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„Schweizerkinder“ (oder auch „[[Schweizer Kinder]]“) wurden im Volksmund jene Kinder genannt, die im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Erholung bei Gastfamilien in der Schweiz waren. In der Schweiz wurden diese Kinder | „Schweizerkinder“ (oder auch „[[Schweizer Kinder]]“) wurden im Volksmund jene Kinder genannt, die im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Erholung bei Gastfamilien in der Schweiz waren. In der Schweiz wurden diese Kinder liebevoll „Östrichli“ genannt. Für Sinor war es eine Herzensangelegenheit, die Kinder und Pflegeeltern von damals wieder zusammenzubringen und sich bei der Schweizerischen Bevölkerung und den diversen Hilfsorganisationen für deren Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg zu bedanken. | ||
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Version vom 18. Februar 2020, 14:01 Uhr
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Erich Sinor (* 9. Oktober 1939 in Wien, † 22. Jänner 2020 ebenda) war ein österreichischer Kommunalpolitiker, sowie Gründer und langjähriger Präsident des Vereins „Club der ehemaligen Schweizerkinder“.
Leben
Privat
Sinor, dessen Vater Josef 1940 während des Westfeldzuges im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gefallen war, wuchs als einziges Kind bei seiner Mutter Adele (geb. Fischer) in Wien Alsergrund auf. Er ist der Cousin von Traude Kossatz, der Gründerin des Lilarum Figurentheaters und Trägerin des goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Sein Onkel, Josef Fischer war von 19?? bis 19?? Vizebürgermeister der Gemeinde Semmering in Niederösterreich.
1947 verbrachte er im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes drei Monate zur Erholung bei einer Gastfamilie im schweizerischen Wohlen, Kanton Aargau. In den folgenden Jahren engagierte er sich in der Katholischen Jungschar. Sinor war Jungscharleiter in der Pfarre Lichtental, durch die von der Jungschar ins Leben gerufene Dreikönigsaktion einer der ersten Sternsinger Österreichs und bis zu seiner Hochzeit Dekanatsführer. Sinor war seit 1961 mit der Malerin Lucia Sinor (geb. Werba) verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder – den späteren Ö3-Moderator Helmut Sinor, Sabina und Reinhard.
Sinor verstarb am 22. Jänner 2020 im Pflegewohnhaus Leopoldstadt im 2. Wiener Gemeindebezirk, in welchem er die letzten drei Jahre seines Lebens verbrachte. Die Beisetzung fand am 4. Februar 2020 auf dem Sieveringer Friedhof (Abteilung 2, Gruppe 6, Nummer 28) statt. Unter den anwesenden Trauergästen befand sich auch der ehemalige Döblinger Bezirksvorsteher Adolf „Adi“ Tiller. Tiller hielt eine spontan improvisierte Rede, in welcher er sich mit ergreifenden Worten von einem guten Freund und Wegbegleiter verabschiedete und für viele gemeinsam erlebte Jahre bedankte. Sinor hinterließ seine Frau, seine drei Kinder und die Enkelkinder Victoria und Daniel.
Beruf und Politik
Sinor erlernte den Beruf des Großhandelskaufmanns bei der Firma WIPIAG, wo er auch seine spätere Frau Lucia kennen lernte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit – etwa bei Bahlsen, Kunert und dem traditionsreichen Wiener Spiele- und Spielkartenhersteller Ferd. Piatnik & Söhne – betätigte sich Sinor zunehmend auch auf politischer Ebene in der ÖVP Döbling.
Sinor und der von 1978 bis 2018 amtierende Döblinger Bezirksvorsteher Tiller kannten sich bereits seit der Zeit als Tiller noch die Tankstelle seines Vaters betrieb. In dieser Zeit entstand auch die private Freundschaft zwischen Tiller und Sinor. Von 1981 bis 1987 war Sinor ÖVP-Bezirksrat in Döbling.
Während seiner über sechs Jahre andauernden Amtszeit als Bezirksrat, war Sinor auch aktives Mitglied eines Organisationsteams rund um den Papstbesuch von Johannes Paul II. vom 10. bis 13. September 1983 und koordinierte dessen Besuch der Kirche St. Josef auf dem Kahlenberg.
Schweizerkinder
„Schweizerkinder“ (oder auch „Schweizer Kinder“) wurden im Volksmund jene Kinder genannt, die im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Erholung bei Gastfamilien in der Schweiz waren. In der Schweiz wurden diese Kinder liebevoll „Östrichli“ genannt. Für Sinor war es eine Herzensangelegenheit, die Kinder und Pflegeeltern von damals wieder zusammenzubringen und sich bei der Schweizerischen Bevölkerung und den diversen Hilfsorganisationen für deren Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg zu bedanken.
Gründung des Vereins
Auf Betreiben des ehemaligen „Schweizerkindes“ Eva Bruckböck aus Linz, die per Zeitungsinseraten nach ehemals in die Schweiz zur Erholung geschickten Kindern und deren damaligen Pflegeeltern suchte, lud Bürgermeister Dr. Michael Häupl am 26. Oktober 2003 Gast-Eltern und ehemalige Wiener Schweizerkinder zu einem Empfang[1] in den Festsaal des Wiener Rathauses. 2004 gründete Sinor gemeinsam mit Mag. Walter Pohl schließlich den „Club der ehemaligen Schweizerkinder“, der am 14. Dezember 2004 von der Bundespolizeidirektion Wien offiziell als Verein genehmigt wurde.
Zielsetzung des Vereins ist es, einen Beitrag zum umfassenden Verständnis der Kriegs- und Nachkriegsjahre zu leisten und einen gewissen Bildungsauftrag zu erfüllen. Weiters möchte der Verein seinen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich mit anderen ehemaligen „Schweizerkindern“ auszutauschen und Bekanntschaften von damals zu pflegen.
