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Version vom 13. Oktober 2010, 12:46 Uhr
Josef Wolf (* 17. Januar 1892 in Sommerein, Niederösterreich; † 1966 in Kaisersteinbruch, Burgenland) war Bürgermeister von Kaisersteinbruch, kämpfte nach dem 2. Weltkrieg um die Wiedergründung der vom NS-System aufgelösten Gemeinde, Verfasser einer Ortsgeschichte
Leben
Großvater Michael Wolf
Der Name Wolf ist seit 1852 in Kaisersteinbruch nachweisbar. In diesen Jahren war Steinmetzmeister Peregrin Teuschl amtierender Richter. Josef Wolfs Großvater, der Wagnermeister Michael Wolf, stammte von Stephansfeld/Bacska in Ungarn, wohin seine Vorfahren aus Deutschland vor Jahrhunderten einwanderten. Er kam als Soldat der Revolutions-Armee Ludwig Kossuths 1848 bis vor Wien und machte sich nach deren Auflösung in Kaisersteinbruch als Wagnermeister sesshaft..[1]
Er kaufte das Haus Nr. 64 samt Hof von der Witwe des Schmiedemeisters Joseph Tötschinger. Ein Zeugnis der Universität Wien vom 2. Juli 1845 bescheinigt Michael Wolf die erfolgreiche berufliche Weiterbildung[2]: Michael Wolf, Schmied, hat im Rahmen der Tierheilkunde an der k.k.Universität zu Wien die Vorlesungen über die Nahrungs- und Heilmittellehre fleißig besucht .. hat er die erste Klasse mit Vorzug erhalten.
Er heiratete Theresia Zóback, sie hatten vier Söhne und eine Tochter. Sohn Karl wurde 1855 geboren und heiratete 1878 Paulina Heischmann, Tochter des hiesigen Steinmetzmeisters Stephan Heischmann und der Maria Krasny. Karl Wolf wurde Schmiedemeister und amtierte als Richter von 1896–1903.
Vater Joseph Wolf
Joseph wurde 1865 in Kaisersteinbruch geboren, er lernte in Baden bei Wien das Schmiedehandwerk und diente 3 Jahre als Soldat beim damaligen k.u.k.Infanterie-Regiment Nr. 19 in Esztergom. Nach Ende seiner Militärzeit heiratete er 1891 Maria Wiedenhofer, Tochter des Steinmetzgesellen Ludwig Wiedenhofer und der Franziska Gregor. Er arbeitete als Schmied in Sommerein. Im nächsten Jahr wurde Sohn Josef geboren.
Josef Wolf
Josef wurde in Sommerein am Leithagebirge im Hause des Bäckermeisters Kögl, unweit der Kirche, wo der Vater ein Schmiedegeschäft errichtet hatte, als ältester von neun Kindern geboren. Seine Tochter Albine Hummel (* 1923) berichtet, er besuchte die hiesige Volksschule. Sie verwahrt eine Fotografie von 1900 - die Knaben des Jahrganges mit dem Pfarrer Dominik Hafenecker im Pfarrhof. Deutlich ist den Kindern die soziale Herkunft, arm und reich, zu erkennen. Der Vater arbeitete bei der Firma Amelin zuerst im Kapellenbruch, später im Hausbruch als Bruchschmied. Albine Hummel schreibt .. als zwölfjähriger Bub verlor er die Mutter und musste deshalb als ältester zuerst das Elternhaus verlassen, um mitzuhelfen zu verdienen. Da hatte er schon die harten Seiten des Lebens kennengelernt und in der Fremde musste er überall anpacken.
März 1915 bis Kriegsende November 1918 immer an der Front
Beim Husarenregiment, welches damals in Sabac an der serbischen Grenze lag, machte er den Krieg bis zum Ende mit. Zuerst wurde in Serbien gekämpft, dann bis August 1916 in Galizien, Bukowina und Wollymerien, bis Mai 1918 an der rumänischen Grenze, bis Anfang Oktober 1918 in Italien und bis 11. November 1918 in Bjolina, Bosnien. An diesem Tage war der Krieg für uns aus.
Nach dem 1. Weltkrieg kehrten alle wieder in die Heimat zurück und nach und nach wurden Familien gegründet, Auch Josef kam zurück in seine Heimatgemeinde Kaisersteinbruch. Der Tagelöhner, 29 Jahre alt, mietete, mangels eines anderen Wohnraumes die halbe Lagerbaracke Nr. 20 von der (ungarischen Eisenbahnverwaltung). Arbeit fand er beim Straßen- und Siedlungsbau, war von Herbst 1920 bis April 1921 Mühlenarbeiter bei der Firma Gröschl in Königshof beschäftigt.
Am 2. Oktober 1921 heiratete er Josefa Blaim, von Nitzing in der Pfarre Tulln, Tochter des Bauern Leopold Blaim. Amtierender Richter war Steinmetzmeister Ferdinand Amelin.
