Elisabeth Piesch: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Elisabeth Piesch''' (* [[20. März]] [[1959]] in [[Wien]]) ist eine [[Österreich|österreichische]] [[Schriftsteller]]in und [[Transgender]]-[[Aktivist]]in.<ref>Rotraud Perner: ''Sexualität in Österreich. Eine Inventur.'' Aaptos, Wien 1999, {{Falsche ISBN|3-901-499-05-8}}, S. 284–304.</ref>
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'''Elisabeth Piesch''' (* [[20. März]] [[1959]] in [[Wien]]) ist eine [[Österreich|österreichische]] ehemalige [[LGBT]]- und [[Transgender]]-[[Aktivist]]in.


== Leben und Werk ==
== Leben ==
Als Sohn einer bürgerlichen Mittelstandsfamilie geboren, absolvierte Piesch eine [[Höhere Technische Lehranstalt]] für [[Betriebstechnik]], heiratete 1981 und wurde Vater zweier Töchter. Ihrem [[Coming-out]] als [[Transsexualität|transsexuell]] im Jahr 1989 folgte eine Scheidung (ohne Möglichkeit, künftig die Kinder zu sehen), sowie Mobbing und Verlust des Arbeitsplatzes in einem Automobilkonzern, in dem sie zehn Jahre lang allseits anerkannt tätig war. 1993 erfolgte die [[Geschlechtsanpassende Maßnahme|geschlechtsanpassende Operation]], von ihr als [[Geschlechtsmigration]] bezeichnet.
Als drittes Kind einer bürgerlichen Mittelstandsfamilie geboren, absolvierte Elisabeth Piesch die [[Höhere Technische Lehranstalt]] für [[Maschinenbau]]-[[Betriebstechnik]] in der [[HTBL und BHS Wien V]]. 1981 heiratete sie und wurde Väterin zweier Töchter. Ihrem [[Coming-out]] als [[Transsexualität|transsexuell]] im Jahr 1989 folgte nach längerem [[Transphobie|transphobischem]] [[Mobbing (Arbeitsrecht)#Österreich|Mobbing]] in einem [[Automobilkonzern]], in dem sie knapp zehn Jahre lang allseits anerkannt tätig war, der Verlust des Arbeitsplatzes. Mit der Scheidung ging ein höchstgerichtlich auferlegtes und unbeschränktes Besuchsrechtsverbot zu ihren Kindern einher, was zu einer nachhaltigen Entfremdung geführt hat.


1990 begann Piesch sich für die Anliegen von Transgender-Personen öffentlich einzusetzen – durch Gründung der TSI (Transsexuelle Initiative), 1994 durch Beginn der Kooperation mit dem [[Österreichisches Lesben- und Schwulenforum|Österreichischen Lesben- und Schwulenforum]], schließlich 1995 durch Teilnahme am [[Internationales Menschenrechts-Tribunal|Internationalen Menschenrechts-Tribunal]], für welches sie die Anklage im Transgender-Bereich verantwortete.<ref>Elisabeth Piesch: ''Zur arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Lage von TransGender-Personen in Österreich''. In: Festschrift<!-- ? --> 1995.</ref><ref>Kurt Krickler: ''Internationales Menschenrechtstribunal. 1945–1995: 50 Jahre Unterdrückung von Lesben und Schwulen in Österreich.'' In: ''[[Lambda Nachrichten]].'' N.3, J.1995, S. 31–36.</ref><ref>[[FM4]], 12. Juni 1995: Studiogespräch mit Elisabeth Piesch und [[Kurt Krickler]] zum Internationalen Menschenrechts-Tribunal</ref> Von 1995 bis 1997 engagierte sie sich in der [[Österreichische Frauenlobby|Österreichischen Frauenlobby]], zu deren stellvertretenden Vorsitzenden sie schließlich gewählt wurde. Piesch publizierte eine Reihe von Kurzgeschichten und zahlreiche Beiträge zur Transgender-Frage.<ref>Elisabeth Piesch: ''Das Dritte Geschlecht?'' In: ''SEXUS, Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung.'' N.3/4, J.1996.</ref>
1990 begann Elisabeth Piesch sich öffentlich für die Anliegen von Transgender-Personen einzusetzen und übernahm die kurz davor gegründete ''TSI Transsexuellen Initiative Österreich,'' und formte sie zur ersten österreichischen und für alle offen stehende Trans-Selbsthilfegruppe. Als Aktivistin und Lobbyistin initiierte sie die Transgender-Community in Österreich und pushte deren Fortbestehen. Die [[Geschlechtsanpassende Maßnahme|geschlechtsanpassende Operation]] erfolgte Jahr 1993 und darauffolgend die Personenstandsänderung. Der Weg dorthin wird von Elisabeth Piesch mitunter als [[Geschlechtsmigration]] bezeichnet.
 
