Franz Antoni Cichini: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. August 2016, 19:28 Uhr

Franz Anton Cichini, kayserl. königl. Postmeister und Dreißigstamts Gegenhandler (Kontrollororgan zum Steuereinnehmer) zu Wimpassing an der Leitha.

Bei der Erforschung vom Leben und Wirken des „kunstreichen“ Steinmetzmeisters und Richters Elias Hügel aus dem kaysl. Steinbruch am Leythaberg, tritt Franz Anton Cichini als einer seiner Schwiegersöhne auf. In den Dokumenten der viele Jahre währenden Erbschaftsangelegenheit nimmt er mit Johann von Naszvady eine zentrale Rolle ein.

Heirat in Wimpassing am 24. November 1731

Pfarrkirche Wimpassing an der Leitha

Den 24. November ist copuliert worden[1]

Hr. Franz Antoni Cichini, des edlen Herrn Antoni Cichini und Barbara, dessen Ehewirtin, gewester Agent, ehelicher Sohn mit
Maria Elisabeth Schreyerin, des Adam Antoni Schreyer und Frau Maria Anna sel., gewester Statt-Canzlist in Wien, Jungfer Tochter.
Zeugen waren der Vater Antoni Cichini und Carl Alexander Klettenhammer, kayserl. Postmeister allhier in Wimpassing.

Antihabsburgische Aufstände ungarischer Aristokraten

Der Trauzeuge Carl Alexander Klettenhammer schickte zu dieser Zeit Bittgesuche an die Hofkammer in Wien. Er schilderte eindrucksvoll seine finanzielle Notlage und erhielt im Mai 1732 200 Gulden als einmalige Unterstützung angewiesen. In einem der Briefe[2]beschreibt er sein Leid (auszugsweise):

1. Juni 1733 Hochlöbliche Kayserl. Hofkammer, Euer Exzellenz, .. was ich in Zeiten 7-jährig gewester Hungar. Revolution .. von den damaligen Rebellen nicht allein meines Vermögens beraubt, sondern auch in hartem Gefängnis durch 9 Wochen gehalten, zu einer Ranzion aber und Lebensrettung willen 800 Gulden zu bezahlen gezwungen worden bin.

Diese 800 Gulden mussten von guten Freunden entlehnt werden, deren Contenierung (Rückerstattung) scharf angehalten wurde, und aus Mangel der Mittel meine Poststation einem anderen überlassen muss.

Unterthänig Carl Alexander Klettenhammer
37 Jahre gewester Kayserl. Postbeförderer zu Wimpassing an der Leitha.

Franz Antoni Cichini leitete, nicht zur Freude des Klettenhammer, als sein Nachfolger die Poststation von Wimpassing. Wahrscheinlich war er einer der „guten Freunde“, die mit Geld ausgeholfen hatten, und jetzt „aus Mangel deren Mittel“ die Poststation fordern konnte?

Die Poststation von Wimpassing wurde längst abgerissen, das Bundesdenkmalamt besitzt zwei Fotos, die die beachtlichen Dimensionen dieses Hofes zeigen.

Heiratsvertrag der Herrschaft Königshof vom 26. März 1753

Im Namen der Allerheiligsten und unzerteilten Dreifaltigkeit, Gott des Vaters, Sohnes und Heil. Geistes. Amen. Abt Robert vom Stift Heiligenkreuz, Grund- und Ortsobrigkeit in dem Heil. Creuzerischen Steinbruch - zwischen dem

hochedlen ehrenfesten Herrn Franz Antoni Cichini, kaysl. Postmeister zu Wimpassing als Herrn Bräutigam an einem, und der[3]
edlen und tugendhaften Jungfer Maria Francisca Hügelin, des ehrbaren und kunstreichen Herrn Elias Hügel, Steinmetzmeister in dem Hl. Creuzer Steinbruch und Frau Anna Catharina, dessen Ehegemahlin, beide noch bei Leben, eheliche Jungfer Tochter, als Braut andersteils.

