Gebhard von Hirschberg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Graf Gebhard von Hirschberg''' (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert) herrschte nach dem Tod des [[w:Albert III. (Tirol)|Grafen Albert (III.) von Tirol]] († 1253) über Teile der [[w:Gefürstete Grafschaft Tirol|Grafschaft Tirol]].  
'''Graf Gebhard (IV.) von Hirschberg''' (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert) herrschte nach dem Tod des [[w:Albert III. (Tirol)|Grafen Albert (III.) von Tirol]] († 1253) über Teile der [[w:Gefürstete Grafschaft Tirol|Grafschaft Tirol]]. Er bezeichnete sich selbst als der "Herr des Inntals".<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 119</ref>


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Graf Gebhard von Hirschberg war mit Gräfin Elisabeth von Tirol († um 1256<ref name ="baum59">vgl. [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50)</ref>, der Witwe des Grafen Otto von Andechs-Meranien verheiratet. Sie war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol. Die andere Erbtochter war Gräfin Adelheid von Tirol († Okt./Nov. 1278), die Ehefrau des [[w:Meinhard I.|Grafen Meinhard (III.) von Görz]]. Ihre Söhne waren die Grafen [[w:Meinhard II.|Meinhard]] (* 1239/1240; † 30. Okt. 1295) und [[w:Albert I. (Görz)|Albert]] von Görz und Tirol, deren Nachkommen später von den [[w:Habsburg|Herzögen von Österreich (Habsburgern)]] beerbt wurden.  
Graf Gebhard von Hirschberg stammte aus der Familie der [[w:Grafen von Grögling-Hirschberg|Grafen von Grögling-Hirschberg]], einem oberpfälzisch-mittelfränkischem Adelsgeschlecht, das vom 12. bis Anfang des 14. Jahrhunderts im [[w:Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] belegt ist.


Elisabeth und Gebhard hatten keine Nachkommen.<ref name ="baum59"/>
Graf Gebhard von Hirschberg war mit Gräfin Elisabeth von Tirol († um 1256<ref name ="baum59">vgl. [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50)</ref>, der Witwe des Grafen Otto von Andechs-Meranien verheiratet. Sie war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol. Die andere Erbtochter war Gräfin Adelheid von Tirol († Okt./Nov. 1278), die Ehefrau des [[w:Meinhard I.|Grafen Meinhard (III.) von Görz]]. Ihre Söhne waren die Grafen [[w:Meinhard II.|Meinhard]] (* 1239/1240; † 30. Okt. 1295) und [[w:Albert I. (Görz)|Albert]] von Görz und Tirol, deren Nachkommen später von den [[w:Habsburg|Herzögen von Österreich (Habsburgern)]] beerbt wurden. Elisabeth und Gebhard hatten keine Kinder.<ref name ="baum59"/>


== Das Erbe des Grafen Albert von Tirol ==
== Das Erbe des Grafen Albert von Tirol ==
Nach dem Tod seines Schwiegervaters schlossen Gebhard und Elisabeth am 10. November 1252 mit ihrer Schwester Adelheid und Meinhard einen Vertrag, in dem das Erbe geteilt wurde. Gebhard und Elisabeth erhielten die Tiroler Besitzungen im Inntal mit der Stadt [[Innsbruck]] und das [[w:Wipptal|Wipptal]] bis [[w:Sterzing|Sterzing]]. Meinhard und Adelheid erhielten den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] (darunter die Grafschaft im Pustertal und die Vogtei über das Freisinger Gebiet zu [[w:Innichen|Innichen]]) und in [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Friaul|Friaul]]. Die Holzbrücke bei [[Oberau]] südlich von Sterzing wurde als Grenze festgelegt. Die Vogtei über das [[w:Stift Brixen|Hochstift Brixen]] sollte von Schiedsrichtern vergeben werden, wobei zumindest ein Teil an Gebhard und Elisabeth fallen sollte.<ref>vgl. [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50</ref>  
Nach dem Tod seines Schwiegervaters schlossen Gebhard und Elisabeth am 10. November 1252 mit ihrer Schwester Adelheid und Meinhard einen Vertrag, in dem das Erbe geteilt wurde. Gebhard und Elisabeth erhielten die Tiroler Besitzungen im Inntal mit der Stadt [[Innsbruck]] und das [[w:Wipptal|Wipptal]] bis [[w:Sterzing|Sterzing]] (Gegend um den [[w:Brenner|Brenner]]). Meinhard und Adelheid erhielten den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] (darunter die Grafschaft im Pustertal und die Vogtei über das Freisinger Gebiet zu [[w:Innichen|Innichen]]) und in [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Friaul|Friaul]]. Die Holzbrücke bei [[Oberau]] südlich von Sterzing wurde als Grenze festgelegt. Die Vogtei über das [[w:Stift Brixen|Hochstift Brixen]] sollte von Schiedsrichtern vergeben werden, wobei zumindest ein Teil an Gebhard und Elisabeth fallen sollte.<ref>vgl. [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50</ref>  


