Österreichische Eishockey-Meisterschaft 1907/08: Unterschied zwischen den Versionen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 5: Zeile 5:




=Spiele==
==Spiele==
{| class="wikitable" border="1"
{| class="wikitable" border="1"
|-
|-
Zeile 69: Zeile 69:


'''Der Trainer der Leipziger zum Eishockeyspiel'''
'''Der Trainer der Leipziger zum Eishockeyspiel'''
:Anläßlich der Teilnahme des Leipziger Sportklubs an der von dem Prager Sportklub Ruch ausgeschriebenen Eishockey-Meisterschaft von Österreich hatte ich Gelegenheit, die Prager Eishockeyverhältnisse näher kenne zu lernen. Ich bin erstaunt gewesen über die Menge der Klubs, die hier Eishockey betreiben. Es dürften meiner Schätzung nach etwa 12  dieser Klubs vorhanden sein. Sehr verschieden ist jedoch die Spielstärke und die Technik der einzelnen Klubs. Am höchsten, bei den mir zu Gesicht gekommenen Klubs entwickelt, ist die Technik entschieden bei der Eishockeygesellschaft. Die Stürmerreihe ist gut, nur nicht ganz schnell genug. Die ganze Mannschaft kennt das Spiel und spielt überlegt und fair. Die beste tschechische Mannschaft, die Sparta, die nur sehr knapp gegen die Eishockeygesellschaft verlor, sie steht technisch nicht auf der gleichen Höhe wie die deutsche Mannschaft. Sie spielt jedoch ein bedeutend energischeres und schärferes Spiel und erreicht dadurch ziemlich viel; das Zusammenspiel der Sparta ist schlechter als das der Eishockeygesellschaft, überhaupt fehlt den tschechischen Spielern noch viel an Balltechnik. Dies liegt meiner Meinung nach vor allem an dem fehlerhaften Einhandspiel. Eine wirkliche Sicherheit in der Ballbehandlung ist dadurch nicht zu erzielen. Verschiedenen Klubs scheint überhaupt der Unterschied zwischen Fußball und Hockey noch nicht bekannt zu sein. Ein Mannhalten  wie beim Fußball gibt es nun einmal nicht beim Hockey. Auch das Anfahren und das blindlings Hineinschlagen müßte vermieden werden. Die Mannschaft von Jung-Punzlau, die ich auch noch erwähnen möchte, ist ein klein wenig schwächer als Sparta. Ihre Spieler müßten vor allem noch lernen, ihre Gegner nicht anzufahren, da ein schönes Spiel auf diese Weise nicht zu Stande kommen kann.  
:Anläßlich der Teilnahme des Leipziger Sportklubs an der von dem Prager Sportklub Ruch ausgeschriebenen Eishockey-Meisterschaft von Österreich hatte ich Gelegenheit, die Prager Eishockeyverhältnisse näher kenne zu lernen. Ich bin erstaunt gewesen über die Menge der Klubs, die hier Eishockey betreiben. Es dürften meiner Schätzung nach etwa 12  dieser Klubs vorhanden sein. Sehr verschieden ist jedoch die Spielstärke und die Technik der einzelnen Klubs. Am höchsten, bei den mir zu Gesicht gekommenen Klubs entwickelt, ist die Technik entschieden bei der Eishockeygesellschaft. Die Stürmerreihe ist gut, nur nicht ganz schnell genug. Die ganze Mannschaft kennt das Spiel und spielt überlegt und fair. Die beste tschechische Mannschaft, die Sparta, die nur sehr knapp gegen die Eishockeygesellschaft verlor, sie steht technisch nicht auf der gleichen Höhe wie die deutsche Mannschaft. Sie spielt jedoch ein bedeutend energischeres und schärferes Spiel und erreicht dadurch ziemlich viel; das Zusammenspiel der Sparta ist schlechter als das der Eishockeygesellschaft, überhaupt fehlt den tschechischen Spielern noch viel an Balltechnik. Dies liegt meiner Meinung nach vor allem an dem fehlerhaften Einhandspiel. Eine wirkliche Sicherheit in der Ballbehandlung ist dadurch nicht zu erzielen. Verschiedenen Klubs scheint überhaupt der Unterschied zwischen Fußball und Hockey noch nicht bekannt zu sein. Ein Mannhalten  wie beim Fußball gibt es nun einmal nicht beim Hockey. Auch das Anfahren und das blindlings Hineinschlagen müßte vermieden werden. Die Mannschaft von Jung-Punzlau, die ich auch noch erwähnen möchte, ist ein klein wenig schwächer als Sparta. Ihre Spieler müßten vor allem noch lernen, ihre Gegner nicht anzufahren, da ein schönes Spiel auf diese Weise nicht zu Stande kommen kann.
 
