Otakar I. (Steier): Unterschied zwischen den Versionen

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== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Markgraf Otakar (I.) war aus der [[w:Traungauer|Familie der Traungauer]]. Gewöhnlich gilt er als ein Enkel des Grafen [[Arnold II. von Wels-Lambach|Arnold (II.) von Wels-Lambach]] († vermutlich 1050) und als Bruder von [[Ata von Traunkirchen|Ata]], der ersten Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von [[Traunkirchen]].<ref name ="Österr.Geschichte272">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 272 (Stammtafel)</ref> Nach der neueren Forschung wird er als Schwager des Markgrafen Gottfried gesehen, einem der Söhne des Grafen Arnold.<ref name ="Österr.Geschichte271">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271</ref>  
Markgraf Otakar (I.) gilt als Angehöriger einer Familie, die gewöhnlich als die [[Otakare|Familie der Otakare]] bezeichnet wird und als Familienzweig der [[w:Traungauer|Traungauer]] eingestuft wird. Er soll ein Enkel des Grafen [[Arnold II. von Wels-Lambach|Arnold (II.) von Wels-Lambach]] († vermutlich 1050) und der Bruder von [[Ata von Traunkirchen|Ata]], der ersten Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von [[Traunkirchen]] gewesen sein.<ref name ="Österr.Geschichte272">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 272 (Stammtafel)</ref> Nach der neueren Forschung wird er als Schwager des Markgrafen Gottfried gesehen, einem der Söhne des Grafen Arnold.<ref name ="Österr.Geschichte271">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271</ref>  


Als Ehefrau von Markgraf Otakar (I.) gilt gewöhnlich eine Willibirg, deren Herkunft bisher in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt ist. Neben der Möglichkeit, dass sie eine Tochter des Grafen Arnold (II.) von Wels-Lambach war, gilt sie der Geschichtsforschung auch häufig als eine Tochter des um 1035 abgesetzten Herzogs [[w:Adalbero von Eppenstein|Adalbero von Kärnten]] aus der [[w:Eppensteiner|Familie der Eppensteiner]]. Als Indiz für diese Herkunft gilt der Name ihres Sohnes Adalbero.<ref name ="Österr.Geschichte273">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 273</ref> Diese Willibirg soll außerdem als Witwe des Grafen Luitold (Leotold) von Raschenberg und Reichenhall gewesen sein.<ref name ="ooela">vgl. [http://monasterium.net/mom/AT-OOeLA/TraunkirchenOSB/fond OOeLA Traunkirchen OSB], eingesehen am 4. August 2017</ref>  
Als Ehefrau von Markgraf Otakar (I.) gilt gewöhnlich eine Willibirg, deren Herkunft bisher in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt ist. Neben der Möglichkeit, dass sie eine Tochter des Grafen Arnold (II.) von Wels-Lambach war, gilt sie der Geschichtsforschung auch häufig als eine Tochter des um 1035 abgesetzten Herzogs [[w:Adalbero von Eppenstein|Adalbero von Kärnten]] aus der [[w:Eppensteiner|Familie der Eppensteiner]]. Als Indiz für diese Herkunft gilt der Name ihres Sohnes Adalbero.<ref name ="Österr.Geschichte273">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 273</ref> Als ein weiteres Indiz gilt, dass das Erbe der Eppensteiner nach dem Tod von [[Heinrich III. (Kärnten)|Herzog Heinrich III. von Kärnten]] (†1122) an Willibirgs und Otakars Familie kam.<ref name ="Weller779">vgl.  [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller (Historiker)]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 779</ref> Willibirg soll außerdem die Witwe des Grafen Luitold (Leotold) von Raschenberg und Reichenhall gewesen sein.<ref name ="ooela">vgl. [http://monasterium.net/mom/AT-OOeLA/TraunkirchenOSB/fond OOeLA Traunkirchen OSB], eingesehen am 4. August 2017</ref>  


