Burg Kropfsberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Burg Kropfberg, erbaut im Mittelalter, diente zu dieser Zeit der Befestigung des Zillertales für das [[Erzstift Salzburg]]. Von ihrem Standort aus lassen sich die Verkehrswege ins untere Inntal und ins Zillertal gut kontrollieren. Trotz ihrer teilweise zerstörten Teile vermittelt sie noch heute einen guten Eindruck davon, was für eine eindrucksvolle Burganlage sie in ihrer besten Zeit war. <ref name ="burgen-austria"/> Es handelte sich um eine Burganlage mit zwei Höfen und drei Türmen, einem Torturm und zwei Bergfrieden, die von einer Mauer umgeben sind. Diese Anlage wird war von großen, unverbauten Flächen umgeben, welche eine große äußere Ringmauer mit Bastionen umschloss.<ref name ="burgenbuch107">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch'', 2019, S. 107</ref>  
Die Burg Kropfberg, erbaut im Mittelalter, diente zu dieser Zeit der Befestigung des Zillertales für das [[Erzstift Salzburg]]. Von ihrem Standort aus lassen sich die Verkehrswege ins untere Inntal und ins Zillertal gut kontrollieren. Trotz ihrer teilweise zerstörten Teile vermittelt sie noch heute einen guten Eindruck davon, was für eine eindrucksvolle Burganlage sie in ihrer besten Zeit war. <ref name ="burgen-austria"/> Es handelte sich um eine Burganlage mit zwei Höfen und drei Türmen, einem Torturm und zwei Bergfrieden, die von einer Mauer umgeben sind. Diese Anlage wird war von großen, unverbauten Flächen umgeben, welche eine große äußere Ringmauer mit Bastionen umschloss.<ref name ="burgenbuch107">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch'', 2019, S. 107</ref>  


Von einer ersten romanischen Burganlage ist heute nur mehr ein freistehender Turm, der nach Westen vorgeschoben war, erhalten. Dieser wurde später wohl als Vorburg genützt. An seine Mauer wurde die zweite, ebenfalls romanische Burg angebaut. Von dieser hat sich die dem Salzburger Erzbischof [[Eberhard von Regensberg]] († 1246) erbaute romanische Hochburg erhalten. Errichtet um einen sechseckigen Hof bestand sie aus zwei recht gut erhaltenen Bergfrieden, dem Palas und Wirtschaftstrakten. Erhalten sind die Umfassungsmauern und die Mauern der einstigen Wohngebäude.<ref name ="burgen-austria"/>
Von einer ersten romanischen Burganlage ist heute nur mehr ein freistehender Turm, der nach Westen vorgeschoben war, erhalten. Dieser wurde später wohl als Vorburg genützt. An seine Mauer wurde die zweite, ebenfalls romanische Burg angebaut. Von dieser hat sich die dem [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Erzbischof]] [[Eberhard von Regensberg]] († 1246) erbaute romanische Hochburg erhalten. Errichtet um einen sechseckigen Hof bestand sie aus zwei recht gut erhaltenen Bergfrieden, dem Palas und Wirtschaftstrakten. Erhalten sind die Umfassungsmauern und die Mauern der einstigen Wohngebäude.<ref name ="burgen-austria"/>


