Rudolf von Tierna: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hans (I.) von Tierna''' (* vor 1346; † vor dem 17. Mai 1388, in Wien<ref name ="opll98">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 98</ref>), auch '''Jans von Tierna''' war [[w:Bürgermeister|Bürgermeister]] der Stadt [[Wien]].
'''Rudolf von Tierna''' (* im 14. Jahrhundert; † [[1403]], vermutlich in [[Wien]])<ref group="A">Vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Ein Rechnungsbuch Herzog Albrechts III. von Österreich'', 1996, S. 41, Fußnote 5</ref> war der letzte Hubmeister des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] aus der [[Tirna (Familie)|Familie von Tierna]]. Mit seinem Sturz als Hubmeister begann der Niedergang seiner Familie.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Hans (I.) von Tierna entstammte der [[Friedrich von Tierna#Herkunft und Familie|Ritterfamilie von Tierna (auch Tirna, Tyrna)]]. Er war einer der Söhne von [[Friedrich von Tierna]] aus dessen Ehe mit Anna<ref name ="Czeike">vgl. {{Czeike|5|458||Tirna}}</ref> und mindestens dreimal verheiratet<ref>vgl. [https://www.wien.gv.at/kultur/archiv/politik/bgmbio.html#TiernaH Hans von Tierna], Website Stadt Wien, Wiener Bürgermeister - Lebensdaten, eingesehen am 8. Dezember 2017</ref>:
Rudolf von Tierna entstammte der einflussreichen Ritterfamilie von Tierna (auch Tirna, Tyrna). Er war einer der Söhne des Wiener Bürgermeisters [[Hans von Tierna]] († um / vor 1388) und ein Enkel des Wiener Bürgermeisters [[Friedrich von Tierna]] († nach 1353).<ref name ="Czeike5-458">vgl. {{Czeike|5|458||Tirna}}</ref>
<br /> in 1. Ehe ∞ mit Agnes (belegt vor 1368), der Tochter von Sieghart dem Grueber;
<br /> in 2. Ehe ∞ mit Elsbet (belegt vor 1372);
<br /> in 3. Ehe ∞ mit Anna (belegt 1368-1373).
<br />Er hatte mindestens sieben Kinder.<ref name ="opll98"/>
* Seine Söhne [[Rudolf von Tierna|Rudolf]] († 1389, in Wien) und Ludwig gerieten Ende des 14. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten und mussten Teile ihrer Besitzungen veräußern. Rudolf starb an den Folgen eines Unfalls, als er vom Baugerüst des Stephansdoms stürzte. Ludwig stiftete 1395 die Margaretenkapelle in [[Matzleinsdorf (Wien)|Matzleinsdorf]].<ref name ="Czeike"/>
* Nach den "Wiener Annalen" war es sein Sohn Paul, der am 2. Februar des Jahres 1389 oder nach dem 28. Dezember desselben Jahres im Turm von St. Stephan von einer Leiter erschlagen wurde, wonach es zwischen der Familie Tierna und seinem Schwiegervater Niklas den Pillung zu einem Streit kam, bei dem es um eine Geldsumme von ca. 20.000 Pfund ging.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 100</ref>
* Nach den "Wiener Annalen" wurden zwei seiner Söhne im Jahr 1382 im [[w:Königreich Böhmen|Königreich Böhmen]] gefangen genommen und nach Wien gebracht, worauf sie auf Befehl von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht ''mit dem Zopfe'']] mehr als ein Jahr auf der [[w:Burg Kreuzenstein|Burg Kreuzenstein]] (bei [[Leobendorf]]) eingekerkert waren. Einer der beiden soll dabei wahnsinnig geworden sein.<ref name ="oppl94">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 94</ref>