Aus seiner Ehe mit Willibirg hatte Markgraf Otakar (I.) mindestens zwei Söhne:
Aus seiner Ehe mit Willibirg hatte Markgraf Otakar (I.) mindestens zwei Söhne:
* [[Adalbero (Steier)|Markgraf Adalbero von Steier]] ("''Adalbero der Raue''") († um 1082), Graf im Ennstal, im "Investiturstreit" auf der Seite von [[w:Heinrich IV. (HRR)|Kaiser Heinrich IV.]]
* [[Adalbero (Steier)|Markgraf Adalbero von Steier]] ("''Adalbero der Raue''") († um 1082), Graf im Ennstal und Markgraf der Mark an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark", im "Investiturstreit" auf der Seite von [[w:Heinrich IV. (HRR)|Kaiser Heinrich IV.]]
* [[Otakar II. (Steier)|Otakar (II.) von Steier]] († 1122), Graf im Ennstal und Markgraf an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark", im "Investiturstreit" auf der Seite der Päpste
* [[Otakar II. (Steier)|Otakar (II.) von Steier]] († 1122), Graf im Ennstal und Markgraf der Mark an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark", im "Investiturstreit" auf der Seite der Päpste


== Leben ==
== Leben ==
Otakar (I.) war Mitte des 11. Jahrhunderts ein Graf im Chiemgau. Nach dem Tod des Markgrafen Gottfried, der vielleicht sein Schwager war, erbte er Teile der in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Steiermark gelegenen Besitzungen der Grafenfamilie von Wels-Lambach, darunter die im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegene [[w:Schloss Lamberg|Feste Styria]] (heute Teil der Stadt [[Steyr]]), nach welcher er und seine Nachkommen benannt wurden. Nach dieser beziehungsweise auf seine Familie geht auch die Bezeichnung Markgrafschaft beziehungsweise Herzogtum Steier und Steiermark zurück.  Weitere Besitzungen, die Otakar (I.) von den Grafen von Wels-Lambach erbte, waren der Ort [[Enns]] und die Erbvogtei über das Stift in [[Lambach]] sowie weitere im heutigen Oberösterreich gelegene Besitzungen des [[w:Hochstift Würzburg|Hochstiftes Würzburg]], darunter die Stadt [[Wels (Stadt)|Wels]]. Hinzu kommen noch Güter und zahlreiche Dienstleute im Gebiet zwischen den Flüssen Traun  und Krems sowie im Hausruck. Otakar (I.) folgte Gottfrieds Vater Arnold (II.) als Markgraf an der Mur<ref group="A">Um 1035 war die Karantanische Mark" nach dem Sturz des Kärntner Herzogs [[w:Adalbero von Eppenstein|Adalbero von Eppenstein]] († 1039), vielleicht der Schwiegervater von Otakar (I.), aus dem Verband mit dem [[Herzogtum Kärnten]] gelöst worden. Das Verwaltungsgebiet dieser Mark, die auch als [[w:Markgrafschaft an der Mur|Mark an der Mur]] bezeichnet wird, befand sich im heutigen Bundesland Steiermark und gilt als das ursprüngliche Zentrum der späteren  [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft beziehungsweise des Herzogtums Steier]].</ref> nach, wo er aber nur wenig Besitz übernehmen konnte.<ref name ="Österr.Geschichte271"/> Zu diesem gehörte das im Osten der Mark gelegene Gebiet um [[Hartberg]], der südlich anschließende Grenzbezirk und zwei Königshuben bei Gösting (heute Teil der Stadt [[Graz]]).<ref>vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271 und S. 273</ref> Der einstige Mittelpunkt der Mark, die [[w:Hengistburg|Hengistburg]], sie wird  auf dem Schlossberg von [[Wildon]] vermutet, verblieb jedoch im Besitz der [[w:Eppensteiner|Familie der Eppensteiner]].<ref name ="Österr.Geschichte273"/>
Otakar (I.) war Mitte des 11. Jahrhunderts ein Graf im Chiemgau. Nach dem Tod des Markgrafen Gottfried, der vielleicht sein Schwager war, erbte er Teile der in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Steiermark gelegenen Besitzungen der Grafenfamilie von Wels-Lambach, darunter die im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegene [[w:Schloss Lamberg|Feste Styria]] (heute Teil der Stadt [[Steyr]]), nach welcher er und seine Nachkommen benannt wurden. Nach dieser beziehungsweise auf seine Familie geht auch die Bezeichnung Markgrafschaft beziehungsweise Herzogtum Steier und Steiermark zurück.  Weitere Besitzungen, die Otakar (I.) von den Grafen von Wels-Lambach erbte, waren der Ort [[Enns]] und die Erbvogtei über das Stift in [[Lambach]] sowie weitere im heutigen Oberösterreich gelegene Besitzungen des [[w:Hochstift Würzburg|Hochstiftes Würzburg]], darunter die Stadt [[Wels (Stadt)|Wels]]. Hinzu kommen noch Güter und zahlreiche Dienstleute im Gebiet zwischen den Flüssen Traun  und Krems sowie im Hausruck.<ref name ="Österr.Geschichte271"/> Außerdem übernahm er aus Allodialbesitz der Grafen von Wels-Lambach Eigenbesitz südlich von [[Hartberg]] und zwei Königshuben bei Gösting (heute Teil der Stadt [[Graz]]).<ref name ="Weller779"/> Otakar (I.) folgte Gottfrieds Vater Arnold (II.) als Markgraf an der Mur<ref group="A">Um 1035 war die Karantanische Mark" nach dem Sturz des Kärntner Herzogs [[w:Adalbero von Eppenstein|Adalbero von Eppenstein]] († 1039), vielleicht der Schwiegervater von Otakar (I.), aus dem Verband mit dem [[Herzogtum Kärnten]] gelöst worden. Das Verwaltungsgebiet dieser Mark, die auch als [[w:Markgrafschaft an der Mur|Mark an der Mur]] bezeichnet wird, befand sich im heutigen Bundesland Steiermark und gilt als das ursprüngliche Zentrum der späteren  [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft beziehungsweise des Herzogtums Steier]].</ref> nach, wo er aber nur wenig Besitz übernehmen konnte.<ref name ="Österr.Geschichte271"/> Zu diesem gehörte das im Osten der Mark gelegene Gebiet um [[Hartberg]], der südlich anschließende Grenzbezirk und zwei Königshuben bei Gösting (heute Teil der Stadt [[Graz]]).<ref>vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271 und S. 273</ref> Der einstige Mittelpunkt der Mark, die [[w:Hengistburg|Hengistburg]], sie wird  auf dem Schlossberg von [[Wildon]] vermutet, verblieb jedoch im Besitz der [[w:Eppensteiner|Familie der Eppensteiner]].<ref name ="Österr.Geschichte273"/>