Unter dem [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Erzbischof]] [[w:Leonhard von Keutschach|Leonhard von Keutschach]] († 1519) wurde außerdem die Burg neu befestigt. Damals wurde mit dem Bau der 900 Meter langen, äußere Ringmauer mit Schießfenstern und Schießscharten und den halbrunden Basteien, die heute noch zum Teil erhalten sind, begonnen. Die Fertigstellung um 1540 sollte Erzbischof Leonhard nicht mehr erleben. Im 16. Jahrhundert hatte die Burg ihre größte Ausdehnung und gehörte zu den größtem Burgen im heutigen Bundesland Tirol. Sie umfasste eine Fläche von 26.000 Quadratmetern, die durch den doppelten Bering geschützt war. Allerdings konnten auf ihr nur 60 bis 80 Personen untergebracht werden. Der Ausbau, der unter Erzbischof Leonhard begonnen wurde, hatte weniger strategische als machtpolitische Gründe. Die Burg sollte damals die landesfürstliche Macht und Stärke des Erzstiftes Salzburg demonstrieren.<ref name ="burgen-austria"/>   
Unter dem Salzburger Erzbischof [[w:Leonhard von Keutschach|Leonhard von Keutschach]] († 1519) wurde außerdem die Burg neu befestigt. Damals wurde mit dem Bau der 900 Meter langen, äußere Ringmauer mit Schießfenstern und Schießscharten und den halbrunden Basteien, die heute noch zum Teil erhalten sind, begonnen. Die Fertigstellung um 1540 sollte Erzbischof Leonhard nicht mehr erleben. Im 16. Jahrhundert hatte die Burg ihre größte Ausdehnung und gehörte zu den größtem Burgen im heutigen Bundesland Tirol. Sie umfasste eine Fläche von 26.000 Quadratmetern, die durch den doppelten Bering geschützt war. Allerdings konnten auf ihr nur 60 bis 80 Personen untergebracht werden. Der Ausbau, der unter Erzbischof Leonhard begonnen wurde, hatte weniger strategische als machtpolitische Gründe. Die Burg sollte damals die landesfürstliche Macht und Stärke des Erzstiftes Salzburg demonstrieren.<ref name ="burgen-austria"/>   


Aus dem 16. Jahrhundert stammen auch die Überreste der Rupertuskapelle, von der nur mehr das Portal, der achteckige Chorschluss, die Fenster, Wandpfeiler und Rippenansätze erkennbar sind. Repräsentative Räume bzw. künstlerischen Schmuck fehlen, was wohl damit zusammenhängt, dass die Burg nie Herrschaftssitz war und lediglich von Pflegern<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> verwaltet wurde.<ref name ="burgen-austria"/>
Aus dem 16. Jahrhundert stammen auch die Überreste der erzbischöflichen Rupertuskapelle, von der nur mehr das Portal, der achteckige Chorschluss, die Fenster, Wandpfeiler und Rippenansätze erkennbar sind. Repräsentative Räume bzw. künstlerischen Schmuck fehlen, was wohl damit zusammenhängt, dass die Burg nie Herrschaftssitz war und lediglich von Pflegern<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> verwaltet wurde.<ref name ="burgen-austria"/>


In der Hofmitte befindet sich noch immer eine Zisterne von ca. 47 Metern Tiefe. Der mittlere Bergfried ist ca. 30 m hoch und hat im unteren Bereich nur Lichtschlitze. Unter Leonhard von Keutschach wurde ihm um 1500 Wohngeschosse aufgesetzt. Diese sind heute noch an den großen Fenstern und dem unterschiedlichen Mauerwerk erkennbar. Der mittlere Bergfried wurde im [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] durch Bomben schwer beschädigt, Nach dem Krieg wurde er zu einer Aussichtswarte ausgebaut.<ref name ="burgen-austria"/>
In der Hofmitte befindet sich noch immer eine Zisterne von ca. 47 Metern Tiefe. Der mittlere Bergfried ist ca. 30 m hoch und hat im unteren Bereich nur Lichtschlitze. Unter Leonhard von Keutschach wurde ihm um 1500 Wohngeschosse aufgesetzt. Diese sind heute noch an den großen Fenstern und dem unterschiedlichen Mauerwerk erkennbar. Der mittlere Bergfried wurde im [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] durch Bomben schwer beschädigt, Nach dem Krieg wurde er zu einer Aussichtswarte ausgebaut.<ref name ="burgen-austria"/>


== Anfänge der Burg Kropfsberg ==
== Anfänge der Burg Kropfsberg ==

Version vom 13. April 2024, 19:57 Uhr

Die Ruine der Burg Kropfsberg heute

Die Burg Kropfsberg war eine romanische Höhenburg im unteren Inntal. Im 16. Jahrhundert gehörte sie zu den größten Burgen im heutigen Bundesland Tirol. Heute zählt sie zu jenen Tiroler Burgruinen, von denen einiges erhalten geblieben ist. Da sie viele Jahre lang im Besitz des Erzstiftes Salzburg war, unterscheidet sich ihre Geschichte doch wesentlich von der anderer Tiroler Burgen, die seit dem späten Mittelalter Teil der Grafschaft Tirol waren.