Von 1995 bis 1997 engagierte sie sich im Frauenvereins-Dachverband ''Österreichische Frauenlobby,'' zu deren stellvertretenden Vorsitzenden sie schließlich gewählt wurde. Im Jahr 1994 begann sie mit ihrem  ''Forum TransGender<!--sic!-->'' eine Kooperation mit dem ''[[Österreichisches Lesben- und Schwulenforum|Österreichischen Lesben- und Schwulenforum]].'' Mit der aktiven Teilnahme am ''[[Internationales Menschenrechts-Tribunal|Internationalen Menschenrechts-Tribunal]]'' (MRT) im Juni 1995, für welches Elisabeth Piesch die Anklage im Transgender-Bereich verfasste und verantwortete,<ref>Kurt Krickler: ''Internationales Menschenrechtstribunal. 1945–1995: 50&nbsp;Jahre Unterdrückung von Lesben und Schwulen in Österreich.'' In: ''[[Lambda Nachrichten]].'' Nr.&nbsp;3/1995, S.&nbsp;31–36.</ref><ref>[[FM4]], 12.&nbsp;Juni 1995: Studiogespräch mit Elisabeth Piesch und [[Kurt Krickler]] zum Internationalen Menschenrechts-Tribunal</ref> gelang ihr der Schulterschluss der bis dahin in allen Belangen getrennt agierenden österreichischen Transgender-Bewegung mit der LesBiSchwulen zur [[LGBT]]-Community. Schon im Frühjahr 1995, vor dem MRT, führte sie in ihrer ''Festschrift: […] 50&nbsp;Jahre zweite Republik&nbsp;– Was nun?'' als erste den „Umbrella“-Begriff [[Transgender]] ein, der über die Anklageschrift für das und mit dem ''Menschenrechtstribunal'' im Juni 1995 nachhaltig etabliert wurde.
 
Elisabeth Piesch publizierte eine Reihe von Kurzgeschichten sowie zahlreiche Beiträge zur Transgender-Frage und hielt Vorträge zu dem Themenbereich. Seit Ende der 1990er Jahre lebt sie im sogenannten „Stealth-Mode“.
 
== Schriften (Auswahl) ==
* ''Festschrift: Die Lage einer Bevölkerungsgruppe in Österreich. Oder: 50&nbsp;Jahre Republik - Was nun?'' Wien, März 1995. Darin u.&nbsp;a.:
** ''Die Diskriminierung von TransGenderPersons in Österreich.''
** ''Zur arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Lage von TransGenderPersons in Österreich.''
* ''Internationales Menschenrechts-Tribunal: Anklageschrift im Bereich TransGenderPersons in den Kapiteln 2.&nbsp;Personenstand, Ehe und Familie -&nbsp;5.&nbsp;Psychiatrie -&nbsp;6.&nbsp;Arbeitswelt -&nbsp;7.&nbsp;Öffentlichkeit -&nbsp;Exkurse.'' Forum TransGender (Hrsg.; unter Mitarbeit von Gloria&nbsp;G. und Petra&nbsp;R.), Wien, Juni 1995.
* ''Das Dritte Geschlecht?'' In: ''SEXUS,'' Zeitschrift der [[Österreichische Gesellschaft für Sexualwissenschaften|Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung (ÖGS)]] (Hrsg.), Nr.&nbsp;3–4/1996, aaptos, Wien 1997. ([http://piesch.at/tg/media/Eigene/Artikel_OeGS.pdf Volltext online] (PDF; 9&nbsp;S.; 188&nbsp;KB) des Manuskripts.)
* Beitrag in: [[Rotraud A. Perner]]: ''Sexualität in Österreich. Eine Inventur.'' aaptos, Wien 1999, {{Falsche ISBN|3-901-499-05-8}}, S.&nbsp;284–304.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 18. November 2015, 18:20 Uhr

Elisabeth Piesch (* 20. März 1959 in Wien) ist eine österreichische ehemalige LGBT- und Transgender-Aktivistin.