Otakar (I.), der sich selbst als Markgraf von Steyr oder steirischer Markgraf bezeichnete<ref name ="Österr.Geschichte271"/> , war nicht nur Vogt des Stiftes von Lambach, sondern auch der Vogt der Stifte von [[Traunkirchen]] und [[Persenbeug-Gottsdorf|Persenbeug]]. Sein Hauptsitz war die bereits genannte Feste Steyr, ein weiter wichtiger Sitz war die am Nordrand des Ennstals gelegene Burg Grauscharn (heute Teil der Gemeinde [[Stainach-Pürgg]]).<ref name ="Österr.Geschichte271"/>.
Otakar (I.), der sich selbst als Markgraf von Steyr oder steirischer Markgraf bezeichnete<ref name ="Österr.Geschichte271"/> , war nicht nur Vogt des Stiftes von Lambach, sondern auch der Vogt der Stifte von [[Traunkirchen]] und [[Persenbeug-Gottsdorf|Persenbeug]]. Sein Hauptsitz war die bereits genannte Feste Steyr, ein weiter wichtiger Sitz war die am Nordrand des Ennstals gelegene Burg Grauscharn (heute Teil der Gemeinde [[Stainach-Pürgg]])<ref group="A">Die Burg Grauscharn ist nicht erhalten. Sie befand sich auf dem Areal der heutigen Marktgemeinde [[Stainach-Pürgg]] und gilt als der älteste Herrschaftsmittelpunkt auf dem Boden der Steiermark und als das Verwaltungszentrum der Grafschaft im Ennstal. Vgl. [https://www.ennstalwiki.at/wiki/index.php/Burg_Grauscharn Burg Grauscharn], Ennstalwiki.AT, abgerufen am 27. März 2021</ref>.<ref name ="Österr.Geschichte271"/>.