Lage

Die heutige Ruine befindet sich an der Straße ins untere Inntal bei St. Gertraudi (Teil der Gemeinde Reith im Alpbachtal). Sie liegt auf einem etwa 70 Meter hohen Felsen über dem Inn.[1]

Bauwerk

Die Burg Kropfberg, erbaut im Mittelalter, diente zu dieser Zeit der Befestigung des Zillertales für das Erzstift Salzburg. Von ihrem Standort aus lassen sich die Verkehrswege ins untere Inntal und ins Zillertal gut kontrollieren. Trotz ihrer teilweise zerstörten Teile vermittelt sie noch heute einen guten Eindruck davon, was für eine eindrucksvolle Burganlage sie in ihrer besten Zeit war. [1] Es handelte sich um eine Burganlage mit zwei Höfen und drei Türmen, einem Torturm und zwei Bergfrieden, die von einer Mauer umgeben sind. Diese Anlage wird war von großen, unverbauten Flächen umgeben, welche eine große äußere Ringmauer mit Bastionen umschloss.[2]

Von einer ersten romanischen Burganlage ist heute nur mehr ein freistehender Turm, der nach Westen vorgeschoben war, erhalten. Dieser wurde später wohl als Vorburg genützt. An seine Mauer wurde die zweite, ebenfalls romanische Burg angebaut. Von dieser hat sich die dem Salzburger Erzbischof Eberhard von Regensberg († 1246) erbaute romanische Hochburg erhalten. Errichtet um einen sechseckigen Hof bestand sie aus zwei recht gut erhaltenen Bergfrieden, dem Palas und Wirtschaftstrakten. Erhalten sind die Umfassungsmauern und die Mauern der einstigen Wohngebäude.[1]

Unter dem Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach († 1519) wurde außerdem die Burg neu befestigt. Damals wurde mit dem Bau der 900 Meter langen, äußere Ringmauer mit Schießfenstern und Schießscharten und den halbrunden Basteien, die heute noch zum Teil erhalten sind, begonnen. Die Fertigstellung um 1540 sollte Erzbischof Leonhard nicht mehr erleben. Im 16. Jahrhundert hatte die Burg ihre größte Ausdehnung und gehörte zu den größtem Burgen im heutigen Bundesland Tirol. Sie umfasste eine Fläche von 26.000 Quadratmetern, die durch den doppelten Bering geschützt war. Allerdings konnten auf ihr nur 60 bis 80 Personen untergebracht werden. Der Ausbau, der unter Erzbischof Leonhard begonnen wurde, hatte weniger strategische als machtpolitische Gründe. Die Burg sollte damals die landesfürstliche Macht und Stärke des Erzstiftes Salzburg demonstrieren.[1]

Aus dem 16. Jahrhundert stammen auch die Überreste der erzbischöflichen Rupertuskapelle, von der nur mehr das Portal, der achteckige Chorschluss, die Fenster, Wandpfeiler und Rippenansätze erkennbar sind. Repräsentative Räume bzw. künstlerischen Schmuck fehlen, was wohl damit zusammenhängt, dass die Burg nie Herrschaftssitz war und lediglich von Pflegern[A 1] verwaltet wurde.[1]

In der Hofmitte befindet sich noch immer eine Zisterne von ca. 47 Metern Tiefe. Der mittlere Bergfried ist ca. 30 m hoch und hat im unteren Bereich nur Lichtschlitze. Unter Leonhard von Keutschach wurde ihm um 1500 Wohngeschosse aufgesetzt. Diese sind heute noch an den großen Fenstern und dem unterschiedlichen Mauerwerk erkennbar. Der mittlere Bergfried wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben schwer beschädigt, Nach dem Krieg wurde er zu einer Aussichtswarte ausgebaut.[1]

Anfänge der Burg Kropfsberg

Burg Kropfsberg, um 1700

Nach Funden aus der Bronzezeit und der Römerzeit war der Burgfels, vermutlich wegen seiner strategisch günstigen Lage, schon damals besiedelt. 889 erhielt der spätere Salzburger Erzbischof Pilgrim († um 923) von König Arnulf von Kärnten († 899) mehrere Waldgebiete im späteren Zillertal.[3]

