Muthstall (Ansitz): Unterschied zwischen den Versionen
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1072 wird der Hang von Muthstall noch als Urwald ("desertum illud Grie") bezeichnet. Zwischen 1072 und 1100 dürfte hier ein Freisitz erbaut worden sein.<ref name ="Ranna59">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 59</ref> 1259 ist ein Chalhoch von Muthstall ("Chalhochus de Mutstal") genannt.<ref name ="noeburgen"/> Dieser könnte mit Chalhoch von Humisthal ident sein, der ein Ministeriale<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]] war und im 13. Jahrhundert über Ansuchen des damaligen Göttweiger Abtes auf seine Ansprüche am Weingarten Mutsedel verzichtete. Wenig später bis nach 1300 war Muthstall im Besitz der Ritterfamilie von Wolfenreith ("Wolvenrewther"). In einer Urkunde vom 25. Juli 1300, die Leutold von Kuenring, oberster Schenk des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], ausstellte, werden den beiden Söhne und zwei Enkel eines bereits verstorbenen Konrad von Wolfenreith von Stift Göttweig die Zehente einiger Stiftsgütern als "Leibgedinge"<ref group="A">Leibgedinge waren Besitztümer, Renten und Ähnliches, die einer oder mehreren Personen auf Lebenszeit gewährt wurden.</ref> überlassen. Vor 1303 wurde der Sitz Muthstall in zwei Teile geteilt. Die eine Hälfte gehörte dann einem Ulrich von Wolfenreith (Ulrich Wolfenreuter), der sie im Mai 1303 an [[Stefan von Maissau]], den Marschall des Herzogtums Österreich, verkaufte, und danach von diesem als Lehen zurückerhielt. Das Stift Göttweig machte daraufhin Grundbesitzrechte geltend und focht diesen Kauf an. Im März 1319 wurde ihm als Grundherr schließlich der Weinzehent zugesprochen. 1335 kaufte Stift Göttweig den "Muthstall-Hof".<ref name ="Ranna60">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 60</ref> | 1072 wird der Hang von Muthstall noch als Urwald ("desertum illud Grie") bezeichnet. Zwischen 1072 und 1100 dürfte hier ein Freisitz erbaut worden sein.<ref name ="Ranna59">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 59</ref> 1259 ist ein Chalhoch von Muthstall ("Chalhochus de Mutstal") genannt.<ref name ="noeburgen"/> Dieser könnte mit Chalhoch von Humisthal ident sein, der ein Ministeriale<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]] war und im 13. Jahrhundert über Ansuchen des damaligen Göttweiger Abtes auf seine Ansprüche am Weingarten Mutsedel verzichtete. Wenig später bis nach 1300 war Muthstall im Besitz der [[Wolfenreith (Familie)|Ritterfamilie von Wolfenreith]] ("Wolvenrewther"). In einer Urkunde vom 25. Juli 1300, die Leutold von Kuenring, oberster Schenk des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], ausstellte, werden den beiden Söhne und zwei Enkel eines bereits verstorbenen Konrad von Wolfenreith von Stift Göttweig die Zehente einiger Stiftsgütern als "Leibgedinge"<ref group="A">Leibgedinge waren Besitztümer, Renten und Ähnliches, die einer oder mehreren Personen auf Lebenszeit gewährt wurden.</ref> überlassen. Vor 1303 wurde der Sitz Muthstall in zwei Teile geteilt. Die eine Hälfte gehörte dann einem Ulrich von Wolfenreith (Ulrich Wolfenreuter), der sie im Mai 1303 an [[Stephan I. von Maissau|Stefan von Maissau]], den Marschall des Herzogtums Österreich, verkaufte, und danach von diesem als Lehen zurückerhielt. Das Stift Göttweig machte daraufhin Grundbesitzrechte geltend und focht diesen Kauf an. Im März 1319 wurde ihm als Grundherr schließlich der Weinzehent zugesprochen. 1335 kaufte Stift Göttweig den "Muthstall-Hof".<ref name ="Ranna60">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 60</ref> | ||
1303 werden Ulrich Wolfenreuter und sein Sohn Konrad als Inhaber eines Hofes in Muthstall genannt, den sie von Familie der [[Maissauer (Adelsfamilie)|Maissauer]] zu Lehen hatten. Durch die Familie der Wolfenreuter gelangten Anteile des Besitzes vorübergehend an [[Ulrich I. von Maissau|Ulrich von Maissau]], welcher diese im Tauschweg 1322 an das [[Stift Göttweig]] abtrat. 1335 verkaufen Konrad Wolfenreuter und seine Frau Margarete zusammen mit den anderen Erben von Ulrich von Maissau ihren Hof in Muthstall dem Stift Göttweig. [[Wolfgang von Altenburg|Abt Wolfgang I. von Göttweig]] stiftete dann mit dem Hof 1345 eine tägliche Messe am Jakobsaltar und einen Jahrtag in der Göttweiger Stiftskirche. 1638 wurden die Höfe durch einen Brand zerstört, aber wieder aufgebaut.<ref name ="noeburgen"/> | 1303 werden Ulrich Wolfenreuter und sein Sohn Konrad als Inhaber eines Hofes in Muthstall genannt, den sie von Familie der [[Maissauer (Adelsfamilie)|Maissauer]] zu Lehen hatten. Durch die Familie der Wolfenreuter gelangten Anteile des Besitzes vorübergehend an [[Ulrich I. von Maissau|Ulrich von Maissau]], welcher diese im Tauschweg 1322 an das [[Stift Göttweig]] abtrat. 1335 verkaufen Konrad Wolfenreuter und seine Frau Margarete zusammen mit den anderen Erben von Ulrich von Maissau ihren Hof in Muthstall dem Stift Göttweig. [[Wolfgang von Altenburg|Abt Wolfgang I. von Göttweig]] stiftete dann mit dem Hof 1345 eine tägliche Messe am Jakobsaltar und einen Jahrtag in der Göttweiger Stiftskirche. 1638 wurden die Höfe durch einen Brand zerstört, aber wieder aufgebaut.<ref name ="noeburgen"/> |
Version vom 22. Oktober 2020, 18:23 Uhr
Muthstall ist ein abgegangenes Bauwerk in der Wachau. Nach dem derzeitigen Forschungsstand ist nicht eindeutig klar, ob es sich dabei um eine abgegangene Burg, einen Adelssitz oder nur um eine größere Hofstätte mit bedeutenden Besitzungen gehandelt hat.