Markgraf Otakar (I.) hatte offensichtlich gute Beziehungen zu [[Seliger Gebhard|Erzbischof Gebhard von Salzburg]] († 1088). 1074 war er an dessen Gründung des Benediktinerstiftes von [[Admont]] beteiligt. Wenig später dürfte er während einer Pilgerfahrt in [[w:Rom|Rom]] gestorben sein. Kurz vor seinem Tod bedachte er die Kirche in [[Garsten]] mit Schenkungen. In der neueren Geschichtsforschung wird diskutiert, ob er nach Rom gereist war, um dort über eine geplante Klostergründung in Garsten zu verhandeln.<ref name ="Österr.Geschichte273"/> In der älteren Forschung gilt er dagegen als Stifter eines Kollegiatstiftes in Garsten, welches unter seinem gleichnamigen Sohn und dessen [[Elisabeth von Babenberg-Steier|Ehefrau]] in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde.
Markgraf Otakar (I.) hatte offensichtlich gute Beziehungen zu [[Seliger Gebhard|Erzbischof Gebhard von Salzburg]] († 1088). 1074 war er an dessen Gründung des Benediktinerstiftes von [[Admont]] beteiligt. Wenig später dürfte er während einer Pilgerfahrt in [[w:Rom|Rom]] gestorben sein. Kurz vor seinem Tod bedachte er die Kirche in [[Garsten]] mit Schenkungen. In der neueren Geschichtsforschung wird diskutiert, ob er nach Rom gereist war, um dort über eine von ihm geplante Klostergründung in Garsten zu verhandeln. Während nach der neueren Forschung erst sein gleichnamiger Sohn, Otakar (II.) die Klostergründung realisieren und diese wenig später mit seiner  [[Elisabeth von Babenberg-Steier|Ehefrau]] in ein , Benediktinerkloster umwandeln ließ, galt er der älteren Forschung als der Stifter eines Kollegiatstiftes in Garsten.<ref name ="Österr.Geschichte273"/>


== Literatur ==
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Aktuelle Version vom 23. Juli 2024, 05:09 Uhr

Darstellung der Gründung des Benediktinerinnenklosters von Traunkirchen auf einem Ölgemälde aus dem 16. Jahrhundert. Der steirische Markgraf Otakar (I.), der hier als Gründer des Klosters dargestellt ist, überreicht, gemeinsam mit dem österreichischen Markgrafen Leopold, der Jungfrau Maria das "Kloster". Gleichzeitig werden seiner Verwandten Ata, der ersten Äbtissin, Stab und Schlüssel übergeben.

Otakar (I.) von Steier (* im 11. Jahrhundert; † im 11. Jahrhundert, vermutlich 1075 in Rom)[A 1] war Graf im Ennstal und Markgraf an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark". Der Geschichtsforschung gilt er als der erste Markgraf von Steier.

Herkunft und Familie

Markgraf Otakar (I.) gilt als Angehöriger einer Familie, die gewöhnlich als die Familie der Otakare bezeichnet wird und als Familienzweig der Traungauer eingestuft wird. Er soll ein Enkel des Grafen Arnold (II.) von Wels-Lambach († vermutlich 1050) und der Bruder von Ata, der ersten Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von Traunkirchen gewesen sein.[1] Nach der neueren Forschung wird er als Schwager des Markgrafen Gottfried gesehen, einem der Söhne des Grafen Arnold.[2]

Als Ehefrau von Markgraf Otakar (I.) gilt gewöhnlich eine Willibirg, deren Herkunft bisher in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt ist. Neben der Möglichkeit, dass sie eine Tochter des Grafen Arnold (II.) von Wels-Lambach war, gilt sie der Geschichtsforschung auch häufig als eine Tochter des um 1035 abgesetzten Herzogs Adalbero von Kärnten aus der Familie der Eppensteiner. Als Indiz für diese Herkunft gilt der Name ihres Sohnes Adalbero.[3] Als ein weiteres Indiz gilt, dass das Erbe der Eppensteiner nach dem Tod von Herzog Heinrich III. von Kärnten (†1122) an Willibirgs und Otakars Familie kam.[4] Willibirg soll außerdem die Witwe des Grafen Luitold (Leotold) von Raschenberg und Reichenhall gewesen sein.[5]

Aus seiner Ehe mit Willibirg hatte Markgraf Otakar (I.) mindestens zwei Söhne:

  • Markgraf Adalbero von Steier ("Adalbero der Raue") († um 1082), Graf im Ennstal und Markgraf der Mark an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark", im "Investiturstreit" auf der Seite von Kaiser Heinrich IV.
  • Otakar (II.) von Steier († 1122), Graf im Ennstal und Markgraf der Mark an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark", im "Investiturstreit" auf der Seite der Päpste