In Gegenwart der Zeugen, der wohledle Herr Joseph Maximilian Piazoll, bestverordneter Herr Dreißiger des Kayserl. Dreißigstamtes zu Wimpassing, der auch wohledle Herr Carl von Piazoll, wohlbestellter Herr Dreißiger des Kayser. Königl. Dreißigstamtes zu Hof am Leithaberge.

Herr Bräutigam widerlegt seiner vielgeliebten Jungfrau Braut

ihre 2.000 Gulden mit seinem in Wimpassing habenden frei und eigentümlichen Posthaus mit allen dazugehörigen Grundstücken, nichts davon ausgenommen, auch mit dem in Podersdorf habenden eigentümlichen Haus samt zwanzig Joch Überland-Acker und dreien Weingarten bestehend.

Mehr verspricht Herr Bräutigam seiner inniglich geliebten Jungfrau Braut zu einer Morgengab sein in Wampersdorf habende Behausung samt den dazu gehörigen Grundstücken.

Testament von Elias Hügel aus dem kaysl. Steinbruch

Hügel, Steinmetzmeister aus Kaisersteinbruch, schrieb am 22. Dezember 1754 in seinem Testament unter Siebentens:[4][5] Mein mir von Gott verliehendes Vermögen betreffend, ist jedermann bekannt, dass ich durch den göttlichen Segen davon ein Erwerber, mithin nach göttlichen und weltlichen Rechten,damit frey zu walten befugt bin, desto mehr, da ich meine Tochter Francisca verehelichte Cichinin wegen ihrer gegen mich aus Veranlassung ihres Heirats-contraktes formierten Ansprüchen, als ihren leiblichen Vatern, nicht ohne große Herzens Kränkung und Betrübnis meines hohen Alters....

Die Francisca hingegen, verehelichte Cichinin, Postmeisterin, soll ein vor allemal von dem Erb- und Entfalls-Recht ausgeschlossen sein.

Verlassenschaft

Nach Hügels Tod am 22. August 1755 wird in der Verlassenschaft vom 13. Oktober 1755 festgestellt (nur Franz Antoni Cichini betreffend):

  • ..hat Frau Cichinin dagegen ... protestiert, und die Rechts Beneficia und Herrschaftliche Gewohnheiten vorbehalten.

Bares Geld und verbriefte Schulden

  • hat Frau Postmeisterin und ihr Eheherr einbekennet, an Heirats-Gut und Succession empfangen zu haben ... 10.000 Gulden

Man hat wahrgenommen, dass der Herrschaft Nachteile sowohl aus dem Testament entstehen könnten, als auch wegen des nicht bezahlten Abfahrtsgeldes. So hat man als notwendig erachtet, die folgende Verordnung den Parteien von der Herrschaft mitzuteilen..

Verlaß welcher der Witwe Catharina Hüglin von Seiten der Herrschaft gegeben worden

  • Von den Zehntausend Gulden, welche genannter Hügel sel. seiner Tochter Frauen Francisca verehelichte Cichinin zu Wimpassing, unter Nichtbeachtung des Herrschaftsrechts hinausgegeben, gehören nach uraltem Brauch, als Urbario, als Abfahrtsgeld von jedem Gulden 5 Kreuzer von erstgenannter Frauen Cichinin 500 Gulden. Die sollen bis 8. November 1755 bei der Herrschaft Königshof erlegt werden.
  • Die Witwe als Universalerbin soll den Regress bei ihrer Frau Tochter suchen.

Die Witwe Catharina Hügelin war im Gegensatz zu ihren beiden verheirateten Töchtern für die Herrschaft „greifbar“. Daher werden von ihrem Erbe die seinerzeit nicht bezahlten Gebühren - weil außerhalb des Herrschaftsbereiches - erfolgten Heiraten, abgezogen. So verweist die Herrschaft Königshof die Witwe Hügelin auch in diesem Fall „auf den Rechtsweg“.