 


=Einzelnachweise=
=Einzelnachweise=

Version vom 3. Februar 2017, 15:06 Uhr

Die Österreichische Eishockey-Meisterschaft 1907/08 war die Erste Meisterschaft seiner Art in der Zeit der K.u.K.-Monarchie.

Geschichte

Ausrichter der ersten österreichischen Eishockey-Meisterschaft im Bandeyspiel war der Sportklub Ruch aus Prag. Da auch ausländische Mannschaften zugelassen wurden, beteiligte sich der Leipziger Sport Club an diesen Spielen, eine der besten Bandy-Mannschaften in Europa. Aus Wien war kein Verein vertreten. "Prag hatte wieder den Beweis erbracht, dass es an der sportlichen Spitze Österreichs steht", schrieb die Prager Zeitung.


Spiele

05. Jänner 1908 Prag, Jungbunzlauer Sport Klub - Sportklub Ruch Prag 15:5 s.u.
05. Jänner 1908 Prag, DEHG Prag - Groß Meseritsch 14:2 s.u.
05. Jänner 1908 Prag, Leipziger Sportklub - Jungbunzlauer Sport Klub 10:1 s.u.
06. Jänner 1908 Prag, DEHG Prag - Sparta Prag 5:4(3-0,2-4) s.u.
06. Jänner 1908 Prag, DEHG Prag - Leipziger Sport Club 3:13 s.u.

Spiel 05. Jänner 1908 Jungbunzlauer Sport Klub - Sportklub Ruch Prag

  • Schiedsrichter: Dr. Rosenbaum-Jenkins,
  • Team Jungbunzlau: Tor: Anderle, Feldspieler: Bruclik, Kolinsky, Kima, Pavlicek, Liska, Kriz
  • Team Ruch: Tor: Potucek jun., Feldspieler: Matucha, B. Hammer, Havlik, Pelikan, Martau, Golombiewsky,
  • Das Spiel in Prag um die Österreichische Eishockey-Meisterschaft zwischen dem Jungbunzlauer Sport Klub und dem Sportklub Ruch Prag endete 15:5. Ruch hatte noch wenig Training, so dass die Jungbunlauer Spieler unter Führung von Herrn Tucek erheblich schneller waren und gut kombinierten. Ihr bester Mann war Liska. Gut spielte auch der frühere Slavia-Fußballer von Slavia Kriz. Man spielte scharf auf den Mann und nahm es auch mit den "Sticks" nicht so genau. Der beste Mann bei Ruch war sein rechter Flügelstürmer. Die Tore für Jungbunzlau schossen Liska (8), Kriz (3), Bruclik (2) und Pavlicek (2). Für Ruch trafen Martau und Pelikan. Spielzeit 2x 30 Minuten.


Spiel 05. Jänner 1908 DEHG Prag - Groß Meseritsch

  • Schiedsrichter: Rolf Kubik,
  • Team DEHG: Tor: Meißner, Feldspieler: Burka, Oertl, Pipes, Fritz Reska, Robert Reska, L. Hoffmann,
  • Team Groß Meseritsch: Tor: Krelik, Feldspieler: Rimes, Stehlik, Barta, Cermat, Kitner, Kopacek,
  • Das Spiel in Prag um die Österreichische Eishockey-Meisterschaft zwischen der DEHG Prag und dem Eisklub Groß Meseritsch endete 14:2. Die Mannschaft aus Groß Meseritsch verdient Anerkennung, dass sie sich an einer solchen Meisterschaft mit namhaften Gegnern beteiligt. Die zwei geschossenen Tore zeigen aber auch, dass sie das Eishockeyspiel beherrschen. Die Deutsche Eishockey Gesellschaft Prag hatte natürlich keine Probleme, ihren Gegner zu besiegen. Die Tore für die DEHG schossen Fritz Reska (6), Robert Reska (6) und L. Hoffmann (4). Für Groß Meseritsch trafen Cermat und Kopacek. Spielzeit 2x 30 Minuten.


