alles gegeben, Lebensmittelgeschäfte und wenn ich jetzt anfange. Es hat einmal eines gegeben in der Hochstraße, dort wo die Kaltenleutgebener Straße einmündet. Und diese Geschäfte waren zum Teil auch gemischte Warenhandlungen, die haben nicht nur Lebensmittel geführt, sondern auch noch weis ich andere Sachen auch noch, die man halt auf einem Bauernhof braucht oder wenn man halt iene j
kleine Landwirtschaft hat.
Dann war links vom Kaffee Garten, wo dieses Durchhaus ist, da war eine Delikatessenhandlung, das war der Herr Schnattinger und der hat also die oberen Lebensmittel geführt, Salamie gehabt, Fisch gehabt und der hat Kaffee und Tee, die Kolonialwaren gehabt.
Dann am Fuß des Kirchenberges, dort wo Ordner ist mit dem großen weißen Zaun, das ist ja eine Weltfirma, also Baufirma mäßig. Das ist eine Tiroler Firma, die hat das gekauft. Da war also eine Lebensmittelhandlung. Das war der Herr Schmalz und sein Sohn war der Artur Schmalz und das war der einzige der mit dem Kapsch Sohn befreundet war.
1:19:07
Kapsch hatte sonst der Sohn, knappe 10 Jahre älter war als ich, der hat in Rodaun sonst keine Freunde gehabt. Das hat die Familie abgeschottet, aber der artur Schmalz der war wirklich befreundet und war auch oft dort bei Kapsch und der Kapsch hat ja sehr auf seine Familie geschaut. Wie der Sohn in die Volksschule gekommen ist da hat er die Schule ausmalen lassen innen. Also er hat also auch der Kirche viel gespendet, er hat soweit ich weiß den großen Luster in der Kirche gespendet und so einiges auch und hat also sich da schon seiner Verpflichtung nachgekomme; was zu tun.
1:20:30
Dort wo heute der Spar ist, da waren ja auch schon Lebensmittelgeschäfte. Da war eine Grünzeug Handlung. Obst und Gemüse, das war der Herr Schiffer mit seiner Frau; dann ist man ein paar Schritt hinunter gegangen. Dann später hat sich irgendwer anderer dieses Geschäftslokal übernommen und hat dann dort so Zwirn und Knöpfe verkauft. Aber meiner Zeit war vor allem der Herr Schiffer dort. Ja Blumen hat er auch verkauft und dann wenn man weiter gegangen ist da war der Herr Fessel der hat da auch eine Gemischtwarenhandlung gehabt.
1:21:49
Ecke Manowardagasse, damals Mautner Markhof Gasse da war der Herr Koso, dort wo heute diese Holhlbeugen sind diese etwas komischen. Die jetzige Besitzerin, eine Ärztin die wollte dann nach dem renovieren, dass diese Hohl Beugen bleiben. Dahinter war nichts.
1:22:36
Der Kosel war insbesondere insofern interessant, der hat eine sogenannte Maria Theresien Konzession, das heißt er hatte die Konzession mit allen handeln zu dürfen und so hat er es auch gemacht. Wenn man hineingekommen ist da hat er rechts so einen Glaskasten mit Schulheften und Bleistifte und solche Schane gehabt und dann wenn man weiter geschaut hat dann war da so eine Eckbuddl und oberhalb war eine Stange da sind die Würschtl gehangen und dann im Hintergrund war so ein Kessel da hat er Petroleum drinnen gehabt und dann waren Wände mit kauter so Schubladen und da war also alles mögliche drinnen, Getreide, Kuckeruzkörndln, Gerste, man konnte Hafer kaufen und so weiter. Und dann hat er natürlich auch Butter und Käse gehabt, ja vielleicht hat er auch ein paar Stoffe gehabt eine Schürze, ich weiß nicht, der hat wirklich die so ausgenutzt.
Und er hat drei Töchter gehabt, die älteste war die Fanny, die hat ein bissl einen religiösen Wahren gehabt, die war bissl komisch. Die Jüngste die war so lieb aber kein Geisteskind und die Mittlere war die Gretl die war sehr wif, die hat dann eigentlich den ganzen Laden geführt wie er dann schon sehr schlecht beisammen war, er hat sich dann nicht mehr sonderlich viel darum gekümmert. Er hat einen Sessel gehabt den hat er vor die Tür daneben gestellt und hat halt die Leute begrüßt, hat geschaut was sich auf der damals noch Liesinger Straße, Ketzergasse tut und so halt. Und seine Frau die war völlig unbedeutend, die hat halt den Haushalt geführt. Aber die Jüngste, die bissl naiv war; da war eine Bekannte von uns die hat halt eingehämmert und gesagt: Ja wissen Sie, die Sachen haben aber am Abend nicht mehr die Qualität, Klopapier das ist jetzt so schlecht. Und die hat gesagt: Ha, sind sie leicht mim Finger durchgekommen? Und sie dann nein nein nein, das hab ich nicht gesagt.
1:25:58
Dort wo man zum Kirchenberg hinaufkommt, auf dem Eck zu Villagasse hinein, dort ist ja jetzt auch ein modernes Haus. Dort war der Herr Schinkautz, das war ein ganz wichtiges Geschäft der hat nämlich alles geführt, was man für die Schule gebraucht hat, alle Schulhefte, alle Federn, alle Bleistifte, alle Buntstifte, jeden Klebeartikel und so weiter. Also was man für die Schule gebraucht hat, das hat alles der Herr Schinkautz gehabt.
1:27:25
Dann hat er Stoffe gehabt, Nähzubehör, also was man nur wollte. Das war das wichtigste Geschäft für uns junge Leute, dann aht er auch so kleine spielzeuge gehabt; der war ganz wichtig und sehr nett und freundlich immer. Das Geschäft ist eigentlich auch immer ganz gut gegangen.
1:27:58
Und dann beim Kaffee Garten rechts wo jetzt dieses Blumengeschäft drinnen ist, dort war eine Konditorei. Das war die Frau Banger, zuerst eine ältere Dame, die hat also dort diese berühmten Zuckerl gehabt, die berühmten Zuckerl Gläser mit dem Glasdeckel drauf. Und da waren dann die Seidenzuckerl, die sauren Zuckerl, die Drops und so weiter. Dann ein paar Mehlspeisen hat sie gehabt und im sommer hat sie Eis gehabt, das normale Eis im Stanitzel, aber sie hat auch die ersten Eislutscher gehabt, diese länglichen Eisgebilde an einem Staberl, die man also dann geschleckt hat.
Außerdem hat sie eine ganz wichtige Position gehabt, sie war der Vorverkauf für die Karten des Rodauner Kino.
1:29:26
Das Rodauner Kino das war ja eine Institution, dort woch der Hanauer jetzt ist, dort ungefähr war das Rodauner Kino. Das war so ein länglicher Saal mit etwa 20,25 Reihen zu 10, 11 Sitzen. Damals hat das insofern eine große rolle gespielt, weil nach Wien zu fahren in ein Theater das war nicht so normal, nein man ist ins Kino gegangen. Die haben auch zwei bis drei verschiedene Programme gespielt pro Woche. Und eben die Frau Banger hat neben ihren Zuckerl den Kartenvorverkauf für die Kinokarten gehabt. Dann später hat ihre Tochter das übernommen, die Betty Anger, das war eine sehr attraktive, sportliche, jüngere Frau.
(Dialog)
1:31:57
Die junge Frau Bangert war dann liiert mit dem Herr Mayer, der hatte eine höhere Position in der Zementfabrik gehabt, und ich weiß da war er dann verwitwet oder geschieden und dann haben die geheiratet und er hatte aus der ersten Ehe eine Tochter die war ungefähr so alt wie ich und ist mit mir in die Volksschule gegangen, meine erste Liebe.
1:33:16
Das war also die Konditorei und in der Hochstraße gab es dann noch ein Schuhgeschäft, das Postamt neben der Drogeri, der Herr Mittermeier, der hier die Drogeri gehabt hat, der aber auch einen Bruder hatte, der in Mödling wo dieses Durchhaus ist bei der Klostergasse, dort hat er die Drogeri dann gehabt mit Farbenhandel. Und er hat hier die Drogeri gehabt.
Dann gab es eben einen Maler, den Herrn Watzeg, der Anstreicher der Herr Kuffner. Dann gab es dort eine Geschirrhandlung dort in der Hochstraße, dann eben das schon erwähnte Lebensmittelgeschäft und dann wenn man hinunter gegangen ist, da wo einmal der Konsum drinnen war, wo jetzt noch immer kein Nachfolger gefunden wurde. Da weiß ich eigentlich gar nicht was da drinnen ist. Dann gab es dort einen Haarschneider, den Herrn Schwenecker und dann gab es dort ein Elektrowarengeschäft, die haben eigentlich ihr Geschäft in Mauer gehabt, ich glaub Schirm oder so haben die geheißen und die haben da in Rodaun eine Depandose gehabt. Also wenn man irgendwelche Glühlampen gebraucht hat oder so, dann ist man dahin gegangen.
1:35:52
Die Bäckerei Striegl und da ums Eck Richtung Kalksburg war der Fleischhauer Prinz, wir haben ja drei Fleischhauer gehabt, den Prinz, dann den Berl da jetzt diese Lackierfirma drinnen und dann in der Kaiser Franz Josefstraße der Happel. Der bedeutendste war der Herr Prinz und daneben war das Geschäft Striegl, dann eigentlich noch gar nicht so lang her, dass die Bäckerei zugesperrt hat. Das Pech war ja, dass der Stiegl der hat eine Mehlallergie gehabt und das ist für einen Becker ja nicht zu machen. Und die haben gesehen, wie sie e´sich geplagt haben und haben so die Kundschaft verloren. Die haben zB. ans Kloster St. Christiana geliefert, na die haben das dann von irgendeinem Lebensmittelhändler um das Halbe Geld bekommen die Semmel und das Brot. Da konnte der natürlich nicht mit, na die haben für den Großhandel geliefert. Und das merkwürdige war in der Hochstraße, Perchtoldsdorfer Straße gab es eine zweite Bäckerei, auch einen Herrn Striegel, der war also mit denen verwandt. Und die haben parallel der ihr Brot und die Semmeln durch etliche Jahre erzeugt.
Er ist dann ausgewandert nach Kanada, hat dort offenbar ganz gut gelebt und ist dann als Pensionist wieder zurückgekommen; da war aber die Bäckerei schon lange nicht mehr im Gange, die zweite.
(Dialog)
1:39:25
Woran ich mich aber sehr wohl erinnere ist an das Elektrogeschäft in der Hochstraße, der Herr Becker, der hatte allerHand elektrogeräte, vor allem Lampen und so Luster, aber auch Radios und Radioreparaturen. Der ist dann umgezogen, zu einem späteren Zeitpunkt dorthin neben der Dürren Liesing, dort war ein Lokal und dort ist er mit seinem Geschäft hingezogen und dort hater etliche Jahre dieses Geschäft betreiben.
1:40:20
Und seine Tochter hat betrieben die Woll- Lilly neben dem jetzt Chinesischem Restaurant auf der Breitenfurterstraße und das hat den Grund gehabt dieses Geschäft zu gründen, die ghat einen etwas reiferen Herren, ein sehr netten geheiratet und sie hatte 2 Töchter und beide Töchter waren nicht sehr wif und da haben sie sich gedacht sie machen dieses Wollgeschäft, damit sie eine Versorgung haben und sie haben das eigentlich auch ganz brav gemacht.
