Südostwall-Abschnitt Südburgenland: Unterschied zwischen den Versionen

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== Errichtung des Südostwalls im Südburgenland ==
== Errichtung des Südostwalls im Südburgenland ==
=== Verlauf und Aufbau der Stellungen im Südburgenland ===
=== Verlauf und Aufbau der Stellungen im Südburgenland ===
Im Abschnitt VI, also im Bereich der Kreise Oberwart und Feldbach, starteten die Bauarbeiten am 6. Oktober 1944, im weiter südlich gelegenen Abschnitt V begannen sie am 16. Oktober. Am Ausbau der Stellungen waren bis zu 50.000 Menschen beschäftigt. Als sich Ende März die Einheiten der Roten Armee der Grenze näherten, arbeiteten immer noch rund 35.000 Menschen an den Grenzbefestigungen, von denen aber nur rund die Hälfte an Abschnitten auf heutigem burgenländisch-steirischen Gebiet lagen.<ref name="rauchensteiner88">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=88}}</ref>
Im Abschnitt VI, also im Bereich der Kreise Oberwart und Feldbach, starteten die Bauarbeiten am 6. Oktober 1944, im weiter südlich gelegenen Abschnitt V begannen sie am 16. Oktober. Am Ausbau der Stellungen waren bis zu 50.000 Menschen beschäftigt. Als sich Ende März die Einheiten der Roten Armee der Grenze näherten, arbeiteten immer noch rund 35.000 Menschen an den Grenzbefestigungen, von denen aber nur rund die Hälfte auf dem heutigen burgenländisch-steirischen Gebiet lagen.<ref name="rauchensteiner88">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=88}}</ref>


Entlang der Grenze zwischen Ungarn und dem heutigen Südburgenland entstanden zwei Verteidigungslinien. Die weiter östlich angelegt ''A-Linie'' verlief zum Beispiel im Bereich Rechnitz auf ungarischen Boden, während sich die ''B-Linie'' innerhalb der Reichsgrenzen befand. Auch in den südlich gelegenen Stellungsabschnitten wie in Güssing, dem [[w:Lafnitz (Fluss)|Lafnitz-]] und dem [[w:Raab (Fluss)|Raab]]-Tal befanden sich einzelne Stellungsabschnitte auf ungarischen Boden.<ref name="rauchensteiner87" />
Entlang der Grenze zwischen Ungarn und dem heutigen Südburgenland entstanden so zwei Verteidigungslinien. Die weiter östlich angelegt ''A-Linie'' verlief zum Beispiel im Bereich Rechnitz auf ungarischen Boden, während sich die ''B-Linie'' innerhalb der Reichsgrenzen befand. Auch in den südlich gelegenen Stellungsabschnitten wie in Güssing, dem [[w:Lafnitz (Fluss)|Lafnitz-]] und dem [[w:Raab (Fluss)|Raab]]-Tal befanden sich einzelne Stellungsabschnitte auf ungarischen Boden.<ref name="rauchensteiner87" />


