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== Karriere == | == Karriere == | ||
Johann von Liechtenstein ist im April 1368 als einer der Bürgen für die Herzöge Albrecht (III.) und [[Leopold III. (Habsburg)|Leopold (III.)]] von Österreich gegenüber dem jüdischen Geldverleiher [[w:David Steuss|David Steuss]] urkundlich erstmals genannt. Am 1. Juli 1368 ist er erstmals als Hofmeister von Herzog Albrecht (III.) genannt, obwohl er zu dieser Zeit noch nicht einmal 30 Jahre alt war und somit etwa ein gutes Jahrzehnt älter als der Herzog Albrecht.<ref name ="Lackner59" | Johann von Liechtenstein ist im April 1368 als einer der Bürgen für die Herzöge Albrecht (III.) und [[Leopold III. (Habsburg)|Leopold (III.)]] von Österreich gegenüber dem jüdischen Geldverleiher [[w:David Steuss|David Steuss]] urkundlich erstmals genannt. Am 1. Juli 1368 ist er erstmals als Hofmeister von Herzog Albrecht (III.) genannt, obwohl er zu dieser Zeit noch nicht einmal 30 Jahre alt war und somit etwa ein gutes Jahrzehnt älter als der Herzog Albrecht.<ref name ="Lackner59"/> Er war einer der wichtigsten Räte von Herzog Albrecht (III.) und mehr als 30 Jahre einer von dessen engsten Mitarbeitern. Als solcher war er an vielen politischen Verhandlungen beteiligt, wie die Kanzleivermerke auf den Urkunden des Herzogs belegen.<ref name ="günstling">vgl. [https://www.h-net.org/reviews/showpdf.php?id=27859 Der Fall des Günstlings], eingesehen am 6. Mai 2018</ref> Als 1370 der Staatsbankrott drohte, gehörte Johann von Liechtenstein jenem sechsköpfigen Kapitalkonsortium an, das für einige Zeit die Finanzverwaltung für die "österreichischen Lande" übernahm. Er war Zeuge des Vertrages von Neuberg an der Mürz und aller in den Jahren zuvor geschlossenen Teilungsverträge zwischen den Herzögen Albrecht und Leopold unterstützte die Schaunberger Fehde von Herzog Albrecht militärisch und auch politisch-diplomatisch in vorderster Front.<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 60f.</ref> Eine gewisse Verschiebung der Machtverhältnisse am herzoglichen Hof trat Anfang der 1380er-Jahre ein, als Herzog Albrecht (III.) [[Berthold von Wehingen]] zu seinem Kanzler machte. Dieser entwickelte sich für Johann von Liechtenstein allmählich zu einem ernsthaften Konkurrenten, doch war dessen Machtposition bis Anfang der 1390er-Jahre noch ungebrochen.<ref name ="Lackner62">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 62</ref> | ||
== Der Sturz == | == Der Sturz == | ||
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Um 1383/85 erwarb Johann von Liechtenstein außerdem durch Kauf die [[Schloss Rabensburg|Rabensburg]] (heute Teil der Gemeinde [[Rabensburg]]) und weitere Besitzungen in [[Mistelbach an der Zaya|Mistelbach]], mit denen ihm eine wichtige Arrondierung seines Familienbesitzers im Weinviertel gelang.<ref name ="Lackner61"/> Noch Anfang der 1390er-Jahre konnte Johann von Liechtenstein seine privaten Vermögensverhältnisse verbessern, wobei er und seine Brüder zwischen 1391 und 1394 eine ganze Reihe von adligen und geistlichen Herrschaften durch Kauf in ihren Besitz brachten. Das umfangreichste und wohl auch bedeutendste dieser Kaufgeschäfte war das Erbe des kinderlosen Landherrn Heinrich von [[Tursen|Rauhenstein]] († 1386), zu dem [[w:Valtice|Feldsberg]] und [[Drösing]] im Weinviertel sowie [[Weißenburg]] im Pielachtal gehörten. Johann von Liechtenstein erbte ein Sechstel und kaufte zwischen 1388 und 1391 außerdem die Anteile der Miterben. Als die beiden Wiener Ritterbürger [[Hans von Tierna#Herkunft und Familie|Rudolf und Ludwig von Tierna]] 1392 zum Verkauf von großen Teilen ihres Besitzes genötigt waren, kaufte Johann von Liechtenstein von ihnen im Jänner 1393 ihre landesfürstlichen Lehen in Altruppersdorf (bei [[Poysdorf]] und am 11. September 1393 ihre Burg Enzersdorf an der Fischa.