Jüdische Gemeinde Mattersburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Vertraut man seriösen Quellen, so wurde die '''jüdische Gemeinde Mattersburg''' im Jahre 1527 gegründet. In diesem Artikel wird ein kurzer Einblick in die Geschichte Mattersburgs sowie in das Leben der jüdischen Bevölkerung gegeben. <ref>Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61 </ref> | Vertraut man seriösen Quellen, so wurde die '''jüdische Gemeinde Mattersburg''' im Jahre 1527 gegründet. In diesem Artikel wird ein kurzer Einblick in die Geschichte Mattersburgs sowie in das Leben der jüdischen Bevölkerung gegeben. <ref>Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61 </ref> | ||
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Für die Gründung der jüdischen Gemeinde [[w:Mattersburg|Mattersburg]] zum Ende des 15. Jahrhunderts sollen sechs sephardische Brüder, welche aus Spanien fliehen mussten, zuständig gewesen sein. Im Jahre 1622 wurde die Verwaltung der damals sogenannten Gemeinde Mattersdorf von den [[w:Esterházy|Esterházys]] übernommen. Dies führte zu einer positiven Wende im Leben der Jüdinnen und Juden der kleinen Gemeinde. Als 1671 Leopold I. alle Juden aus seiner Machtsphäre vertreiben lies, mussten die Esterházys Mattersburg zwar verlassen, die meisten von ihnen warteten aber in mährischen Gemeinden auf die Möglichkeit einer Rückkehr. Das Exil dauerte bis 1675 an, also knapp vier Jahre. | Für die Gründung der jüdischen Gemeinde [[w:Mattersburg|Mattersburg]] zum Ende des 15. Jahrhunderts sollen sechs sephardische Brüder, welche aus Spanien fliehen mussten, zuständig gewesen sein. Im Jahre 1622 wurde die Verwaltung der damals sogenannten Gemeinde Mattersdorf von den [[w:Esterházy|Esterházys]] übernommen. Dies führte zu einer positiven Wende im Leben der Jüdinnen und Juden der kleinen Gemeinde. Als 1671 Leopold I. alle Juden aus seiner Machtsphäre vertreiben lies, mussten die Esterházys Mattersburg zwar verlassen, die meisten von ihnen warteten aber in mährischen Gemeinden auf die Möglichkeit einer Rückkehr. Das Exil dauerte bis 1675 an, also knapp vier Jahre. | ||
Im Jahre 1694 stellte Paul Esterházy dann endlich den lang ersehnten Schutzbrief aus, der im Laufe der Zeit auch immer wieder verlängert wurde. Diese rechtliche Sicherheit sorgte für die Weiterentwicklung der Gemeinde. Der Schutzbrief verlieh den Juden eine Art politischer Autonomie, sodass sie selbst dazu befähigt waren, ihre Vertretungsorgane zu wählen. <ref>Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61-62 </ref> | Im Jahre 1694 stellte Paul Esterházy dann endlich den lang ersehnten Schutzbrief aus, der im Laufe der Zeit auch immer wieder verlängert wurde. Diese rechtliche Sicherheit sorgte für die Weiterentwicklung der Gemeinde. Der Schutzbrief verlieh den Juden eine Art politischer Autonomie, sodass sie selbst dazu befähigt waren, ihre Vertretungsorgane zu wählen. <ref>Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61-62 </ref> |
Version vom 7. Januar 2018, 19:17 Uhr
Vertraut man seriösen Quellen, so wurde die jüdische Gemeinde Mattersburg im Jahre 1527 gegründet. In diesem Artikel wird ein kurzer Einblick in die Geschichte Mattersburgs sowie in das Leben der jüdischen Bevölkerung gegeben. [1]
Gründung und Entwicklung
Für die Gründung der jüdischen Gemeinde Mattersburg zum Ende des 15. Jahrhunderts sollen sechs sephardische Brüder, welche aus Spanien fliehen mussten, zuständig gewesen sein. Im Jahre 1622 wurde die Verwaltung der damals sogenannten Gemeinde Mattersdorf von den Esterházys übernommen. Dies führte zu einer positiven Wende im Leben der Jüdinnen und Juden der kleinen Gemeinde. Als 1671 Leopold I. alle Juden aus seiner Machtsphäre vertreiben lies, mussten die Esterházys Mattersburg zwar verlassen, die meisten von ihnen warteten aber in mährischen Gemeinden auf die Möglichkeit einer Rückkehr. Das Exil dauerte bis 1675 an, also knapp vier Jahre. Im Jahre 1694 stellte Paul Esterházy dann endlich den lang ersehnten Schutzbrief aus, der im Laufe der Zeit auch immer wieder verlängert wurde. Diese rechtliche Sicherheit sorgte für die Weiterentwicklung der Gemeinde. Der Schutzbrief verlieh den Juden eine Art politischer Autonomie, sodass sie selbst dazu befähigt waren, ihre Vertretungsorgane zu wählen. [2]