(Dialog)
1:41:39
Ich habe die Erinnerung an so ein kleines Holzhütterl, wie das auch bei der Straßenbahnstation vom 260, 360 war, das war eine ganz lustige Sache. #Die die das geführt hat die war verheiratet und sie war so ein bissl eine Hexe. Die waren nicjt miteinander bös, aber sie haben nicht miteinander gelebt, er war bei der Bundesbahn und wie dann in den 20 Jahren die große Welle der Kündigungen gekommen ist, da wurde er auch gekündigt und abgefertigt und hat eine kleine Pension von der Bundesbank bekommen und mehr brauchte er nicht, er hat noch da unten auf der Kaiser Franz Josef Straße ein Haus gehabt, dass einen kleinen Ertrag abgeworfen hat und sie hat eben die Trafik geführt. Da gab es ein paar Zeitungen und damals schon ein riesiges Sortiment an Zigaretten, Tabak Regime. Die hat man ja damals auch einzeln kaufen können; da hast hingehen können und sagen können ich krieg 3 Memphis und 5 Sport podre so ähnlich.
1:43:40
Ich glaube den Herrn Sarg; bei der Hochstraße, Perchtoldsdorfer Straße; das ist das letzte geschäft vor der Klostermauer. Der ist dann erst später gekommen, ich vermute, dass der invalide war oder sonst was, und dass er durch eine Trafik aufmachen konnte, ich glaub das Kloster dürfte ihm da geholfen haben.
1:44:05
Es war ja auch dort die Garage der Freiwilligen Feuerwehr von Rodaun. Die haben dort ihr Auto stehen gehabt was sie eben zum Feuer löschen gebraucht haben und die waren ja auch sehr wichtig, erstens zum Feuer löschen und zweitens wenn eine Verantwortung war, dass war die Feuerwehr und hat dort für Ordnung gesorgt.
1:45:10
Und eben das Postamt war dort oben, dann die Bäcker Striegl, dann um die Ecker Prinz und das wurde dann so vereint nach dem österreichischen Machtspruch ,,Due felix austria nube”, das heißt also, dass der Bäckersohn hat die Fleischhauers- Tochter geheiratet, der Karli, der ist aber auch schon in Pension, zwei Jahre älter als ich. Sie ist vor etlichen Jahren leider Gottes an Alzheimer gestorben, da hat er eine schlechte Zeit gehabt. Sie war aber Fleischhauermeister und hat also die Meisterprüfung gemacht und das war für eine Frau nicht so einfach, weil diese Fleischstücke; die hat da einen toten Ochsen hergehängt bekommen und musste den also tranchieren und ausnehmen und die Stücke zerteilen, also da hat es dann schon einen Helfer gegeben, der ihr dann den Rinderschinken runtergenommen hat, wenn die ihn freigelegt hat und das zum zerlegen war, aber schon allerHand.
(Dialog über Namen)
1:49:44
Unasphaltiert, eigentlich kann ich mich nicht erinnern. Die Rodauner Gemeinde war sehr aktiv, die hat sehr viel gemacht, also auch verstanden offenbar mit ihren finanzen umzugehen. Denn es hat zB. die haben die Feuerwehr unterstützt, sie haben die Pfarre unterstützt, ja es gibt aufzeichnungen wo ein neuer Pfarrer gekommen ist und er hatte gesagt man konnte eigentlich gar nicht leben im Pfarrhof, weil es hat überall gezogen im Winter und man hat mit Zeitungspapier die Türen stopfen müssen, dass man nicht dafriet´rt. und da hat die Gemeinde dann viel gemacht, sie hat auch was f´dafür gemacht, dass die Kirche immer wieder neue Glocken bekommt und so weiter. Und das hat also zum Beispiel die Gemeinde auch einen LKW gehabt, die Müllabfuhr hat da sehr gut funktioniert und zwar wurde das zuerst mit einem Pferdewagen gemacht und da ist der gekommen und hat mit einer Glocke geläutet, da haben die Leute auch gewusst wann der kommt und haben zhaltz so Kisstlen herausgestellt da war dann der Müll drinn. Vor allem war es ja die Asche. die man entsorgen musste, weil Zentralheizungen, Ölheizungen oder überhaupt Gasheizungen hat es ja nicht gegeben, man hat mit Kohlen geheizt und Asche musste entsorgt werden, Küchenabfälle und was wir halt sonst noch an schmutzigen Sachen gehabt haben und dann wurde das mit dem gemeindeeigenen LKW gemacht und der hat auch die Straßen geräumt und zwar kann ich mich da erinnern das war ja ganz eigenartig, da wurde unten am Auto wurde ein Holzpflock irgendwie befestigt und der hat dann den Schnee auf die Straßenseite geschoben und so hat man dann eben damals schon die Schneebeseitigung gemacht. Also in Rodaun hat das alles geklappt. Also schon vor 180 Jahren hat man schon den Friedhof aus der Ortsmitte dorthin verlegt, wo er sich auch heute noch befindet. Man hat ihn dann halt angemessen vergrößert und dadurch gibt es auch am Rodauner Friedhof eine ganze Reihe alter Grabstätten, dort wurden zwar sehr viele jetzt liquidiert, aber es sind doch noch eine ganze Menge alter Grabstätten da.
1:53:20
Es war eigentlich schon relativ früh so eine Sache in angriff zu nehmen, wo anders hat man die Gräber noch mitten im Ort gehabt.
Sr. Franziska Sucharipa
Geboren: 3.4.1920
Mit 14 Jahren nach Rodaun gekommen. Hauptschule in Rodaun absolviert. Im Krieg nach Frankreich gegangen wegen jüdischen Wurzeln. Nach dem Krieg zum Studium wieder nach Rodaun gekommen. Dann in den Orden eingetreten. Lehrerin und Direktorin geworden
0.08
In die vierte Hauptschule. Vom dritten Gymnasium in die vierte Hauptschule. Weil meine Eltern übersiedelt sind aufs Land. Das heißt mein Vater war schon gestorben und meine Mutti hat noch einmal geheiratet einen Grundbesitzer auf dem Land und ist dorthin übersiedelt und daher bin ich dann ins Internat gekommen. Ich war ja vorher extern in einem Gymnasium. Und weil sie jetzt nicht mehr in Wien gewohnt haben, das war ein Dorf, dort war keine Schule, bin ich ins Internat nach Sancta Christiana gekommen, in die vierte Hauptschule.
1.02
Ich bin 20 geboren. 34 um diese politisch wirren Zeiten.
1.28
Das Haus hat ausgeschaut, wie es heute auch noch ausschaut. Das Schloss das alte, das hat sich ja erhalten. Das war das große Gebäude mit dem Bakon vorne, in der Mitte und rechts und links dann längere Zubauten.
2:04
Also allein durften wir gar nichts tun, wir sind in Zweierreihen spazieren geführt worden. Also wir sind zB. die Sonnbergstraße auf der einen Seite hinunter bis ans Ende gegangen und auf der anderen Seite wieder hinauf. aber zwei und zwei und da mussten wir eine Strecke, entweder hinunter oder hinauf, mussten wir französisch sprechen. Weil die Schwestern haben ja mit uns französisch gesprochen, es war ein französischer Orden und da haben wir halt so angefangen. Vorher im Gymnasium hab ich englisch gelernt und da hab ich dort angefangen französisch zu sprechen. Und das kann ich heute noch wie meine Muttersprache fast.
3:04
Ja ich hab dann de 4 Hauptschule gemacht und 2 Jahrgänge der Frauenoberschule und dann wie ich gesagt hab, dass ich in den Orden eintreten will, bin ich in die Lehrerbildungsanstalt geschickt worden.
3:32
Nein, wir haben das Thurau des Instituts gar nicht verlassen, wenn wir spazieren gegengabe sind, dann in Zweierreihen, vorne eine Schwester, hinten eine Schwester. Was nicht verhindert hat, dass die in der Mitte an die Haustüren geleutet haben und alle heraus geläutet haben und die natürlich geschimpft haben. Das war dann unser Vergnügen.
4:13
Ja schon es wurde alles gefeiert, der Advent da haben wir zB. gezogen Zetteln mit Namen und im Advent hat dann jeder einen Schützling gehabt und er war selber ein Schützling von jemanden und denen haben wir dann Zuckerl aufs Pult gelegt oder ihm geholfen, aber wir haben geschaut, dass es geheim bleibt und erst zu Weihnachten ist offenbart geworden, wer der Schutzengel war, aber bis dahin sind sie meistens schon drauf gekommen, weil man sie ja umsorgt hat.
5:17
Ich bin vor dem Krieg nach Frankreich; meine Eltern waren schon gestorben und mein Vormund war ein Advokat, der hat die Sache durchschaut und weil meine Abstimmung nicht Lupenrein war, mein Großvater mütterlicherSeits war ein Jude, und dadurch hat der dafür gesorgt, dass ich gleich zu anfang des Kriegs nach Frankreich gekommen bin zu den Schwestern, weil ich hatte damals schon den Wunsch Schwester zu werden. Und da bin ich gleich am Anfang und hab den Krieg in Frankreich mitgemacht, nicht in Wien.
6:10
Nach dem Friedensschluss, 40 Jahr, ich glaub das war in den 40 Jahren. Und dann bin ich wieder weiter; hab ich weiter studiert um Lehrerin zu werden.
6:41
Sehr viel, ich war ja, ich bin mit den Kindern spazieren gefahren und ich bin auf die Universität nach Wien gefahren zu Vorlesungen. Also ich war mehr weg, als im Kloster.
7:19
Ja Rodaun war noch sehr schön, weil es waren Soldaten dort einquartiert und die haben zwar ein bissl die Stiegen zerstampft mit ihren Soldaten Schuhen, die musste man dann reparieren, nach dem Krieg. Aber sonst sind dann nach dem Krieg die Schwestern wieder eingezogen, konnten aber nicht das ganze Haus bewohnen, das war ziemlich zerstört, sondern sie haben einen Teil, kleinen Teil im Anbau besiedelt und das andere war zerstört, also Plafond zeitweise war runtergefallen, die Stiegen waren ausgetreten, es war Reperatur notwendig, aber dazu hat der Staat viel geholfen.
8:30
In der Ortschaft, ja schon, die Leute sind ja während des Kriegs ins Kloster geflohen, wenn Bombengefahr war. Weil da war doch ein Keller und ein Turm, wo man sich sicherer gefühlt hat. Es ist nur eine Bombe durch ein Fenster in den Turnsaal gefallen und die ist nicht explodiert. Die hat man dann abgeholt und irgendwo entschärft, aber es ist an dem Gebäude kein Schaden geschehen.
9:23
Nach dem Krieg war ich nicht in Rodaun, da war ich in Frankreich, da kann ich da nichts dazu sagen. Ich weiß nur, dass die Schwestern für die Soldaten gekocht, und die Wäsche gewaschen haben, gebügelt haben, das Haus war besetzt von Soldaten und die Schwestern mussten für sie sorgen. Wie halt eine Frau für die Männer sorg, Wäsche waschen, essen kochen.
10:25
Ja es war eine kleine Ortschaft, sie hat nur ein richtiges Geschäft gehabt. Es war wirklich eine stille, kleine Ortschaft. Wir sind da spazieren gegangen; ich kann mich mehr an das benachbarte Perchtoldsdorf erinnern, das direkt an Rodaun.
11:06
Ich hatte einen Onkel, mein Vormund, der war Advokat und der hat das ganze gut durchschaut und, da ich keine Lupenreine Arierin bin hat er mich sofort nach Frankreich exportiert. Er hat mich also sofort in den Zug gesetzt und man hat mich dann dort abgeholt und ich hab den Krieg dann in Frankreich verbracht.