2005 – Ein Gedankenjahr
2005 wurde von der österreichischen Bundesregierung das „Gedankenjahr“ ausgerufen. Sinor organisierte eine „Nostalgiereise“ mit einem Sonderzug der ÖBB von Wien nach Bern, die vom Österreichischen Bundeskanzleramt unterstützt und als fester Bestandteil in die Jubiläumsfeierlichkeiten integriert wurde. In weiterer Folge bot die Schweizerische Botschaft an, die Gedenkfahrt mit einem Festakt in Bern unter dem Motto: „Danke Schweiz“ zu kombinieren.
Bei der Abreise vom Franz-Josefs-Bahnhof nach Bern am 3. November 2005 waren neben zahlreichen Medien auch Vertreter des Bundeskanzleramtes, der Wiener Caritas Direktor Michael Landau, der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Wolfgang Kopetzky und sein Stellvertreter Werner Kerschbaum anwesend.
Die damalige Bundesrätin und Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, Micheline Calmy-Rey, Vertreter des Schweizerischen und Österreichischen Roten Kreuzes, der Caritas sowie die damals amtierende österreichische Außenministerin Ursula Plassnik nahmen an der am 4. November 2005 in Bern abgehaltenen Gedenk- und Dankesfeier[2] teil. Dabei wurde auch eine TV-Grußadresse von Christiane Hörbiger übermittelt, die 1947 ebenfalls ein „Schweizerkind“ war.
Gedenktafel am Palais Liechtenstein
Nach mehr als einem Jahr intensiver Vorbereitungsarbeiten Sinors und auf dessen Initiative, wurde im Rahmen eines international vielbeachteten Festaktes im Gartenpalais Liechtenstein am 7. September 2012 an der Einfriedung neben dem Hauptportal des Palais in der Fürstengasse eine Gedenktafel[3] enthüllt, die an die humanitäre Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert.
Neben etwa zweihundert ehemaligen „Schweizerkindern“ – unter ihnen auch die damals 7-jährige Silvia Novak, die als zehntausendstes Kind aus Wien ihre Reise zu Pflegeeltern in die Schweiz antrat –, zwei ehemaligen Begleitschwestern der Kindertransporte und zahlreichen Medienvertretern waren auch hochrangige Ehrengäste zu der Feier erschienen:
- S.E. Dr. Urs Breiter – Botschafter d. Schweiz
- SSgt. Nina Kázibwe – Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
- Dr. Franz Küberl – Präsident d. Caritas Österreich
- Dr. Werner Kerschbaum – Generalsekretär d. ÖRK
- Marco Jullier – Stabschef d. SRK
- Nicole Windlin – Leiterin des Suchdienstes d. SRK
- Mag. Erich Fenninger – Bundesgeschäftsführer d. Volkshilfe Österreich
- Mag. Thomas Hennefeld – Evang. Landessuperintendent (H.B.)
- Mag. Michael Chalupka – Direktor d. Diakonie Österreich
- Mag. Susanne Ranetzky – Ministerialrätin des BMEIA
- Prof. Dr. Elisabeth Vitouch – Abgeordnete zum Wiener Landtag
Ihre Durchlaucht Fürstin Marie von und zu Liechtenstein konnte wegen anderer Verpflichtungen nicht persönlich an der Feier teilnehmen, übermittelte jedoch ihre Grüße und Wünsche für ein gutes Gelingen der Feier.
Weblinks
- Club der ehemaligen Schweizerkinder (Offizielle Website)
- Mit Audiokommentaren des ORF unterlegte Dia-Show der Enthüllung der Gedenktafel am Palais Liechtenstein
- Exakter Standort der Gendenktafel am Gartenpalais Liechtenstein bei wien.gv.at
- PDF-Ausgabe 10/2012 des Reformierten Kirchenblatts anlässlich der Gedenktafel am Palais Liechtenstein (Seite 9)
- Nostalgiereise – Eine Reise durch Zeit und Raum
- Vollständige Rede von Außenministerin Dr. Ursula Plassnik im Rahmen der Gedenkveranstaltung "Danke Schweiz" am 4. November 2005 in Bern
- SWI: "Schweizerkinder" gedenken Kriegsende
- Bericht der NZZ über die "Nostalgiereise" und das "Gedankenjahr 2005"
- Schweizer Gesellschaft Wien]
Einzelnachweise
- ↑ Presseaussendung APA-OTS: Ehemalige "Schweizerkinder" bei Bürgermeister-Empfang. Abgerufen am 14. Februar 2020
- ↑ Presseaussendung APA-OTS: Plassnik: "Hilfe der Schweiz nach 1945 bis heute unvergessen" Abgerufen am 14. Februar 2020
- ↑ Presseaussendung APA-OTS: "Schweizerkinder" im Palais Liechtenstein - Gedenktafel feierlich enthüllt. Abgerufen am 14. Februar 2020
Literatur
- Bruckböck, Eva. Auf ins Schlaraffenland : Kindertransport in die Schweiz 1945. Leonding: E. Bruckböck, 2000. Print.
- Färber, Elisabeth. Kriegskinder werden Schweizerkinder : Kinderverschickung nach dem Zweiten Weltkrieg. Graz, 2008. Print.
Personendaten | |
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NAME | Sinor, Erich |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kommunalpolitiker, sowie Gründer und langjähriger Präsident des Vereins „Club der ehemaligen Schweizerkinder“ |
GEBURTSDATUM | 9. Oktober 1939 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. Jänner 2020 |
STERBEORT | Wien |