Heinrich der Grausame: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. April 2022, 21:52 Uhr

Heinrich, genannt "der Grausame", belagert die Haimburg und vertreibt seine Mutter Theodora von dieser, Darstellung auf dem Babenberger-Stammbaum im Stift Klosterneuburg, Ende des 15. Jahrhunderts

Heinrich von Österreich[A 1] (* im 13. Jahrhundert, um 1208; † 29. November 1227 oder 1228)[A 2], besser bekannt als "Heinrich der Grausame", war der Vater von Herzogin Gertrud († 1288), die gewöhnlich als "die letzte Babenbergerin" gilt. Über seine Enkelin Agnes († um 1295) wurde er allerdings Vorfahre einiger Adelsfamilien, die in der Steiermark und in Kärnten Spuren hinterließen. Die bedeutendste von diesen waren vermutlich die Grafen von Cilli, über die er sogar ein Vorfahre von zwei bedeutenden Kaiserdynastien und einer Königsdynastie wurde. Über ihn selbst gibt es jedoch nur wenige gesicherte Fakten.

Herkunft und Familie

Heinrich "der Grausame" stammte aus jener Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war einer der Söhne von Herzog Leopold (VI.) von Österreich ("Leopold dem Glorreichen") aus dessen Ehe mit der byzantinischen Prinzessin Theodora Angela und der ältere Bruder von Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren". Am 29. November 1225 heiratete er in Nürnberg Agnes von Thüringen († vor 1247), eine Tochter des Landgrafen Hermann (I.) von Thüringen († 1217) aus dessen Ehe mit Sophia von Bayern († 1238).[1] Aus dieser Ehe hatte er eine Tochter, die spätere Herzogin Gertrud von Österreich und Steier († 1288), die als sein einziges Kind gilt.

Leben

Während Abwesenheit von Herzog Leopold (VI.) im Mai 1226 unternahm dessen häufiger politischer Gegenspieler, der böhmische König Ottokar I. († 1230), einen Einfall in das heutige Bundesland Niederösterreich, wobei die Gebiete nördlich der Donau verwüstet wurden. Bei diesem Einfall wurde er von Heinrich "der Grausame" unterstützt. Dieser belagerte die Haimburg, wo seine Mutter ihren Sitz hatte. Diese wurde von ihm zur Flucht genötigt. Weitere Erfolge blieben Heinrich jedoch verwehrt, da es ihm nicht gelang den Adel und die Ministerialen für sich zu gewinnen. Nachdem bereits Heinrich (III.) von Kuenring (um / nach 1233), der Marschall seines Vaters, den böhmischen König und dessen Leute wieder vertreiben konnte, wobei er allerdings auf päpstlichen Befehl hin, keinen Gegenangriff auf das Areal des böhmischen Königreiches unternahm, kehrte Herzog Leopold zurück und schlug den Aufstand seines Sohnes nieder, allem Anschein nach ohne wesentliche Schwierigkeiten. Da Heinrich seinen Vater noch im Juni 1227 auf den Hoftag nach Donauwörth begleitete, dürfte es zwischen den beiden wohl doch zu einer Versöhnung gekommen sein. Inwieweit diese nur von Dauer gewesen wäre, ist nicht mehr zu klären, da Heinrich nur wenig später starb.[2]

Die Hintergründe für Heinrichs Aufstand beziehungsweise für seine Unterstützung von König Ottokar I. sind nicht eindeutig geklärt. Häufig wird in der Geschichtsforschung der Konflikt darauf zurückgeführt, dass Heinrich "der Grausame" auf die Mitgift seiner Ehefrau Agnes hatte verzichten müssen. Dies war angeblich eine Bedingung für die Eheschließung seiner Schwester Margarete († 1266), deren Hochzeit gemeinsam mit seiner Hochzeit stattgefunden hatte. Weiter findet sich in der Geschichtsforschung auch, dass sein Vater angeblich geplant hatte, seinen jüngeren Bruder Friedrich zu seinem Nachfolge im Herzogtum Steier zu machen und ihm nur das Herzogtum Österreich hinterlassen wollte.[3]

Heinrichs Beiname

Heinrichs bekannter Beiname "der Grausame" und sein weniger bekannter Beiname "der Gottlose" sind aus dem 15. Jahrhundert. Sie finden sich erstmals bei Ladislaus von Sunthaym, der 1489 im Auftrag des Abtes von Klosterneuburg eine Genealogie der Babenberger-Familie verfasste.

Erinnerung im heutigen Niederösterreich

Darstellung in Literatur und Belletristik

  • Gottlob Heinrich Heinse: Margarethe von Oesterreich, Gemahlin des unglücklichen Königs Heinrich von Hohenstauffen. Aus dem dreizehnten Jahrhundert, 2 Bde. (publiziert 1792)

Literatur

  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246 (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 23). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 978-3205982296
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Weblinks

 Heinrich von Babenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6, S. 299 und S. 302
  2. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6, S. 303
  3. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6, S. 302f.
  4. vgl. Karl Lechner: Die Babenberger, 1996, S. 271

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für ihn gewählt. Zwar ist der Beiname "der Grausame" nicht zeitgenössisch, doch dürfte Heinrich unter diesem weitgehend bekannt sein. Eine Titulierung als Herzog von Österreich oder Herzog von Steier ist insofern problematisch, als sie für ihn nicht nachgewiesen ist und er bereits vor seinem Vater starb.
  2. Angaben zum Sterbedatum nach Georg Scheibelreiter. Vgl. ders.: Die Babenberger, 2010, S. 303
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