Ludwig V. (Bayern): Unterschied zwischen den Versionen
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Ludwig "''der Brandenburger''" herrschte seit 1323 beziehungsweise 1333<ref group="A">Nach einer Urkunde war er bereits 1323 von seinem Vater mit der Mark Brandenburg belehnt worden. Die neuere Forschung geht davon aus, dass diese Urkunde erst einige Jahre später ausgestellt und bei ihrer Ausstellung vordatiert wurde. Bis 1333 war ein Vormund für ihn eingesetzt. Seit 1342 hielt sich Ludwig "''der Brandenburger''" fast nur mehr im Herzogtum Bayern oder der Grafschaft Tirol auf, weswegen er die Markgrafschaft Statthaltern anvertraute.</ref> über [[w:Markgrafschaft Brandenburg|Brandenburg]]"<ref name ="ndb382"/>, seit 1342 über die [[Grafschaft Tirol]] und seit 1347 gemeinsam mit seinen Brüdern und Halbbrüdern über Teile des [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtums Bayern]] (Oberbayern). 1349 wurde der [[w:Landsberger Vertrag|Teilungsvertrag von Landsberg]] geschlossen, der Ludwig, gemeinsam mit seinen Halbbrüdern Ludwig "''dem Römer''" und [[w:Otto V. (Bayern)|Otto (V.) "''dem Faulen''"]] († 1379) die Herrschaft über Oberbayern sicherte. 1351 verzichtete Ludwig im [[w:Luckauer Vertrag|Vertrag von Luckau]] unter Behalt der Kurwürde auf die Markgrafschaft Brandenburg zugunsten von Ludwig "''dem Römer''" und Otto "''dem Faulen''" und übernahm dafür die alleinige Herrschaft über Oberbayern. Als Kurfürst von Brandenburg war er 1338 wesentlich am [[w:Kurverein von Rhense|Kurverein von Rhense]] beteiligt. Durch die "''[[w:Goldene Bulle|Goldene Bulle]]''" (1356) wurde ihm diese aberkannt. | Ludwig "''der Brandenburger''" herrschte seit 1323 beziehungsweise 1333<ref group="A">Nach einer Urkunde war er bereits 1323 von seinem Vater mit der Mark Brandenburg belehnt worden. Die neuere Forschung geht davon aus, dass diese Urkunde erst einige Jahre später ausgestellt und bei ihrer Ausstellung vordatiert wurde. Bis 1333 war ein Vormund für ihn eingesetzt. Seit 1342 hielt sich Ludwig "''der Brandenburger''" fast nur mehr im Herzogtum Bayern oder der Grafschaft Tirol auf, weswegen er die Markgrafschaft Statthaltern anvertraute.</ref> über [[w:Markgrafschaft Brandenburg|Brandenburg]]"<ref name ="ndb382"/>, seit 1342 über die [[Grafschaft Tirol]] und seit 1347 gemeinsam mit seinen Brüdern und Halbbrüdern über Teile des [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtums Bayern]] (Oberbayern). 1349 wurde der [[w:Landsberger Vertrag|Teilungsvertrag von Landsberg]] geschlossen, der Ludwig, gemeinsam mit seinen Halbbrüdern Ludwig "''dem Römer''" und [[w:Otto V. (Bayern)|Otto (V.) "''dem Faulen''"]] († 1379) die Herrschaft über Oberbayern sicherte.<ref name ="ndb383">vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 383</ref> 1351 verzichtete Ludwig im [[w:Luckauer Vertrag|Vertrag von Luckau]] unter Behalt der Kurwürde auf die Markgrafschaft Brandenburg zugunsten von Ludwig "''dem Römer''" und Otto "''dem Faulen''" und übernahm dafür die alleinige Herrschaft über Oberbayern.<ref name ="ndb384">vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 384</ref> Als Kurfürst von Brandenburg war er 1338 wesentlich am [[w:Kurverein von Rhense|Kurverein von Rhense]] beteiligt. Durch die "''[[w:Goldene Bulle|Goldene Bulle]]''" (1356) wurde ihm diese aberkannt. | ||
== Ludwig der Brandenburger und Tirol == | == Ludwig der Brandenburger und Tirol == | ||
Durch seine umstrittene Heirat mit Gräfin Margarete "''Maultasch''" übernahm Ludwig "''der Brandenburger''" 1342 die Herrschaft über die Grafschaft Tirol. Nachdem er und sein Vater den Tiroler Landständen noch im selben Jahr ihre bisherigen Rechte Privilegien bestätigt hatten ([[w:Tiroler Freiheitsbrief|Tiroler Freiheitsbrief]]), konnte er sich als Tiroler Landesfürst durchsetzen, obwohl die Familie von Margaretes ersten Ehemann [[Johann Heinrich (Luxemburg)|Johann (II.) Heinrich von Böhmen]] nicht nur versuchte, die Grafschaft oder wenigstens Teile von ihr zurückzuerobern, sondern sich auch der Unterstützung durch die Päpste