Spiel 05. Jänner 1908 Leipziger Sportklub - Jungbunzlauer Sport Klub

  • Schiedsrichter: Gasser,
  • Team Leipzig: Tor: Rusland, Feldspieler: Keßler, Zehme, Beckmann, H. Sänger, H. Schomburgk, Dr. Schomburgk, Ersatz: Jacob, H. Beckmann,
  • Team Jungbunzlau: Tor: Anderle, Feldspieler: Bruclik, Kolinsky, Kima, Pavlicek, Liska, Kriz
  • Das Spiel in Prag um die Österreichische Eishockey-Meisterschaft zwischen dem Leipziger Sportklub und dem Jungbunzlauer Sport Klub endete 10:1. Mit großer Spannung erwarteten die Zuschauer das Spiel mit der besten Eishockeymannschaft aus Deutschland. Die ersten 10 Minuten waren die Leipziger von dem stürmischen Spiel der Jungbunzlauer überrascht. Dann fanden sie wieder zu ihrem eigenen Spielstil. Rückwärts wird mit Kombinationen gearbeitet, bis der Ball zu einem der Schomburgks kommt. Dieser übernimmt den Ball zu einem Vorstoß und bringt ihn häufig ins gegnerische Tor hinein. Es war ein schönes Bild, wenn die Schomburgks sich den Ball gegenseitig zuspielend stürmten und Freund und Feind mit Schnelligkeit hinter ihnen herfuhren. Der Tormann der Leipziger spielt mit Aufopferung und seine Deckungsspieler machen ein sicheres Spiel. Die Mannschaft besteht aus 9 gutaussehenden schlanken Sportsleuten. Dem Schiedsrichter machten sie das Erkennen leicht, da sie mit einem schönen Dreß, rotschwarzen Kappen, Strümpfen und Gürtel auf dem Spielfeld standen. Sie verfügten auch über sehr gute Spezialschlittschuhe, die eigens für das Bandyspiel gebaut wurden. Solche Schuhe fehlen den Österreichischen Mannschaften noch. Mannschaften, die von den Leipzigern geschlagen werden, brauchen sich ihrer Niederlage nicht zu schämen. Man muss dem Organisatorverein Ruch dankbar sein, dass die Prager eine solch gute Mannschaft zu sehen bekamen und die teilnehmenden Vereine von ihrer Spielart lernen können. Die Tore für Leipzig schossen H. Schomburgk (7), Dr. Schomburgk (2) und Beckmann. Spielzeit 2x 30 Minuten.


Spiel 06. Jänner 1908 DEHG Prag - Sparta Prag

  • Schiedsrichter: Martau,
  • Team DEHG: Tor: Meißner, Feldspieler: Hans Teller, Oertl, Pipes, jun., Fritz Reska, Robert Reska, L. Hoffmann,
  • Team Sparta: Tor: Rudl, Feldspieler: Faltin, Kracik, Doucha, Titel, Maly, Lauda,
  • Das Spiel in Prag um die Österreichische Eishockey-Meisterschaft zwischen der DEHG Prag und Sparta Prag endete 5:4(3-0,2-4). Dieses Spiel war das spannenste der gesamten Meisterschaft. Sparta war der Favorit für dieses Spiel. Sie ist die schwerste Mannschaft und spielt auch energischer, wie andere Mannschaften. Die DEHG legt mehr Wert auf das technische Spiel. Man war dann im Spiel aber überrascht, das die Spieler des DEHG, dessen Kern die früheren Akademiker bilden, sich durch die stürmischen Angriffe der Spartaner nicht aus der Ruhe bringen ließen. Durch gute Kombinationen und gutes schießen ging die DEHG mit 3:0 in Führung. Hier waren vor allem die Reskas und Pipes jun. beteiligt. Da Burka verhindert war, spielte Hans Teller in der Verteidigung. Das flößte Vertrauen und Ruhe ein. Mit seinem geschnittenen Schlag konnte er den Ball auch über die Köpfe der Gegner bis vors gegnerische Tor schlagen. Das entlastete auch die Stürmer, die den Ball nicht zu holen brauchten. Hoffmann auf dem rechten Flügel lief zwar öfter mit dem Ball vor, wurde aber dann durch seinen Gegenspieler beim Schuss behindert, so dass er keinen Treffer landen konnte. Vielleicht hätte er besser früher abgegeben. Die DEHG ist nicht die schnellste, spielt aber hervorragende Kombinationen.
Nach der Pause konnte der DEHG die 3:0 Führung nicht halten. Sparta stürmte jetzt und konnte durch Faltin sein erstes Tor erzielen. Diesen Treffer beantwortete die DEHG mit zwei Treffern durch Kombinationen zum 5:1. Dann hatte Hans Teller Pech, als er einen Ball spielen wollte, dieser aber nur einem Sparter vor die Füße fiel und der sofort zum 5:2 einschoss. Die Sparter erhöhten den Druck auf die DEHG und diese hatte viel zu Tun, die Angriffe abzuwehren. Sparta schafft aber noch zwei Tore und war jetzt mit 5:4 kurz vor dem Ausgleich. Es sah so aus, als wenn die DEHG sich mit ihrem Tempo übernommen hätte. Aber die Spieler kämpften gegen die Angriffe der Sparta auch die letzten 10 Minuten und konnten so das Ergebnis bis zum Schlußpfiff des Schiedsrichters halten. Die Tore für Sparta schossen Lauda (2), Maly und Faltin. Für die DEHG waren Fritz Reska (3), Robert Reska und Pipes jun. erfolgreich. Spielzeit 2x 30 Minuten.


