Ulrich II. von Wallsee: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. Juli 2021, 22:06 Uhr

Die Grazer Burg, auf der Ulrich von Wallsee als Landeshauptmann von Steier seinen Sitz hatte, heute

Ulrich (II.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert; † 12. Juli 1359) war "Hauptmann zu Steier"[A 1]. Er entstammte dem Grazer Zweig der Familie der Wallseer zu Graz. Wie sein gleichnamiger Vater gilt auch er als eines der bedeutendsten Mitglieder dieser Familie.

Herkunft und Familie

Ulrich (II.) von Wallsee zu Graz stammte aus einer früheren Ministerialenfamilie[A 2], die sich Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier niedergelassen hatte. Er war der älteste Sohn von Ulrich (I.) von Wallsee († 1329) aus dessen erster Ehe. Durch die Ehe seiner Tante Agnes war er ein Neffe von Ulrich (V.) von Pfannberg.[1]

Ulrich (II.) von Wallsee zu Graz war mit Alheid von Weinsberg († um 1357) verheiratet und hatte aus dieser Ehe mindestens zwei Söhne:

  • Ulrich (III.) von Walsee (genannt 1322), es wird vermutet, dass er in der Schlacht bei Mühldorf gefallen ist
  • Eberhard (VI.) von Wallsee-Graz († 17. Juli 1363)[A 3], mit dem die Linie der Grazer Wallseer enden sollte.

Leben

Ulrich (II.) von Wallsee begleitete seinen Vater im Frühjahr 1316 erstmals auf einen Kriegszug der Herzöge von Österreich (Habsburger) in die Reichslandschaft Schwaben, wo er sich erfolgreich bewährte und am 19. September 1316 zum Ritter geschlagen wurde. In der Folge war er an weiteren kriegerischen Unternehmungen beteiligt.[2] Bei der für die Herzöge von Österreich verhängnisvollen Schlacht bei Mühldorf (1322) wurde er verwundet und geriet mit seinem Vater in Gefangenschaft. Beide wurden mit anderen Adeligen von König Ludwig IV. ("Ludwig dem Baiern"[A 4]) an König Johann von Böhmen ("Johann dem Blinden") ausgeliefert. Ende 1323/24 kamen sie gegen Lösegeld wieder frei.[3] Im Sommer 1324 nahmen Ulrich (II.) und sein Vater am Feldzug der Herzöge Otto von Österreich ("Otto der Fröhliche") und Heinrich von Kärnten gegen Cangrande (I.) della Scala, dem Stadtherren von Verona, teil, der sie nach Treviso und Padua führte. Bereits im Juli 1320 hatten beide zusammen mit Ulrich (V.) von Pfannberg an einem Krieg gegen diesen teilgenommen, der sie ebenfalls nach Padua geführt hatte.[4]

Ulrich (II.) von Wallsee zu Graz gehörte zu jenen Familienmitgliedern die 1331 ihre schwäbische Herrschaft Waldsee an die Herzöge von Österreich verkauften beziehungsweise gegen in den Herzogtümern Österreich und Steier gelegene Pfandschaften eintauschten. Bei der Teilung erhielt Ulrich (II.) aus diesen die in der heutigen Oststeiermark gelegene Pfandschaft Waxenegg (heute Teil der Gemeinde Anger).[5] Außerdem konnte er Besitzungen im heutigen Slowenien in der Umgebung von Celje erwerben.[6]

Nach dem Tod seines Vaters († 1329) wurde Ulrich (II.) "Hauptmann von Steier".[7] In dieser Position spielte er eine wichtige Rolle bei der Inbesitznahme des Herzogtums Kärnten durch die Herzöge von Österreich und deren Vorbereitung, weshalb er von diesen mit der Burg Weißenegg (heute Teil der Gemeinde Ruden) und weitere Besitzungen im Lavanttal belehnt wurde. Um Adelige des Herzogtums Kärnten für die Herzöge von Österreich zu gewinnen, knüpfte Ulrich (II.) mit diesen Kontakte, wobei er mehrmals als Vermittler und Schiedsrichter fungierte. So vermittelte er zwischen den Familien von Konrad von Auffenstein und Heinrich (V.) Schenk von Reicheneck. Dessen Bruder hatte als Bischof von Bamberg eine Reihe von Lehen, welche sich im Herzogtum Kärnten befanden. Als im März 1335 ein Bündnis mit dem Erzstift Salzburg geschlossen wurde, gehörte Ulrich (II.) zu einem der herzoglichen Schiedsleuten, die gemeinsam mit den salzburgischen Schiedsleuten über die Ansprüche des Erzstiftes im Herzogtum Kärnten entscheiden sollten.[8] Nach dem Tod von Herzog Heinrich von Kärnten († 1335) und der Belehnung der Herzöge von Österreich durch Kaiser Ludwig (IV.) "dem Baiern" war er gemeinsam mit seinem Onkel Ulrich von Pfannberg einer der Boten, der diese Nachricht dem Kärntner Landständen überbrachte.[9]

1345 begleitete Ulrich (II.) König Johann von Böhmen auf seinem Feldzug gegen Krakau ins polnische Königreich.[10] Im Sommer 1352 und 1354 war Ulrich II. nahm er an den Feldzügen von Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen") gegen die Reichsstadt Zürich teil.[11] Nach seinem Tod folge ihm sein Sohn Eberhard (VI.) als "Hauptmann von Steier" nach.[12]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 116 und S. 124
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 116 und S. 118
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 117 und S. 118
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 130
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 131
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 119
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 125
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 126
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 127
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 128
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 129

Anmerkungen

  1. Der "Hauptmann zu Steier" gilt als Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Steiermark.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Die Nummerierung orientiert an "österreichischen" Wallseern. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard VIII. gezählt.
  4. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ulrich II. von Walsee behandelt.
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