11:52
Ja da musst ich sofort weiter in die Schule gehen, also die letzten Jahre der Lehre Bildungsschule machen, da war ich wieder weniger im Kloster, mehr in Wien, aber die Schwestern waren sehr offen für die Leute der Ortschaft. Während des Krieges sind sie ja immer ins Schloss, hat man das genannt, geflüchtet, weil es dort doch ein bisschen geschützter war. Und da waren die Schwestern mit der Bevölkerung von Rodaun sehr vertraut.
12:44
Der war schon reguliert.
13:08
Wir waren ja immer im Kloster, da kann ich mich nicht erinnern. Ich kann mich an zwei Geschäfte erinnern, aber auch nicht mehr an die Namen.
13:28
Alles, das war so; was es halt gegeben hat, es hat ja nicht viel gegeben. Sowohl Lebensmittel als auch Stoffe. Die haben halt die Bevölkerung mit dem versorgt, was sie bekommen konnten.
14:06
Ja bei uns im Schloss, wir haben einen Raum nach dem anderen zurück bekommen. Es haben ja noch sie Soldaten in dem Haus gewohnt, haben die Stiegen zertreten, haben die Fensterscheiben eingebaut, nicht absichtlich, aber sie waren halt stürmisch. Und nach dem Krieg hat man dann langsam alles in Ordnung gebracht und langsam eine Klasse nach der anderen wieder aufgebaut. Zuerst die Volksschulen, da waren noch mehrere Klassen in einem Raum, aber es sind dann bald immer mehr Schülerinnen geworden und dann haben wir bald die 4 Volksschule Klassen abgebaut worden und dann eine Frauenoberschule.
15:33
Man hatte viel mehr Beziehungen zu den Eltern, vorher waren wir fast, wie in einer Klausur, aber nachher sind die Eltern gekommen und haben nachgefragt über ihre Kinder und manchmal wurde man auch eingeladen, also da hatten wir schon viel mehr Beziehungen mit der Ortschaft.
16:16
Es war immer dort die Kirche, war immer aktiv, war immer besetzt, zumindestens zu der Zeit wo ich dort war, direkt während des Krieges war ich ja nicht dort. Und nach dem Krieg ist sie wieder schnell besetzt worden. sind sogar zwei Priester, die sie betreut haben abwechselnd. Und da waren dann am Anfang nur die Sonntagsmessen, aber dann auch schon Wochentagsmessen. Zuerst am Freitag und dann noch am Samstag, die Vorabendmesse, und schließlich war ein regulärer Kirchenbetreib.
17:17
Da kann ich micht nicht erinnern, weil da hat ja keiner Nachgefragt, ob der jüdisch ist oder nicht. Jeder war ein Bürger von Rodaun und da hab ich gar nichts mitbekommen, erst im Krieg und da war ich Frankreich. Da mussten wir unseren Schott verstecken, weil er deutsch geschrieben war. Und Frankreich war ja Feind vom Hitler, waren ja im Krieg. Aber in Rodaun hab ich; da war ich in Frankreich die ganze Kriegszeit und auch unmittelbar davor und danach.
18:03
Ich hatte einen Rechtsanwalt als Vormund und der hat mich rechtzeitig aus dem deutschsprachigen Gebiet nach Frankreich zu den Schwestern gebracht.
Leider kann ich da nicht dienlich sein, historisch.
18:42
Wir sind immer in Reih und Glied spazieren gegangen, ich glaub in Rodaun hat es kaum etwas gegeben, das ein oder andere Geschäft. Aber richtige Wirtschaftsbetriebe kann ich mich nicht erinnern.
19:13
Rodaun endstation und da bin eingestiegen und bis nach Wien hinein gefahren, mit der Straßenbahn.
(Dialog)
19:51
Zuerst war wirklich noch eine Straßenbahn, die war aber so wenig benützt, dass man dann einen Autobusverkehr gemacht hat von Rodaun nach Mödling, weil die Straßenbahn ist dann nur noch nach Rodaun gefahren.
20:14
Die war schon damals nicht mehr benützt. Eisenbahn ist keine mehr gefahren, aber straßenbahn hat dann die Schienen benutzt. Rodaun war dann die umsteigestelle von Hitzing nach Rodaun gefahren und dann musste man in eine andere Straßenbahn, eine elektrische, umsteigen und die ist dann bis Mödling gefahren.
21:14
Ja also es sind Nachfahren gekommen. Am Sprechtag, das war am Sprechtag, da sind sie gekommen und haben sich erkundigt über die Fortschritte und das Verhalten ihrer Kinder.
22:00
Ja es war der wunderschöne Weg in den Wald oberhalb des Klosters und dann die Perchtoldsdorfer Heide, eine große Heide, da sind wir spazieren gegangen und ja da bin ich später auch alleine sehr viel spazieren gegangen.
22:30
Das ist wunderschön, so richtig keine Bäume nur in der Mitte ein Brunnen mit Nadelbäumen und dort waren ja dann auch so kleine Tiere, Ziesel die haben dort ihre Löcher gehabt und die sind auch herausgekommen und die Kinder haben sie gefüttert. Was verboten war; aber die Ziesel ja.
(Dialog über Bieber und Hochwasser -> keine Erinnerung)
24:00
Wir waren, wenn die Filme sich geeignet haben, hat man uns auch ins Kino geführt. Und wir konnten dort zuschauen, also das Kloster war mit dem Kino in guter Beziehung.
24:30
Die hat man für uns alle genommen, wahrscheinlich eine Gemeinschaftskarte. Als Schwester bin ich dann nicht mehr gegangen, da bin ich sofort nach Wien zum Studium gekommen, an das Kino hab ich sonst keine Erinnerungen.
24:55
Unten in Rodaun ich glaub an der Ecke; leider. Von außen hat man nicht viel gesehen. Aber innen war es ein richtiges kino mit Bänken und Klappsesseln und vorn war die große Leinwand; ich hab da zu wenig aufgepasst als Kind. Mich hat dann eher der Film interessiert mit dem Jackl Guben und der Dolly Haas, mit dem Fair Preng, die kennen Sie sicher alle nicht, aber das waren unsere Filmstars.
26:20
Ja, dass ich eine sehr glückliche Zeit in Rodaun verbraucht hab als ich noch ein Kind war, dass ich das Haus geliebt habe und gern die Treppen hinauf und runter gegangen bin, natürlich in Zweierreihen und mit einer Schwester vorn und einer hinten, aber ich war sehr, sehr gerne in ROdaun. Hab auch den großen Park geliebt mit der großen Allee, durch den Park ging ja eine große Allee und da ich ja brav war, durfte ich öfter in der Studienzeit hinunter gehen und dort auf und abgehend lernen.
27:10
Komischerweise hab ich da viel weniger Erinnerungen. Nicht so positive Erinnerungen wie als Schülerin.
27:45
Das mit den Lehrern, ja hab ich ein bissl schwierigkeiten gehabt, dass sie pünktlich sind und, dass sie ordentlich unterrichten und da war natürlich dann die Beziehung nicht so freundschaftlich. Ich war die Vorgesetzte und wenn ich in die Klasse gekommen bin, war sie nicht mehr natürlich. Und mit den Schülern hab ich mich auch ganz gut verstanden und das war den Lehrern nicht recht, denn wenn ich eine Schülerin zur Frau Direktorin geschickt haben, dann sind sie ganz stolz zurückgekommen und haben gesagt die Franzi, so haben sie mich genannt, von Schwester Franziska, war sehr lieb mit mir. Was sollt ich schimpfen, wo ich nichts gesehen und gehört hab. Für eine andere das Kind zusammen schimpfen das war nicht meines.
(Dialog über Öffnung der Schule nach Außen)
32:48
Eine Zeit lang war da ein Geschäft, aber dann ist da wieder der Rodauner hof gekommen, das war ein Wirtshaus, die Kinder sind bei uns in die Schule gegangen vom Wirt, er hat auch manchmal eine Klasse eingeladen. Vor allem die großen. Im Schulhaus durfte ja kein Alkohol sein, aber da unten, wenn sie dort eingeladen waren, dann hab ich ihnen schon erlaubt ein Glas zu trinken. Ja aber der Rodauner Hof war sehr gut.
33:47
Das war das wichtigste, es war nicht weit weg da noch eines, aber der Rodauner Hof war das Wirtshaus von Rodaun.
34:06
Da war ausgesteckt natürlich. Nein als Schwestern natürlich nicht. Dann wie wir in Ziviln waren. Wir sind ja jetzt zivil angezogen- jetzt kann ich überall hingehen.
34:42
Also an den visa wie, wenn man den Berg runter gekommen ist. War einer links und einer visa wie in dem Eckgeschäft und auch rechts noch, rechts war noch ein Gasthaus, das hat aber nicht Heurigen geheißen, dort hab ich bevor ich hierher gekommen bin auch manchmal gegessen noch.
35:29
Pferde kann ich mich in Rodaun nicht mehr erinnern, nur in Wien. Da ist der Mistbauer noch gekommen mit Pferdl, wie ich als Kind in Wien war. Aber in Rodaun kann ich mich nicht mehr erinnern, da war schon alles motorisiert.
35:56
Gehsteig hat es gegeben, die Straße war glaub ich Teer, so schwarz; Teer.
(Dialog über Skikurs und Lebenskunde, in den 80ern Burschen dazu in die Schule)
38:35
Das Leben, dass ich hinter mir hab war ein wunderschönes. Ich hab immer gerne gelebt und alles gern getan. Das heißt alles hab ich nicht gern getan, Handarbeiten hab ich nicht gern gehabt. Nähen und Häkeln und Stricken, Häkeln noch am ehesten.
40:00
Sehr gutes Einvernehmen, auch mit den öffentlichen Autoritäten Stadtschulrat, Landesschulrat, die waren alle sehr gütig und verständnisvoll für uns, ich glaub die haben sich besonders für uns bemüht, damit man nicht sagt die Klosterschulen werden schlecht betreut oder vernachlässigt. Ich hab mich immer sehr gut mit den Autoritäten verstanden.
40:47
Ja in den dreißiger Jahren da war doch was in Wein, ein Aufstand und da haben wir b´vom Dach aus nach Wien geschaut und gesehen, dass Häuser gebrannt haben, dass Raketen abgeschossen worden sind. Und dann wie ich zurückgekommen bin, was war denn da, da lässt jetzt mein Gedächtnis nach. Ich weiß schon, dass wenn Direktoren Versammlungen waren das eine Zeit lang gegen die geistlichen Schwestern eine kalte Schulter war.
42:04
Schwester Franziska Sucharipa, auf polnisch sucha= trocken und ripa= Rübe -> Trockenrübe; wenn es riba mit b wäre dann ist es Trockenfisch; aber ich bin eine trockene Rübe
Geburtsdatum: 3. April. 1920 in Wien im Schwedenstift, das war einmal ein Spital, aber das war gestiftet
Mit 14 nach Rodaun gekommen, mit 18 in den Orden ,,Die Schwestern der Kindheit: Jesu und Marie unter dem Schutz der heiligen Christiane”, also eigentlich Schwesterheit der Kindheit Jesu und Marie, aber weil es Schwestern vom Kindi Jesu gibt und noch ähnliche Namen haben wir uns eine Schutzpatronin genommen und zwar im heiligen Buch aufgeschlagen haben, dass unsere Gründe und das ist die heilige Christiana, Jungfrau und Apostel. Sie hat in Georgien als apostolisch gewirkt, hat dort den König bekehrt und die Königin, also sie ist Apostorin, die heilige Christiana.
