Marianne Tschol: Unterschied zwischen den Versionen

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Hügel-Altar.jpg|Historischer [[w:Elias Hügel|Altar]] mit zwei [[w:Giovanni Giuliani|Giuliani]] Engeln
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Kaisersteinbrucher Kirche - Giuliani-Engel1.JPG|Okt. 1990 aus [[Purbach am Neusiedler See|Purbach]] wieder heim
Kaisersteinbrucher Kirche - Giuliani-Engel1.JPG|Okt. 1990 aus [[Purbach am Neusiedler See|Purbach]] wieder heim
Kaisersteinbrucher Kirche - Giuliani-Engel2.JPG|beide jetzt am Hochaltar
Kaisersteinbrucher Kirche - Giuliani-Engel2.JPG|beide jetzt am Hochaltar

Version vom 6. Mai 2020, 20:06 Uhr

Marianne Tschol
Im Zeilerbruch ihr junger Vater Martin Markowitsch[1], um 1910

Marianne Tschol (Maria Anna Elisabeth, geb. Markowitsch, * 20. Juli 1913 in Kaisersteinbruch, bis 1921 Ungarn, dann Burgenland[2]; † 3. September 1999 in Wien[3]) wurde 1938 mit der Kaisersteinbrucher Bevölkerung zwangsweise abgesiedelt, war Ordinationshilfe in einer renommierten Wiener Zahnarztpraxis und ab den 1980er Jahren am Wiedererstehen Kaisersteinbruchs geistig und auch materiell stark beteiligt.

In Kaisersteinbruch wurde das Leben vom harten Kalkstein und vom Steinmetzhandwerk bestimmt. Nach großen Verlusten im Türkenkrieg und der Überalterung der italienischen Meister übernahmen um 1700 Österreicher. Deutsche die Steinbrüche, so auch Blasius Markowitsch als Schmiedemeister und Joseph Winkler als Steinmetzmeister und Richter. Beide Familien bestanden bis zur Auflösung des Ortes.

Familie und Ausbildung

Ihre Eltern waren der Steinmetz Martin Markowitsch und Amalia Winkler, sie heirateten am 14. Mai 1911 in der Kaisersteinbrucher Kirche, Töchterchen Auguste wurde 1912 geboren, ein Jahr darauf die jüngere Schwester Marianne. Sie besuchte die katholische Volksschule in Kaisersteinbruch, danach die Bürgerschule bei den Schwestern in Biedermannsdorf. Der junge Vater starb 1915 im Ersten Weltkrieg.

Eine Erinnerung 1992:

„MARIANNE, LISI, SALI, POLDI vor 67 Jahren, als vier Apostel abgebildet, mit selbstgeschneiderten Kleidern unter Anleitung ihrer Handarbeitslehrerin Editha Senekovitsch

Großes Kirchenblatt 1925

Nach der Ausbildung trat Marianne Tschol eine Stelle als Ordinationsgehilfin in einer renommierten Wiener Zahnarztpraxis an und „war stolz darauf, als ganz junges Mädchen selbständig in Untermiete in der Wiener Innenstadt zu wohnen, sich selbst etwas leisten zu können und die Familie zu unterstützen.“ [4] Sie verbrachte weiterhin viel Zeit in ihrem Heimatdorf, und daher traf es sie, wie alle Kaisersteinbrucher, sehr hart als der Ort aufgelöst wurde und einem riesigen Truppenübungsplatz weichen sollte.

Auflösung der Gemeinde Kaisersteinbruch 1938

Josef Wolf, ehem. Bürgermeister, „schon im Juli 1938 wurde die Gemeindevorstehung verständigt, dass Kaisersteinbruch von der Zivilbevölkerung gänzlich geräumt werden müsse.“ Anfangs konnte und wollte dies niemand so recht glauben.

Absiedlung 1939

Ein Schreiben der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft Geschäftsstelle in Bruck an der Leitha, dokumentiert die befohlene Absiedlung von Kaisersteinbruch.[5]

„..wir bestätigen, dass Ferdinand Schweiger aus Kaisersteinbruch seine Wohnung infolge Erweiterung des Truppenübungsplatzes Bruck an der Leitha aufgeben muss. Die Gemeinde Kaisersteinbruch muss bis spätestens 15. März 1939 geräumt sein ..“

Ausschnitt aus dem Originaldokument

Die Kaisersteinbrucher mussten ihre Heimat verlassen, ihre Großmutter Maria Winkler starb 1939 eine Woche vor der Übersiedlung mit 83 Jahren, ihre Mutter Amalia Markowitsch 1940 bald danach mit 67 Jahren.

