Die Kinowochenschau als Propagandamittel im Ersten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen
K (Ergänze Kategorie:Kurs:Krieg und Propaganda: bis zum 1. Weltkrieg-Arbeitsseiten via HotCat) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 28: | Zeile 28: | ||
* Jung, Uli; Mühl-Benninghaus, Wolfgang (2005): Wochenschauen als Propagandamedium. In: In: Jung, Uli; Loiperdinger, Martin. Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Stuttart. Reclam Verlag. S. 397-405. | * Jung, Uli; Mühl-Benninghaus, Wolfgang (2005): Wochenschauen als Propagandamedium. In: In: Jung, Uli; Loiperdinger, Martin. Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Stuttart. Reclam Verlag. S. 397-405. | ||
[[Kategorie:Kurs:Krieg und Propaganda: bis zum 1. Weltkrieg-Arbeitsseiten | [[Kategorie:Kurs:Krieg und Propaganda: bis zum 1. Weltkrieg-Arbeitsseiten]] |
Version vom 29. Mai 2015, 07:47 Uhr
Die Entwicklung der Wochenschau vor Ausbruch des 1. Weltkrieges
Nachdem am 22. März 1895 in Paris der Öffentlichkeit erstmals bewegte Bilder in einer Projektion gezeigt wurden dauerte es nicht lange bis auch in Deutschland erste Kinos entstanden . Zunächst zogen die Betriebe als mobile Wanderkinos durch das Deutsche Reich und führten ihre Filme etwa in Gaststätten und auf Wochenmärkten auf. Aufgrund der großen Beliebtheit welcher sich die Filmvorführungen in der Bevölkerung erfreuten, entstanden vor allem in den Städten auch bald ortsfeste Lichtspieltheater. Eine Filmvorführung bestand dabei aus mehreren kurzen, ungefähr gleich langen Beiträgen. Inhaltlich war das Publikum nach heutigen Maßstäben leicht zu begeistern: Auf der Leinwand wurde anfangs „alles, was sich bewegte“ gezeigt: Das geschäftige Treiben auf großen Plätzen, fahrende Autos oder die Eisenbahn. Bald zeigte man auch Dinge und Orte, die sich der unmittelbaren Wahrnehmung des Publikums entzogen. Naturaufnahmen, Szenen aus anderen Städten wie etwa London oder New York oder bewegte Bilder aus exotischen Ländern und entfernten Kolonien erlaubte dem Publikum neue Perspektiven auf die Natur oder den Blick in eine ihm bis dato unbekannte Welt. Aus diesem Genre entwickelten sich bald die sogenannten „Aktualitäten“ heraus. Sie behandelten unterschiedlichste Ereignisse, welche über einen gewissen Nachrichtenwert verfügten. Thematisiert wurden etwa sportliche, politische und auch militärische Ereignisse. Aufgrund der Attraktivität des Marktes bildeten sich rasch verschiedene Firmen, welche um die Zuschauer konkurrierten. Diese Firmen waren privat und handelten im Sinne der eigenen Gewinnmaximierung. Die hohen Aufwendungen für Kameratechnik, Personal, Reisen und Werbung begünstigten dabei die Entstehung großer Firmen, welche über ausreichend Kapital verfügten. Die Jahrhundertwende läutete einen tiefgreifenden Wandel in der Programmgestaltung der Kinos ein . Im Mittelpunkt der Vorstellung standen nun längere Filmbeiträge. Die quasi als Beigabe gezeigten Naturfilmbeiträge und Aktualitäten dienten mehr oder weniger nur noch zur Einstimmung des Kinopublikums auf den Hauptfilm. Die Produktionsfirmen begannen somit, ihre zuvor als Einzelbeiträge gezeigten Aktualitäten zu „Kinojournalen“ zusammenzufassen. Diese wurden mit einem eigenen Vorspann versehen und waren somit für den Kinobesucher wieder als ein eigenständiger Programmteil zu erkennen.