1281 wurde das Zillertal (ohne die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit) den Salzburger Erzbischöfen überlassen. Den Schutz des Zillertales für diese übernahmen die Herzöge on Baiern (Wittelsbacher)[A 2].[4] 1281 schloss Herzog Heinrich von (Nieder-)Baiern († 1290) mit dem Salzburger Erzbischof Rudolf von Hoheneck († 1290) einen Vertrag, in welchem er ihm und seinem Nachfolgern seinen Schutz für den Fall zu sicherte, dass einer der beiden eine Burg zur Befestigung der Salzburger Besitzungen im Zillertal errichten würde. Wenig später wurde diese Burg erbaut. Dabei dürfte es sich um Kropfsberg gehandelt haben, das 1286 erstmals urkundlich genannt ist, als Bartholomäus von Lichtenwert, sein Bruder und sein Onkel, die ohne Zustimmung des Salzburger Erzbischofs eine Burg im Zillertal erbaut hatten, versprechen mussten, keine weitere Burg mehr zu erbauen und für die Brechung von dieser keinen Schadensersatz zu fordern.[3] 1296 übergab der Salzburger Erzbischof Konrad von Fohnsdorf († 1312) die Burg Kropfsberg für einige Zeit an Herzog Rudolf (I.) von Oberbayern, Pfalzgraf bei Rhein († 1319).[5] Die Burg Kropfsberg wurde vermutlich an jener Stelle der Straße ins untere Inntal erbaut, wo ursprünglich die römische Straßenstation Masciacum gestanden hatte.[3]

Burg Kropfsberg im Mittelalter

Im Mittelalter sicherte die Burg Kropfsberg die Besitzungen des Erzstiftes Salzburg im Zillertal und diente den Salzburger Erzbischöfen als Gerichts- und Verwaltungssitz. Außerdem konnte sie als eine vorgeschobene Grenzfeste genutzt werden, gegen das Herzogtum Baiern[A 3] und gegen die Grafschaft Tirol[A 4].[1] Durch ihre Lage bildete sie aber auch eine Salzburger Enklave zwischen den Herrschaftsgebieten der bairischen und der Tiroler Landesfürsten und war daher auch zeitweise ein idealer Ort für Verhandlungen.[6]

Unter dem Salzburger Erzbischof Pilgrim von Puchheim († 1396) wurde Burg Kropfsberg wegen finanzieller Schwierigkeiten 1381-1384 an den Bischof von Chiemsee verpfändet. Nachdem Erzbischof Pilgrim nach ihrer Auslösung von den Herzögen von Baiern gefangen genommen wurde, war die Burg nach seiner Freilassung sein Rückzugsort.[5] Im 15. Jahrhundert war die Burg Kropfsberg zwei Mal der Ort von Verhandlungen, an denen sich der Salzburger Erzbischof Eberhard von Neuhaus († 1427) beteiligte. So wurde 1412 am "Fürstentag" versucht, einen Streit zwischen Friedrich (IV.) von Österreich ("Friedrich dem Älteren") († 1439) und den Herzögen von Baiern (Wittelsbachern) beizulegen. 1416 wurde hier der "Vertrag von Kropfsberg" zwischen Herzog Friedrich (IV.) und Erzherzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst dem Eisernen") († 1424) geschlossen.[2]

Mit Verdichtung der Habsburger-Herrschaft in der Grafschaft Tirol wurde Kropfsberg mehr und mehr zu einer Salzburger Enklave innerhalb der Grafschaft Tirol. Herzog Sigmund von Österreich ("Sigismund der Münzreiche") († 1496), Graf von Tirol, versuchte daher später die Burg an sich zu bringen, was aber nicht gelang. 1504 kamen Kufstein und Rattenberg durch den Landshuter Erbfolgekrieg unter die Herrschaft der Habsburger, wodurch Kropfsberg als letzte kleine Enklave in der Grafschaft Tirol verblieb. Das hatte zur Folge, dass zwischen den bischöflichen Pflegern der Burg ständig ein Kleinkrieg mit den landesfürstlichen Pflegern von Rottenburg, Matzen und Rattenberg herrschte.[2]