44:35
42 sowas, da war ich schon 22 Jahre alt. Da bin ich zurückgekommen von Frankreich und hab den letzten Jahrgang noch gmacht und maturiert. Dann hab ich noch die Lehrgangsprüfung auf der Uni gemacht.
Alois Wallner
(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun; † 13. April 2019 in Rodaun)
Martin Wallner
Karl Fuchs
Hannes Radl
Brigitta Gisser
Inge Ambrosi
Sibylle Zangerl
Geboren am 30.9.1922
Interview am 03. 03. 2018 in der Gütenbachstraße 6
0.00
Ja und zwar in der Halbrittergasse zur Miete. Und dann sind wir in die Schreinervilla gezogen, ich weiß nicht ob das ein Begriff ist, das ist in der Schreckgasse eine VIlla mit einem großen Garten und Stockwerk und dann Elisenstraße. Dort habe ich gewohnt, bis ich geheiratet habe.
0.36
Meine Eltern waren Rodauner. Mein Vater hat in der Mautner-Markhof-Gasse gewohnt. Meine Mutter war im Sommer in Rodaun. Im Winter in einer Stadtwohnung.
0.58
Großeltern waren da und wie der Großpapa gestorben ist, ist die Großmama ausgezogen und wir eingezogen in der Elisenstraße.
1:17
Das haus hat mein Großvater gebaut um die Jahrhundertwende und wir haben da gewohnt, mein Bruder und die Familie, bis ich geheiratet habe.
1:55
Also im Garten natürlich viel, wir haben einfach gerne die ganze Gegend unsicher gemacht.
(Wasser trinken)
2:59
Also Villen hat es schon gegeben in der Gegend, und ja was soll ich ihnen erzählen, wir waren meine Cousins, so eine ganze Gesellschaft immer und habens immer sehr lustig gehabt. Und um so mehr, als dann das Bad in Rodaun war, das Stelzerbad, dann war es besonders lustig
3:42
Da sind wir jeden Tag hingegangen. Nein also das kann ich mich eigentlich nicht mehr erinnern, aber ich denke schon, dass man da zahlen musste. Sonst haben einen die nicht ins Bad lassen.
4:24
Und da hat es Saisonkarten gegeben, das weiß ich.
5:04
Das war bei uns im Garten. Wir hatten ja einen sehr großen Garten. Das war bei uns im Garten, da musste man nirgendwo anders hingehen. Manchmal auf die Heide, das war schon ein Ausflug ein größerer, aber ja.
5:45
Die waren eher uninteressant, also man hat schon eine Click gehabt und bei der ist man eigentlich dann auch geblieben, aber ja was soll ich ihnen noch erzählen.
6:16
Das ist man Ski gefahren, auch am Kaisersteig oder auf der Heide und eislaufen gewesen am Pappelteich, wenn der zugefroren war. Das war schön.
6:50
Nein ich war da immer gern, wo immer ich gewohnt habe, wir sind ja oft übersiedelt von der Heubritzergasse in die Schreckgasse und von Schreckgasse in die Lisisstraße, war immer gerne in Rodaun.
7:14
Als Jugendliche, naja da war wichtig das Gymnasium und der Weg dahin mit der Straßenbahn. Ja was haben wir gemacht?
7:48
Das bin ich erst dann mit meinem Mann, also wie ich den kennengelernt hab, aber früher hab ich das nicht gemacht, nein.
8:01
Ja sehr gerne. Solang ich mich erinnern kann gab es das Kino und ja das war auch wie ich da in Kalksburg gewohnt hab, sind wir noch in s Rodauner Kino gegangen.
8:31
Also das weiß ich nicht mehr. Spielfilme, richtige Spielfilme. Auch Wochenschaun, natürlich.
9:01
An der Kinokasse, die war direkt im Kino.
9:14
Nein der ist aus Kalksburg.
9:23
Mein Mann hatte eine Cousine und die hat in Rodaun gewohnt und damals hat sie ihrem Vater gesagt sie geht ihren Cousin besuchen und so hab ich meinen Mann kennengelernt.
9:55
Man war Ski fahren zusammen man ist auch zum Heurigen gegangen.
10:14
Also das kann ich nicht, weil in Perchtoldsdorf da waren immer andere Restaurants die ausgesteckt hatten.
10:57
Ich war ja ein bissl jünger als die Mama, vielleicht war das noch zu ihrer Zeit.
11:24
Das waren also Leute die haben schon dort gewohnt, ob in der Elisenstraße oder in der Schreckgasse, da hat sich nicht viel geändert, zu meiner Zeit. Das waren die Besitzer und die haben drinnen gewohnt.
11:50
Das waren eher reiche Leute. Striesemann waren ein deutsches Ehepaar, die da gewohnt haben und ja.
12:22
Meine Eltern, da gab es in Himmberg eine Fabrik und da war meine Mutter eine Teil Besitzerin also automatisch mim Vater, das war eine Rauerei, Bleicherei, Färberei. Und da hat er gearbeitet mein Vater. Ist mim Auto, mim Schofför hin und her geführt worden. Und wenn ich mitfahren konnte in die Fabrik da war ich sehr glücklich, das hat mich sehr interessiert. Manchmal durfte ich mitfahren.
13:30
Ja da war ich in einer Haushaltsschule am Wiedner Gürtel, Frauen Erwerb Verein, das war nur 1 Jahr und in meiner Erinnerung kommt mir das vor wie 10 vielleicht. Ich weiß nicht wieso, aber das war ein schönes Jahr. Ja und dann hab ich ja schon geheiratet, bald.
14:09
Diplom Ingenieur, Baumeister, Schätzmeister.
14:38
Also Fleischhauer war, dann war immer noch ein Bauernhof wo man die Milch geholt hat und Gemüsegeschäfte.
15:35
Ja da gab es Personal, also ich war eher in der Schule, also das Personal war einkaufen und hat gekocht.
16:11
Das war der Großpapa der hat nicht mehr gelebt und dann sind wir in die Elisenstraße gezogen. Aber Elisenstraße war ja selbstgebautes Haus und zwar hauptsächlich für den Sommer. Sommervilla. Die ist dann also ganzjährig bewohnt worden.
17:10
geboren 1922
17:25
Das war ganz merkwürdig. Also da war der BDM und da war man dabei. Also vor der Burg wo der Hitler vom Balkon gesprochen hat, da war man dabei, das war ein Erlebnis. Und dann war ja die HJ und die BDM, da war man beisammen manches Mal.
19:00
Nein Rodauner Innen waren da dabei.
19:20
Schon so lange nicht mehr an die Zeit gedacht. Wie oft hat man sich da getroffen? Weiß ich gar nicht mehr.
19:55
Gymnastik hat man gemacht, Vorträge nein. Ich kann mich eigentlich nicht mehr an die Zeit erinnern.
20:45
Nein die ist sehr bald verflogen, sehr bald. Die deutsch soldaten waren in Österreich und die hat man sich angeschaut aber passiert ist da gar nichts.
21:32
Nein damals noch nicht, damals noch nicht. Da war man restlos bewundert.
21:50
Ja es waren sehr viele Arbeitslose und dann hat es ja auf einmal Arbeit gegeben also das war schon was großes. Das hat man ihm hoch angerechnet, ob er das alleine das weiß man heute nicht, aber damals hat man angenommen der Hitler hat das ins Rollen gebracht.
22:30
Nein, der Bruder meines Vaters hatte das goldene Parteiabzeichen und da ist der Fabrik nichts passiert, die ist also weitergelaufen.
22:55
Und dan kam der Krieg, na furchtbar, vor allem musste mein Mann einrücken. Also wir hatten vor zu heiraten, aber nur weil der Krieg war, sonst hätten wir nie so schnell geheiratet. Waren dann in Semmering auf einer Hochzeitsnacht und dann hat ihn die Firma damals bei den Steyr Werken, erbost zurückgeholt, was ihm denn einfällt Urlaub zu machen und er musste wieder weg, also war ich dann wieder alleine in der Walensteier.
24:15
Was hat man da gemacht? Das weiß ich ehrlich nicht mehr. Im Haushalt mitgeholfen, einkaufen und im Haushalt mitgeholfen. Das Haus war ja groß, da war immer irgendetwas zu tun.
24:48
Ja, das war immer schön und lustig und viel gesungen ist damals geworden. Das ist auch ganz komisch, das ist ja total aus der Mode gekommen, das die Leute zusammensitzen und aus Vergnügen singen. Das gibt es ja gar nicht mehr.
25:21
Wo immer man gerade war. Hier war das oft der Fall oder in Rodaun bei Freunden.
25:41
Naja viele nicht, aber ein paar gute.
25:53
Mit der Hella Kollatz, mit der Christel Fritz mit der Liselotte Alexander ja.
(Dialog über Vereine)
27:27
Aber in Kalksburg, wir auch am Technikerball in der Stadt. Man ist in die Stadt gefahren.
28:13
Schon. Da hatte ich ja schon meine Kinder und wir waren in Rodaun im Keller und da sind die Bomben´ben in Liesing gefallen, diese bösen Bomben. Das war schlimm, da hat man schon große angst gehabt. Und später, wie ich da in Kalksburg war, waren ja auch Flugzeuge die Bomben abgeschmissen haben im Wald oben. Da hat man Luftschutzkeller gehabt, wir haben das Glück gehabt im Felsen einen sicheren Keller zu haben. Da sind die Leute mit ihren Kindern gekommen und haben sich untergestellt auch. Der Keller war gleich hier im Hof.
29:37
Das war ein privater Keller. Der war als Luftschutzkeller, hat ihn mein Vater anlegen lassen. Er hatte zwei Ausgänge sicherheitshalber. Naja den Keller gibt es noch immer natürlich.
30:20
Nein, nein das war schon eine Ausnahme. Wie gesagt da sind auch andere Leute gekommen um Schutz zu suchen in unserem.
30:40
Nicht ganz so groß wie dieser Reum. Die Hälfte, gute Hälfte.
31:05
Also meine Kinder haben nie gehungert. Ich war damals schon sehr schlank, aber meine Kinder; Da hat es dann damals eine Forstverwaltung mit Ziegen gegeben, wo ich Milch bekommen hab, also meinen Kindern ist es nie schlecht gegangen.
31:36
Mein Mann war an der Front und ein Jahr hab ich nichts von ihm gehört und dann durch Freunde die früher entlassen wurden hab ich Nachricht bekommen. Und eines Tages ist er gesund vor dem Türdl gestanden.
32:30
Die Zigeuner nicht sehr, aber ich weiß, dass welche da waren da beim Liesingbach, aber keine besonderen Erinnerung.
32:56
Eigentlich nein, also gefreut, aber das war gar nicht so interessant.
33:30
Durch den Sohn, der war ja in der Volksschule mit mir, der Karli. Das war eine besondere Nummer,aber mit der Familie hatten wir eigentlich keinen Kontakt nur durch die Schule.
34:08
Da war das Fräulein Lienhard Lehrerin und der Direktor Spendlingwimmer, der hat die dritten, vierten Klassen; glaub ich; unterrichtet. Und das Fräulein Lienhard, war eine sehr nette Lehrerin.
34:53
Daran kann ich mich nicht erinnern vielleicht war es so.
35:25
Na da war der große Schulgarten und ja war verbaut rechts und links. Eine Konditorei war da daneben glaub ich.
