Meierei Füllenberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Juli 2020, 14:08 Uhr

Meierei Füllenberg 2006

Die Meierei Füllenberg ist eine Jausenstation in der Ortsrotte Füllenberg der Gemeinde Heiligenkreuz und verabreicht hauptsächlich Kaffee, Mehlspeisen und Jausengerichte. Die Meierei ist bei den Gästen schon seit der Jahrhundertwende 19./20. Jhdt. sehr beliebt - um nicht zu sagen ein Geheimtipp - und ist hauptsächlich an Wochenenden und zu Feiertagen in der Frühjahr- bis Herbstsaison geöffnet. Die Prominenz gab sich hier ebenso ein Stelldichein sowie unzähliger Ausflügler aus Wien und der näheren und ferneren Umgebung. So zählte der beliebte österreichische Volksschauspieler Hans Moser neben anderen Berühmtheiten schon in den 1930er Jahren zu den Gästen der Meierei.

Meierei Füllenberg - Rückseite

Laut Überlieferung wurden früher die Gäste auch in den Wiesen um die Gastwirtschaft bis vor dem Waldrand bewirtet, was heute nicht mehr möglich ist. Auch befand sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Kegelbahn in der Meierei, in der sogar Turniere abgehalten wurden[1]. Die verschiedenen Meiereibesitzer haben eines gemeinsam: sie veränderten kaum etwas am Haupttrakt des Gebäudes, weder innen noch außen. Sogar der alte mit Holz betriebene Küchenherd ist noch erhalten und in Betrieb. So ist die Meierei im guten alten Glanz erhalten geblieben und eine wahre Wohltat fürs Auge und für die Seele.

Chronik

Meierei Füllenberg der Anna Fronner - um 1910

Eduard Fronner[2], gebürtig in der Pfarre Nußdorf (heute zum Wiener Gemeindebezirk Döbling gehörig) erwarb 1877 die Landwirtschaft in Füllenberg mit den Häusern Füllenberg Nr. 5 und Nr. 6 sowie im Jahr 1879 das Haus Nr. 4 (heute Johann Winter). Ebenfalls im Jahr 1879 heiratete er Anna Kunerth[3], eine Schullehrerstochter aus der der Pfarre Bodenstadt in österr. Schlesien in der Stiftskirche Heiligenkreuz. Diese richtet im Haus Füllenberg Nr. 5 den „Gasthof und Meierei Füllenberg“ ein, was aus einer Ansichtskarte (Verlag A. Fronner) hervorgeht. Angeboten wurden unter anderem die Erzeugnisse aus der eigenen Landwirtschaft (Milch, Butterbrote etc.). Anno1883 kommt die gemeinsame Tochter Anna Maria Fronner[4] in der Meierei zur Welt.

Ein paar Jahre später verkauft Eduard Fronner im Dezember 1891 alle drei Gebäude  an Johann[5] und Rosina Sonnleitner geb. Hölbl[6] und verstarb nur drei Monate später im März 1892 an Lungentuberkulose. Im Oktober desselben Jahres wurde das Wirtschaftsgebäude der Meierei durch Brandlegung eingeäschert[7]. Die Witwe Anna Fronner dürfte aber in der Meierei als Bedienstete oder als Pächterin weitergearbeitet haben, da bei der Vermählung ihrer Tochter Anna Maria mit dem Revierförster vom Schloss Wildegg, Gottfried Knaupp[8], im Jahre 1906 der Wohnort der Braut mit Füllenberg Nr. 5 angegeben wurde. 1898 verstarb Johann Sonnleitner und somit ging der Besitz auf dessen Witwe Rosina geb. Hölbl über und diese heiratet in zweiter Ehe den Witwer und Wirtschaftsbesitzer Josef Grasl[9] aus Schwechatbach im Oktober 1899. Im Jahre 1925 übergab Rosina Grasl geb. Hölbl die Meierei Füllenberg Nr. 5 und das Wirtschaftsgebäude Füllenberg Nr. 6 an ihre drei Kinder Johann jun.[10], Theresia[11] und Rosina Sonnleitner jun.[12]. Vier Jahre später heiratete 1929 Theresia den Fleischhauer Johann Gaumannmüller[13] aus Gaaden im Wiener Stephansdom, einem Bruder des späteren Abtes vom Stift Heiligenkreuz Franz Gaumannmüller. In den 1930er Jahren scheint Anton Berger als Pächter der Meierei Füllenberg auf, was eine Ansichtskarte mit dem Text: „Anton Berger’s Restaurant am Füllenberg“ belegt.

Wie lange das Pachtverhältnis angedauert hat, ist nicht mehr zu eruieren. Aber in den 1950er Jahren dürfte Johann Gaumannmüller mit seiner Gattin die Meierei selbst betrieben haben. Kurz vor seinem Tod im Juni 1956 war er noch ein halbes Jahr Bürgermeister der Gemeinde Heiligenkreuz. Nach seinem Tod waren seine Witwe Theresia und seine Schwägerin Rosina Sonnleitner Hälfteeigentümer der beiden Häuser und nachdem Theresia Gaumannmüller 1977 verstarb ging der komplette Besitz an ihre Schwester Rosina, die den Betrieb schon in sehr betagten Alter bis zu ihrem Ableben 1982 weitergeführt hatte. Mangels Nachkommen, Rosina hatte nie geheiratet, erbte Erich Wollein, der schon seit den 1960er Jahren an den Wochenenden  als Kellner in der Meierei arbeitete, den gesamten Besitz und führte ihn mit seiner Gattin Genoveva weiter. Das Anwesen erging nach seinem Tod im Jahre 2010 an seine Tochter Renate Kefurt, der heutigen Meiereiwirtin über.  

