Eudokia Laskarina: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. September 2020, 19:53 Uhr

Die erste Ehefrau von Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren" (links), gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Agnes (rechts)

Eine mysteriöse Erscheinung im Stammbaum jener Adelsfamilie, die später als die Babenberger bezeichnet wurde, ist eine byzantinische Prinzessin, die als erste Ehefrau von Herzog Friedrich (II.) von Österreich ("Friedrich dem Streitbaren") gilt. Ihre Identität ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gibt sogar die Vermutung, dass diese erste Ehe gar nicht existiert hat. Gewöhnlich wird sie mit Eudokia Laskarina identifiziert. Weitere Namen sind Sophia Laskarina, Sophia von Byzanz oder Sophie Laskaris. Im Babenberger-Stammbaum, der im Stift Klosterneuburg gezeigt wird, heißt sie Gertraud von Braunschweig.

Herkunft und Familie

In der älteren Forschung wurde die erste Ehefrau von Herzog Friedrich gewöhnlich für eine Verwandte des byzantinischen Kaisers Kaiser Konstantin XI. (von Nicäa) gehalten.[1] In der neueren Forschung gilt sie als eine Schwester von Maria Laskaris, der Ehefrau des ungarischen Königs Béla (IV.)[2]. Diese war eine Tochter des byzantinischen Kaisers Theodor (I.) Laskaris, dem Bruder von Kaiser Konstantin XI. Von dessen anderen Töchtern wird gewöhnlich Eudokia Laskarina, die später mit Anselm von Cayeux († 1273), einen Befehlshaber des lateinischen Kaiserreiches, verheiratet war[3], für diese Ehefrau gehalten. Allerdings war ihre Mutter Anna Angela, die erste Ehefrau vom Kaiser Theodor I., auch die Mutter von Friedrichs Mutter Theodora.[4]

Da diese Lösung, gerade mit Blick auf die Verwandtschaftsverhältnisse, keineswegs vollkommen stimmig ist, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich bei der Tochter von Kaiser Theodor I. auch um eine Tochter seiner zweiten Ehefrau Philippa von Armenien (aus dem Hause der Rubeniden) aus einer früheren Ehe handeln könnte, die Ehefrau des Herzogs also eine Stieftochter dieses Kaisers gewesen sein könnte.[5]

Heirat und Eheauflösung

Die Heirat zwischen Herzog Friedrich "dem Streitbaren" und seiner ersten Ehefrau, aus der keine Nachkommen belegt sind, soll 1226 stattgefunden haben.[4] Sie wurde um 1228 wieder aufgelöst.[6] Neben einer Theorie, dass die Ehe überhaupt nur eine Fiktion war, was im Wesentlichen damit begründet wird, dass die Identität der Dame bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte, gibt es auch die Überlegung, dass es sich vielleicht um keine Ehe, sondern nur um eine Verlobung gehandelt haben könnte.

Die Hintergründe für die Auflösung, an der Herzog Leopold (VI.) "der Glorreiche", der Vater von Herzog Friedrich, mitwirkte, sind nicht eindeutig geklärt. Vermutet werden politische Gründe. Da die Babenberger zu dieser Zeit auf der Mark Krain im heutigen Slowenien mit dem Aufbau einer eigenen Herrschaft begannen, wofür die zweite Ehe von Herzog Friedrich besonders förderlich war, könnte hier der Grund für die Auflösung der ersten Ehe zu finden sein.[6] Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Eudokia Laskarina tatsächlich Friedrichs Tante, was beim Anbahnen der Ehe übersehen worden war und deshalb aufgelöst wurde, wobei großes Interesse daran bestand, den als peinlich empfundenenen Hintergrund nicht allzu publik zu machen.[3]

Erinnerungsstätten an die erste Ehefrau von Herzog Friedrich dem Streitbaren im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Klosterneuburg: Die erste Ehefrau von Herzog Friedrich "dem Streitbaren" ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt. Dort trägt sie den Namen Gertraud von Braunschweig, der vermutlich auf eine Verwechslung mit der Kaisertochter Gertrud, der ersten Ehefrau von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott", zurückgeht.

Literatur

  • Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
  • Andreas Rhoby: Wer war die "zweite" Theodora von Österreich? Analyse des Quellenproblems. In: Wolfram Hörandner - Johannes Koder - Maria A. Stassinopoulou (Hrsg.): Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Beiträge zum Symposion "Vierzig Jahre Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien im Gedenken an Herbert Hunger". Wien 4.-7. Dezember 2002 (= Byzantina et Neograeca Vindobonensia. Bd. 24). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2004. S. 387-396 digital

Einzelnachweise

  1. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, siehe Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  2. vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 19
  3. 3,0 3,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 232
  4. 4,0 4,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 230
  5. vgl. Andreas Rhoby: Wer war die "zweite" Theodora von Österreich?, 2004, S. 388
  6. 6,0 6,1 vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 18
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Agnes von Meran
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