36:03
Also unter andern auch die Liselotte alexander, dann mein Cousin der Franzi Stöger, der Karli Kapsch. Ansonst kann ich mich eigentlich namentlich an keinen erinnern.
36:58
Also wenn der Krieg nicht gewesen wäre hätte ich nicht so schnell geheiratet, aber so hab ich geheiratet im 40 Jahr.
37:20
Dann war ich nicht zu Hause sondern bin mit meinem Mann nach Bad Tal. Er war ja in den Steyr Werken und ist fast jeden Tag mit dem Bus in die Steyr Werke gefahren. Ich war in Bad Tal und noch ein bekanntes Ehepaar. Die Frauen waren tagsüber viel zusammen, weil die Männer ja weg waren und da war man noch am Land und alles war da, also da hat man vom Krieg gar nichts gespürt, also da war alles noch da.
(Dialog)
39:00
Wie ich schwanger war bin ich dann zurückgekommen. Das war fast 2 Jahre nach meiner Hochzeit also 42. Da ist mein erster Sohn auf die Welt gekommen. 2 Jahre später der zweite.
(Dialog über Hitler, Politik, jüdische Familien-> keine Erinnerung)
41:28
Ja also die Erstkommunion war ein großes Ereignis für mich, aber das war dann auch schon bald alles.
(kein Kontakt zur Kirche -> keine Erinnerung)
42:14
Und das war vor allem ein Grund, weil meine Eltern keinen Kontakt zur Kirche gehabt haben. Also die erstkommunion war so ein Ereignis für mich, etwas neues, aber damit hat es sich dann auch schon erledigt gehabt.
42:36
Die ist weitergelaufen. Die gab es nicht mehr nach dem Krieg, da waren dann Flugzeugmotoren, sind dann in der Fabrik hergestellt worden, jedenfalls waren die dann drinnen in der Fabrik.
44:00
Also die Bewohner haben sich sehr verändert, die gibt es ja nicht mehr heutzutage.
44:44
Lohner war ein Bauer, Milchbauer. Jedenfalls da hat man Milch geholt, jedenfalls muss der ein paar Kühe gehabt haben.
45:30
Da war der Kosl. Papier, weiß nicht was der noch geführt hat.
46:30
Also ich kann mich an den Namen ,,Böhl” erinnern, aber ich weiß nicht mehr wie der ausgeschaut hat.
(Dialog über Namen)
51:04
Nein Gott sei Dank ist nichts außergewöhnliches passiert
51:18
Nach dem Krieg? Weiß ich auch nicht mehr wie lang das gedauert hat (zurück zur Normalität)
52:14
Hochwasser kann ich mich erinnern im Gutenbach, aber im Liesingbach nicht.
52:57
Da hat sich eigentlich nichts geändert.
(Dialog über schöne Felder, Wiesen)
53:16
Also ich war schon lange nicht mehr dahinten, weiß ich nicht.
53:45
Also die Mizzi Langer Wand war ein Begriff dieser Felsen. Nein (nicht selber geklettert)
54:18
Meistens auf die Perchtoldsdorfer Heide oder da nach hinten ins Gutenbachtal. In die Wälder, laos über den Berg drüber auf die andere Seite.
55:32
Ja wir waren ja Sommer und Winter in Rodaun.
(Dialog über Erinnerungen von Eltern, Großeltern; Konzert, Theater, Kirtag)
57:03
Da war mein Vater zu Hause und haben meistens einen kleines Ausflug gemacht mit dem Auto und haben dann einen kleinen Spaziergang gemacht.
57:33
Ein Adler, glaub ich, das weiß ich nicht mehr genau.
57:55
Ein mal so, einmal so (Besuch der Freunde)
59:22
Und die Emma Siebert war ja auch; zur Kontrolle, wenn die Leute gestillt haben dann hat sie geschaut ob das stimmt, weil da hat es ja Zusatz bekommen wenn man gestillt hat.
1:00:15
Das war die Frau Doktor Leitner und vorher mein Schwager der Doktor Krimmer, also gegenüber.
1:00:59
Zum Friseur? Weiß ich eigentlich nicht mehr. Friseur hat es in Kalksburg auch gegeben.
1:01:33
Mein Zahnarzt der war in Wien, nicht in Rodaun.
Karl / Catriel Fuchs
(*15. März 1925 in Wien, )
Aus einem Brief am 13. Mai 2004
"Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs.
Videointerview 2018
Was für Erinnerungen kommen Ihnen, jetzt, wo Sie wieder in Ihrer alten Straße stehen?
Karl Fuchs: Vor allem nostalgische, traurige, wehmütige. Ich kann mich an dieses Haus nicht... Ich weiß, es hats gegeben und weil ich vielleicht in ganz jungen Jahren, in einer ganzen frühen Jugendzeit sind wir in die Elisenstraße gegangen. Also von diesem hab ich, ... Ich wusste, sowas gibt's und ich fühl mich irgendwie a bissl zittrig, ansich, ich stehe da neben einer Gedenktafel von meiner Mutter, die ich damals ja nicht viele Fragen fragen konnte und... ich bin daham.
Ich hab jetzt zwei Heimaten, die eine ist eben Wien, Österreich überhaupt. Eine Verlorene? Ja und Nein.Und eine zweite Heimat, meine ganze Familie ist jetzt dort, meine Muttersprache ist Deutsch und ich sprech sie frei, ich schreibe und lese und singe auch nur da müssen's mi zruckhalten. Und meine ganze Famile, sind ungefähr 17 Stück, mehr oder weniger, mit Zugeheirateten und die sprechen alle als Muttersprache Ivrit, hebräisch.
Wie verlief Ihre Kindheit in Rodaun?
KF: Es war alles, ... Ich hab gewusst, ich bin a bissl anders, weil ich durfte nicht... ich durfte nicht. Ich konnte ja in die Bergkirche gehen. Aber zum Religionsunterricht hat man mich eben nach Liesing geschickt. Und ich hab dort nichts interessantes gefunden und ich hab auch einmal gesagt: "Kann ich nicht einmal mit euch in die Kirche kommen?" Wissen's, die Bergkirche oben, wunderschön. Und: "Ja, kumm!", haben's gsagt und ich hab alles gemacht, was die gemacht haben und auch niedergekniet, aber die haben alle so Polster gehabt und mir war des, da sag ich, wenn das der Katolizismus ist, mit die Knie, na des ist nix für mi.
Lebten noch andere jüdische Kinder in der Gegend?
Ich war der einzige, absolut der einzige und ich hab mich nicht ausgestoßen gefühlt, na. Ich hab mit allen zusammen gelernt, wir sind zusammen wandern gegangen, zur Mizzi Langer Wand und..., also ich war einer von ihnen. Und manchmal sind wir von der Bergkirche, im Winter – ich hab so eine kleine Rodel ghabt. Ich hab sogar eine Freunding gehabt. Das stellen's sich vor, in dem Alter. Und da sind wir runtergefahren, runtergerodelt, runtergerutscht den Berg, der ist ziemlich steil. Gebremst ham wir mit die Füß und ich hab nimma halten können – es war Glatteis -, bin über die Straßen gfahrn und gegenüber war ein Geschäft, in den bin i einigfahrn. Hat sich rausgestellt, des war des Haus von der Freundin von mir. Na mei Mutter hat blechn müssn.
Also Erinnerungen hätte ich eigentlich nicht genaue. I hab keine Ahnung, wie die alle ghaßen haben, die Buben, aber ich war wirklich einer von ihnen, ich hab mich nicht irgendwie was besonderes gefühlt. I hab gwusst, i bin anders. Aber nicht eine Spur von Ablehnung, oder was. Gar nix.
Erhielten Sie den Religionsunterricht in Liesing in einer Synagoge?
Na, ich war nie in einer Synagoge. Sie haben mich zu einem Menschen geschickt, wie der gheißn hat, weiß ich nicht, aber er hat an Bart ghabt, des ist allein scho a Zeichen und der hat gsagt, hat mir gsagt etwas, des... Der hat es als Aufgabe gesehen, und der hat mir gsagt: "Lies das!", und ich schau des an und sag, ich versteh ka Wort, is hebräisch, und er so: "Du bist doch ein Jude, wieso kannst du das nicht lesen?" Dabei hat er noch an Akkzent ghabt, also gut. Es hat mir nichts geholfen. Das zweite Mal wieder gekommen: "Ja, kannst du das nicht lesen?" "Ich verstehe nicht" Er hat nicht einmal versucht, mir was beizubringen. Da bin ich einfach, statt zu ihm zu gehen, bin i am Südbahnhof gesessen, dort und hab gschaut, wie die Züge vorbeifahren, sehnsüchtig, dass di mi nur irgendwo hinführen müssen, in den Süden.
Später hab ich da ein Gedicht darüber geschrieben, des wurde in einer Kulturzeitung veröffentlicht - die Lesergilde, des gibt's scho längst nimma. Und dort sitz ich sag dann,... des is des einzige woran ich mich erinnern kann. "...und die Schienen blinken." Des waren meine einzigen Erinnerungen. Also an sich.
Meine Kindheit – wir war'n oarm. Super oarm. Weil in der Familie is irgendwas gwesn, weil meine Mutter hat den Vater geheiratet, scheinbar und da waren meine Großeltern, die warn bös. Ich hab keine... Die sind ausgelöscht in meinen Erinnerungen. Der Vater ist hin und wieder immer gekommen, er war im ersten Weltkrieg, ein Soldat, hat a Glasaug ghabt und hat gerochen wie eine Tabakfabrik, weil in der,... im Grab'n, wo sie gelegen sind, haben sie geraucht, wie die Deppaten.
(4:59),
Des ist diese jüdische, diese zusammengerollte eigene Zigarette. Also er hat furchtbar gerochen, gelbe Zähne und braune Zähne gehabt. Er ist nur mit mir gegangen hin und wieder, weil an der Ecke war eine Tabakfabrik, die steht noch immer dort und hat geprotzt mit mir. Also so... Also an des kann ich mich erinnern. Also ich hab keinen Vater gehabt als solchen. 1934 ist er sowieso verschwunden und was ich nachher mir zusammengestückelt hab, er muss in der kommunistischen Miliz gewesen sein. Was alles damals war. Und er ist verschwunden. Während dieser kurzen Rübenthaler Molotov Friedenszeit, auf einmal kommt a Brief an, ich wurde, wir wurden vor die Gestapo geladen und, die haben uns den Brief gezeigt: "Was soll der Unsinn?"
(05.45)
Schreibt der Vater auf einmal, er ist da, er will Familienvereinigung veranlassen und soweiter und daraus ist nichts geworden, ist ja klar.
Aber ich habe in Rodaun fröhlich und lieb gelebt.
Waren Sie als Kind oft in Wien?
Na, ich bin nie in Wien gewesen, bis im Alter von, glaub ich, neun oder zehn Jahren, dann bin ich in ein Waisenhaus in Wien gekommen, in der Goldschlagstraße 84, des war im 14. Bezirk.
06:17
Meine kleine Schwester war auch, die war... - meine Mutter konnte uns nicht halten, von dem Vater war nichts zu sehen, nichts zu kriegen - und das war in Döbling.