Lage und Bauwerk
Der Bauwerk Muthstall befand sich auf dem Areal der heutigen Gemeinde (Mühldorf). Nicht eindeutig wissenschaftlich gesichert ist, ob sich Reste des einstigen Bauwerkes in den beiden früheren Gehöften und späteren Wohnhäusern Muthstall Nr. 1 und 3 erhalten haben. Das Hauptgebäude des einstigen Sitzes Muthstall soll sich angeblich auf der heutigen Adresse Muthsam 3 gestanden haben. Im jetztigen Haus Muthstall 1 wiederum soll der "alte" gewölbte Keller noch ein Überbleibsel des einstigen Sitzes sein. Muthstall 1 und 3 sind heute Privatbesitz.[1]
Geschichte
1072 wird der Hang von Muthstall noch als Urwald ("desertum illud Grie") bezeichnet. Zwischen 1072 und 1100 dürfte hier ein Freisitz erbaut worden sein.[2] 1259 ist ein Chalhoch von Muthstall ("Chalhochus de Mutstal") genannt.[1] Dieser könnte mit Chalhoch von Humisthal ident sein, der ein Ministeriale[A 1] des Stiftes Göttweig war und im 13. Jahrhundert über Ansuchen des damaligen Göttweiger Abtes auf seine Ansprüche am Weingarten Mutsedel verzichtete. Wenig später bis nach 1300 war Muthstall im Besitz der Ritterfamilie von Wolfenreith ("Wolvenrewther"). In einer Urkunde vom 25. Juli 1300, die Leutold von Kuenring, oberster Schenk des Herzogtums Österreich, ausstellte, werden den beiden Söhne und zwei Enkel eines bereits verstorbenen Konrad von Wolfenreith von Stift Göttweig die Zehente einiger Stiftsgütern als "Leibgedinge"[A 2] überlassen. Vor 1303 wurde der Sitz Muthstall in zwei Teile geteilt. Die eine Hälfte gehörte dann einem Ulrich von Wolfenreith (Ulrich Wolfenreuter), der sie im Mai 1303 an Stefan von Maissau, den Marschall des Herzogtums Österreich, verkaufte, und danach von diesem als Lehen zurückerhielt. Das Stift Göttweig machte daraufhin Grundbesitzrechte geltend und focht diesen Kauf an. Im März 1319 wurde ihm als Grundherr schließlich der Weinzehent zugesprochen. 1335 kaufte Stift Göttweig den "Muthstall-Hof".[3]
1303 werden Ulrich Wolfenreuter und sein Sohn Konrad als Inhaber eines Hofes in Muthstall genannt, den sie von Familie der Maissauer zu Lehen hatten. Durch die Familie der Wolfenreuter gelangten Anteile des Besitzes vorübergehend an Ulrich von Maissau, welcher diese im Tauschweg 1322 an das Stift Göttweig abtrat. 1335 verkaufen Konrad Wolfenreuter und seine Frau Margarete zusammen mit den anderen Erben von Ulrich von Maissau ihren Hof in Muthstall dem Stift Göttweig. Abt Wolfgang I. von Göttweig stiftete dann mit dem Hof 1345 eine tägliche Messe am Jakobsaltar und einen Jahrtag in der Göttweiger Stiftskirche. 1638 wurden die Höfe durch einen Brand zerstört, aber wieder aufgebaut.[1]
Literatur
- Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J.
Weblinks
- Muthstell, Noeburgen.Imareal.AT
Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
- ↑ Leibgedinge waren Besitztümer, Renten und Ähnliches, die einer oder mehreren Personen auf Lebenszeit gewährt wurden.