Spiel 06. Jänner 1908 DEHG Prag - Leipzier Sport Club

  • Schiedsrichter: Martau,
  • Team DEHG: Tor: Meißner, Feldspieler: Hans Teller, Oertl, Pipes, jun., Fritz Reska, Robert Reska, L. Hoffmann,
  • Team Leipzig: Tor: Rusland, Feldspieler: Keßler, Zehme, Beckmann, H. Sänger, H. Schomburgk, Dr. Schomburgk, Ersatz: Jacob, H. Beckmann,
  • Das Endspiel in Prag um die Österreichische Eishockey-Meisterschaft zwischen der DEHG Prag und Sparta Prag endete 3:13. Es war ein ruhigeres Spiel, da der Sieger von vorneherein feststand. Die Prager waren durch ihr Spiel gegen Sparta etwas benachteiligt, da dieses sie doch sehr viel Kraft gekostet hatte, während die Leipziger sich ausruhen konnten. Die DEHG wollte aber ehrenwert untergehen und kämpfte bis zum Schluss. Sie schafften 3 Tore, die alle von Robert Reska eingeschossen wurden. Bei den Leipzigern schossen die Treffer H. Schomburgk (6), Dr. Schomburgk (6) und H. Sänger. Sänger war aus Norwegen von einer Jagd gekommen und 48 Stunden unterwegs gewesen. Auch Zehme hatte sich Auslandsurlaub gegen lassen, da er bei den Garde Ulanen, einem berittenen Polizei-Regiment Dienst tat. Man nahm diese Meisterschaft schon sehr wichtig. Das Spiel dauerte 2 x 45 Minuten.


  • Die Leipziger erhielten als Sieger einen silbernen Pokal, die DEHG als zweiter Sieger 7 Ehrenzeichen.


Eine strittige Frage

Der Leipziger Tormann legte sich öfter flach auf das Eis, um einen kommenden Ball besser abfangen zu können. Er berief sich auf Befragen auf den Absatz 6 des § 12a der Regeln. "Kein gefallener Spieler darf den Ball spielen bevor er wieder auf die Füße gekommen ist. Diese Regel gilt aber nicht für den Goalmann." Es ist wohl eine Interpretationsfrage, ob das absichtliche Hinlegen des Torwartes ein Fall gewesen ist oder der gesamte Absatz auch für den Torwart gilt. Diese Frage war nicht zu klären.



Der Trainer der Leipziger zum Eishockeyspiel

Anläßlich der Teilnahme des Leipziger Sportklubs an der von dem Prager Sportklub Ruch ausgeschriebenen Eishockey-Meisterschaft von Österreich hatte ich Gelegenheit, die Prager Eishockeyverhältnisse näher kenne zu lernen. Ich bin erstaunt gewesen über die Menge der Klubs, die hier Eishockey betreiben. Es dürften meiner Schätzung nach etwa 12 dieser Klubs vorhanden sein. Sehr verschieden ist jedoch die Spielstärke und die Technik der einzelnen Klubs. Am höchsten, bei den mir zu Gesicht gekommenen Klubs entwickelt, ist die Technik entschieden bei der Eishockeygesellschaft. Die Stürmerreihe ist gut, nur nicht ganz schnell genug. Die ganze Mannschaft kennt das Spiel und spielt überlegt und fair. Die beste tschechische Mannschaft, die Sparta, die nur sehr knapp gegen die Eishockeygesellschaft verlor, sie steht technisch nicht auf der gleichen Höhe wie die deutsche Mannschaft. Sie spielt jedoch ein bedeutend energischeres und schärferes Spiel und erreicht dadurch ziemlich viel; das Zusammenspiel der Sparta ist schlechter als das der Eishockeygesellschaft, überhaupt fehlt den tschechischen Spielern noch viel an Balltechnik. Dies liegt meiner Meinung nach vor allem an dem fehlerhaften Einhandspiel. Eine wirkliche Sicherheit in der Ballbehandlung ist dadurch nicht zu erzielen. Verschiedenen Klubs scheint überhaupt der Unterschied zwischen Fußball und Hockey noch nicht bekannt zu sein. Ein Mannhalten wie beim Fußball gibt es nun einmal nicht beim Hockey. Auch das Anfahren und das blindlings Hineinschlagen müßte vermieden werden. Die Mannschaft von Jung-Punzlau, die ich auch noch erwähnen möchte, ist ein klein wenig schwächer als Sparta. Ihre Spieler müßten vor allem noch lernen, ihre Gegner nicht anzufahren, da ein schönes Spiel auf diese Weise nicht zu Stande kommen kann.

Einzelnachweise


Quellenangabe

  • Prager Tagblatt