Also Wien kannte ich erst damals. Wien für mich war damals irgendwo, des war Mauern. Des war mein Wien, des was ich gekannt hab. Aber wir sind dort rumgehangen, haben rumgetobt, ich wurde eingeladen, während meine Mutter gearbeitet hat, bei Freunden. Also Freunden, nehm ich an, oder Bekannte, die haben mich dort im Garten spielen lassen, Seifenblasen gegeben, haben mir was zum Essen gegeben und dann hat mich die Mama abgeholt. Wir war'n, also in der Elisenstraße 77, wir haben oben gwohnt, im letzten Stock. Da hats nur eine Basena gegeben – fließendes Wasser und dort haben sich die Frauen getroffen, so wie in der Bibel seinerzeit am Brunnen. Ich hab des damals ned gwusst. Und die Toiletten war'n a Kübel. A Holzkübel mit einem Deckel drüber und da hat ma alles gmacht und meine arme Mutter, in der Früh ist sie owigangen, hinten war eine Senkgrube und dort hat sie des ausgelehrt.
Mir hat des... So war mein Leben, ich hab mir nix besonderes vorgstellt darunter, so ist des. Anderen ist besser gegangen, aber des hat mir nix ausgmacht.
Und ich bin in die ersten zwei, glaub ich drei Volkschulklassen gegangen und is mir nix übrig geblieben. Alles ist verloren gegangen, in der Flucht. Und das sind meine Erinnerungen, mehr oder weniger. Wir sind am Anfang vom Wiener Wald, die Mizzi Langer Wand dort, na, mit die Kletterinen, gegenüber war eine Au, Perchtelsdorf, Mödling, da samma umadumgelaufen, junge Kerle. Heut bin i a a junger Kerl, nur a bissl alt.
Also es ist mir nicht schlecht gegangen, ich hab nichts besonderes daran gesehen. Ich hab meine Mutter nicht einmal bedauert, so war des. Da war der Kübel, sie hat's gmacht und fertig.
Ich lese und mein Glück war, im Waisenhaus gab's a enorme Bücherei. Des war ein jüdisches, gespendet von einem jüdischen Adelshaus, Springerwaisenhaus. Und dort waren Bücher und ich hab gelesen und gelesen und gelesen, Bücher, die ich eigentlich nicht verstehen hätte können, aber ich hab gelesen. Und davon bleiben mir alles, die verschiedenen Balladen, ich kann heute noch die verschiedenen Balladen zitieren, sehr zum Unmut meiner Familie und denen sing auch manchmal vor, weiß nicht, den Erlkönig: "Er stand auf seines Daches Zinnen und blickte mit vergnügten Sinnen auf das beherrschte Samos hin. Sieh sprach er zu Ägyptens König, dies alles ist mir untertänig. Gestehe, dass ich glücklich bin." Solche Sachen kenn ich. Mein Deutsch kommt von dort.
Sie erwähnten, Sie wären als "anders" wahrgenommen worden. Wie genau war das?
Das war eine Religionsfrage, aber ich hab gewusst, ich bin was anderes, ohne zu wissen was. Ich hab gewusst, als Sohn von jüdischen Eltern, ... Des hat mir nichts ausgemacht, niemand hat mir was vorgeworfen, es waren keine Bemerkungen oder Hänseleien, gar nichts. Wir hab'n mit denen Fetzenfußball gspielt und so. Also wirklich nichts. Aus Rodaun hab ich nur die schönsten Erinnerungen, so wie sie waren.
Wo haben sie Fußball gespielt?
Irgendwo, auf einem Feld oder was. Später hab'n wir Fußball gspielt im Überschwemmungsgebiet in Wien. Auch so, zwei Leiberl ausgezogen, ein Fetzenfußball und so, des war's. Aber in Rodaun selbst, ich war frei, wie ein Vogel und ich hab den Kindern zuhaus erzählt, und ich hab's wirklich geglaubt, dass von mir in die Schule im Winter, des hat a halbe Stund gedauert. Es hat sich rausgstellt, des waren zehn Minuten Entfernung, aber in meiner Kinderwelt, (zeigt) so, jetzt bin i a net viel größer, hab ich gemeint, eingebildet, das ist die Entfernung. Und nachher, wie wir das besucht haben, es war net weit zu gehen. Die Elisenstraße lang, dann ist da ein kleiner Bach, links einfach, dann in die Ketzergasse und ich weiß nicht, ob die Schule dort war. Hab die nie wieder gesehen. Bin paar Mal zurückgekommen, nach Wien und auch um Rodaun zu besichtigen, keine Spur davon gesehen.
In Rodaun lebten sowohl Reiche als auch Arme : War diese Kluft stark spürbar?
Naja, die Erwachsenen schon, ich nicht. Ich hab gsehn, es war'n reiche Leut' mit schönen Villen, in ein oder zwei waren,... – ich hab zuhaus a paar Fotos noch. Schöne Häuser, gelb gestrichen alle, mit Gärten rundherum. Aber ich hab gwusst, die ghören nicht zu mir. Bei manchen, wo meine Mutter geputzt hat, durft ich im Garten spielen. Also, hab ich,... was heißt spielen, ich hab Seifenblasen, sie haben mir a Glasl geben mit da so und ich hab Seifenblasen in die Luft geschickt, ich war immer so ein Träumer, das weiß ich.
Nein, es war wirklich eine schöne Zeit, soweit ich mich erinner. Ich hab nichts gelitten, zum Essen haben wir eh nichts ghabt. Aber es hat mir nichts gefehlt, so war das Leben als ein junger Schnösel so wie ich, der denkt net viel drüber nach.
Gab es in Rodaun oft Veranstaltungen, Feste?
I glaub net.I glaub net, i hät's gehört.Ich hät hingehen können.
13:22
A Wirtshaus hat's geben, des gibt's wahrscheinlich noch immer. Um die Eckn, dort bei der Elisabethstraßen, wenn der Vater gekommen ist, hin und wieder, er hat gsagt: "Geh! Nimm mir no a Krügerl Bier". Hat mi hingschickt, bin i mim Krügerl in der Hand. Aber so, am gesellschaftlichen Leben, ich kann mich an nichts erinnern. Gar nichts. Und auch an die Fremden, ich hab nicht gewusst, wer fremd ist. Das ganze Rodaun, nicht ganz, es hat vielleicht zehn Autos gwesn.
Also keine Erinnerungen, ich hab auch nicht gesucht, ich war,... als Kind hat man andere Aussicht aufs Leben. Noch keinen Eindruck von... Hät man mich verprügelt, oder so naja.... Nichts! Ich war eigentlich, ich war da,... ich war anders. Das ist es. Ich wusste ich war anders, aber wie, was... Und dann wie ich zu dem Rabbiner gegangen bin, - also der war nicht einmal ein Rabbiner, ich bin sicher, der war kein Rabbiner, es war einer mit am Bart.
Haben sie Erinnerungen an die Straßenbahn in Rodaun?
Ich bin so gern mit der Straßenbahn gefahren. Das war der360er damals. Der 60er ist dort stehen geblieben, das war die Endstation und sind wir umgestieg'n in der 360er und ist die steile Steigung runtergfahr'n.
Und was für a Bim des war. Also ein langer Zug mitn Schaffner, der Fahrer hat immer ghört, der erste Wagen hat dann ein Zeichen geben müssen, der zweite und der dritte und dann ist er gfahr'n. Und wir Jungen sind aufgsprung'n auf die Plattform. Aufighupft, gseh'n der Schaffner kommt, schnell wieder obihupfen. Naja, kleine Bürscherl waren wir wirklich also... Und ich war eigentlich frei. Der Vater war nie da und die Mutter war beschäftigt, also ich war in der Schule, war ich aufgehoben und nachher war ich eigentlich bei Nachbarn um die Eck'n eingeladen, einfach dort bei denen im Garten spielen zu dürfen.
Erinnern sie sich an das Kino in Rodau?
In Rodaun bin ich nie in a Kino gangen. Hab gar nicht gwusst, dass es eins gibt.
Waren sie dann in Wien öfters im Kino?
Ja, kann ich Ihnen erzählen, aber das hat nichts mit Rodaun zu tun. Da waren wir schon, immerhin waren wir schon zwölf, dreizehn, kann mich schon nimma, wieviel sowas... Und das war schon in der Hitlerzeit. Und natürlich war damals Kino gehen Juden verboten. Im Park: Hunde und Juden kein Eintritt und Kino auch war nur ab – dieser Film – war nur ab 16. Und Juden sowieso nicht. In der Glorietten, des ist in Wien aber. Weiß nicht, ob Sie des hören wollen, ob des nach Rodaun ghört. Es, ja, ich find's a lustige Gschicht. Alle meine Gschichten sind lustig. Die meisten. Und nicht über alles lacht man. Und des, wir kommen dort hin, dort sitzt so a Madl hinten: "Wie alt seid's es?" Hab ich gsagt mit meiner tiefsten Stimme: "Naja, no net keine 16 aber immerhin wird sind net weit" Und dann geben's uns die Karten und... Und die haben uns die Karten verkauft und – wir waren zu zweit – ich und noch so ein Deppater und wir sehen den blödsinnigen Film mit einem deutschen, des war ein Held, der Helmut. Ich weiß nicht mehr. Blaue Jungs, blaue Jungs an der Waterkant
17:16
Also wir sitzen drin und der Film war eigentlich nichts und dann geht dieser Vorhang leicht auf, das Licht geht an, sodass's dunkel ... und es kommt einer rein und ich sofort gewusst, ich hab sofort gesehen, des ist ein Kieberer. Mit dem gelben Mantel und seinem engedäpschten Hut. Und der setzt sich genau hinter uns beide. Also die hat nachher der Polizei – scho wieder mein Glück, mehr Glück als Verstand -, denn hätten die das der Gestapo gemeldet, dass a Jud' geht ins Kino, naja abgeknallt. Es war a Kinderpolizei. Des hat's damals gegeben. Und dem hat sie gsagt: "Da sind zwei gekommen, die haben gsagt, sie sind 16, schauen Sie sich das an!" Also wir wollten, ich hab meinem Freund gsagt: "Komm, schleich ma uns!" Und, wir wollten aufstehen, sagt der von hinten mit einer gutmütigen tiefen Stimme, legt mir so die Pratzen von hinten auf den Rücken: "Bleiben's sitzen, meine Herren, bis nach der Vurstöllung". Na hab i mir denkt scho, na, des wird scho gut werden. Und nachher kommen wir raus – er hat uns gesietzt, kleine Bürscherl – und nacher: "Eichere Papiere!" Jetzt kommt's: Na ich zeig ihm meinen Ausweis, der schaut sich das an: "Jesus, Mariah und Josef und a Jud' sand's a noch!" Ich find das so lustig. Also nicht arg genug, du darfst nicht ins Kino, weil net 16 bist, aber a Jud' a noch dazu. Ich find das wahnsinnig lustig.
Waren sie in einem Rodauner Bad?
Keiner hät mi einilassen wahrscheinlich. Oder war ich zu klein, hab net schwimmen können. Na, ich weiß nicht einmal, dass es so etwas gibt.
Waren sie jemals bei der Mizzi Langer Wand klettern?
Nana, des so... I bin ka Bergkletterer. Des ist a steile Wand, gewidmet der Mizzi Langer. Des war eine Bergkletterin. Aber von oben haben wir rübergeschaut nach Kaltenleut (?????? (19:20), glaub ich, war gegenüber. Aber deswegen heißt sie Mizzi Langer Wand, aber ich bin net klettern gangen. Ich kann net amal die drei Stufen steigen.
Nein, ich hab nur gewusst,... damals hab ich überhaupt nicht gewusst, warum des so ist, sie hat einfach so geheißen und fertig. Na, nix. Also keine sportlichen... Also ich kann mich gar nicht erinnern, dass es irgendeinen Sportunterricht gegeben hat, damals.
