Euphemia von Schlesien: Unterschied zwischen den Versionen

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Da Euphemia trotz ihrer langen Witwenschaft nie selbst dem Klarissenorden angehörte und es ist daher auch als Stifterin nicht erlaubt war, die Klausur des Meraner Klarissenklosters  zu betreten, beschaffte sie dazu für sich und fünf weitere Frauen eine päpstliche Genehmigung. Nach ihrem Tod wurde Euphemia in "ihrem" Kloster beigesetzt.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 389</ref>
Da Euphemia trotz ihrer langen Witwenschaft nie selbst dem Klarissenorden angehörte und es ist daher auch als Stifterin nicht erlaubt war, die Klausur des Meraner Klarissenklosters  zu betreten, beschaffte sie dazu für sich und fünf weitere Frauen eine päpstliche Genehmigung. Nach ihrem Tod wurde Euphemia in "ihrem" Kloster beigesetzt.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 389</ref>
== Vermögen ==
Herzogin Euphemia scheint über ein beachtliches wirtschaftliches Talent verfügt zu haben, das sie bei ihren Stiftungen gezielt einsetzte. Zudem standen ihr bedeutende Finanzmittel zur Verfügung. Herzog Otto hatte ihr Wittum seine Ehefrau, das ungefähr 9.000 Mark Silber betrug, auf Besitzungen im Herzogtum Kärnten angewiesen. Nach seinem Tod kam es durch seinen Bruder und Nachfolger [[w:Heinrich (Kärnten)|Heinrich]] zu einer Neuregelung ihrer Versorgung, indem  er ihr Heiratsgut auf einige Gerichte der Grafschaft Tirol verschrieb: [[Sterzing]], [[Sarnthein]], [[Stein am Ritten]] und [[Kastelruh]]. Neben ihren regelmäßigen Einnahmen aus diesen übertrug er ihr auch auf Lebenszeit Verwaltungskompetenzen, die ihr im Wesentlichen erlaubten, über ihre Einnahmen frei verfügen zu können, über die Besetzung der Ämter zu verfügen und auf den Burgen selbst (einheimische) Pfleger einzusetzen. Zwar war sie bei der Verwendung ihrer Mittel, zum Beispiel für Stiftungen, stets auf Heinrichs ausdrückliche Zustimmung angewiesen, doch zeigen die Urkunde, dass er sie gewöhnlich unterstützte.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 398f.</ref>


== Forschungslage ==
== Forschungslage ==

Version vom 2. November 2018, 20:38 Uhr

Das Stift Stams - Herzogin Euphemia stiftete den Zisterzienser von Stams Seelgeräte für ihre verstorbene Tochter Anna.

Herzogin Euphemia von Schlesien (* um 1280; † um 1347[1]) oder Eufemia von Schlesien, auch Euphemia Herzogin von Kärnten, Gräfin von Tirol, war durch ihre Ehe eine Gräfin von Görz-Tirol.

Herkunft und Familie

Herzogin Euphemia von Schlesien gehörte der Familie der "schlesischen Piasten, einer der fünf Linien der polnischen Herrscherdynastie der Piasten an. Sie war eine Tochter von Herzog Heinrich (V.) von Schlesien (* um 1248; † 1296), dem späteren Herzog von Jauer, Liegnitz und Breslau aus dessen Ehe mit Herzogin Elisabeth von Großpolen-Kalisch († 1304).

Euphemias Ehemann: Herzog Otto von Kärnten, Graf von Tirol auf einem Wandbild im Spanischen Saal von Schloss Ambras (16. Jahrhundert)

Euphemia von Schlesien war mit den Grafen Otto (III.) von Görz-Tirol (* um 1265; † 1310), Herzog von Kärnten, Graf von Tirol und Herr der Mark Krain, verheiratet. Er war der älteste Sohn von Herzog Meinhard von Kärnten.[1] Aus ihrer Ehe sind nur Töchter belegt:

  • Herzogin Elisabeth von Kärnten, Gräfin von Tirol
∞ mit König Peter (II.) von Sizilien
  • Herzogin Ursula von Kärnten, Gräfin von Tirol († 1327), Nonne im Klarissenkloster in Meran[2]
  • Herzogin Euphemia von Kärnten, Gräfin von Tirol († 1329/30), Nonne im Klarissenkloster in Meran[2]
  • Herzogin Anna von Kärnten, Gräfin von Tirol († 1331, 2. Jahreshälfte)[2]
∞ mit Pfalzgraf Rudolf (II.) bei Rhein

Leben

Nach dem Tod ihres Ehemannes dürfe Euphemia den Rest ihres weiteren Lebens im Herzogtum Kärnten und der Grafschaft Tirol verbracht haben.