Ein Rudolf von Tierna ist am 20. März 1392 als landesfürstlicher [[w:Hubmeister|Hubmeister]] des Herzogtums Österreich bezeugt.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 101</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Hans von Tierna war 1346 [[w:Stadtrichter|Stadtrichter]], 1362-1364 Bürgermeister und zwischen 1354 und 1378 mit kurzen Unterbrechungen [[w:Münzmeister|Münzmeister]]. Er war außerdem zwischen 1356 und 1388 ebenfalls mit kurzen Unterbrechungen [[w:Hubmeister|Hubmeister]] und 1365 [[w:Hofmeister|Hofmeister]] von [[Rudolf IV. (Österreich)|(Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich ("''Rudolf dem Stifter''")]]. 1370-1374 gehörte er, gemeinsam mit [[Johann von Liechtenstein|Johann (I.) von Liechtenstein (Hans von Liechtenstein)]], [[Reinhard von Wehingen|Reinhart von Wehingen]], Christian Syrfeier und Niklas Steiner<ref name ="oppl94"/>, jenem Konsortium an, dem die Sanierung der nach Rudolfs Tod zerrütteten Landesfinanzen oblag.<ref name ="Czeike"/> Er streckte einige Male den Landesfürsten Albrecht ''mit dem Zopfe'' und [[Leopold III. (Habsburg)|Leopold ''dem Gerechten'']] Geldmittel vor.<ref name ="oppl94"/> Zu seinen Besitzungen in Wien gehörte auch ein Haus am [[w:Hoher Markt|Hohen Markt]], in dem er gestorben ist.<ref name ="opll98"/> Nach dem Tod von [[Wernhard I. von Maissau]] spielte Hans von Tierna 1382 eine entscheidende Rolle bei jenen Aktivitäten, durch welche Herzog Albrecht (III.) "''mit dem Zopfe''" die Feste Wildberg, die bisher als "freies Eigen" der Maissauer gegolten hatte, als Lehen an sich brachte. Indem Hans von Tierna die Begleichung der Zahlungen, die Wernhards Familie jüdischen Geldverleihern schuldete, übernahm, erhielt er die Feste als Lehen, auf welches die Söhne von [[Heidenreich von Maissau]] sowie [[Konrad von Maissau]] und dessen Familie verzichten mussten.<ref name ="Rigele252>vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 252</ref>
Rudolf von Tierna folgte seinem Vater 1388 als landesfürstlicher [[w:Hubmeister|Hubmeister]] des Herzogtums Österreich nach.<ref name ="Lackner41FN5-458">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Ein Rechnungsbuch Herzog Albrechts III. von Österreich'', 1996, S. 41, Fußnote 5</ref> Noch am 20. März 1392 ist er in diesem Amt bezeugt.<ref name ="opll101">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 101</ref> Wenig später, noch im Frühjahr desselben Jahres musste er dieses Amt zurücklegen, nachdem schwere Anschuldigungen gegen seine Amtsführung erhoben worden waren.<ref name ="lackner94">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 94</ref> Bereits am 30. April 1392 wurde sein Amt mit [[Ulrich Zink]] († um / nach 1295) neu besetzt.<ref name ="Lackner43-F5.4>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Ein Rechnungsbuch Herzog Albrecht III. von Österreich''. Edition und Textanalyse (= Silvia Petrin - Willibald Rosner (Hrsg.): ''Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde''. Bd. 23) (= NÖ Schriften 93 Wissenschaft). Selbstverlag des NÖ Instituts vor Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3-85006-085-3. S. 43, Fußnote 5.4</ref> Zusammen mit seinem Bruder Ludwig befand sich Rudolf von Tierna zu dieser Zeit bereits in finanziellen Schwierigkeiten, weswegen beide Teile des Familienbesitzes veräußern mussten.<ref name ="Czeike5-458"/>