Es gibt soviel an Sachen, an die ich mich nicht – einfach nicht – erinnern kann, sind weggewischt, wie weggewischt. Was ich jetzt erzähl ist immerhin 90 Prozent, was ich wissen sollte, glaub ich. Aber fragen's weiter, oder soll ich weiter reden?
ERINNERN SIE SICH AN DIE LANDWIRTSCHAFTLICHEN BETRIEBE IN RODAUN?
Na, des, na... Rodaun war ein Ort, da waren keine... Na, Bauern waren keine, es war eher ein Edelviertel, weil die vielen Villen, die dort rumgstanden sind, mit die Leut.... Die sind, so wie sie gsagt haben, Sommerfrischlinge gwesn oder Leute eben, die besser situiert sind. Ich kann mich nicht,... ich kann mich nicht einmal an einen einzigen Pferdewagen erinnern. Die Bim is ja durchgfahrn und dann weiter nach Richtung Mödling. Ich hab nicht gwusst, was a Heuriger ist,... wir haben ka Geld ghabt. Als Kinder haben wir uns gespielt, mit was es eben gegeben hat. Die anderen waren Kinder aus normalen Häusern, ich war ja kein normales Kind.
GAB ES IN IHRER ERINNERUNG IRGENDWELCHE BETRIEBE IN RODAUN?
Ich glaube, in Rodaun wurde überhaupt nichts erzeugt. In Liesing schon. Ich kann mich an nichts erinnern, an ka Werkstatt oder was. Ich kann mich nicht erinnern, vielleicht hat's gegeben, ich glaub... soweit ich mich erinnere hat's nichts gegeben.
HABEN SIE UND IHRE FAMILIE IN IHREM GARTEN ANGEBAUT?
Wir haben ka Gemüse anpflanzen können, wir waren im dritten Stock oben. Meine Mutter ist einkaufen gangen und was sie gekauft hat so. Es waren dort Häuser mit Gärten, mit schönen Gärten rundherum. Wir waren ja nur Bewohner. Oben im dritten Stock. Ganz oben in einer Einzimmerwohnung, wie gesagt, mit dem Kübel, das Wasser von der Basena. Das war's. Und ich bin oft am Fenster gstanden, ganz träumerisch, nach Mauer rübergschaut und hab mir gedacht, das ist die Welt. Von weitem schaut das ja so lieb aus. Schöne Häuser und so. Und dann, mit meiner Mutter und mit dem Herrn Sturm sind wir einmal nach Mauer gfahrn und die lange Gasse ...und meine Mutter, ich hab ghört, ...wie er redet mit Politik ...mitm Herrn Sturm. Ich hab ka Ahnung ghabt um was es geht natürlich, bin mitgehatscht. Also Mauer hab ich später kennengelernt. Mauer, des is... gleich kommt meine Assoziation, i bin a Freimaurer und in Mauer hat auch ein Freund – später erst, des ist dutzende Jahre später erst -, dass ich des wiederentdeckt hab sozusagen. Na, also Wien hab ich nicht gekannt. Mein Wien hat begonnen mit dem Waisenhaus und bin dann auch in eine ganz normale Schule gegangen – hab vergessen, wie die geheißen hat -, ich hab noch ein paar Freund in der Gegend da, die ich besuch manchmal und ich kann mich nicht erinnern wie die Straße geheißen hat. Ich glaub, des war ein... da unten war ein Markt, wie hat der nur geheißen?
(????? 22:52)
Wie hat des no amal gheißen, des war, ja... lauter Türken dort eigentlich. Das ist alles schon nachher, also was ich nachher entdeckt hab war Neuwien, nachm Weltkrieg, aufbaut. Und dort in – wie soll ich sagen – in der..., dort hab ich noch ein oder zwei Volkschulklassen gemacht und nachher noch, glaub ich, ein oder zwei ...Hauptschule. Und dann hab ich des erste Mal an Nazi gsehn. Der Lehrer, der... lieber Lehrer noch... auf einmal, am nächsten Tag ist er ankommen und hat gsagt: "Gibt's da a paar Juden?" Na, und es hat nicht lang gedauert, dann bin ich rausgflog'n aus der Schule. Aber bis dahin auch, ...i ch hab gewusst anders und hab aber Freunde gehabt, die haben von mir abgschriebn, ich hab von ihnen... die haben von mir die gscheiten Sachen abgschriebn, ich hab abgschriebn Sachen, was ich... was eigentlich die richtig gscheiten Sachen sind. Also es war ein Zusammenleben aber natürlich, die sind in die Kirchen gangen und i bin nirgendswo hingangen. Des war scho, wie ich im Waisenhaus war. Als Waise wurde ich betrachtet als Halbwaise, weil der Vater verschwunden war und die Mutter... und auch meine Schwester war in einem Waisenhaus in Döbling, Mädchenwaisenhaus. Und... das war eigentlich meine Erziehung. Selbsterziehung.
WIE KAM ES DANN DAZU, DASS SIE AUS ÖSTERREICH FLIEHEN KONNTEN?
Ich war in einer Jugendbewegung und damals waren schon, ... also Missionare unter Anführungszeichen aus Israel von den verschiedenen politischen Parteien. Und in der Mark-Aurel-Straße, des sagt Ihnen vielleicht... Ja? Kennen Sie sich aus? Im ersten Stock war ein langer Gang , der hat ganz für junge Juden gehört. Und jeweils, jede Bewegung hatte dort ihre Klasse und die Lehrer und Professoren, die aus den Schulen rausgeflogen sind, die haben dort gelehrt, oder versucht uns zu lehren. Und dort wurden wir eingeführt in...
??? 25:16
Also ich war dort sozusagen bei den Sozialdemokraten, ohne zu wissen, was ein Sozialdemokrat ist, das war es. Und da haben wir sozusagen einen Lehrer gehabt, der war zwei Jahre älter als wir und der hat uns ein paar Ivrit Lieder singen lassen uns eingeführt sozusagen, also wir waren schon in Richtung Erzisrael ausgerichtet, ja? Nach Palestina vor allem. Haben wir die Hymne gesungen und haben versucht hebräisch zu sprechen, also nicht viel und dann gab es natürlich auch den (???? 26:15), dem bin ich nachher beigetreten, des war die... nicht faschistische, nicht die stalinistische Partei, aber sehr links, sehr linksgerichtet.
Das war aber viel, ... da war ich eigentlich schon viel älter. Und dann hat es auch gegeben den Misrachi und von Gordonia (????`26:48), halt, also verschiedene, ... das war ein Spiegelbild von der israelischen Politik auf klein. Und die wollten uns dort fangen (???) und auf diese Art und Weise bin ich.... Ja, wie bin ich nach Israel gekommen?. Des is a lange Gschicht. Die Gschicht is so lang, ich weiß nicht, ob sie ein zwei Tage haben... Wenn man mich fragt, wie geht's dir, oder wie, dann frag ich : "Wieviel Zeit haben sie?" Na es ist gut, also wir waren dort sozusagen auf vorübergehender Unterkunft und damals hab ich eigentlich noch gelebt, nicht im Waisenhaus sondern in der Grünen Tor Gasse im neunten Bezirk, das war so ein Jugendhort für arbeitende Kinder. Ich hab damals im zweiten Bezirk, war ich bei jüdischen Handwerkern. Wenn sie nach Israel kommen, zeig ich Ihnen meine Freunde. Ich in einem Schlosseranzug und so. Es war irgendwas... man hat an eine Zukunft geglaubt, man hat sich schon gesehen, hier samma nix, hier werden wir rausgeprügelt, aber wir waren so frei, das war noch bevor man den Stern tragen musste. Wir sind durch die Gegend gegangen, im Überschwemmungsgebiet. Wir sind rudern gegangen. Herrlich war das alles. Aber wir haben gewusst, wir sind vorübergehend da, aber wir haben uns irgendwie nichts daraus gemacht. Die Jugend macht sich wenig daraus und gscheit so.
UND VERLIEF DANN IHRE FLUCHT?
Ja, das ist eine... Es gab damals noch Geld über Amerika, in Berlin war etwas, das hies Aliyat-haNoar, das heißt eine Jugend... nicht Bewegund, eine Organisation, die junge bringt, geordnet. Und meine Flucht und die Flucht der anderen war vorgeplant und auch die Gestapo war geschmiert... Geld...Weil wir,... ich geh gleich zum Ende, zur Mitte sagen wir mal, noch nicht zum Ende. Ausgewählte junge von verschiedenen Jungenbewegungen: "Ihr seid bereit, es ist alles vorbereitet. Setzt euch in die Bahn, ihr werdet begeleitet" Dann sind wir raufgefahren, bis nach Graz oben, ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt, von einem gewissen Herrn Schleicher. Der hat viele, hunderte, vielleicht sogar tausende gerettet. Teilweise bezahlt, teilweise...
Und bei dem waren wir untergebracht, dass war fast oben an der Grenze nach Jugoslawien und wir haben dort ein, zwei Wochen gewartet, bis man gewusst hat, jetzt ist es bereit. Es war alles vorbereitet. Alles war geschmiert und dann haben sie gesagt, jetzt. Die deutsche Polizei hat uns begleitet, bewaffnet, eine Patroille hat uns begleitet, bis nach oben, weil die waren auch, ...die Offiziere waren geschmiert, alles, "Passts auf, auf die Leut" und dann auf der anderen Seite waren die Jugoslawen, da war eine Lichtung und man hat genau gewusst, wann die Posten weg sind und dann haben's gsagt: "Rennts rüber, über die Lichtung". Auf der anderen Seite wurden wir von der jugoslawischen, auch bezahlten,... empfangen und runtergeführt. Das war der Anfang von meinem Flucht weg, der ist länger unterbrochen worden - man hat mich einmal dawischt und zurückgeschickt.
30:34
Haben Sie Zeit noch? Ja? Also gut, dann erzähl ich gern.
Und dort hätte ich eigentlich meine Frau kennenlernen müssen. Sie war im Hashomer Hatzair, des is a Linken Bewegung und ich war in dieser halbgwaschenen sozialistischen Partei. Also keiner hat wirklich gewusst, worum es geht, nach Israel und so weiter. Das war... Aber wir haben untereinander nicht geredet und es gab dort auch eine... die eine Bewegung von Betar, das waren die österreichischen, also die jüdischen Faschisten. Die sind mit Stiefeln gegangen und die haben und verprügelt manchmal, weil wir gsagt haben... es ist unglaublich, Kinder!
Und diese Mark-Aurel-Straße wurde überwacht von der Gestapo. Gestapo war a paar hundert Meter weiter im Hotel Metropol unten und die sie... hin und wieder sind's kommen mit ihrer Stiefel, umgschaut, sagt einer zum anderem: "Was? Da schaut's ja aus, wie bei uns in der HJ" Da sind die Juden gegangen, aufrecht, mitm Gewehr an der Schulter, so mit markanten Gesichtern... Also es war in Vorbereitung, wo wir eigentlich nicht gewusst habe, geht's wirklich los, wann überhaupt? Und dann ist es auf einmal losgegangen. Da haben sie gesagt, jetzt, und so weiter.
Und dann sind wir rübergerannt über die Lichtung und auf der anderen Seiten haben uns die – ich kann nicht sagen – Partisanen, wir waren ja noch... Deutschland war ja noch nicht im Krieg mit Jugoslawien. Die waren auch bezahlt alle, haben uns runtergeführt in eine Gegend vor Marburg, Maribor. Und dort sind wir gekommen, war ein Fest, Kirmis oder was? Und, war lustig dort. Und, hab ich dort a bissi Wein getrunken und des erste Mal ein Schwein gegessen. Herrliche Sache, a Schweinsbraten. Und dann hat man uns dort gesagt, am Abend – ich kann mich noch erinnern, einer, der ist über glühende Kohlen gegangen.