Leben

Als drittes Kind einer bürgerlichen Mittelstandsfamilie geboren, absolvierte Elisabeth Piesch die Höhere Technische Lehranstalt für Maschinenbau-Betriebstechnik in der HTBL und BHS Wien V. 1981 heiratete sie und wurde Väterin zweier Töchter. Ihrem Coming-out als transsexuell im Jahr 1989 folgte nach längerem transphobischem Mobbing in einem Automobilkonzern, in dem sie knapp zehn Jahre lang allseits anerkannt tätig war, der Verlust des Arbeitsplatzes. Mit der Scheidung ging ein höchstgerichtlich auferlegtes und unbeschränktes Besuchsrechtsverbot zu ihren Kindern einher, was zu einer nachhaltigen Entfremdung geführt hat.

1990 begann Elisabeth Piesch sich öffentlich für die Anliegen von Transgender-Personen einzusetzen und übernahm die kurz davor gegründete TSI – Transsexuellen Initiative Österreich, und formte sie zur ersten österreichischen und für alle offen stehende Trans-Selbsthilfegruppe. Als Aktivistin und Lobbyistin initiierte sie die Transgender-Community in Österreich und pushte deren Fortbestehen. Die geschlechtsanpassende Operation erfolgte Jahr 1993 und darauffolgend die Personenstandsänderung. Der Weg dorthin wird von Elisabeth Piesch mitunter als Geschlechtsmigration bezeichnet.

Von 1995 bis 1997 engagierte sie sich im Frauenvereins-Dachverband Österreichische Frauenlobby, zu deren stellvertretenden Vorsitzenden sie schließlich gewählt wurde. Im Jahr 1994 begann sie mit ihrem Forum TransGender eine Kooperation mit dem Österreichischen Lesben- und Schwulenforum. Mit der aktiven Teilnahme am Internationalen Menschenrechts-Tribunal (MRT) im Juni 1995, für welches Elisabeth Piesch die Anklage im Transgender-Bereich verfasste und verantwortete,[1][2] gelang ihr der Schulterschluss der bis dahin in allen Belangen getrennt agierenden österreichischen Transgender-Bewegung mit der LesBiSchwulen zur LGBT-Community. Schon im Frühjahr 1995, vor dem MRT, führte sie in ihrer Festschrift: […] 50 Jahre zweite Republik – Was nun? als erste den „Umbrella“-Begriff Transgender ein, der über die Anklageschrift für das und mit dem Menschenrechtstribunal im Juni 1995 nachhaltig etabliert wurde.

Elisabeth Piesch publizierte eine Reihe von Kurzgeschichten sowie zahlreiche Beiträge zur Transgender-Frage und hielt Vorträge zu dem Themenbereich. Seit Ende der 1990er Jahre lebt sie im sogenannten „Stealth-Mode“.

Schriften (Auswahl)

  • Festschrift: Die Lage einer Bevölkerungsgruppe in Österreich. Oder: 50 Jahre Republik - Was nun? Wien, März 1995. Darin u. a.:
    • Die Diskriminierung von TransGenderPersons in Österreich.
    • Zur arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Lage von TransGenderPersons in Österreich.
  • Internationales Menschenrechts-Tribunal: Anklageschrift im Bereich TransGenderPersons in den Kapiteln 2. Personenstand, Ehe und Familie - 5. Psychiatrie - 6. Arbeitswelt - 7. Öffentlichkeit - Exkurse. Forum TransGender (Hrsg.; unter Mitarbeit von Gloria G. und Petra R.), Wien, Juni 1995.
  • Das Dritte Geschlecht? In: SEXUS, Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung (ÖGS) (Hrsg.), Nr. 3–4/1996, aaptos, Wien 1997. (Volltext online (PDF; 9 S.; 188 KB) des Manuskripts.)
  • Beitrag in: Rotraud A. Perner: Sexualität in Österreich. Eine Inventur. aaptos, Wien 1999, ISBN 3-901-499-05-8, S. 284–304.

Einzelnachweise

  1. Kurt Krickler: Internationales Menschenrechtstribunal. 1945–1995: 50 Jahre Unterdrückung von Lesben und Schwulen in Österreich. In: Lambda Nachrichten. Nr. 3/1995, S. 31–36.
  2. FM4, 12. Juni 1995: Studiogespräch mit Elisabeth Piesch und Kurt Krickler zum Internationalen Menschenrechts-Tribunal