== Belletristik ==
== Rudolf von Tierna in Legende und Sage ==
* Anna Fuchs: ''Der blaue Liebesknoten''. (Historische Romane im Gmeiner-Verlag). Gmeiner-Verlag 2014, ISBN 978-3839215753 ''(Das Schicksal des Hans von Tierna und seiner Söhne ist hier fiktiv ausgestaltet.)''
Nach dem Lexikon von [[w:Felix Czeike|Felix Czeike]] soll Rudolf von Tierna vom Baugerüst des [[Stephansdom (Wien)|Wiener Stephansdoms]] gestürzt sein, wobei er tödliche Verletzungen erlitt.<ref name ="Czeike5-458"/> Hier könnte allerdings auch eine Verwechslung mit seinem Bruder Paul von Tierna vorliegen. Dieser wurde nach den "Wiener Annalen" am 2. Februar des Jahres 1389 oder nach dem 28. Dezember desselben Jahres im Turm von St. Stephan von einer Leiter erschlagen.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 100</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Czeike|5|458|459|Tirna}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1116032 digital]
* {{Czeike|5|458|459|Tirna}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1116032 digital]
 
* [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Ein Rechnungsbuch Herzog Albrechts III. von Österreich''. Edition und Textanalyse (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Band 23) (= NÖ-Schriften (Wissenschaft). Bd. 93). Selbstverlag des NÖ Instituts für Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3850060853. S. 41, Fußnote 5
== Weblinks ==
* [https://www.wien.gv.at/kultur/archiv/politik/bgmbio.html#TiernaH Hans von Tierna], Website Stadt Wien, Wiener Bürgermeister - Lebensdaten
* {{WiWi|Tirna||Friedrich von Tierna}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Anmerkungen ==
| AMT        = Bürgermeister von Wien
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| ZEIT      = 1362-1364
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Aktuelle Version vom 5. Juni 2022, 15:01 Uhr

Rudolf von Tierna (* im 14. Jahrhundert; † 1403, vermutlich in Wien)[A 1] war der letzte Hubmeister des Herzogtums Österreich aus der Familie von Tierna. Mit seinem Sturz als Hubmeister begann der Niedergang seiner Familie.

Herkunft und Familie

Rudolf von Tierna entstammte der einflussreichen Ritterfamilie von Tierna (auch Tirna, Tyrna). Er war einer der Söhne des Wiener Bürgermeisters Hans von Tierna († um / vor 1388) und ein Enkel des Wiener Bürgermeisters Friedrich von Tierna († nach 1353).[1]

Leben

Rudolf von Tierna folgte seinem Vater 1388 als landesfürstlicher Hubmeister des Herzogtums Österreich nach.[2] Noch am 20. März 1392 ist er in diesem Amt bezeugt.[3] Wenig später, noch im Frühjahr desselben Jahres musste er dieses Amt zurücklegen, nachdem schwere Anschuldigungen gegen seine Amtsführung erhoben worden waren.[4] Bereits am 30. April 1392 wurde sein Amt mit Ulrich Zink († um / nach 1295) neu besetzt.[5] Zusammen mit seinem Bruder Ludwig befand sich Rudolf von Tierna zu dieser Zeit bereits in finanziellen Schwierigkeiten, weswegen beide Teile des Familienbesitzes veräußern mussten.[1]

Rudolf von Tierna in Legende und Sage

Nach dem Lexikon von Felix Czeike soll Rudolf von Tierna vom Baugerüst des Wiener Stephansdoms gestürzt sein, wobei er tödliche Verletzungen erlitt.[1] Hier könnte allerdings auch eine Verwechslung mit seinem Bruder Paul von Tierna vorliegen. Dieser wurde nach den "Wiener Annalen" am 2. Februar des Jahres 1389 oder nach dem 28. Dezember desselben Jahres im Turm von St. Stephan von einer Leiter erschlagen.[6]

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Tirna. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 458–459. digital
  • Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrechts III. von Österreich. Edition und Textanalyse (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Band 23) (= NÖ-Schriften (Wissenschaft). Bd. 93). Selbstverlag des NÖ Instituts für Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3850060853. S. 41, Fußnote 5

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Tirna. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 458.
  2. vgl. Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrechts III. von Österreich, 1996, S. 41, Fußnote 5
  3. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 101
  4. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 94
  5. vgl. Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrecht III. von Österreich. Edition und Textanalyse (= Silvia Petrin - Willibald Rosner (Hrsg.): Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Bd. 23) (= NÖ Schriften 93 Wissenschaft). Selbstverlag des NÖ Instituts vor Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3-85006-085-3. S. 43, Fußnote 5.4
  6. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 100

Anmerkungen

  1. Vgl. Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrechts III. von Österreich, 1996, S. 41, Fußnote 5