erfreute. Das hatte zur Folge, dass der Heilige Stuhl die Ehe viele Jahre nicht anerkannte, wobei eine zu nahe Verwandtschaft als Vorwand genutzt wurde. Ludwig "''der Brandenburger''" und Margarete wurden mit dem Kirchenbann belegt und das Interdikt über die Grafschaft verhängt. Daran änderte sich auch nichts, nachdem die erste Ehe mit päpstlicher Genehmigung offiziell aufgelöst worden war, um Johann Heinrich von Böhmen eine neue Eheschließung möglich zu machen. Erst 1359 wurde die zweite Ehe vom Heiligen Stuhl unter Wahrung bestimmter Formalitäten legalisiert. | Durch seine umstrittene Heirat mit Gräfin Margarete "''Maultasch''" übernahm Ludwig "''der Brandenburger''" 1342 die Herrschaft über die Grafschaft Tirol. Nachdem er und sein Vater den Tiroler Landständen noch im selben Jahr ihre bisherigen Rechte Privilegien bestätigt hatten ([[w:Tiroler Freiheitsbrief|Tiroler Freiheitsbrief]]), konnte er sich als Tiroler Landesfürst durchsetzen, obwohl die Familie von Margaretes ersten Ehemann [[Johann Heinrich (Luxemburg)|Johann (II.) Heinrich von Böhmen]] nicht nur versuchte, die Grafschaft oder wenigstens Teile von ihr zurückzuerobern, sondern sich auch der Unterstützung durch die Päpste erfreute. Das hatte zur Folge, dass der Heilige Stuhl die Ehe viele Jahre nicht anerkannte, wobei eine zu nahe Verwandtschaft als Vorwand genutzt wurde. Ludwig "''der Brandenburger''" und Margarete wurden mit dem Kirchenbann belegt und das Interdikt über die Grafschaft verhängt. Daran änderte sich auch nichts, nachdem die erste Ehe mit päpstlicher Genehmigung offiziell aufgelöst worden war, um Johann Heinrich von Böhmen eine neue Eheschließung möglich zu machen. Erst 1359 wurde die zweite Ehe vom Heiligen Stuhl unter Wahrung bestimmter Formalitäten legalisiert.<ref>vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 383 und S. 384</ref> | ||
== Orte in Tirol mit Bezug zu Ludwig "dem Brandenburger" == | == Orte in Tirol mit Bezug zu Ludwig "dem Brandenburger" == |
Version vom 21. April 2021, 21:31 Uhr
Herzog Ludwig (V.) von Bayern[A 1] (* 1315; † 18. September 1361, in Zorneding, damals Herzogtum Bayern), besser bekannt als Ludwig "der Brandenburger", auch Ludwig von Brandenburg, Ludwig (II.) von Tirol oder Ludwig von Oberbayern, herrschte als zweiter Ehemann der Tiroler Landesfürstin Margarete "Maultasch" Herrscher über Teile in der heutigen Republik Österreich.
Herkunft und Familie
Ludwig "der Brandenburger" war der älteste Sohn des späteren Kaisers Ludwig (IV.) "des Bayern") aus dessen Ehe mit Beatrix von Schlesien-Schweidnitz. Als Unterscheidung zu seinem gleichnamigen Halbbruder Ludwig (VI.) "dem Römer" († 1365) wird er in der Forschung auch als "Ludwig der Ältere" bezeichnet.
Ludwig "der Brandenburger" war zweimal verheiratet,
- ∞ in 1. Ehe seit 1324 beziehungsweise 1333) mit Prinzessin Margarete von Dänemark († 1340)[2], Schwester des späteren dänischen Königs Waldemar (IV.) "Atterdag"
- Tochter (Elisabeth Beatrix?) († vor 1340)
- ∞ in 2. Ehe seit 1342 mit Gräfin Margarete von Görz-Tirol († 1369), Gräfin von Tirol und Titularherzogin von Kärnten[3]
- Sohn (Hermann?) (* um 1343; † vor 1360)
- Herzog Meinhard von Bayern, Graf von Tirol († 1363)
- Tochter († vor 1360)
- Tochter († vor 1360)
Herrschaften
Ludwig "der Brandenburger" herrschte seit 1323 beziehungsweise 1333[A 2] über Brandenburg"[2], seit 1342 über die Grafschaft Tirol und seit 1347 gemeinsam mit seinen Brüdern und Halbbrüdern über Teile des Herzogtums Bayern (Oberbayern). 1349 wurde der Teilungsvertrag von Landsberg geschlossen, der Ludwig, gemeinsam mit seinen Halbbrüdern Ludwig "dem Römer" und Otto (V.) "dem Faulen" († 1379) die Herrschaft über Oberbayern sicherte.[3] 1351 verzichtete Ludwig im Vertrag von Luckau unter Behalt der Kurwürde auf die Markgrafschaft Brandenburg zugunsten von Ludwig "dem Römer" und Otto "dem Faulen" und übernahm dafür die alleinige Herrschaft über Oberbayern.[4] Als Kurfürst von Brandenburg war er 1338 wesentlich am Kurverein von Rhense beteiligt. Durch die "Goldene Bulle" (1356) wurde ihm diese aberkannt.