Grundbücherliche Eigentümer

Jahr Eigentümer Anteil durch
1793 Franz un Maria Anna Hölbl je zur 1/2 Heirat
1835 Franz Hölbl jun. und Anna je zur 1/2 Kauf
1837 Anna Hölbl, Witwe 1/1 Erbe
Johann und Anna Schaupp je zur 1/2 Heirat
1856 Anna Schaupp, Witwe 1/1 Erbe
1857 Theresia Hölbl 1/1 Kauf
1858 Josef Petzwinkler und Theresia geb. Hölbl je zur 1/2 Heirat
1877 Eduard Fronner 1/1 Kauf
1891 Johann Sonnleitner (1859-1898) und Rosina Sonnleitner geb. Hölbl (1851-1939) je zur 1/2 Kauf
1899 Rosina Sonnleitner geb. Hölbl (1851-1939) 1/1 Erbe
1901 Rosina Grasl geb. Hölbl (1851-1939) und Josef Grasl (*1856) je zur 1/2 Heirat
1902 Rosina Grasel geb. Hölbl (1851-1939) 1/1 Übereinkommen
1925 Johann Sonnleitner (*1888), Theresia Sonnleitner (1891-1977), Rosina Sonnleitner (1894-1982) je zu 1/3 Übergabsvertrag
1944 Theresia Gaumannmüller geb. Sonnleitner (1891-1977) und Johann Gaumannmüller (1895-1956) 1/6 Heirat
1957 Theresia Gaumannmüller geb. Sonnleitner (1891-1977) 1/3 Erbe
1960 Theresia Gaumannmüller geb. Sonnleitner (1891-1977) 1/2 Erbe
1960 Rosina Sonnleitner (1894-1982) 1/2 Erbe
1979 Rosina Sonnleitner (1894-1982) 1/1 Erbe
1982 Erich Wollein (1930-2010) 1/1 Erbe
2010 Renate Kefurt geb. Wollein 1/1 Erbe

Literatur

Werner Richter: in Historia Sanctae Crucis (2011) Be&Be Verlag ISBN 978-3-902694-12-6; Seite 367

Einzelnachweise

  1. Füllenberg - Bestkegelschieben. In: Mödlinger Zeitung, 7. August 1897, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/moz
  2. Eduard Fronner (*12. Oktober 1855 in Unterheiligenstadt;∞ 15. Mai 1879 in der Pfarre Heiligenkreuz; † 7. März 1892 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 5)
  3. Anna Fronner geb. Kunerth (*4. September 1845 in der Pfarre Bodenstadt im mährisch Schlesien; ∞ 15. Mai 1879 in der Pfarre Heiligenkreuz; † 19. Juni 1932 in Wr. Neustadt)
  4. Anna Maria Knaupp geb. Fronner (*21. Juli 1883 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 5; ∞ 21. November 1906 in der Pfarre Heiligenkreuz; † 6. Juni 1971 im Krankenhaus Wr. Neustadt)
  5. Johann Sonnleitner (*4. März 1859 in Sparbach; ∞ 25. April 1883 in der Pfarre Heiligenkreuz; † 24. Juli 1898 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 6;
  6. Rosina Sonnleitner geb. Hölbl (*24. Dezember 1851in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 6; ∞ 25. April 1883 in der Pfarre Heiligenkreuz; † 1939 laut Sterbeindex der Pfarre Heiligenkreuz
  7. Meierei auf dem Füllenberg. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 23. Oktober 1892, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  8. Gottfried Adam Knaupp (*23. März 1880 in Mayerling ; ∞ 21. November 1906 in der Pfarre Heiligenkreuz)
  9. Josef Grasl (*23. Februar 1856 in Raisenmarkt, Gutental; ∞ 17. Oktober 1899 in der Pfarre Heiligenkreuz; † 28. Mai 1929 in Schwechatbach;
  10. Johann Sonnleitner jun. (*18. Juni 1888 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 6)
  11. Theresia Gaumannmüller geb. Sonnleitner (*19. August 1891 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 6; ∞ 13. Juni 1929 im Wiener Stephansdom; † 17. September 1977 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 5)
  12. Rosina Sonnleitner (* 6. Juli 1894 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 6; † 18. März 1982 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 5)
  13. Johann Georg Gaumannmüller (*21. Mai 1895 in Adamsfreiheit, Südböhmen; ∞ 13. Juni 1929 im Wiener Stephansdom; † 25. Juni 1956 in Heiligenkreuz, Füllenberg Nr. 5)

Weblinks

48.06671516.152952Koordinaten: 48° 4′ 0″ N, 16° 9′ 11″ O