Das Stellungssystem wurde so angelegt, dass bei panzergefährdeten Abschnitten als erstes Hindernis [[w:Panzergraben|Panzergräben]] angelegt wurden. Dies war zum Beispiel in Lafnitztal in [[Heiligenkreuz im Lafnitztal]] oder im Raabtal in [[Jennersdorf]] notwendig. Westlich dieses Panzergrabens erfolgte die Errichtung von Schutzanlagen in Form von Erdbefestigungen. Mittels [[w:Faschine|Faschinen]] und Bäumen wurden diese Stellungen verstärkt. In die Verteidigungsanlagen eingebaut wurden auch verschiedenste Kampfunterstände und Stellungen für die [[w:Artillerie|Artillerie]]. Unterstände, die gegen [[w:Granatwerfer|Granatwerferbeschuss]] schützen sollten, waren meist aus Holz hergestellt. Lediglich im Bereich Rechnitz erfolgte die Verwendung von Beton beim Bunkerbau.<ref name="rauchensteiner87" />
Das Stellungssystem wurde so angelegt, dass bei panzergefährdeten Abschnitten als erstes Hindernis [[w:Panzergraben|Panzergräben]] angelegt wurden. Dies war zum Beispiel in Lafnitztal in [[Heiligenkreuz im Lafnitztal]] oder im Raabtal in [[Jennersdorf]] notwendig. Westlich dieses Panzergrabens erfolgte die Errichtung von Schutzanlagen in Form von Erdbefestigungen. Mittels [[w:Faschine|Faschinen]] und Bäumen wurden diese Stellungen verstärkt. In die Verteidigungsanlagen eingebaut wurden auch verschiedenste Kampfunterstände und Stellungen für die [[w:Artillerie|Artillerie]]. Unterstände, die gegen [[w:Granatwerfer|Granatwerferbeschuss]] schützen sollten, waren meist aus Holz hergestellt. Lediglich im Bereich Rechnitz erfolgte die Verwendung von Beton beim Bunkerbau.<ref name="rauchensteiner87" />
Auf das Verlegen von [[w:Minensperre|Minenfeldern]] wurde letztendlich nicht verzichtet, weil man die zurückgehenden Soldaten, der in Ungarn kämpfenden [[w:Heeresgruppe Süd|Heeresgruppe Süd]], nicht gefährden wollte.<ref name="rauchensteiner88" />
Bedingt durch die Witterung fiel im Winter 1944/45 ein Teil der Befestigungsanlagen wieder ein. Diese mussten dann in den ersten Wochen des Jahres 1945 wieder freigeschaufelt werden. Auch nach dem Abschluss der Bauarbeiten blieben Erkundungstruppen vor Ort, um darauf zu achten, dass alle Teile des Verteidigungssystems intakt blieben.<ref name="rauchensteiner88" />
Trotz aller Bemühungen der Beteiligten und der Opfer, welche der Stellungsbau vorallem unter den ungarischen Juden gefordert hatte, blieb die gesamte Anlage im Endeffekt ein Provisorium mit zweifelhaften militärischen Wert. Im Vergleich zu Verteidigungsstellungen wie dem [[w:Westwall|Westwall]] oder der französischen [[w:Maginot-Linie|Maginot-Linie]], welche noch in Friedenszeiten unter großem finanziellen und materiellen Aufwand errichtet worden waren, hatte der sogenannte Südostwall militärisch keinerlei Bedeutung.<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=88 und 89}}</ref> Seine Bedeutung wurde von der deutschen Propaganda maßlos übertrieben, wohl um einerseits die Bevölkerung aber auch die politischen Amtsinhaber zu beruhigen. Aber der Krieg war für das Deutsche Reich zu diesem Zeitpunkt schon lange verloren.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 1. Februar 2018, 07:29 Uhr

Der Südostwall (Abschnitt Südburgenland) war Teil der Feldbefestigungen, welche das Oberkommando der Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges entlang der Südostgrenze des Deutschen Reiches errichten ließ. Mit dieser von der Nationalsozialistischen Propaganda auch Reichsschutzstellung genannten Verteidigungsstellung sollte die Rote Armee darin gehindert werden, in die sogenannten Alpen- und Donau-Reichsgaue vorzustoßen.

Da das Burgenland nach dem Anschluss Österreichs auf die Reichsgaue Steiermark und Niederdonau aufgeteilt worden war, befand sich der heute südburgenländische Teil des Südostwalls entlang der steirisch-ungarischen Grenze. In diesem steirischen Abschnitt begannen die Stellungsarbeiten am 9. Oktober 1944.[1] Für den Bau selbst wurden die einheimische Bevölkerung aber auch ungarische Juden eingesetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten kam es einerseits in Rechnitz und Deutsch Schützen zu Massakern an jüdischen Zwangsarbeitern, andererseits riskierten aber auch einige Burgenländer ihr Leben um das Leid der Juden zu mildern.[2] Vier dieser Südburgenländer wurden nach Ende des Krieges von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt und in die Liste der Gerechten unter den Völkern aufgenommen.