Ludwig der Brandenburger und Tirol
Durch seine umstrittene Heirat mit Gräfin Margarete "Maultasch" übernahm Ludwig "der Brandenburger" 1342 die Herrschaft über die Grafschaft Tirol. Nachdem er und sein Vater den Tiroler Landständen noch im selben Jahr ihre bisherigen Rechte Privilegien bestätigt hatten (Tiroler Freiheitsbrief), konnte er sich als Tiroler Landesfürst durchsetzen, obwohl die Familie von Margaretes ersten Ehemann Johann (II.) Heinrich von Böhmen nicht nur versuchte, die Grafschaft oder wenigstens Teile von ihr zurückzuerobern, sondern sich auch der Unterstützung durch die Päpste erfreute. Das hatte zur Folge, dass der Heilige Stuhl die Ehe viele Jahre nicht anerkannte, wobei eine zu nahe Verwandtschaft als Vorwand genutzt wurde. Ludwig "der Brandenburger" und Margarete wurden mit dem Kirchenbann belegt und das Interdikt über die Grafschaft verhängt. Daran änderte sich auch nichts, nachdem die erste Ehe mit päpstlicher Genehmigung offiziell aufgelöst worden war, um Johann Heinrich von Böhmen eine neue Eheschließung möglich zu machen. Erst 1359 wurde die zweite Ehe vom Heiligen Stuhl unter Wahrung bestimmter Formalitäten legalisiert.[5]
Orte in Tirol mit Bezug zu Ludwig "dem Brandenburger"
- Hall in Tirol: 1342 wurde das Spital der Stadt Hall mit Unterstützung von Ludwig "dem Brandenburger" gegründet. Dieser überließ der Stadt Hall dafür ein Haus "am Wasen", das zuvor landesfürstlicher Besitz gewesen war.[6] 1356 verlieh er der Stadt Hall die Abgabenfreiheit an der Silberstande zu Bozen und an der Münze zu Meran sowie das Recht zur Abhaltung der Jahrmärkte um Walpurgis (1. Mai) und Severini (23. Oktober) mit einer Dauer von jeweils 8 Tagen.[7]
Erinnerungstätten an Ludwig "dem Brandenburger" in Tirol heute
- Innsbruck: Auf Schloss Ambras erinnert an Ludwig "der Brandenburger" eines der Wandbild im Spanischen Saal in der "Galerie der Tiroler Landesfürsten" aus dem 16. Jahrhundert.
Literatur
- Wilhelm Baum: Margarete Maultasch. Ein Frauenschicksal im späten Mittelalter. Kitab-Verlag, Klagenfurt / Wien, 2004, ISBN 3-902005-43-2
- Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Herzog Meinhard III. und seine Geschwister. Überlegungen zur Nachkommenschaft Markgraf Ludwigs von Brandenburg und der Margarete "Maultasch". In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (ZBLG) 64, 2001, H. 2 digital
- Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Kanzleivermerke und ihre Bedeutung als Kommunikationsinstrumente in spätmittelalterlichen Fürstenkanzleien am Beispiel der tirolisch-bayerischen Kanzlei Markgraf Ludwigs von Brandenburg (14. Jahrhundert). In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 107-126,
Lexika-Artikel
- Alois Schütz: Ludwig der Brandenburger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1987. ISBN 3-428-00196-6. Band 15. S. 382–385 digital
Weblinks
Ludwig der Brandenburger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 433
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 382
- ↑ 3,0 3,1 vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 383
- ↑ vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 384
- ↑ vgl. Neue Deutsche Biographie. S. 383 und S. 384
- ↑ vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X. S. 102
- ↑ vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X. S. 50
Anmerkungen
- ↑ In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird in diesem Artikel durchgehend der Beiname "der Brandenburger" verwendet.
- ↑ Nach einer Urkunde war er bereits 1323 von seinem Vater mit der Mark Brandenburg belehnt worden. Die neuere Forschung geht davon aus, dass diese Urkunde erst einige Jahre später ausgestellt und bei ihrer Ausstellung vordatiert wurde. Bis 1333 war ein Vormund für ihn eingesetzt. Seit 1342 hielt sich Ludwig "der Brandenburger" fast nur mehr im Herzogtum Bayern oder der Grafschaft Tirol auf, weswegen er die Markgrafschaft Statthaltern anvertraute.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Heinrich von Görz-Tirol | Herrscher über die Grafschaft Tirol 1342-1361 als Ehemann von Margarethe "Maultasch | Meinhard III. |
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ludwig V. (Bayern) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |