Passauer Hof (Innere Stadt): Unterschied zwischen den Versionen

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=== Der "Obere Passauer Hof" ===
=== Der "Obere Passauer Hof" ===
Der "Obere Passauer Hof" (heute Wien 1, [[Salvatorgasse]] 12) war seit 1276 der Wohnsitz des Kaplans der Kirche Maria am Gestade und wurde später auch als Pfarrhof benützt. Zusammen mit dem Patronat über die Kirche kam er 1357 an den [[w:Gottfried von Weißeneck|Bischof von Passau]] und 1391 an den herzoglichen Hofmeister Hans von Liechtenstein-Nikolsburg, der in Maria am Gestade ein Kapitel stiften wollte. Nach dessen Sturz 1395 gehörte er Herzog Albrecht III. von Österreich. Seit 1409 war der Hof wieder im Besitz des Bischofs von Passau. Die Funktion des Kaplans und Pfarrers wurde seit damals von einem Passauer Domherrn ausgeübt.
Der "Obere Passauer Hof" (heute Wien 1, [[Salvatorgasse]] 12) war seit 1276 der Wohnsitz des Kaplans der Kirche Maria am Gestade und wurde später auch als Pfarrhof benützt. Zusammen mit dem Patronat über die Kirche kam er 1357 an den [[w:Gottfried von Weißeneck|Bischof von Passau]] und 1391 an den herzoglichen Hofmeister [[Johann von Liechtenstein|Hans von Liechtenstein-Nikolsburg]], der in Maria am Gestade ein Kapitel stiften wollte. Nach dessen Sturz 1395 gehörte er Herzog Albrecht III. von Österreich. Seit 1409 war der Hof wieder im Besitz des Bischofs von Passau. Die Funktion des Kaplans und Pfarrers wurde seit damals von einem Passauer Domherrn ausgeübt.


=== Der "Kleine Passauer Hof" ===
=== Der "Kleine Passauer Hof" ===

Aktuelle Version vom 26. Dezember 2019, 15:26 Uhr

Passauer Hof ist eine Bezeichnung für mehrere Häuserkomplexe im heutigen Wien, die einmal dem Bistum Passau gehört haben.

Der ältere "Passauer Hof"

Der ältere "Passauer Hof" befand sich in der Stadt Wien (heute: 1. Wiener Gemeindebezirk, Ecke Bäckerstraße 13 / Postgasse 5-7) und war somit Teil des Areals, das später der alten Wiener Universität gehörte. Er befand sich seit 1297 im Besitz des Passauer Bischofs. 1357 wurde er an den Bürger Niklas Würffel verkauft. 1385 erwarb ihn Herzog Albrecht III. (Albrecht mit dem Zopfe) für die Wiener Universität.

Der jüngere "Passauer Hof"

Der jüngere "Passauer Hof" befand sich ebenfalls in der Stadt Wien (heute: 1. Wiener Gemeindebezirk. Er bestand aus drei Gebäuden: dem "Großen Passauer Hof", dem "Oberen Passauer Hof" und dem "Kleinen Passauer Hof.

Der "Große Passauer Hof"

Der "Große Passauer Hof" oder "Untere Passauer Hof" (Konskriptionsnummer Nr. 212) war seit 1288 im Besitz der ritterlichen Bürgerfamilie Greif und seit 1302 mit dem Patronat über die angrenzende Kirche Maria am Gestade verbunden. 1357 verkaufte Jans (II.) Greif den Hof (er befand sich auf Passauer Platz 6 / Salzgries 21 / Marienstiege 2) und das Patronat an den Bischof Gottfried von Passau. In dier Folgezeit diente dieser Gebäudekomplex dem bischöflichen Offizial als Wohnsitz.[1] 1439 erwarb Bischof Leonhard von Passau eine angrenzende Badstube, auf deren Areal ein Garten angelegt wurde (Passauer Platz 4 und 1 / Salzgries 23). 1670 wurden Umbauten ausgeführt.

Der "Obere Passauer Hof"

Der "Obere Passauer Hof" (heute Wien 1, Salvatorgasse 12) war seit 1276 der Wohnsitz des Kaplans der Kirche Maria am Gestade und wurde später auch als Pfarrhof benützt. Zusammen mit dem Patronat über die Kirche kam er 1357 an den Bischof von Passau und 1391 an den herzoglichen Hofmeister Hans von Liechtenstein-Nikolsburg, der in Maria am Gestade ein Kapitel stiften wollte. Nach dessen Sturz 1395 gehörte er Herzog Albrecht III. von Österreich. Seit 1409 war der Hof wieder im Besitz des Bischofs von Passau. Die Funktion des Kaplans und Pfarrers wurde seit damals von einem Passauer Domherrn ausgeübt.

Der "Kleine Passauer Hof"

Der "Kleine Passauer Hof" oder "Passauer Renthof" (heute Wien 1, Passauer Platz 2 / Schwertgasse 6) wurde 1415 vom Passauer Bischof erworben und diente diesem als Renthof (Amt zur Verwaltung der weltlichen Besitzungen des Bischofs im Raum von Wien). Melchior Khlesl, Bischof von Wiener Neustadt und Wien, ließ den Hof 1609 durch einen Neubau ersetzen, dessen Schwibbogen auf die Empore der Kirche Maria am Gestade führte.

Der Pfarrhof in Heiligenstadt

Der Pfarrhof der Kirche von Heiligenstadt war von 1480 bis 1497 der Sitz des Passauer Offizials. Dorthin war er aus Protest nach der Errichtung des Bistums Wien übersiedelt, erst 1497 kehrte er wieder in den Passauer Hof zurück, der fortan eine Enklave im Wiener (Erz-)Bistum bildete.

Geschichte

Die Stadt Wien unterstand bis zur Gründung des Bistums Wien im 15. Jahrhundert (das 1723 zum Erzbistum erhoben wurde) dem Bischof von Passau. Seit ca. 1300 ließ sich dieser Bischof gewöhnlich durch einen Offizial vertreten, der seinen Sitz im "Passauer Hof" hatte. Als Folge der Kirchenreformen von Kaiser Joseph II., entstanden im damaligen Erzherzogtum Österreich (das damals die Fläche der späteren Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich umfasste) die Bistümer St. Pölten und Linz, die dem Erzbistum Wien unterstellt wurden. Damit wurde 1783 auch endgültig die geistliche Jurisdiktion Passaus aufgehoben und das Amt des Offizials und seines Consistoriums unnötig. Die drei Gebäude des jüngeren "Passauer Hofes" blieben zunächst weiterhin Eigentum des Passauer Bischofs, wurden jedoch nur noch wirtschaftlich genutzt, indem dieser sie vermietete.

Durch die Säkularisation aller geistlichen Fürstentümer im Heiligen Römischen Reich 1803 kamen die zum Passauer Hof gehörigen Gebäude in diesem Jahr in den Besitz des Herrscherhauses und wurden 1806 von der Staatsgüteradministration beziehungsweise 1812 von der Staatsgüterveräußerungskommission übernommen. Um 1820 kamen Teile durch Versteigerung bzw. Verkauf in Privatbesitz oder wurde zusammen mit der Kirche Maria am Gestade dem Redemptoristenorden überlassen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Vreni Dangl: Der Erzherzog und sein Bischof. Bischof Gottfried von Passau und Herzog Rudolf IV. von Österreich im Kontext der österreichischen Freiheitsbriefe. In: Thomas Just - Kathrin Kininger - Andrea Sommerlechner - Herwig Weigl (Hrsg.): Privilegium maius. Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 69; zugleich: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Sonderband 15). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20049-9. S. 113f.