Planung des Südostwallabschnittes Steiermark

Für die Planung des Baus der Verteidigungsstellung entlang der Reichsgrenze gab es sowohl auf seiten der NSDAP als auch seiten der Wehrmacht unterschiedliche Zuständigkeiten und Akteure.

Reichsverteidigungskommissar und Gauleiter Sigfried Uiberreither

Am 1. September 1944 erfolgte mittels Führererlass die Beauftragung der Reichsverteidigungskommissare zur Planung und Bau von Befestigungsanlagen entlang der Reichsgrenzen.[3] Im Fall der Steiermark rückte dadurch Gauleiter Sigfried Uiberreither in den Mittelpunkt des Geschehens, der bis zum 17. September durchsetzte, dass im Bedarfsfall viele steirische Betriebe Arbeitskräfte für den Stellungsbau bereitzustellen hätten. Aufgrund seiner Anordnungen erfolgte die Räumung von Schulen und öffentlichen Gebäuden um Platz für diese Personen zu schaffen, auch der Bau von Barackenlager wurde vorbereitet.[4]

Uiberreithers Tatendrang wurde allerdings gebremst, weil die für die Planung notwendigen militärischen Fachleute nicht so rasch zur Verfügung standen.[4]

Militärische Stäbe

Parallel zu den Maßnahmen auf politischer Ebene begannen auch auf Seiten der Wehrmacht die Vorbereitungen für den Stellungsbau. Es erfolgte die Bildung der Dienststelle "Festungsbereich Südost", welche den Bau der Befestigungsanlagen in Niederdonau und in der Steiermark zu koordinieren hatte. Zum Leiter dieser Dienststelle wurde der General der Panzertruppe Nikolaus von Vormann ernannt.[4]

Für den Ausbau der Stellungen in der Steiermark (und somit auch für jene Bereiche, die heute wieder Teil des Südburgenlandes sind), die in der Territorialorganisation der Wehrmacht zum Wehrkreis XVIII gehörte, zeichnete der Höhere Pionierkommandeur z.b.V. XVIII in der Person von Generalleutnant Richard Zimmer verantwortlich.[5]

In Graz stellte der Wehrkreis XVIII zusätzlich noch einen Stab unter der Leitung von Generalmajor Wilhelm Weiß auf, der für das Erkunden und Auspflocken des zukünftigen Stellungsverlaufes entlang der Reichsgrenze verantwortlich war.[6]

Diese Stellung sollte letztendlich bis nach Slowenien reichen und war in insgesamt sechs Bereiche (I bis VI) unterteilt. Der nördlichste Bereich VI umfasste die Grenze der Kreise Oberwart und Fürstenfeld, Abschnitt V jene von Feldbach und Bad Radkersburg.[7] Dazu ist noch zu sagen, dass nach dem Anschluss Österreichs von den drei südlichen burgenländischen Bezirken nur noch der Bezirk Oberwart übrig geblieben war. Der Bezirk Güssing war 1938 in den Bezirk Fürstenfeld eingegliedert worden, der Bezirk Jennersdorf war dem Bezirk Feldbach zugeschlagen worden.

