Gertrud von Sachsen: Unterschied zwischen den Versionen
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Gertrud von Babenberg war die zweite Tochter eines Kaisers, die einen Babenberger heiratete. Es handelte sich dabei um eine politisch hochbrisante Eheschließung, mit der [[w:Konrad III. (HRR)|König Konrad III.]] aus der [[w:Staufer|Familie der Staufer]], der ältere Halbbruder von Herzog Heinrich "''Jasomirgott''", versuchte, den durch seine Königswahl entstandenen Machtkampf zwischen seiner Familie und der von Gertruds ersten Ehemann beizulegen. 1139 hatte König Konrad aus politischen Gründen seinem "welfischen" Konkurrenten, Gertruds ersten Ehemann, die Herzogtümer Sachsen und Baiern aberkannt und mit dem Letzteren seinen Halbbruder [[Leopold der Freigiebige|Markgraf Leopold "''den Freigiebigen''"]] belehnt.<ref name ="Neukam225">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 225</ref> Nach dessen Tod (1141) wurde schließlich eine Einigung ausgehandelt. Die Witwe Gertrud heiratete Heinrich, den Halbbruder von König Konrad. Sie verzichtete zugunsten ihres neuen Ehemannes für ihren Sohn auf das Herzogtum Baiern. Als Gegenleistung erhielt ihr Sohn Heinrich dafür das Herzogtum Sachsen zurück, dessen Verwaltung sie zunächst auch selbst übernahm, da er erst ein wenig später mündig wurde. Durch diese Regelung verlor Heinrich zwar das Herzogtum Baiern, es verblieb aber in seiner Familie.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 225f.</ref> Die Kosten für Gertruds zweite glanzvolle Hochzeit, deren Feierlichkeiten 14 Tage andauerten, übernahm König Konrad.<ref name ="neukam88">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 88</ref> Die Einigung hielt nicht sehr lange, da Gertrud bereits 1143 bei der Geburt einer Tochter verstarb.<ref name ="Neukam226"/> Sie ist die einzige Babenbergerin, bei der definitiv bekannt ist, woran sie starb.<ref name ="Neukam207">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 207</ref> | Gertrud von Babenberg war die zweite Tochter eines Kaisers, die einen Babenberger heiratete. Es handelte sich dabei um eine politisch hochbrisante Eheschließung, mit der [[w:Konrad III. (HRR)|König Konrad III.]] aus der [[w:Staufer|Familie der Staufer]], der ältere Halbbruder von Herzog Heinrich "''Jasomirgott''", versuchte, den durch seine Königswahl entstandenen Machtkampf zwischen seiner Familie und der von Gertruds ersten Ehemann beizulegen. 1139 hatte König Konrad aus politischen Gründen seinem "welfischen" Konkurrenten, Gertruds ersten Ehemann, die Herzogtümer Sachsen und Baiern aberkannt und mit dem Letzteren seinen Halbbruder [[Leopold der Freigiebige|Markgraf Leopold "''den Freigiebigen''"]] belehnt.<ref name ="Neukam225">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 225</ref> Nach dessen Tod (1141) wurde schließlich eine Einigung ausgehandelt. Die Witwe Gertrud heiratete Heinrich, den Halbbruder von König Konrad. Sie verzichtete zugunsten ihres neuen Ehemannes für ihren Sohn auf das Herzogtum Baiern. Als Gegenleistung erhielt ihr Sohn Heinrich dafür das Herzogtum Sachsen zurück, dessen Verwaltung sie zunächst auch selbst übernahm, da er erst ein wenig später mündig wurde. Durch diese Regelung verlor Heinrich zwar das Herzogtum Baiern, es verblieb aber in seiner Familie.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 225f.</ref> Die Kosten für Gertruds zweite glanzvolle Hochzeit, deren Feierlichkeiten 14 Tage andauerten, übernahm König Konrad.<ref name ="neukam88">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 88</ref> Die Einigung hielt nicht sehr lange, da Gertrud bereits 1143 bei der Geburt einer Tochter verstarb.<ref name ="Neukam226"/> Sie ist die einzige Babenbergerin, bei der definitiv bekannt ist, woran sie starb.<ref name ="Neukam207">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 207</ref> | ||
Gertrud, die als Kaisertochter wohl über entsprechendes Selbst- und Standesbewusstsein verfügte, dürfte nach den von ihr hinterlassenen Urkunden und nach ihren belegten Handlungen zu schließen, eine energische und politisch tatkräftige Dame gewesen sein. Auf dem Gebiet des heutigen Landes Österreich hat sie jedoch keine entscheidenden Spuren hinterlassen, was mit der nur kurzen Dauer ihrer zweiten Ehe zusammenhängen dürfte.<ref name ="Neukam226"/> | Gertrud, die als Kaisertochter wohl über entsprechendes Selbst- und Standesbewusstsein verfügte, dürfte nach den von ihr hinterlassenen Urkunden und nach ihren belegten Handlungen zu schließen, eine energische und politisch tatkräftige Dame gewesen sein. Auf dem Gebiet des heutigen Landes Österreich hat sie jedoch keine entscheidenden Spuren hinterlassen, was mit der nur kurzen Dauer ihrer zweiten Ehe zusammenhängen dürfte.<ref name ="Neukam226"/> Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Gertrud in der älteren und neueren Geschichtsforschung nicht nur im Schatten ihrer Mutter steht, sondern im Unterschied zu dieser auch kaum Beachtung gefunden hat. Ein ganz anderes Bild ergibt sich aus den zahlreichen zeitgenössischen Quellen, die sich zu den reichspolitischen Geschehnissen in den Herzogtümern Sachsen und Baiern erhalten haben. Hier steht Gertrud keineswegs im Schatten ihrer Mutter, sie ist ausgesprochen präsent und ihre Darstellung weitgehend positiv.<ref name ="elpers94">Bettina Elpers: ''Gertrud von Süpplingenburg'', 2003, S. 94</ref> | ||
== Erinnerungsstätten an Gertrud von Babenberg im heutigen Niederösterreich == | == Erinnerungsstätten an Gertrud von Babenberg im heutigen Niederösterreich == |
Version vom 5. Mai 2022, 21:26 Uhr
Gertrud von Babenberg[A 1] (* 18. April 1115; † 18. April 1143)[1], besser bekannt als Gertrud von Sachsen, auch Gertrud von Supplinburg oder Gertraud von Süpplingenburg, war die erste Ehefrau von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott", der über Gebiete der heutigen Bundesländer Nieder- und Oberösterreich herrschte. Bekannt ist sie aber vor allem als Mutter von Herzog Heinrich "dem Löwen".