<ref name ="Lackner63">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 63</ref> 1393 kaufte Johann von Liechtenstein außerdem gemeinsam mit seinem Bruder Hartneid von Liechtenstein die Burg und Herrschaft Tulbing von den [[Otto II. von Zelking|Zelkingern]]. Nach seinem Sturz kam sie in den Besitz von Herzog Albrecht (III.) "''mit dem Zopfe''", der sie seiner Ehefrau [[Beatrix von Zollern]] hinterließ.<ref>vgl. Günter Marian: ''Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld''. (''Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 327</ref> Etwa um dieselbe Zeit kamen die Burgen Ebelsberg und Riedegg, Lehen des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]] in den Besitz der Liechtenstein.<ref name ="Lackner63"/> | Um 1383/85 erwarb Johann von Liechtenstein außerdem durch Kauf die [[Schloss Rabensburg|Rabensburg]] (heute Teil der Gemeinde [[Rabensburg]]) und weitere Besitzungen in [[Mistelbach an der Zaya|Mistelbach]], mit denen ihm eine wichtige Arrondierung seines Familienbesitzers im Weinviertel gelang.<ref name ="Lackner61"/> Noch Anfang der 1390er-Jahre konnte Johann von Liechtenstein seine privaten Vermögensverhältnisse verbessern, wobei er und seine Brüder zwischen 1391 und 1394 eine ganze Reihe von adligen und geistlichen Herrschaften durch Kauf in ihren Besitz brachten. Das umfangreichste und wohl auch bedeutendste dieser Kaufgeschäfte war das Erbe des kinderlosen Landherrn Heinrich von [[Tursen|Rauhenstein]] († 1386), zu dem [[w:Valtice|Feldsberg]] und [[Drösing]] im Weinviertel sowie [[Weißenburg]] im Pielachtal gehörten. Johann von Liechtenstein erbte ein Sechstel und kaufte zwischen 1388 und 1391 außerdem die Anteile der Miterben. Als die beiden Wiener Ritterbürger [[Hans von Tierna#Herkunft und Familie|Rudolf und Ludwig von Tierna]] 1392 zum Verkauf von großen Teilen ihres Besitzes genötigt waren, kaufte Johann von Liechtenstein von ihnen im Jänner 1393 ihre landesfürstlichen Lehen in Altruppersdorf (bei [[Poysdorf]] und am 11. September 1393 ihre Burg Enzersdorf an der Fischa.<ref name ="Lackner63">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 63</ref> 1393 kaufte Johann von Liechtenstein außerdem gemeinsam mit seinem Bruder Hartneid von Liechtenstein die Burg und Herrschaft Tulbing von den [[Otto II. von Zelking|Zelkingern]]. Nach seinem Sturz kam sie in den Besitz von Herzog Albrecht (III.) "''mit dem Zopfe''", der sie seiner Ehefrau [[Beatrix von Zollern]] hinterließ.<ref>vgl. Günter Marian: ''Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld''. (''Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 327</ref> Etwa um dieselbe Zeit kamen die Burgen Ebelsberg und Riedegg, Lehen des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]] in den Besitz der Liechtenstein.<ref name ="Lackner63"/> | ||
Nur wenige Wochen vor seinem Sturz kaufte Johann von Liechtenstein am 26. Juni 1394 von [[Jörg von Wallsee|Georg von Wallsee]] zu [[Linz]] die Feste Pernstein mit dem zu ihr gehörigen Gericht am Moos, dem Markt Kirchdorf und der Vogtei über das Kloster Schlierbach.<ref name ="Lackner64"/> | Nur wenige Wochen vor seinem Sturz kaufte Johann von Liechtenstein am 26. Juni 1394 von [[Jörg von Wallsee|Georg von Wallsee]] zu [[Linz]] die Feste Pernstein mit dem zu ihr gehörigen Gericht am Moos, dem Markt Kirchdorf und der Vogtei über das Kloster Schlierbach..<ref name ="Lackner64">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 64</ref> | ||
== Johann von Liechtenstein und die Kirche Maria am Gestade == | == Johann von Liechtenstein und die Kirche Maria am Gestade == |
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