Burg Kropfberg in der Neuzeit

1519 überschrieb der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg († 1540) die Pflege der Burg Kropfberg auf Lebenszeit seinem älteren Bruder Hans. Später folgten ihm seine Söhne Matthäus, Lukas und Markus nach, denen auch die erzbischöflichen Burgen Itter und Engelsberg anvertraut waren.[2]vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 107</ref> Im Bauernkrieg (1525) war Kropfsberg ein Gefängnis für "Lutherische".[2] Vorübergehend gelang es den Habsburgern die Burg zu übernehmen, doch musste sie nach einem Jahr den Salzburger Erzbischöfe zurückgegeben werden. 1533 wurden die Grenzen des Burgfriedens vertraglich neu festgelegt.[2]

Unter dem Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau († 1517) wurde der Verwaltungssitz von der Burg Kropfsberg 1592 nach Zell am Ziller verlegt. Gleichzeitig wurde die Pflegschaften der Burg Kropfsberg und der Propstei Zell zusammengelegt und der Pfleger von Kropfsberg nahm seinen Sitz gemeinsam mit dem Propst in Zell am Ziller.[6] Damit begann der Niedergang der Burg Kropfsberg.[1] Diese wurde in der Folge nur mehr von einem Verwalter, einem Amtmann und einem Jäger bewohnt, sie diente noch einige Zeit als Gefängnis. Hinzu kam, dass in die Instandhaltung der Burganlage nur mehr das Notwendigste investiert wurde, womit ihr Verfall begann. 1660 wurden in der erzbischöflichen Kapelle, die dem Heiligen Rupertus geweiht war, keine Messen mehr gelesen. 1662 galt der Palas, in dem sich ein Fürstenzimmer befand, als baufällig. 1667 wurde die Verwalterstelle aufgelassen.[6]

1703 wurde Kropfberg während des "Bayrischen Rummels" vorübergehend von Soldaten aus dem Herzogtum Baiern besetzt, die aber schon wenige Woche von Tiroler Bauern wieder verjagt wurden. Daran erinnert heute noch eine Gedenktafel in der Durchfahrt des Torturms. Um 1753 wurde eine Instandsetzung der Anlage versucht, die aber nur vorübergehend gelang. Als 1753 das Torgebäude abbrannte, wurde es im Auftrag des Salzburger Erzbischofs, Graf Sigismund von Schrattenbach († 1771), wieder aufgebaut. Dieser ließ sich dort mit seinem Wappen verewigen. Unter Kaiser Josef II. († 1791) wurde die Burgkapelle säkularisiert. Mit der Säkularisierung des Erzstiftes Salzburg und dem Tod des letzten Salzburger Erzbischof, der auch Salzburger Landesfürst gewesen war, kam die Burg Kropfsberg, der inzwischen längst zur Ruine verkommen war, an das Königreich Baiern.[6]

== Burg Kropfsberg seit dem 19. Jahrhundert. Als das Zillertal 1809 das Zillertal zum Königreich Baiern kam, wurde Kropfsberg, das zu dieser Zeit längst zu einer Ruine verkommen war, an Bauern versteigert. Diese verkauften alle noch verwertbaren Bauteile, weshalb sich von der ursprünglich 2000 Quadratmeter großen Dachfläche kein Ziegel erhalten hat. [1]

1816 kam Kropfberg endgültig unter die Herrschaft der Habsburger. Der Torturm wurde zwar um 1850 saniert und bewohnbar gemacht. Um 1905 wurden aber Teile der bis zu 8 Meter hohen und 3 Meter dicken Ringmauer abgebrochen und als Material für die Inn-Regulierung verwendet. [1]

Seit dem 20. Jahrhundert ist die Ruine in privatem Besitz. 1940 wurde der Torturm nochmals saniert. Allerdings wurde die Ruine bei der Bombardierung der benachbarten Eisenbahnlinie 1945 in Mitleidenschaft gezogen. Seit 1985 wird die Ruine konserviert und restauriert.[1]