Herkunft und Familie
Gertrud von Babenberg war das einzige Kind von Herzog Lothar von Sachsen († 1137), besser bekannt als Kaiser Lothar III., aus dessen Ehe mit Richenza von Northeim († 1141). Sie war zweimal verheiratet,
- ∞ in 1. Ehe seit 1127 mit Herzog Heinrich "dem Stolzen" († 1139) aus der Familie der Welfen, damals Herzog von Baiern[A 2], seit 1137 auch Herzog von Sachsen
- Heinrich von Braunschweig ("Heinrich der Löwe") († 1195), Herzog von Sachsen und Baiern
- ∞ in 2. Ehe seit 1142 mit Herzog Heinrich "Jasomirgott" († 1177), damals Herzog von Baiern und Markgraf von Österreich
- Richenza (Richardis) (* 18. April 1143 † nach 1196), Landgräfin von Waltersdorf
Leben
Gertrud von Babenberg war die zweite Tochter eines Kaisers, die einen Babenberger heiratete. Es handelte sich dabei um eine politisch hochbrisante Eheschließung, mit der König Konrad III. aus der Familie der Staufer, der ältere Halbbruder von Herzog Heinrich "Jasomirgott", versuchte, den durch seine Königswahl entstandenen Machtkampf zwischen seiner Familie und der von Gertruds ersten Ehemann beizulegen. 1139 hatte König Konrad aus politischen Gründen seinem "welfischen" Konkurrenten, Gertruds ersten Ehemann, die Herzogtümer Sachsen und Baiern aberkannt und mit dem Letzteren seinen Halbbruder Markgraf Leopold "den Freigiebigen" belehnt.[2] Nach dessen Tod (1141) wurde schließlich eine Einigung ausgehandelt. Die Witwe Gertrud heiratete Heinrich, den Halbbruder von König Konrad. Sie verzichtete zugunsten ihres neuen Ehemannes für ihren Sohn auf das Herzogtum Baiern. Als Gegenleistung erhielt ihr Sohn Heinrich dafür das Herzogtum Sachsen zurück, dessen Verwaltung sie zunächst auch selbst übernahm, da er erst ein wenig später mündig wurde. Durch diese Regelung verlor Heinrich zwar das Herzogtum Baiern, es verblieb aber in seiner Familie.[3] Die Kosten für Gertruds zweite glanzvolle Hochzeit, deren Feierlichkeiten 14 Tage andauerten, übernahm König Konrad.[4] Die Einigung hielt nicht sehr lange, da Gertrud bereits 1143 bei der Geburt einer Tochter verstarb.[1] Sie ist die einzige Babenbergerin, bei der definitiv bekannt ist, woran sie starb.[5]
Gertrud, die als Kaisertochter wohl über entsprechendes Selbst- und Standesbewusstsein verfügte, dürfte nach den von ihr hinterlassenen Urkunden und nach ihren belegten Handlungen zu schließen, eine energische und politisch tatkräftige Dame gewesen sein. Auf dem Gebiet des heutigen Landes Österreich hat sie jedoch keine entscheidenden Spuren hinterlassen, was mit der nur kurzen Dauer ihrer zweiten Ehe zusammenhängen dürfte.[1] Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Gertrud in der älteren und neueren Geschichtsforschung nicht nur im Schatten ihrer Mutter steht, sondern im Unterschied zu dieser auch kaum Beachtung gefunden hat. Ein ganz anderes Bild ergibt sich aus den zahlreichen zeitgenössischen Quellen, die sich zu den reichspolitischen Geschehnissen in den Herzogtümern Sachsen und Baiern erhalten haben. Hier steht Gertrud keineswegs im Schatten ihrer Mutter, sie ist ausgesprochen präsent und ihre Darstellung weitgehend positiv.[6]
Erinnerungsstätten an Gertrud von Babenberg im heutigen Niederösterreich
- Heiligenkreuz: Die Gebeine von Herzogin Gertrud wurden im 13. Jahrhundert in die Grablege der Babenberger im Kapitelsaal von Stift Heiligenkreuz überführt. Sie ist dort im sogenannten "Babenberger-Glasfenster" dargestellt.
- Klosterneuburg: Gertrud von Babenberg ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.
Literatur
- Bettina Elpers: Gertrud von Supplinburg († 18. April 1143) und Richenza von Northeim († 10 Juni 1141). Unterschiedliche Strategien um Kampf und Ausgleich in Sachsen. In: Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 79-97
- Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
Weblinks
Gertrud von Sachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 226
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 225
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 225f.
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 88
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 207
- ↑ Bettina Elpers: Gertrud von Süpplingenburg, 2003, S. 94
Anmerkungen
- ↑ Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
- ↑ Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
---|---|---|
Maria von Böhmen | Ehefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft Österreich | Theodora Komnena |
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Gertrud von Sachsen (1115–1143) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
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