Dieser Teilungsvertrag wurde nach Elisabeths Tod hinfällig beziehungsweise von ihrem Neffen Meinhard nicht mehr anerkannt. Am 5. Jänner 1263 wurde in Sterzing ein Vergleich zwischen Gebhard, Meinhard und dessen Bruder Albert geschlossen, den Meinhards Schwager [[w:Ludwig der Strenge|Ludwig (II.) ''der Strenge'']], der als Herzog von [[w:Bayern|Bayern]] eine Oberhoheit über die Grafschaft Tirol beanspruchte, vermittelt hatte.<ref name ="baum59"/>
Dieser Teilungsvertrag wurde nach Elisabeths Tod hinfällig beziehungsweise von ihrem Neffen Meinhard nicht mehr anerkannt. Am 5. Jänner 1263 wurde in Sterzing ein Vergleich zwischen Gebhard, Meinhard und dessen Bruder Albert geschlossen, den Meinhards Schwager [[w:Ludwig der Strenge|Ludwig (II.) ''der Strenge'']], der als Herzog von [[w:Bayern|Bayern]] eine Oberhoheit über die Grafschaft Tirol beanspruchte, vermittelt hatte.<ref name ="baum59"/> 1384 verkaufte Gebhard Meinhard seine Tiroler Herrschaften.


== Gebhard von Hirschberg als Graf von Tirol ==
== Gebhard von Hirschberg als Graf von Tirol ==
Gebhard stützte seine Landesherrschaft in Tirol auf die Burgen [[Thaur]], [[Burgruine Vellenberg|Vellenberg]] und [[Burgruine Fragenstein|Fragenstein]]. Unter ihm wurde Thaur, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte und wo er häufig residierte, zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut. 1283 richtete er dort das Gericht ein, das bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1809 für das Gebiet zwischen Hötting und Vomperbach zuständig war.<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 118f.</ref>
Gebhard stützte seine Landesherrschaft in Tirol auf die Burgen [[Thaur]], [[Burgruine Vellenberg|Vellenberg]] (seit 1263 Lehen des Tiroler Landesfürsten<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 82</ref>) und [[Burgruine Fragenstein|Fragenstein]]. Unter ihm wurde Thaur, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte und wo er häufig residierte, zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut. 1283 richtete er dort das Gericht ein, das bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1809 für das Gebiet zwischen Hötting und Vomperbach zuständig war.<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 118f.</ref> Mit dem ersten Teilungsvertrag kam Gebhard außerdem in den Besitz der [[w:Burg Hirschberg (Wenns)|Burg Straßberg]] bei [[Wenns]] im [[w:Pitztal|Pitztal]], die daraufhin den Namen Hirschberg erhielt. Nach dem Verkauf seiner Tiroler Herrschaften übersiedelte Gebhard auf die Burg oberhalb von [[w:Beilngries|Beilngries]], wo er seine letzten Lebensjahre verbracht haben dürfte.


== Erinnerungen in Österreich bzw. in Tirol ==
== Erinnerungen in Österreich bzw. in Tirol ==
An Gebhards Herrschaft in Tirol erinnert ein Bild, das sich in [[w:Schloss Ambras|Schloss Ambras]] in Innsbruck befindet.
An Gebhards Herrschaft in Tirol erinnert sein Porträt aus dem 16. Jahrhundert, das sich gemeinsam mit den Porträts anderer Tiroler Landesfürsten im "Spanischen Saal" in [[w:Schloss Ambras|Schloss Ambras]] befindet.


==Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise ==

Version vom 8. November 2017, 20:30 Uhr

Graf Gebhard (IV.) von Hirschberg (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert) herrschte nach dem Tod des Grafen Albert (III.) von Tirol († 1253) über Teile der Grafschaft Tirol. Er bezeichnete sich selbst als der "Herr des Inntals".[1]

Herkunft und Familie

Graf Gebhard von Hirschberg stammte aus der Familie der Grafen von Grögling-Hirschberg, einem oberpfälzisch-mittelfränkischem Adelsgeschlecht, das vom 12. bis Anfang des 14. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich belegt ist.

Graf Gebhard von Hirschberg war mit Gräfin Elisabeth von Tirol († um 1256[2], der Witwe des Grafen Otto von Andechs-Meranien verheiratet. Sie war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol. Die andere Erbtochter war Gräfin Adelheid von Tirol († Okt./Nov. 1278), die Ehefrau des Grafen Meinhard (III.) von Görz. Ihre Söhne waren die Grafen Meinhard (* 1239/1240; † 30. Okt. 1295) und Albert von Görz und Tirol, deren Nachkommen später von den Herzögen von Österreich (Habsburgern) beerbt wurden. Elisabeth und Gebhard hatten keine Kinder.[2]

Das Erbe des Grafen Albert von Tirol

Nach dem Tod seines Schwiegervaters schlossen Gebhard und Elisabeth am 10. November 1252 mit ihrer Schwester Adelheid und Meinhard einen Vertrag, in dem das Erbe geteilt wurde. Gebhard und Elisabeth erhielten die Tiroler Besitzungen im Inntal mit der Stadt Innsbruck und das Wipptal bis Sterzing (Gegend um den Brenner). Meinhard und Adelheid erhielten den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis Landeck (darunter die Grafschaft im Pustertal und die Vogtei über das Freisinger Gebiet zu Innichen) und in Kärnten und Friaul. Die Holzbrücke bei Oberau südlich von Sterzing wurde als Grenze festgelegt. Die Vogtei über das Hochstift Brixen sollte von Schiedsrichtern vergeben werden, wobei zumindest ein Teil an Gebhard und Elisabeth fallen sollte.[3]

Dieser Teilungsvertrag wurde nach Elisabeths Tod hinfällig beziehungsweise von ihrem Neffen Meinhard nicht mehr anerkannt. Am 5. Jänner 1263 wurde in Sterzing ein Vergleich zwischen Gebhard, Meinhard und dessen Bruder Albert geschlossen, den Meinhards Schwager Ludwig (II.) der Strenge, der als Herzog von Bayern eine Oberhoheit über die Grafschaft Tirol beanspruchte, vermittelt hatte.[2] 1384 verkaufte Gebhard Meinhard seine Tiroler Herrschaften.

Gebhard von Hirschberg als Graf von Tirol

Gebhard stützte seine Landesherrschaft in Tirol auf die Burgen Thaur, Vellenberg (seit 1263 Lehen des Tiroler Landesfürsten[4]) und Fragenstein. Unter ihm wurde Thaur, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte und wo er häufig residierte, zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut. 1283 richtete er dort das Gericht ein, das bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1809 für das Gebiet zwischen Hötting und Vomperbach zuständig war.[5] Mit dem ersten Teilungsvertrag kam Gebhard außerdem in den Besitz der Burg Straßberg bei Wenns im Pitztal, die daraufhin den Namen Hirschberg erhielt. Nach dem Verkauf seiner Tiroler Herrschaften übersiedelte Gebhard auf die Burg oberhalb von Beilngries, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht haben dürfte.

Erinnerungen in Österreich bzw. in Tirol

An Gebhards Herrschaft in Tirol erinnert sein Porträt aus dem 16. Jahrhundert, das sich gemeinsam mit den Porträts anderer Tiroler Landesfürsten im "Spanischen Saal" in Schloss Ambras befindet.

Einzelnachweise

  1. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 119
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50)
  3. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50
  4. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 82
  5. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 118f.