Leopold II. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 13: Zeile 13:


== Herrschaft ==
== Herrschaft ==
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn mit der Mark Österreich zu belehnen. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets loyal bei Konflikten im Reich stets loyal zum König beziehungsweise Kaiser gestanden hatten, stand Markgraf Leopold "''der Schöne''" zumindest während des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] zumindest zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV. drohte.<ref name ="krenn133"/> Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.<ref name ="zehetmayer434mF">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37</ref> Aus den Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "''der Schöne''" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.<ref name ="zehetmayer435">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435</ref>
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn mit der Mark Österreich zu belehnen. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref>
 
Zu Beginn des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist unbekannt. Bald darauf unternahm Heinrich IV. einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm wieder unterwarf oder unterwerfen musste.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 134f. und S. 136f.</ref> Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "''der Schöne''" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV. drohte.<ref name ="krenn133"/> Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.<ref name ="zehetmayer434mF">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37</ref> Aus den Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "''der Schöne''" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.<ref name ="zehetmayer435">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435</ref> Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "''dem Schönen''" von seinem politischen Umfeld bestimmt wurde oder auf seine Persönlichkeit zurückzuführen ist, lässt sich nach der Quellenlage nicht entscheiden.<ref name="scheibelreiter140">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 140</ref> 


== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich ==
* [[Gars am Kamp]]: Nach dem Fürstenbuch des Chronisten [[w:ans der Enikel/|Jans Enenkels]] hatte Markgraf Leopold "''der Schöne'' auf der [[Burgruine Gars am Kamp|Burg Gars]] seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.<ref name ="schöndorfer88">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen''. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88</ref><ref name ="lechnerLeopold12">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 12</ref>
* [[Gars am Kamp]]: Nach dem Fürstenbuch des Chronisten [[w:ans der Enikel/|Jans Enenkels]] hatte Markgraf Leopold "''der Schöne'' auf der [[Burgruine Gars am Kamp|Burg Gars]] seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.<ref name ="schöndorfer88">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen''. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88</ref><ref name ="lechnerLeopold12">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 12</ref>
* [[Göttweig]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]].<ref name ="krenn133"/>
* [[Göttweig]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]].<ref name ="krenn133"/>
* [[Mailberg]]: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold ''dem Schönen'' verhängnisvolle [[w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] gegen den [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Vratislav II.|Wratislav (II.)]] statt.<ref name ="krenn133"/> Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der [[w:Markgrafschaft Mähren|Markgrafschaft Mähren]] bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.<ref>vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/mailberg.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=7&cHash=0130f8988e45c00d53fdbc941f12b501 Schlacht bei Mailberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019</ref> In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.<ref>vgl. [[w:Kurt Klaudy|Kurt Klaudy]]: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms''. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92</ref>
* [[Mailberg]]: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold ''dem Schönen'' verhängnisvolle [[w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] gegen den [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Vratislav II.|Wratislav (II.)]] statt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 144</ref> Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der [[w:Markgrafschaft Mähren|Markgrafschaft Mähren]] bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.<ref>vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/mailberg.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=7&cHash=0130f8988e45c00d53fdbc941f12b501 Schlacht bei Mailberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019</ref> In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.<ref>vgl. [[w:Kurt Klaudy|Kurt Klaudy]]: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms''. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92</ref>
* [[Melk]]: Hier befand sich eine der Hauptresidenzen von Leopold ''dem Schönen''. Er gilt als Gründer von Stift Melk.<ref name ="krenn133"/>  
* [[Melk]]: Hier befand sich eine der Hauptresidenzen von Leopold ''dem Schönen''. Er gilt als Gründer von Stift Melk.<ref name ="krenn133"/>  
* [[St. Pölten]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des ehemaligen Stiftes.<ref name ="krenn133"/>
* [[St. Pölten]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des ehemaligen Stiftes.<ref name ="krenn133"/>

Version vom 28. November 2021, 19:02 Uhr

Markgraf Leopold (II.) "der Schöne" in der Schlacht bei Mailberg. Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492

Markgraf Leopold (II.) "der Schöne"[A 1] (* im 10. Jahrhundert; † um 1095), auch Markgraf Leopold (II.) von Österreich, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich.