Leben

Otakar (I.) war Mitte des 11. Jahrhunderts ein Graf im Chiemgau. Nach dem Tod des Markgrafen Gottfried, der vielleicht sein Schwager war, erbte er Teile der in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Steiermark gelegenen Besitzungen der Grafenfamilie von Wels-Lambach, darunter die im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegene Feste Styria (heute Teil der Stadt Steyr), nach welcher er und seine Nachkommen benannt wurden. Nach dieser beziehungsweise auf seine Familie geht auch die Bezeichnung Markgrafschaft beziehungsweise Herzogtum Steier und Steiermark zurück. Weitere Besitzungen, die Otakar (I.) von den Grafen von Wels-Lambach erbte, waren der Ort Enns und die Erbvogtei über das Stift in Lambach sowie weitere im heutigen Oberösterreich gelegene Besitzungen des Hochstiftes Würzburg, darunter die Stadt Wels. Hinzu kommen noch Güter und zahlreiche Dienstleute im Gebiet zwischen den Flüssen Traun und Krems sowie im Hausruck.[2] Außerdem übernahm er aus Allodialbesitz der Grafen von Wels-Lambach Eigenbesitz südlich von Hartberg und zwei Königshuben bei Gösting (heute Teil der Stadt Graz).[4] Otakar (I.) folgte Gottfrieds Vater Arnold (II.) als Markgraf an der Mur[A 2] nach, wo er aber nur wenig Besitz übernehmen konnte.[2] Zu diesem gehörte das im Osten der Mark gelegene Gebiet um Hartberg, der südlich anschließende Grenzbezirk und zwei Königshuben bei Gösting (heute Teil der Stadt Graz).[6] Der einstige Mittelpunkt der Mark, die Hengistburg, sie wird auf dem Schlossberg von Wildon vermutet, verblieb jedoch im Besitz der Familie der Eppensteiner.[3]

Otakar (I.), der sich selbst als Markgraf von Steyr oder steirischer Markgraf bezeichnete[2] , war nicht nur Vogt des Stiftes von Lambach, sondern auch der Vogt der Stifte von Traunkirchen und Persenbeug. Sein Hauptsitz war die bereits genannte Feste Steyr, ein weiter wichtiger Sitz war die am Nordrand des Ennstals gelegene Burg Grauscharn (heute Teil der Gemeinde Stainach-Pürgg)[A 3].[2].

Markgraf Otakar (I.) hatte offensichtlich gute Beziehungen zu Erzbischof Gebhard von Salzburg († 1088). 1074 war er an dessen Gründung des Benediktinerstiftes von Admont beteiligt. Wenig später dürfte er während einer Pilgerfahrt in Rom gestorben sein. Kurz vor seinem Tod bedachte er die Kirche in Garsten mit Schenkungen. In der neueren Geschichtsforschung wird diskutiert, ob er nach Rom gereist war, um dort über eine von ihm geplante Klostergründung in Garsten zu verhandeln. Während nach der neueren Forschung erst sein gleichnamiger Sohn, Otakar (II.) die Klostergründung realisieren und diese wenig später mit seiner Ehefrau in ein , Benediktinerkloster umwandeln ließ, galt er der älteren Forschung als der Stifter eines Kollegiatstiftes in Garsten.[3]

Literatur

Weblinks

 Otakar I. (Steier) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 272 (Stammtafel)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 273
  4. 4,0 4,1 vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 779
  5. vgl. OOeLA Traunkirchen OSB, eingesehen am 4. August 2017
  6. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271 und S. 273

Anmerkungen

  1. Im Internet wird als sein Sterbedatum gewöhnlich der 29. März 1075 angeführt und dass er in Rom gestorben ist. Diese Information findet sich auch in einschlägigen Fachbüchern. Vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 272 (Stammtafel) und S. 273 (Hinweis)
  2. Um 1035 war die Karantanische Mark" nach dem Sturz des Kärntner Herzogs Adalbero von Eppenstein († 1039), vielleicht der Schwiegervater von Otakar (I.), aus dem Verband mit dem Herzogtum Kärnten gelöst worden. Das Verwaltungsgebiet dieser Mark, die auch als Mark an der Mur bezeichnet wird, befand sich im heutigen Bundesland Steiermark und gilt als das ursprüngliche Zentrum der späteren Markgrafschaft beziehungsweise des Herzogtums Steier.
  3. Die Burg Grauscharn ist nicht erhalten. Sie befand sich auf dem Areal der heutigen Marktgemeinde Stainach-Pürgg und gilt als der älteste Herrschaftsmittelpunkt auf dem Boden der Steiermark und als das Verwaltungszentrum der Grafschaft im Ennstal. Vgl. Burg Grauscharn, Ennstalwiki.AT, abgerufen am 27. März 2021
VorgängerAmtNachfolger
Herrscher über Teile der späteren Markgrafschaft Steier
Blason Ducs de Styrie.svg
um 1056-1075
Markgraf Adalbero von Steier
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