Am 3. Oktober 1921 um 14 Uhr besetzten ungarische Freischärler Kaisersteinbruch
Freischärler, besonders die „Hejjas-Bande“, nisteten sich im nördlichen Teil des heutigen Burgenlandes ein. Unter Führung von drei Offizieren kamen cirka 70 Mann, welche auch zwei Maschinengewehre mitbrachten.
Aber schließlich wehten von allen Dächern und Giebeln die rot-weiß-roten Fahnen der Republik Österreich. Darauf hatten Generationen gewartet, der Anschluss an Österreich war endgültig erfolgt.
Wo es möglich war, besuchte er Vorlesungen, Vorträge und bildete sich weiter. Die Kinder Josef, Albine und Edith wurden geboren.
- 1925 adoptierte die Familie Wolf den einjährigen Knaben Fritz Lebersorger. Im 2. Weltkrieg starb dieser, am 28. Dezember 1944 in einem U-Boot beim Bombardement englischer Flugzeuge.
- Edith starb am 23. April 1944, [3]
Siedlungsgenossenschaft
Es herrschte Wohnungsnot in Kaisersteinbruch und so hat er eine Siedlungsgenossenschaft gegründet, kam auch in den Gemeinderat und wurde zum Bürgermeister gewählt. Ein Ausspruch ist im Gedächtnis geblieben: Was, der mit der Sackhose soll Bürgermeister werden? Er wurde gewählt und konnte sich gut durchsetzen. Josef Wolf entwarf die Pläne für vier Siedlungshäuser und auch bei sechs anderen Wohnungen wirkte er mit.
Bundesheer der Ersten Republik
Das Bundesheer der Ersten Republik war ein freiwilliges Söldnerheer. Die Soldaten bezogen ein Gehalt nach dem Schema der Bundesangestellten. Ihr Anfangsgehalt betrug damals cirka 200,-, was um ein wesentliches mehr war, als der Lohn eines schwer arbeitenden Bauhilfsarbeiters, der damals höchstens 150,- monatlich verdiente. Der Dienst war meistens um 16 Uhr nachmittags zu Ende, so gab es nicht wenige unter ihnen, die in ihrer Freizeit in Kaisersteinbruch von einem Gasthause in das andere wanderten und in der Nacht betrunken nachhause gingen. Und gerade mit solchen schloss ein Teil unserer Jugendlichen innigste Freundschaft. So geschah es, dass auch sie sehr bald dem Laster der Trunksucht verfielen, manche ihre Arbeitsstätten, die ohnehin sehr schwer zu bekommen waren, preisgaben und sich nur mehr mit Gelegenheitsarbeiten fortbringen wollten. Da diese Söldner in politischer Hinsicht alles andere als Demokraten waren, dauerte es nicht lange, bis auch unsere Jungen Meinungsverschiedenheiten nur mit Gewalt zu erledigen glaubten.
Aus seiner „Geschichte von Kaisersteinbruch“
Überfall türkischer Reiterscharen 1529
Im September 1529 haben, nach mündlichen Berichten unserer Vorfahren, türkische Reiterscharen von Neusiedl am See kommend, den Königshof überfallen. Königshof und auch die daneben liegende Ansiedlung beim Waldbruch wurden total ausgeplündert und niedergebrannt. Die Einwohner aber, soweit sie deren habhaft werden konnten, wurden von ihnen erbarmungslos niedergemetzelt. Einigen von ihnen gelang die Flucht in die kleine Ansiedlung bei der „Drei Rusten-Quelle.“ So konnten sie ihr Leben retten, da dieser Ort vorerst von den Türken verschont blieb. Aber schon am 7. Oktober 1529 kam eine berittene Horde über Sommerein her und vernichtete auch diese Ansiedlung vollkommen. Einer größeren Anzahl der Bewohner gelang es, sich in den beim Draxelgraben liegenden Einsiedlerbruch zu flüchten. Als die Türken gegen Ende des Monats Oktober 1529 gänzlich abzogen und unser Gebiet verließen, da sah es traurig und trostlos aus.
Erneute Ansiedlung um 1540
Ganze Landstriche waren total verwüstet und entvölkert, so auch das Gebiet um Königshof. Die einzig Überlebenden waren hier die, welche sich im Wald versteckt hatten. Nur ganz wenige, dafür umso mutigere Menschen, blieben auch hier und gingen daranihre verwüsteten Wohnstätten wieder aufzubauen. Laut mündlicher Überlieferung wurden diese Häuser aus Naturstein und Lehmmörtel neben dem Steinbruch bei der Drei Rusten-Quelle errichtet und dürften als sie Vorläufer des heutigen Dorfes Kaisersteinbruch betrachtet werden.
Die Heiligenkreuzer verpachten an die Brüder Stampf aus Bruck an der Leitha
Das Stift verpfändete den Gutsbesitz auf die Dauer von 50 Jahren an einen Mann namens Pusch. Aber schon um 1532 herum gab er den Besitz wieder zürück, da er vor einem neuerlichen Einfall der Türken Angst bekam. Diese waren 1532 schon wieder im Anmarsch, konnten aber unser Gebiet nicht mehr errichen.