So kam es dazu, dass die jüdische Bevölkerung im Laufe des 18. Jahrhunderts rasant anstieg. Im Jahre 1785 zählte man bereits 767 Mitglieder. Zu Mitte des 19. Jahrhunderts waren es fast 1500 Mitglieder, dann allerdings war ein deutlicher Rückgang zu erkennen. [3]
Das Leben der Juden
Mattersburg war eine sehr kleine Gemeinde. Der Alltag bestand hauptsächlich darin, dass in der Früh und am Abend im Tempel gebetet wurde. Die Juden waren alle sehr religiös. Dazwischen wurde gelernt und studiert. Es gab kaum Zeitvertreib, einen Fernseher gab es beispielsweise nicht. Ein Highlight war allerdings der große Fußballplatz der Gemeinde. Hier spielten jüdische Mannschaften gegeneinander. [4]
Der Mittelpunkt des jüdischen Lebens spielte sich sehr lange in einem Siedlungskern in direkter Nähe des Wulkabaches ab. Aufgrund des ständigen Wachstums der Gemeinde und der fehlenden Erlaubnis eines Landzukaufs, kam es oftmals zu prekären Lebensumständen. Die Juden durften ihre Wohnungen und Häuser zwar aufstocken und mit anderen teilen, diese Enge führte jedoch manchmal zu raschen Verbreitungen von Seuchen und ansteckenden Krankheiten. Auch die Gefahr, dass ein Brand ausbräche, war oft gegeben. Die Juden waren hauptsächlich im Handel und Gewerbe tätig, da es ihnen nicht erlaubt war, über landwirtschaftlichen Besitz zu verfügen. Der Lebensmittelmarkt des Ortes wurde bis 1859 in der berühmten Judengasse abgehalten. Diese war über einen langen Zeitraum das Geschäftszentrum von Mattersdorf. Aufgrund der ihnen zugesicherten Selbstverwaltung verfügten die Juden über eine eigenständige Tradition, Kultur und Identität. [5]
Das Ende der jüdischen Gemeinde Mattersburg
Bereits im September 1938 wurde vom NS-Bürgermeister Franz Giefing auf der Synagoge eine weiße Fahne, als Zeichen für ein judenfreies Mattersburg, gehisst. Die jüdische Bevölkerung Mattersburgs wurde innerhalb kürzester Zeit enteignet, ausgebürgert und vollständig aus der kleinen Stadt vertrieben. Ein Teil der Mattersburger Juden und Jüdinnen flüchtete in andere Länder, aber mehr als 100 von ihnen fanden in der Vernichtungsmaschinerie der Nazidiktatur ihren Tod. Die Bereitschaft der überlebenden Jüdinnen und Juden, nach der Zeit des Nationalsozialismus nach Mattersdorf zurückzukehren, war dementsprechend sehr gering. [6]
Verbleibende Erinnerungen der damaligen Zeit
Geht man heute durch die Straßen Mattersburgs, so erinnern nur mehr wenige Zeichen an die einst jüdische Gemeinde. Die Synagoge wurde bereits 1940 von den Nationalsozialisten zerstört. Ein unscheinbarer Gedenkstein, platziert am Rande eines kleinen Parks, erinnert heute noch an das Schicksal des Tempels. Im Zentrum des Ortes findet man eine Informationstafel, welche die Juden sowie den Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen und die damit verbundenen Greuel der Nazis mit keinem Wort erwähnt. Nicht einmal die Judengasse lässt erahnen, was sich hier früher zugetragen hat. Der jüdische Friedhof wird als großes, grünes Arial präsentiert, ohne schriftlichen Hinweis darauf, was sich auf diesem großen Feld befindet. Die Gemeinde Mattersburg ist heute vor allem durch ihren Fußballverein, den SV Mattersburg bekannt, an die historischen Wurzeln der Gemeinde erinnert nicht mehr viel. [7]
Literatur
HABRES, Christof / REIS, Elisabeth (2012): Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen: Wien: Metroverlag
LANG, Alfred / TOBLER, Barbara / TSCHÖGL, Gert (2004): Vertrieben: Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen: Wien: Mandelbaum
Einzelnachweise
- ↑ Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61
- ↑ Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61-62
- ↑ Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.62
- ↑ Alfred Lang / Barbara Tobler / Gert Tschögl: Vertrieben: Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen, Mandelbaum, Wien 2004, S.348
- ↑ Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.63
- ↑ Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.67
- ↑ Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.73-75