Pflege und Gerichtsbarkeit der Herrschaft Kropfsberg

Die Burg Kropfberg war im Mittelalter Gerichts-, Pfleg- und Verwaltungssitz und wurde Pflegern und dann Amtmännern anvertraut.[5] Als Kastellane übten die Pfleger der Burg auch die niederer Gerichtsbarkeit aus. Für Fälle der Hochgerichtsbarkeit war im Gebiet östlich des Zillers das Tiroler Landgericht zu Rattenberg und im Gebiet westlich des Zillers der Pfleger von Rattenberg zuständig. Kompliziert war die Lage dadurch, dass das Landgericht zu Rattenberg dem Tiroler Landesfürsten, die Pflege Rattenberg aber bis zum Landshuter Erbfolgekrieg meistens dem Herzogtum Baiern unterstand. Das Berg- und Forstregal teilte sich das Erzstift Salzburg mit der Grafschaft Tirol, was häufig Kompetenzstreitigkeiten zur Folge hatte. 1618 erließ der Tiroler Landesfürst Maximilian (III.) von Österreich ("Maximilian der Deutschmeister") († 1618) eine Waldordnung für die Herrschaft Kropfsberg. Verordnung von 1811 und 1817 teilten den Burgfrieden Kropfsberg am Landgericht Rattenberg zu. Die Pfleger hatten keine erblichen Eigentumsrechte an der Burg und ihren Herrschaftsrechten, sie waren nur erzbischöfliche Beamte auf Lebenszeit oder für eine bestimmte Anzahl von Jahren.[7]

Belegte Pfleger der Burg und Herrschaft Kropfsberg

  • Konrad der Kuchler, genannt 1286[8]
  • Hermann von Bergheim, genannt 1299[5]
  • Ritter Warmund Pienzenauer, genannt 1307[5]
  • Ulrich Truchsess, genannt 1315[5]
  • Diether von Velben, genannt 1318[5]
  • Marchart von Bergheim, genannt 1338[5]
  • Hans von Freundsberg, genannt 1354[5]
  • Otto von Pienzenau, genannt 1354 und 1369[5]
  • Mert von der Alben, genannt 1365[5]
  • Warmund Pienzenauer, genannt 1386[5]
  • Otto de Kräzlein, genannt 1396[5]
  • Konrad von Wißpeck, genannt 1388[5]
  • Hans von Freundsberg, genannt 1402[5]
  • Ulrich von Weißpriach, genannt 1409[5]
  • Jörg von Thurn zu Neupeuern, genannt um 1429[5]
  • Jörg Trauner, 1435-1456[5]
  • Ambrosi Schöner, genannt 1450[5]
  • Ulrich von Freundsberg, genannt 1458, hatte die Pflege auf Lebenszeit[5]
  • Jakob von Thurn, genannt 1468[5]
  • Hans Schöner, genannt 1480[5]
  • Wolfgang von Preysing, genannt 1486[5]
  • Simon Enzler, genannt 1489[5]
  • Simon Hell, genannt 1493[2]
  • Hans Lang, seit 1519, und später seine Söhne [2]

Burg Kropfsberg in Sage und Legende

Die Ruine Kropfsberg zählt zu jenen Ruinen, die Schauplatz einer Sage sind, wo es um eine Schatzhebung geht. Hier ist es ein "Glasherr" aus Brixlegg, der mit Hilfe eines "Venedigers" Teile des Schatzes aus der Ruine heben und auf einem Wagen fortbringen lässt. Ein altes Ehepaar, das in der Nähe der Ruine wohnt und das beobachtet hat, möchte daraufhin ebenfalls auf eine so bequeme Art reich werden. Die Frau bittet einen Kapuzinerpater um Hilfe. Dieser warnt sie davor, dass Geld, welches einem Schatzhüter abgezwungen wird, nie Glück bringt. Wenig später hilft sie einem "Venediger" bei ihr übernachtet hat, den Schatz zu heben, was aber nicht gelingt.[9]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 97-124

Weblinks

 Burg Kropfsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 vgl. Kropfsberg, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 13. April 2024
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 107
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 105
  4. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 105f.
  5. 5,00 5,01 5,02 5,03 5,04 5,05 5,06 5,07 5,08 5,09 5,10 5,11 5,12 5,13 5,14 5,15 5,16 5,17 5,18 5,19 5,20 5,21 5,22 5,23 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 106
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 108
  7. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 109
  8. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 105 und S. 106
  9. vgl. Der Schatz auf Kropfsberg, Sagen.AT, abgerufen am 13. April 2024

Anmerkungen

  1. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen bairischen Königs eingeführt. Da es in diesem Artikel um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird hier die alte Schreibweise mit i verwendet.
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um das "Stammesherzogtum" bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  4. Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein sowie Osttirol) auch Südtirol|Südtirol
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47.40979411.844807Koordinaten: 47° 24′ 35″ N, 11° 50′ 41″ O