Pionier aus Frankreich: Pathé
Freiburger Gesellschaft
Wochenschaujournale zu Beginn und während des Ersten Weltkriegs
Eiko-Woche
Messter-Woche
Oskar Messter gilt als eine der wichtigsten Figuren im Film- und Mediengeschehen der Weimarer Republik. Er entwickelte nicht nur diverse technische Gerätschaften, sondern gründete auch die Messter Projektion GmbH, mit der er eine unzählige Zahl an Filmen realisierte und aus der die Messter-Woche und später auch die Kolowrat-Messter-Woche hervorgingen. Sascha Kolowrat-Krakowsky war ein österreichischer Filmemacher, mit dem Messter die Sascha-Meßter-Film gründete. Aus diesem Zusammenschluss entstand die Sascha-Messter-Kriegsberichte bzw. die Kolowrat-Meßter-Woche. Messter verfolgte mit dieser Zusammenführung die Absicht, seine geschäftlichen Beziehungen zu Österreich-Ungarn sowie zum Balkan auszubauen und zu vertiefen. Die erste Ausgabe der Messter-Woche erschien am 9. Oktober 1914, die zuvor Dokumente zum Weltkrieg hieß, nachdem das Vorherrschen der französischen Firmen gebrochen wurde. Die Berliner Polizei beschlagnahmte im September 1914 alle Filme der deutschen Tochterfirmen von Pathé, Gaumont, Eclipse und Eclair. So konnten die deutschen Firmen marktführend werden. Trotzdem wurden lediglich die Messter-Woche und die Eiko-Woche bis Ende des Krieges fortgeführt. Das Entstehen der deutschen Wochenschaugründungen unmittelbar zu Beginn und während des ersten Weltkrieges verdeutlicht die Relevanz dieser „Propagandamittel“ für das deutsche Kriegsgeschehen. Genau wie die Eiko-Woche, gab es auch bei der Messter-Woche Schwierigkeiten mit authentischen Originalaufnahmen des Kriegsgeschehens an der Front. Es wurden kaum Aufnahmen von der Front selbst gezeigt, die meisten Ereignisse wurden nur durch Bilder des führenden Militärs repräsentiert. Aufgrund mangelnder technischer Fähigkeiten wurde auch nicht mit Schnittmethoden gearbeitet, Kameraeinstellungen waren unbewegt und eintönig. Aus diesem Grund wurde hauptsächlich nach „Praxis der lebenden Photographien“ gearbeitet. Hierzu wurden fotografierte Aufnahmen des Kriegsgeschehens aneinandergereiht. Dennoch erfreute sich die Messter-Wochenschau großer Beliebtheit beim der Bevölkerung. Durch gezeichnete Karikaturen und Bilderrätsel, ebenso durch Zwischentitel, sollte die Messter-Woche attraktiver gestaltet werden und den Eindruck vermitteln, unterhalten zu wollen. Die Zwischentitel sollten zudem die fehlende Aktualität aufwerten. Trotz aller Kritik kann man davon ausgehen, dass die Messter-Woche die erfolgreichste deutsche Wochenschau während des Ersten Weltkrieges war. Dieser Erfolg ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass die Messter-Woche nicht nur in Deutschland gezeigt wurde. Messter ist es gelungen, seine Wochenschau auch im Ausland erfolgreich abzusetzen. Sie wurde unter anderem auch in Österreich, den USA, Argentinien und Rumänien gezeigt.
Schwierigkeiten bei der Produktion von Wochenschauen
Beschaffung authentischer Kriegsbilder
Misstrauen der deutschen Heeresleitung gegenüber Produktionsfirmen und Zugang zur Front
Technische Schwierigkeiten
Fehlende technische Fertigkeiten: Teleobjektive
Kaum Lichtempfindlichkeit des Filmmaterials
Psychologischer Aspekt der Wochenschauen
Wochenschau als Garant für Kinopublikum
Verbindung zum Frontgeschehen
Frage nach Authentizität der Wochenschauen
Konstruktion einer Kriegswirklichkeit und Ablenkung vom tatsächlichen Geschehen
Mobilisierung der Bevölkerung
Literatur
- Kleinhans, Bernd (2013): „Der schärfste Ersatz für die Wirklichkeit“. Die Geschichte der Ki-nowochenschau. 1. Auflage, St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag.
- Jung, Uli (2005): Aktualitäten und Wochenschauen. In: Jung, Uli; Loiperdinger, Martin. Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Stuttart. Reclam Verlag. S.230-252.
- Jung, Uli; Mühl-Benninghaus, Wolfgang (2005): Wochenschauen als Propagandamedium. In: In: Jung, Uli; Loiperdinger, Martin. Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Stuttart. Reclam Verlag. S. 397-405.