Errichtung des Südostwalls im Südburgenland

Verlauf und Aufbau der Stellungen im Südburgenland

Im Abschnitt VI, also im Bereich der Kreise Oberwart und Feldbach, starteten die Bauarbeiten am 6. Oktober 1944, im weiter südlich gelegenen Abschnitt V begannen sie am 16. Oktober. Am Ausbau der Stellungen waren bis zu 50.000 Menschen beschäftigt. Als sich Ende März die Einheiten der Roten Armee der Grenze näherten, arbeiteten immer noch rund 35.000 Menschen an den Grenzbefestigungen, von denen aber nur rund die Hälfte auf dem heutigen burgenländisch-steirischen Gebiet lagen.[8]

Entlang der Grenze zwischen Ungarn und dem heutigen Südburgenland entstanden so zwei Verteidigungslinien. Die weiter östlich angelegt A-Linie verlief zum Beispiel im Bereich Rechnitz auf ungarischen Boden, während sich die B-Linie innerhalb der Reichsgrenzen befand. Auch in den südlich gelegenen Stellungsabschnitten wie in Güssing, dem Lafnitz- und dem Raab-Tal befanden sich einzelne Stellungsabschnitte auf ungarischen Boden.[7]

Das Stellungssystem wurde so angelegt, dass bei panzergefährdeten Abschnitten als erstes Hindernis Panzergräben angelegt wurden. Dies war zum Beispiel in Lafnitztal in Heiligenkreuz im Lafnitztal oder im Raabtal in Jennersdorf notwendig. Westlich dieses Panzergrabens erfolgte die Errichtung von Schutzanlagen in Form von Erdbefestigungen. Mittels Faschinen und Bäumen wurden diese Stellungen verstärkt. In die Verteidigungsanlagen eingebaut wurden auch verschiedenste Kampfunterstände und Stellungen für die Artillerie. Unterstände, die gegen Granatwerferbeschuss schützen sollten, waren meist aus Holz hergestellt. Lediglich im Bereich Rechnitz erfolgte die Verwendung von Beton beim Bunkerbau.[7]

Auf das Verlegen von Minenfeldern wurde letztendlich nicht verzichtet, weil man die zurückgehenden Soldaten, der in Ungarn kämpfenden Heeresgruppe Süd, nicht gefährden wollte.[8]

Bedingt durch die Witterung fiel im Winter 1944/45 ein Teil der Befestigungsanlagen wieder ein. Diese mussten dann in den ersten Wochen des Jahres 1945 wieder freigeschaufelt werden. Auch nach dem Abschluss der Bauarbeiten blieben Erkundungstruppen vor Ort, um darauf zu achten, dass alle Teile des Verteidigungssystems intakt blieben.[8]

Trotz aller Bemühungen der Beteiligten und der Opfer, welche der Stellungsbau vorallem unter den ungarischen Juden gefordert hatte, blieb die gesamte Anlage im Endeffekt ein Provisorium mit zweifelhaften militärischen Wert. Im Vergleich zu Verteidigungsstellungen wie dem Westwall oder der französischen Maginot-Linie, welche noch in Friedenszeiten unter großem finanziellen und materiellen Aufwand errichtet worden waren, hatte der sogenannte Südostwall militärisch keinerlei Bedeutung.[9] Seine Bedeutung wurde von der deutschen Propaganda maßlos übertrieben, wohl um einerseits die Bevölkerung aber auch die politischen Amtsinhaber zu beruhigen. Aber der Krieg war für das Deutsche Reich zu diesem Zeitpunkt schon lange verloren.

Literatur

  • Szabolcs Szita: Zwangsarbeit - Todesmärsche - Überleben durch Hilfe, Verlag Velcsov, Budapest 2004, ISBN 9-63866-981-0

Einzelnachweise

  1.  Othmar Tuider: Die Kämpfe im Vorgelände der Fischbacher Alpen 1945. Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1978, ISBN 3215016605, S. 2.
  2.  Szabolcs Szita: Zwangsarbeit - Todesmärsche - Überleben durch Hilfe. Velcsov, Budapest 2004, ISBN 9638669810, S. 2.
  3.  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 80.
  4. 4,0 4,1 4,2  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 82.
  5.  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 83.
  6.  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 86.
  7. 7,0 7,1 7,2  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 87.
  8. 8,0 8,1 8,2  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 88.
  9.  Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, S. 88 und 89.