Seit ihrer Kindheit hatte Euphemia enge Kontakten zu den Klarissen in Breslau. Deren Kloster war 1242 von ihrer Urgroßmutter Anna von Böhmen († 1265) gegründet worden, es wurde dann für einige Jahrzehnte die Grablege ihrer Familie. Ihre Schwestern Anna († 1343) und Elisabeth († um 1357) und ihre Nichte Margarete waren zudem in dieses Breslauer Kloster eingetreten.[3] 1309 gründete Euphemia in Meran das Klarissenkloster, das heute als das älteste Kloster dieser Stadt gilt.[4]

Im Unterschied zu ihrer Schwägerin Anna förderte Euphemia von Schlesien das Franziskanerkloster in Bozen, aus dem ihr Beichtvater Heinrich stammte, und das sie in ihrem Testament großzügig bedachte.[5] Neben ihrem Beichtvater wurden in ihrem Testament auch weitere Geistliche großzügig bedacht, darunter ihr Kaplan Hilprand, Bruder Burkhard aus der Deutschordens-Kommende in Lengmoos und ihr Schreiber Berchtold, der Pfarrer von Ulten sowie mehrere Schwestern ihres Meraner Klarissenklosters. Im Vergleich dazu sind die Legate an die weltlichen Mitglieder ihres Hofstaates sehr bescheiden.[6] Für ihre vor ihr verstorbenen Töchter tätigte Herzogin Euphemia Seelgerätsstiftungen, für Ursula und Euphemia ihrem Klarissenkloster in Meran, für Anna dem Stift in Stams.[2]

Da Euphemia trotz ihrer langen Witwenschaft nie selbst dem Klarissenorden angehörte und es ist daher auch als Stifterin nicht erlaubt war, die Klausur des Meraner Klarissenklosters zu betreten, beschaffte sie dazu für sich und fünf weitere Frauen eine päpstliche Genehmigung. Nach ihrem Tod wurde Euphemia in "ihrem" Kloster beigesetzt.[7]

Vermögen

Herzogin Euphemia scheint über ein beachtliches wirtschaftliches Talent verfügt zu haben, das sie bei ihren Stiftungen gezielt einsetzte. Zudem standen ihr bedeutende Finanzmittel zur Verfügung. Herzog Otto hatte ihr Wittum seine Ehefrau, das ungefähr 9.000 Mark Silber betrug, auf Besitzungen im Herzogtum Kärnten angewiesen. Nach seinem Tod kam es durch seinen Bruder und Nachfolger Heinrich zu einer Neuregelung ihrer Versorgung, indem er ihr Heiratsgut auf einige Gerichte der Grafschaft Tirol verschrieb: Sterzing, Sarnthein, Stein am Ritten und Kastelruh. Neben ihren regelmäßigen Einnahmen aus diesen übertrug er ihr auch auf Lebenszeit Verwaltungskompetenzen, die ihr im Wesentlichen erlaubten, über ihre Einnahmen frei verfügen zu können, über die Besetzung der Ämter zu verfügen und auf den Burgen selbst (einheimische) Pfleger einzusetzen. Zwar war sie bei der Verwendung ihrer Mittel, zum Beispiel für Stiftungen, stets auf Heinrichs ausdrückliche Zustimmung angewiesen, doch zeigen die Urkunde, dass er sie gewöhnlich unterstützte.[8]

Forschungslage

Mit Euphemias Testament hat sich eine wichtige Quelle für die Geschichtsforschung erhalten.[9]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen? Das Stiftungsverhalten der Tiroler Landesfürstinnen(13. und 14. Jahrhundert)- Weibliche Präsenz Habsburgs im Südwesten des Reiches. In: Claudia Zey (Hrsg.): Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im Europäischen Mittelalter (11.-14. Jahrhundert) (= Vorträge und Forschungen. Hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte. Bd. 81). Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 2015. ISBN 978-3-7995-6881-4, S. 365-410
  • Justinian Ladurner: Euphemia, Herzogin von Kärnten, Gräfin von Tirol. In: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols 1, 1864, S. 107-139

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 372
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 386
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 387
  4. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 381
  5. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 375
  6. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 376f.
  7. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 389
  8. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 398f.
  9. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 377

Anmerkungen