Hierauf verpfändeten die Heiligenkreuzer das Stiftsgut Königshof um das Jahr 1534, ebenfalls auf 50 Jahre, an die Brüder Stampf aus Bruck an der Leitha. Diese waren tüchtige Geschäftemacher, sie siedelten zu den bei der Drei Rusten-Quelle bereits wohnhaft gewesenen alten Ansiedlern neue hinzu. Gewährten ihnen verschiedene Begünstigungen, versorgten die Bewohner mit verschiedenen Kleintieren, sogar mit einigen Kühen und anderen Gebrauchsgegenständen, gaben ihnen Felder auf Lebensdauer, auch freie Holz- und Grasnutzung. Durch diese besonderen Maßnahmen angelockt, gaben viele ihr unstetes Flüchtlings- und Wanderleben wieder auf und vertauschten es mit der sicheren Arbeitsstätte und Broterwerb.
- → Kaiserlicher Besuch im Steinbruch
- → Bau eines Kriegsgefangenenlagers in Kaisersteinbruch 1916
- → Drei Glocken
- → Das „neue“ Kaisersteinbruch 1951
Elias Hügel aus mündlicher Überlieferung
Elias Hügel war ebenso ein tüchtiger Baumeister, wie auch Steinmetzmeister. Die Kirchen von Winden am See, Mönchhof und Kaisersteinbruch entstammen seiner Hand und sind sein alleiniges Werk. Er zeichnete nicht nur die Pläne hierfür, sondern lieferte dazu auch die notwendigen Werksteine und führte des Bau selbst aus. Er war auch der Erbauer vieler kunstvoller Altäre, Kapellen und anderer Stein-Kunstwerke im ehemaligen Wieselburger Komitat, im Preßburger Raum, sowie auch in Niederösterreich und Wien.
Der Hochaltar und der Kreuzaltar in der Kirche zu Kaisersteinbruch stammen ebenfalls von seiner Hand. Und hier, unter diesem von ihm selbst geschaffenen Kreuzaltar hat dieser geniale und berühmte Meister der edlen Steinbaukunst auch seine letzte Ruhestätte gefunden.
Während seiner zwanzigjährigen Amtszeit als Ortsrichter war er bestrebt, das Gemeindeigentum instand zu setzen und zu vermehren. So ließ er, um nur einiges anzuführen, das Gemeindehaus mit Gemeindekanzlei Nr. 55, die Schule Nr. 56, sowie das Armenhaus Nr. 30 von Grund auf renovieren und das Hirtenhaus (Halterhaus) Nr. 38 ganz neu aufbauen.
Ehrung
Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch würdigte ihn mit dem „Josef Wolf“-Symposium im Juni 1996.[4][5][6]
Einzelnachweise
- ↑ Helmuth Furch (Hg.): Ein Kaisersteinbrucher Leben, Josef Wolf (1892-1966), besonders die Jahre 1938-1955 (aus dem schriftlichen Nachlass). In: Mitteilungen des Museums- ud Kulturvereines Kaisersteinbruch, November 2005
- ↑ Helmuth Furch: „Vorwort“ zur „Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch“ von Josef Wolf. In: „Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch“, Nr. 43, August 1996. S. 2f
- ↑ Bericht von Albine Hummel - an diesem Tag, als Wiener Neustadt von Bomben schwer beschädigt wurde, fanden auch Luftkämpfe von Abwehrjägern statt. In Kaisersteinbruch waren drei Detonationen von Bordgeschoß. Ein Bordgeschoß fiel in den Garten der Familie Wolf und zersplitterte alles umher. Ein kleiner Splitter traf Edith an der Halsschlagader, leider sofort tödlich. In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004. S. 861
- ↑ Brief von Josef Wolf, dem Sohn - mit welcher Freude und Ergriffenheit habe ich die Einladung für den 29. Juni 1996 erhalten. Fand doch das Symposium als Würdigung meines Vaters statt... In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004. S. 508
- ↑ NÖN vom 7. Juli 1996: Josef Wolf und der Windmühlenkampf. Ein Bürgermeister in schweren Zeiten. Obmann Helmuth Furch will damit jenen Mann in Erinnerung rufen, der vor und nach dem II. WK die Interessen der schwer geprüften Ortschaft zu wahren versuchte... In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004
- ↑ NÖN-Rundschau: Tagelöhner mit Charisma.... In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004. S. 509
Personendaten | |
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NAME | Wolf, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | Bürgermeister von Kaisersteinbruch, Verfasser einer Ortsgeschichte |
GEBURTSDATUM | 17. Januar 1892 |
GEBURTSORT | Sommerein |
STERBEDATUM | 1966 |
STERBEORT | Kaisersteinbruch |