Neudeggerhof (Wien 8): Unterschied zwischen den Versionen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 2: Zeile 2:


== Lage ==
== Lage ==
Der Neudeggerhof befand sich im heutigen Wien auf dem Areal des [[Neubau (Wien)|7]] und [[Josefstadt|8.]] Wiener Gemeindebezirks. Der Name leitet sich nicht von der Adelsfamilie der [[Neudegger]] ab, wie in der älteren Forschung angenommen wurde, sondern dürfte auf die topographischen Bezeichnung "Im Neideck" zurückgehen.<ref name ="czeike372">vgl. {{Czeike|4|372|Neudeggerhof}}</ref> Es handelt sich dabei um eine Geländebezeichnung, die auf Straßen- oder Weggabelungen verweist. Sie war im Mittelalter auf dem Areal der heutigen Stadt Wien häufig zu finden.<ref name ="wienwiki">vgl. {{WiWi|Neudeggerhof_(19)||Neudeggerhof}}, abgerufen am 17. Oktober 2020</ref>
Der Neudeggerhof befand sich im heutigen Wien auf dem Areal des [[Neubau (Wien)|7]] und [[Josefstadt (Wien)|8.]] Wiener Gemeindebezirks. Der Name leitet sich nicht von der Adelsfamilie der [[Neudegger]] ab, wie in der älteren Forschung angenommen wurde, sondern dürfte auf die topographischen Bezeichnung "Im Neideck" zurückgehen.<ref name ="czeike372">vgl. {{Czeike|4|372|Neudeggerhof}}</ref> Es handelt sich dabei um eine Geländebezeichnung, die auf Straßen- oder Weggabelungen verweist. Sie war im Mittelalter auf dem Areal der heutigen Stadt Wien häufig zu finden.<ref name ="wienwiki">vgl. {{WiWi|Neudeggerhof_(19)||Neudeggerhof}}, abgerufen am 17. Oktober 2020</ref>


== Das Bauwerk ==
== Das Bauwerk ==

Version vom 17. Oktober 2020, 11:29 Uhr

Der Neudeggerhof, auch Neudegger Hof, ist ein abgegangenes Bauwerk auf dem Areal des heutigen Wiens. Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Hof im 19. Wiener Gemeindebezirk und dem Neideckerhof im 2. Wiener Gemeindebezirk.

Lage

Der Neudeggerhof befand sich im heutigen Wien auf dem Areal des 7 und 8. Wiener Gemeindebezirks. Der Name leitet sich nicht von der Adelsfamilie der Neudegger ab, wie in der älteren Forschung angenommen wurde, sondern dürfte auf die topographischen Bezeichnung "Im Neideck" zurückgehen.[1] Es handelt sich dabei um eine Geländebezeichnung, die auf Straßen- oder Weggabelungen verweist. Sie war im Mittelalter auf dem Areal der heutigen Stadt Wien häufig zu finden.[2]

Das Bauwerk

Die ursprüngliche Liegenschaft Neudeggerhof erstreckte sich über die folgenden heutigen Parzellen[1]:

  • im 7. Wiener Gemeindebezirk: Neustiftgasse 11-19, 22, 26 und 33, St.-Ulrichs-Platz 4 (teilweise) und 6, Burggasse 18, 39-45 und 48, Kirchengasse 32-40 und 48, Siebensterngasse 36-38, Lerchenfelder Straße 21
  • im heutigen 8. Wiener Gemeindebezirk: Lerchenfelder Straße 14-16, 20 und 24-26, Neudeggergasse

Den Mittelpunkt des Hofs bildete das in etwa auf Neustiftgasse 11-19 befindliche Schloss, das sich damals nach hinten bis zur Burggasse erstreckte. Es wurde durch eine Schlinge des Ottakringerbaches geschützt. Das Schloss blieb in Teilen bis in 19. Jahrhundert erhalten. Erst 1852 mit als letzter erhaltener Teil der Turm abgebrochen.[1]

Geschichte des Neudeggerhofs

1376 ist Jans, damals Kaplan der in der damaligen Stadt Wien[A 1] gelegenen bischöflich-passauischen Hofkirche Maria am Gestade, als Besitzer des Neudeggerhofes belegt. In den Jahren danach war dieser zur Gänze ein Lehen des Hochstiftes Passau, welches bis 1694 an Bürger und Adelige der Stadt Wien vergeben wurde. Als der Neudeggerhof 1694 an das Schottenstift vergeben wurde, befand er sich bereits in einem sehr schlechtem Zustand.[1]

Der heute zum 7. Bezirk gehörende Teil des Neudeggerhofes war bereits im 16. Jahrhundert zu großen Teilen in zinspflichtige Hausparzellen aufgeteilt worden. Die Teile, die heute zum 8. Bezirk gehören, wurden seit ca. 1660/1680 verbaut. Damals wurden das "Altschafferhaus" und das Haus "Zum grünen Tor" erbaut. Die Parzellierung nach 1770 führte zur Anlegung der Neudeggergasse.[1]

Personen, die im Besitz beziehungsweise Lehensbesitz des Neudeggerhofes belegt sind

  • Jans, Kaplan der bischöflich-passauischen Hofkirche Maria am Gestade, um 1376. Er gilt als der erste Besitzer des Neudeggerhofes.[1]
  • Heinrich Heidenreich[1]
  • Ulrich Schöldl, seit 1407[1]
  • Jörg Scheck, um 1441 [1]
  • Peter Strasser, um 1446[1]
  • Thomas Mair, um 1470[1]
  • Leopold Jordan, um 1534
  • Erasmus Schnekkenreiter, um 1547[1]
  • Graf Peter Arco, um 1552[1]
  • Georg Eder, nach 1557[1]
  • Wolfgang Pertl, um 1567[1]
  • Michael Pösspart, um 1570[1]
  • Sebastian Westernacher, um 1586[1]
  • Hieronymus Westernacher, um 1601[1]
  • Ferdinand Einbogen, um 1611[1]
  • Freiherr Carl von Kirchberg, um 1633[1]
  • Freiherr Christoph Sigmund von Kirchberg, um 1655[1]
  • Franz Dominik Graf Pötting und Brüder, um 1681[1]
  • Das Schottenstift wurde 1694 mit dem Neudeggerhof belehnt. Nach den Bestimmungen des damaligen Passauer Lehensrechts war das Stift als eine geistliche Institution verpflichtet, seine Rechte durch einen weltliche "Provasallen" ausüben zu lassen. Diese Aufgabe wurde zunächst dem Grafen Herberstein und dann den Grafen Lamberg übertragen. Erst nachdem die Lehenshoheit auf die Herzöge von Österreich überging, wurde das Schottenstift unmittelbarer Lehensnehmer.[1]

Erinnerungen an den Neudeggerhof

Nach dem Neudeggerhof wurde später die Neudeggergasse im 8. Wiener Gemeindebezirk benannt.

Sonstiges

Da der Neudeggerhof über Jahrhunderte Lehen des Hochstiftes Passau war, befinden sich das Quellenmaterial zu seiner Geschichte zu großen Teilen im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München.[1]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 1,20 1,21 1,22 1,23 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 372–Neudeggerhof.
  2. vgl. Neudeggerhof im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 17. Oktober 2020

Anmerkungen

  1. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Wiener Gemeindebezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung der Vorstädte zwischen den heutigen Straßen Ring und Gürtel die Wiener Gemeindebezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung der außerhalb des Gürtels gelegenen Vororte die übrigen Wiener Gemeindebezirke.