32:42????
So a kleiner Bur, hat mich auf den Schultern getragen, er war bar- bloßfüssig, ist über glühende Kohlen gegangen. Ein Jahrmarkt! Und wie's zu Ende war, hat man uns genommen, gsagt: "Kommts mit", bis zu einer Böschung und: "Ein Zug wird stehen bleiben – fünf Minuten – und eine Tür wird offen sein, von einem Güterwagon. Springts rein und ihr werdets scho sehen, wie's weiter geht. In Zagreb werdet ihr empfangen"
Also gut, wir warten und ich wach auf, am nächsten Tag: Der Zug ist weg, mein Freund sind weg und ich lieg da, in Jugoslawien. Ich hab nicht einmal... Und ich weiß nicht, wo ich bin, welche Richtung, wo ist Osten, wo ist Westen, nur die Schienen waren da.
Hab ich mich zammklaubt, also alles was ich hatte waren kurze Hosen, so a klanes Rucksackerl und ich hab mich selbst gehabt. Is net viel. Und begonnen zu gehen, ...nachher ist, ich kann mich erinnern, ein gigantischer Mann, ein jugoslawischer Gendarm, des war a Feldpolizist, hat angefangen, mit mir zu rauchen und die konnten alle Deutsch in Slowenien. Ja, er hat gsehn, mir mit is... irgendwas passt ihm net. Und hat er. "Komm mit" und wir sind zusammen gegangen und der Weg hat, glaub ich, zwei oder drei Tage gedauert, weil er ist jedes Mal bei einem Wirtshaus stehem geblieben, einen Sliwowitz trunken und wenn's finster gwordn ist, irgendwo stehen geblieben, mich in eine Zelle reingesteckt, die Tür offen gelassen – die haben gwusst, ich kann nirgendswo hinrennen – und am nächsten Tag is weiter... sind wir weitergangen.
Und dann sind wir angekommen an der Grenze. Da war,... Damals waren da noch diese Tanksperren, Betonblöcke, dass die Tanksnicht durchkönnen, ... die Grenze zu Spielberg oben und unten die Jugoslawen und dann sagt mir der gute Mann, der mich die ganze Zeit begleitet hat: "Da oben, du, deine Heimat". Und ich seh von weiten, steht einer so breitbeinig da, ich hab gwusst, das ist kein SS-Mann, weil die braune Uniform. "Du deine Heimat" Ich geh rauf, schleich mich rauf, a kleines Buberl und komm hin vor den und der schaut mich an: "Was wüllst, wer bist du?" Sag ich: - da beginnt meine naive, mehr Glück als Verstand – sag ich: "Ja, ich bin scho wieder da" Genau diese Worte hab ich gesagt. Jetzt hat der sicher geglaubt, ich bin ein entlaufenes Kind von irgendeinem Bauern und hat... Sagt er mir: "Na gut, bleib daweil, bis ma di finden werdn"
Ich war glaub ich, drei Tage dort. Und, es war nichts zu tun... Sagt er: "Schichte auf, diese Holzstapeln!" Wenn ich des gmacht hab, ist er kommen mim Stiefel, hat sie umghaut: "Noch einmal". Und dort ist der Zug, der internationale Zug von Belgrad nach Wien kurz stehen geblieben. Kurz. Und ich hab das ein, zwei mal gesehen und dann hat mich der Teufel geritten, zum Glück, und bin aufgsprungen auf den Zug und weg war ich. Aber in Richtung Wien. Die falsche Richtung. Und ich hab nicht, keine Papiere, gar nichts. Nichts hab ich. Na, ich sitz in dem Zug, der ist ziemlich langsam gewesen und, viel Soldaten und so... Also es war Krieg. Ich sitz da, mit anderen und mir gegenüber ist eine Madonna gesessen. Ich bin bis heute in die verliebt, ich weiß nicht, wie sie heißt, ich weiß nicht, wer sie war. Der Schaffner ist immer näher gekommen – ich hab kein Geld gahbt. Nichts! Und sie hat irgendwie gsehn, irgendwas ist los mit mir, eine schöne, blonde junge, ein Mädchen, oder was. Hat sie dem Schaffner gsagt: "Der ist mit mir" Ich hab mit ihr... ein Jude durfte doch nicht mit einer deutschen oder... nicht in die Augen schauen. Ja, verboten. Und ich hab mir gedacht, also mit der... Ich hab kein Wort mit der gewechselt und ich bereu's bis heute so bitterlich. Heute na, fragt mach nach der Telefonnummer oder was... (37:02) Facebook.
Damals hab ich noch ein Face gehabt, das noch was wert ist. Ja, und wir sind angekommen, am Südbahnhof, des ist heut der Zentralfriedhof. Na Friedhof? Der Zentralbahnhof.Wir sind auseinandergegangen. Sie ist gegangen, ich bin gegangen, es tut mir so leid, nicht gfragt,... "Danke dir"... Weil ich war so verschüchtert, des ist unglaublich. Wenn man unter einer totalitären Herrschaft lebt, du weißt, du bist nichts. Also die Juden besonders. Du weißt, du bist nichts. Du kannst zertretten werden. Nichts. Niemand kümmert sich drum. Du bist nichts. Und ich hab gwusst, ich bin nichts. Das war so drinnen, ich kann bis heute noch die ganzen faschistischen Lieder singen. Das darf ich natürlich nicht – im Geheimen manchmal. Schön! Gewaltlieder, Marschlieder.
38:06
Also wir kommen am Südbahnhof an, es war Mitternacht, für Juden sowieso Ausgangssperre, ab neun Uhr, also es war elf, halb zwölf in der Nacht und ich geh die Prinz Eugen Straße lang, die ganze Prinz Eugen Straße runter. Meine Mutter war damals schon ausgesiedelt, ich bin nicht sicher, ob jemand... Hats da einen Bürgermeister gegeben, damals? In Rodaun? Also es muss jemanden gegeben hab, also ein Oberhaupt und angeblich hat der gsagt, hat gemeldet, dem Führer, dass Rodaun ist judenrein. Ich weiß net, ob des wahr ist. Das kann ich niemandem in die Schuh legen.
38: 46
Also ich geh durch die Straßen – waren menschenleer, ich hätte..-, ich bin über die Schwedenbrücke gegangen, nach links, meine Mutter hat gewohnt in der Oberen Donaustraße, - das hab ich gewusst – im zweiten Stock mit einer Frau Prost in einer Einzimmerwohnung und ich geh rauf, läut an an und ich hör drinnen meine Mutter, die verängstigte Stimme: "Ja, ja ich komm gleich, ich bin schon..." Wer, wer um diese Stunde, das kann nur die Gestapo gewesen sein. Macht die Tür auf und sieht ihren deppaten Sohn dort stehen. "Karli! Ich hab geglaubt du bist in Sicherheit, wie kommst du nur da her?" Und so weiter, also... Und dann hab ich so ein komisches Leben gelebt, als Unterseeboot. Ich bin zurück zu meiner ... in die Grünen Tor Gasse, hab zwar nicht mehr arbeiten gegangen, aber einfach dort weiter ... Wochen, oder Monate... mein Zeitgedächtnis ist wirklich nichts wert. Also es war eine zeitlang, wo ich noch da war. War frei. Rumgegangen, Straßenbahn gefahren, Fußball gespielt, bis man gesagt hat: "Jetzt geht's los. Noch einmal"
Und ich, bis heute sag ich mir: "Wegen mir ist jemand anders vielleicht ermordet worden" Ich hab dem den Platz weggenommen, das zweite Mal. Weil des war... die Plätze waren nicht, weißt Gott...
Mit allen meinen Freunden, also die anderen sind verschwunden, die sind in Zagreb gelandet, waren in Sicherheit und die zurückkommen sind ... "Oh, bist scho wieder da? Wieso? Was ist los?" und so weiter, aber haben weiter gelebt, als ob nichts gwesn wär. Ein Unterseeboot war ich. Und dann eben hat man gesagt: "Es geht wieder weiter, der zweite Transport geht los" Es war wieder dasselbe, mehr oder weniger. Bis rauf nach Graz, in'n Vorort von Graz, da hats eine kleine Autofirma, ein Taxifirma... und der Name Schleich bedeutet was. Die Familie hat wahrscheinlich gehandelt mit Schmuggel. Zigaretten, Sliwowitz und so weiter. Also es war ... aber diesmal waren nicht mehr Jungen, das waren schon ältere Leute mit Kindern und ich war das.... also jedenfalls sind wir wieder über die Grenze gegangen, aber es war schon Winter, war eiskalt. Hab kurze Hosen anghabt, wadenlose Schuach und nix und da war ein kleines Buberl, des hab ich auf den Schultern getragen. Den ganzen Weg, bis nach unten. Und einmal haben sie uns gesagt: "Alles, ruhig sein! Hinlegen in den Schnee und nicht rühren" Weil sie eine jugoslawische Patroille vorbei gehen haben, die haben uns fast zertreten. Nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Sind wieder runtergegangen, kein Wirtshaus und kein gar nichts, unten hat ein Auto, als ein Taxi gewartet auf uns, und wir waren zu dritt, die einzigen. Die haben uns rein, hinten, in den Kofferraum. Und der ist losgefahren. Und in Jugos... in Zagreb angekommen und ich hab fast 41 Fieber gehabt, Lungenentzündung, weil der Schweiß ist auf mir angefroren. Und habens mich in ein Spital reingelegt. Und dort, ich hab das einzige Papier was ich ghabt hab, des war so ein... ein Wisch. Und ich hab Angst ghabt, dass man mich wieder zurückschicken wird, den hab ich versucht zu verstecken.
Jedenfalls die jüdische Gemeinde, die hat dort... die war kräftig und die hat rausgefunden, wo ich bin und haben mich behandlen lassen, ich hab Lungenentzündung ghabt. Und nachher bin ich rausgekommen von dort, frei und wir waren wieder alle dort, dass es weitergehen soll und des hat gedauert, da war ich in Jugoslawien... Ich kann wieder nicht sagen, wie lang. Monate warens. Hab sofort mich bemüht, serbokroatisch zu lernen. Ich war der Sprecher und hab ich immer gfragt, wie man hinkommt und wir haben dort Ausflüge gemacht, es war wunderschön. Und dann sind wir weitergfahrn mit der Bahn. Und das war der letzte Zug, der Jugoslawien noch verlassen hat. Wie wir da an der Grenze angekommen sind, sind die Deutschen eingefallen drüben und wir sind grad... Aber Italien war schon im Krieg mit den... mit den Griechen. Und natürlich ich ... grade in Belgrad ist der Zug stehen geblieben für a kurze Zeit und ich bin gewandert, mich umschauen, man hat mich fast nicht gefunden. Wieder mal, einfach gerettet.
Was ich die ganze Zeit nicht wusste, in Wien hab ich meine Frau wahrscheinlich jeden Tag gesehen, ohne zu wissen, dass sie mal mei Frau sein wird – sie war in einer anderen Verbindung – haben nix zu tun gehabt miteinander. In diesem Zug, waren wir auch beide zusammen, weil sie ihre Flucht auf einem anderen Weg über Bratislava... und darüber gibt's Geschichten, die war auf der eingefrorenen Donau einenhalb Jahre fest in Serbien. Und dann haben wir uns irgendwie in Israel kennengelernt,