Ihre eigene Familie

Im selben Jahr heiratete sie den jungen Mittelschulprofessor Walter Tschol. 1941 musste er in den Zweiten Weltkrieg einrücken, 1944 wurde Tochter Brigitte geboren und nach der Heimkehr ihres Ehemannes war die Familie wieder vereint.

Als nach dem Krieg und dem Abzug der sowjetischen Besatzung Kaisersteinbruch wieder langsam besiedelt wurde, erwarb sie mit ihrem Mann ein Grundstück und legte darauf einen Garten an. Mit dieser Erde war sie sehr verbunden, weil sie sich damit ein Stück Heimat wiedererrichtete.

1978 starb ihr Mann, 1994 ihre Schwester.

Bildergalerie

Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch

In Kaisersteinbruch war durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges so gut wie kein kulturelles Erbe mehr vorhanden. Vieles war zerstört, geplündert oder verkauft worden. Der 1990 gegründete Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch versuchte Lösungen zu finden und verlorene Kulturgüter entweder zu erneuern, zu restaurieren oder wieder nach Kaisersteinbruch zurückzubringen.

Dazu eine kleine Auswahl: Marianne Tschol war eine aufmerksame Zeitzeugin, gleich zu Beginn führte ihr Hinweis zur Purbacher Kirche, nach schwierigen Verhandlungen kam es zur Rückführung zweier Giuliani-Engel.

Beim Friedhofsportal war der oberste Sockel leer, Frau Tschol wusste um die fehlende Skulptur und mit Genehmigung des Bundesdenkmalamtes wurde ein Abdruck erzeugt.

Das Steinportal vom Gutshof des Elias Hügel

Niemand wusste, wo sich das große Steinportal des Elias Hügel befindet, im Stift Heiligenkreuz wurde nachgefragt, Hinweise führten in die Wachau. Eine Fahrt von wenigen Minuten genügte, im Nachbardorf Sommerein steht das Bauwerk meisterlich eingepasst in das Ensemble. Die Frage war beantwortet. (Foto in der Galerie)

Das Portal mit seinem Steinmetzzeichen und der Jahreszahl 1723, wurde in den 1960er Jahren von Kaisersteinbruch nach Sommerein verlagert und dort so kunstreich eingebaut, dass im Dehio Niederösterreich zu lesen ist: „Sommerein, Schloßstraße Nr. 22, ehemaliges Wohnhaus des Steinmetzen Elias Hügel, barocke 3seitige Hofanlage; mittlere Portalmauer mit gequadertem Korbbogenportal, im Keilstein bez. 1723.“[7] Dieses Ensemble wurde jedoch in eine bestehende barocke Anlage eingebaut. Elias Hügel hatte dort keinen Wohnsitz.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bildarchiv Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch, Bildlegende: Zeilerbruch (Zeindler-) der Familie Krukenfellner, Martin Markowitsch, der sechste Mann von links, weiße Jacke, großkrempiger Hut, Oberlippenbart, Pfeife in der rechten Hand, ist 1915 im I. Weltkrieg mit 36 Jahren gestorben.
  2. Archiv Stift Heiligenkreuz, Kaisersteinbrucher Pfarrmatriken
  3. Familiengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof
  4. Die Tochter Dr. Brigitte Tschol schreibt dies in einem Nachruf für ihre Mutter.
  5. Archiv des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch, die ältere Schwester Auguste Markowitsch hatte 1938 Vizeleutnant Ferdinand Schweiger aus Kaisersteinbruch geheiratet. Frau Schweiger stellte dieses Originaldokument 1991 für das Archiv zur Verfügung
  6. Helmuth Furch, Dr. Brigitte Tschol: Eine Weltbürgerin, eine Wienerin, eine Kaisersteinbrucherin : Liebe Brigitte, wir feiern mit Dir Deinen 75. Geburtstag, Deine Dissertation vor 50 Jahren "Die Musik Im Werk Vladimir Fedorovitsch Odoevskijs". Universität Wien, 1969. Festschrift. Kaisersteinbruch: Gemeinde-, Pfarre-, Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch, 2019. Print.
  7. Dehio Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2, 2003, S. 2254