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==== Flucht vor der Räteregierung ====
==== Zwischenspiel in Wien ====
[[Datei:BélaKunHacia1922.jpg|mini|150px|Béla Kun (um 1922)]]
Nach seiner Rückkehr nach Wien heiratete er Antonia Albrecht, sie war die Tochter des Hausmeisters seiner Wohnung, die er mit ihr in den nächsten Monaten auch bewohnte. In diesen schwierigen Zeiten bewies sich Tamás Erdődy einmal mehr als Überlebenskünstler. So scheute er sich nicht davor verschiedene Gelegenheitsarbeiten anzunehmen, unter anderem war er als Fleischhauer im [[w:Schlachthof Sankt Marx|Schlachthof Sankt Marx]], ehe er sich um eine bequemere Arbeit umsah, die er dann auch bald fand. Er wurde "Detektivinspektor" der Wiener Polizei und seine Aufgabe war, in den internationalen Hotels Wiens zu überwachen, wer da alles abstieg, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und die daraus erworbenen Erkenntnisse seinen Vorgesetzten zu melden. Eine zeitlang war er auch der [[w:Berittene Polizei in Österreich|Berittene Polizei]] zugeteilt und engagierte sich auch im Wiener Feuerwehrwesen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=188 und 189}}</ref>
[[Datei:Österreich-Ungarns_Ende.png|mini|150px|Endgültige Gebietsabtretungen Ungarns]]
Nach der Abreise der Kaiserfamilie war für Tamás Erdődy Wien zu einer fremden Stadt geworden, sodass er sich entschloss nach Ungarn zurückzukehren. Dort hatte sich in der Zwischenzeit viel verändert. Einerseits hatten sich schon im Zuge des Zusammenbruches Teile der [[w:Länder der ungarischen Krone|Länder der ungarischen Krone]] von Ungarn losgesagt und sich den neu entstandenen Staaten wie der Tschechoslowakei angeschlossen, andererseits hatten Truppen dieser Staaten Gebiete des ungarischen Teiles der Habsburgermonarchie besetzt und somit militärische Fakten geschaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=185}}</ref> Dieser Belastung hielt die noch von Karl eingesetzte Regierung nicht stand. Michael Károlyi, zuerst Ministerpräsident und seit dem 11. Jänner 1919 Präsident der Republik Ungarn war, übertrug die Regierungsverantwortung daher [[w:Béla Kun|Béla Kun]], dessen [[w:Räterepublik|Räteregierung]] in der Folge Banken, Großindustrie, Mietshäuser und größere Betriebe verstaatlichte. Auch Grundbesitzer, die mehr als über 100 [[w:Joch (Einheit)|Joch]] Land besaßen, wurden enteignet. Außerdem fielen in den 133 Tagen des Bestehens der Räteregierung rund 600 Personen dem sogenannten [[w:Roter Terror|Rotem Terror]] zum Opfer, den auch Erdődy in seinen Memoiren erwähnte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=186}}</ref> 
 
Auch für ihn selbst hatte diese neue politische Konstellation massive Konsequenzen. Die Räteregierung enteignete nicht nur Erdődy, sondern sein Haus in Köszeg war von staatlichen Plünderern aufgesucht worden, die wohl auch vor ihm nicht Halt gemacht hätten. Zumindest wurde ihm diese Informationen auf dem Dienstweg als Gendarm zugetragen. Tamás Erdődy hatte sich nämlich als ehemaliger Offizier der Gendarmerie nach seiner Rückkehr nach Ungarn zu dieser gemeldet und war aufgrund der Bestimmungen der Räteregierung als "Gendarm auf Probezeit" aufgenommen worden.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=187}}</ref> 
 
Als Erdődy erfuhr, dass die Regierung nach ehemaligen Aristokraten und Offizieren fahnde, setzte er zusammen mit zwei Kollegen einen länger geplanten Fluchtplan in die Tat um. Die drei Männer hatten dabei einen Helfer in der Befehlshierarchie der Gendarmerie, der ihnen Befehle ausstellte, sodass sie sich der österreichischen Grenze nähern konnten ohne dabei Verdacht zu erregen. Vermutlich bei Sinnersdorf erfolgte der Grenzübertritt, denn Erdődy und seine Fluchtgefährten begaben sich umgehend zum Gendarmeriekommando [[w:Friedberg (Steiermark)|Friedberg]], wo sie ihre Waffen abgaben. Anschließend ging es nach [[Aspang]] weiter, wo sich ihre Wege trennten. Als Erdődy bei seiner Wohnung in der Landskrongasse ankam, war sein Bargeldbestand auf den Wert einer Straßenbahnfahrkarte geschrumpft, wie seinen Memoiren zu entnehmen ist.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=188}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 18. Februar 2021, 08:47 Uhr

Zwischenspiel in Wien

Nach seiner Rückkehr nach Wien heiratete er Antonia Albrecht, sie war die Tochter des Hausmeisters seiner Wohnung, die er mit ihr in den nächsten Monaten auch bewohnte. In diesen schwierigen Zeiten bewies sich Tamás Erdődy einmal mehr als Überlebenskünstler. So scheute er sich nicht davor verschiedene Gelegenheitsarbeiten anzunehmen, unter anderem war er als Fleischhauer im Schlachthof Sankt Marx, ehe er sich um eine bequemere Arbeit umsah, die er dann auch bald fand. Er wurde "Detektivinspektor" der Wiener Polizei und seine Aufgabe war, in den internationalen Hotels Wiens zu überwachen, wer da alles abstieg, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und die daraus erworbenen Erkenntnisse seinen Vorgesetzten zu melden. Eine zeitlang war er auch der Berittene Polizei zugeteilt und engagierte sich auch im Wiener Feuerwehrwesen.[1]

Einzelnachweise

  1.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 188 und 189.