Ehe und Nachkommen

Leopold der Schöne entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war der Sohn von Markgraf Ernst "dem Tapferen". Verheiratet war er mit Itha († vermutlich 1101), deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. Aus dieser Ehe sind mehrere Kinder belegt:[1]

Herrschaft

Leopold der Schöne herrschte 1075-1095 als Graf über die Mark Ostarrichi (Österreich). Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für König Heinrich IV. gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn mit der Mark Österreich zu belehnen. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "der Schöne" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem Reich, dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.[2] Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem Haus Babenberg, die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.[3]

Zu Beginn des Investiturstreits befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in Nürnberg teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist unbekannt. Bald darauf unternahm Heinrich IV. einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm wieder unterwarf oder unterwerfen musste.[4] Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "der Schöne" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV. drohte.[5] Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.[6] Aus den Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "der Schöne" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.[7] Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "dem Schönen" von seinem politischen Umfeld bestimmt wurde oder auf seine Persönlichkeit zurückzuführen ist, lässt sich nach der Quellenlage nicht entscheiden.[8]

Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich

  • Gars am Kamp: Nach dem Fürstenbuch des Chronisten Jans Enenkels hatte Markgraf Leopold "der Schöne auf der Burg Gars seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.[9][10]
  • Göttweig: Leopold der Schöne gilt als Gründer des Stiftes Göttweig.[5]
  • Mailberg: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold dem Schönen verhängnisvolle Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen Herzog Wratislav (II.) statt.[11] Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der Markgrafschaft Mähren bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.[12] In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.[13]
  • Melk: Hier befand sich eine der Hauptresidenzen von Leopold dem Schönen. Er gilt als Gründer von Stift Melk.[5]
  • St. Pölten: Leopold der Schöne gilt als Gründer des ehemaligen Stiftes.[5]
  • Tulln: Hier befand sich eine weitere Hauptresidenzen von Leopold dem Schönen.[5] Nach der "Vita Altmanni" (verfasst um 1135) soll Leopold, nachdem es 1081 zum Bruch mit König Heinrich IV. gekommen war, wenig später die "Großen" seiner Mark zu einer Versammlung nach Tulln geladen haben, um sie zu einem Schwur und zum Abfall von König Heinrich zu bewegen.[14]

Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich

  • Melk: Ein Historienbild von Markgraf Leopold dem Schönen befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk.

Literatur

  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 3-205-98569-9
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Ueberreuter Verlag, Wien / Heidelberg, 1978. Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  2. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 133
  3. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219
  4. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 134f. und S. 136f.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens krenn133 wurde kein Text angegeben.
  6. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37
  7. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435
  8. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 140
  9. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88
  10. vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 12
  11. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 144
  12. vgl. Schlacht bei Mailberg, GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019
  13. vgl. Kurt Klaudy: Das Werden Wiens und seines Stephandoms. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92
  14. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434f.

Weblinks

 Leopold II. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Ernst (I.) der TapfereHerrscher über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg
1075-1095
Markgraf Leopold (III.) der Heilige
Wikipedia logo v3.svg
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Leopold II. (Österreich) behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).
Wikipedia logo v3.svg
Zu diesem Artikel gibt es in den folgenden Sprachversionen der Wikipedia weitere Informationen:
اللغه المصريةБеларуская моваБългарски езикCatalàČeský jazykDeutschΝέα ελληνικάEnglishEspañolFrançaisMagyarBahasa indonesiaItaliano日本語NederlandsJęzyk polskiPortuguêsLimba românăРусскийSrpskohrvatski jezikСрпскиУкраїнська мова汉语