Aufstand der Holzknechte: Unterschied zwischen den Versionen
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* Neue Deutsche Enzyklopädie (Erwähnung), 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, München: Saur 2005, Bd. 2, S. 215 (unter Burchard von Weisspriach) | * Neue Deutsche Enzyklopädie (Erwähnung), 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, München: Saur 2005, Bd. 2, S. 215 (unter Burchard von Weisspriach) | ||
* [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, S. 236f. und S.253f. | * [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, S. 236f. und S.253f. | ||
* Franz von Krones: ''Burchard''. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 1876 [http://www.deutsche-biographie.de/pnd135738318.html digital] | * Franz von Krones: ''Burchard''. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 1876 [http://www.deutsche-biographie.de/pnd135738318.html digital] | ||
Aktuelle Version vom 1. Juni 2021, 20:37 Uhr
Der Aufstand der Holzknechte fasst die Aktivitäten einer Söldnergruppe zusammen, die 1462/1463 die späteren österreichischen Bundesländer Tirol (Osttirol), Kärnten und Salzburg heimsuchte.
Die Holzknechte
Bei den "Holzknechten", die gelegentlich auch als die "Brüder" oder "Erzknappen" bezeichnet werden[1], handelte es sich um eine Gruppe von Söldnern. Über ihre Herkunft, ihre hierarchischen Verhältnisse und ihre internen Strukturen ist nichts bekannt. Nach dem aktuellen Forschungsstand sind nicht einmal die Namen von Einzelpersonen aus dieser Gruppe überliefert.
Lange Zeit wurde in der Forschung davon ausgegangen, dass die Holzknechte ein lokales Aufgebot aus der Bevölkerung der Stadt Lienz waren, welches die Stadt und das Schloss eigenständig für den Grafen Leonhard von Görz zurückeroberten. Dass es sich bei den Holzknechten um professionelle Söldner gehandelt hat, die auch der Bevölkerung mit ihren Räubereien zusetzten, ist ein Ergebnis der neueren Forschung. Die Bezeichnung Holzknechte dürfte ein Hinweis auf die Herkunft dieser Gruppe sein. Leonhard dürfte sie in seinen Gebieten dennoch geduldet haben, da er sie selbst angeheuert hatte, um Lienz zurückzuerobern.[2]
Der Aufstand
Im September oder Oktober 1462 besetzten die "Holzknechte" die Stadt Lienz und das bei dieser gelegene Schloss Bruck, die frühere Residenz des (gefürsteten) Grafen Heinrich IV. von Görz(-Tirol), die dessen Sohn und Nachfolger Graf Johann II. zusammen mit anderen Besitzungen seiner Familie (im heutigen Oberkärnten und Osttirol) nach dem "Friedensvertrag von Pusarnitz" vom 25. Jänner 1460 an Kaiser Friedrich III. hatte abtreten müssen. Da die "Holzknechte" die Stadt Lienz und das Schloss Bruck, angeblich gegen Bezahlung, dem Grafen Leonhard von Görz(-Tirol), dem jüngeren Bruder und Nachfolger des inzwischen verstorbenen Grafen Johann überließen, wird angenommen, dass sie diese Eroberung in seinem Auftrag durchgeführt hatten oder dass sie zumindest in einem geheimen Einverständnis mit ihm agiert hatten.[3] Im Frühjahr 1463 suchten die "Holzknechte" dann die Besitzungen des Hochstiftes Salzburg in Oberkärnten heim, worauf Erzbischof Burchard von Weisspriach sie bei einem Treffen bei Windisch-Matrei mit Waffengewalt ausschaltete.[4] Nicht ganz klar ist, ob sie dabei als Söldnergruppe für einen Auftraggeber eine Fehde gegen den Erzbischof führten oder als "arbeitslos" gewordene Söldner handelten.
Zur Quellenlage
Über den "Aufstand der Holzknechte" und seine Hintergründe gibt es kaum Fakten, die als gesichert gelten können. Überliefert ist er nur in den Mattseer Annalen und durch den Chronisten Jakob Unrest als dessen Quelle allerdings diese Annalen gelten.
Zur Bedeutung des Aufstandes
Durch den "Aufstand der Holzknechte" behielt Graf Leonhard letztlich die Herrschaft über die Stadt Lienz und die dazugehörige Grafschaft, aus der im Wesentlichen das heutige Osttirol entstehen sollte. Wäre Lienz Anfang der 1460er-Jahre unter der Herrschaft von Kaiser Friedrich III. verblieben, wäre sie Teil des Herzogtums Kärnten geworden. In den folgenden Jahren, nachdem Graf Leonhard seine Herrschaft über Lienz zurückgewonnen hatte, lehnte er sich immer stärker an Herzog Siegmund von Österreich, der über die Grafschaft Tirol herrschte, an. 1462/63 schloss er mit diesem einen ersten wechselseitigen Erbvertrag. Nicht zuletzt durch den Verlust seiner im Herzogtum Kärnten gelegenen Besitzungen verloren die Bindungen der "Vorderen Grafschaft Görz" an die "innerösterreichische" Ländergruppe endgültig ihre Bedeutung. Der "Aufstand der Holzknechte" war die wesentliche Ursache dafür, dass Lienz nach Leonhards Tod mit dessen anderen Besitzungen Teil der Grafschaft Tirol wurde.[5]
Literatur
- Neue Deutsche Enzyklopädie (Erwähnung), 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, München: Saur 2005, Bd. 2, S. 215 (unter Burchard von Weisspriach)
- Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, S. 236f. und S.253f.
- Franz von Krones: Burchard. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 1876 digital
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Heinz Dopsch: Kaiser Sigismund und König Albrecht II. Zwei Herrscher des Spätmittelalters auf gotischen Flügelaltären in Tirol. In: Klaus Brandstätter - Julia Hörmann (Hrsg.): Tirol - Österreich - Italien. Festschrift für Josef Riedmann zum 65. Geburtstag. (= Schern-Schriften, 330). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2005, S. 183
- ↑ vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 39, Fußnote 45
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 248 und S. 252f.
- ↑ vgl. ADB, eingesehen am 6. Juni 2017
- ↑ vgl. Christoph Haidacher: Lůentz. Der Kampf der Kärntner Landstände um den Verbleib der Herrschaft Lienz. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 77 und S. 79ff.