Nachkommen

  • Am 7. Jänner 1755 ist getauft worden des edlen Herrn Franz Antoni Cichini Kaysl.Königl. Postmeister und 30er Gegenhandler allhier, und Francisca, seine Frau, ehelich erzeugtes Söhnlein Joseph Antoni. Der Gevatter Herr Joseph Zaritsch, Fürst Esterházyscher Verwalter zu Hornstein, die Gevatterin Theresia, seine Frau.
Dieses Kind, den ersten Enkel, könnte Opa Elias Hügel noch gesehen haben.
  • Den 15. Feber 1756 ist dem edlen ..... beider ehelich erzeugtes Söhnlein Alexius Carolus getauft worden. Der Gevatter der edle Herr Alexius Carolus Antonius Fridt, Doctor Medicino.
Die Witwe Catharina Hügelin (nach Elias Hügel) heiratete am 21. Oktober 1755 den Dr. phil. und Dr. med. Franz Fridt, dessen Bruder Dr. med. Alexius Carolus Antonius Fridt hier als Gevatter auftritt.
  • 1. Oktober 1757 Taufe Anna Theresia.
  • 6. Feber 1759 Taufe Antoni Franciscus.

Die Witwe Hügelin verheiratet sich wieder

Noch zu Lebzeiten des Elias Hügel wurde der erste Enkel Joseph Antoni von Francisca Cichinin geboren, zu dieser Hochzeit war sie wieder schwanger.

Am 21. Dezember 1755 vermählt sich die wohledle Frau Catharina, verwitwete Hügelin mit dem wohledel geborenen und hochgelehrten Herrn Franz Frid, Philia et Medicina Doctorem von Wien, in der Kaisersteinbrucher Kirche. Aus den vorhandenen Unterlagen könnte man annehmen, dass die Hügelsche Familie durch die Testamentsabwicklung total zerstritten war. Mag sein, bei dieser Heirat sind sie alle vereint, die Herren Schwiegersöhne, also Johann von Naszvady und Franz Antoni Cichini treten als Zeugen auf.

Tag der gerichtlich vorgenommenen Exekution

Herr Valentin Trummer, Stuhlrichter im Comitat Wieselburg (Nachfolger von Naszvady ?) und Martin Staindl, Amtsschreiber zu Königshof bestätigt, dass am 7. Feber 1764 im Heiligenkreuzer Steinbruch eine Verhandlung gegen die wohledelgeborenen Herrn Johann von Naszvady und Herrn Franciscus Antonius von Cichini (Hügels Schwiegersöhne) abgehalten wurde.

Am 13. November 1765 wurde, nach königlicher Resolution, auf Forderung der Herrschaft Königahof fiscal nachfolgende Execution vorgenommen und verrichtet. ... Weilen aber von der Gegenpartei niemand weder durch sich, noch einen Bevollmächtigen erschienen, also habe ich .. den Rest mit 4.120 Gulden dem Herrn wohledelgeborenen Valentin Trummer, bestverordnetem Stuhlrichter, zu gerichtlichen Handen übergeben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diözesanarchiv Eisenstadt, Heiratsbuch Wimpassing
  2. Hofkammerarchiv, Alte Postakten.
  3. Tag und Monat des Heiratsvertrages sind angegeben, nicht das Jahr. Das ist eindeutig 1753. Auch ist eine Eintragung weder in den Kaisersteinbrucher- noch in den Wimpassinger Büchern vorhanden. Der Vertrag befindet sich im Archiv von Stift Heiligenkreuz Rubr. 51/VIII/3, und ist auch nicht unterschrieben. Trotzdem hat alles seine Ordnung, weil ab 1755 in den Wimpassinger Pfarrbüchern vier Kinder aus dieser Ehe getauft wurden.
  4. Komitatsarchiv Mosonmagyaróvár, Verlassenschaftsverfahren des Hof-Steinmetzmeisters Elias Hügel, Gerichtsverfahren: in der Sache ein Schreiben von Kaiserin Maria Theresia.
  5. Helmuth Furch, Elias Hügel Hofsteinmetzmeister, Franz Antoni Cichini, Postmeister zu Wimpassing an der Leitha, S. 103-107. Testament des Elias Hügel. S. 109-112. Kaisersteinbruch 1992/2015.