Kartause Aggsbach: Unterschied zwischen den Versionen

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Die frühere Kartause Aggsbach befindet sich in Aggsbach Dorf (Teil der Gemeinde [[Schönbühel-Aggsbach]]). Sie wurde von ca. 1776-1393 in einer Waldschlucht des Aggsbachtales erbaut.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282 und S. 288</ref>  Dieses Tal, das nach dem Aggsbach benannt ist, zählt zu den rechten Seitentälern der Donau. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Österreich, war aber ein Lehen des bairischen Herzogtums.<ref name="Rigele282">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282</ref> Der Ort war zwar für das Stifterpaar vorteilhaft, nicht aber für die Kartause.<ref name="Rigele283">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 283</ref>
Die frühere Kartause Aggsbach befindet sich in Aggsbach Dorf (Teil der Gemeinde [[Schönbühel-Aggsbach]]). Sie wurde von ca. 1776-1393 in einer Waldschlucht des Aggsbachtales erbaut.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282 und S. 288</ref>  Dieses Tal, das nach dem Aggsbach benannt ist, zählt zu den rechten Seitentälern der Donau. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Österreich, war aber ein Lehen des bairischen Herzogtums.<ref name="Rigele282">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 282</ref> Der Ort war zwar für das Stifterpaar vorteilhaft, nicht aber für die Kartause.<ref name="Rigele283">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 283</ref>


Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist eine Marienkirche und heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht.<ref name="Pfarre">vgl. [http://pfarre.aggsbachdorf.at/news/ Pfarre Aggsbach Dorf], Pfarre.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref> Ursprünglich war sie Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht und hatte den Namen "Porta beatae Maria" beziehungsweise "unser frawen porten". Die Mariendarstellung auf dem Gewölbeschlussstein im Chor verweist auf die jungfräuliche Maria als Mutter Jesu. Erst im 15. und 16. Jahrhundert wurde er auf die Himmelfahrt Mariens bezogen.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 285 und S. 259</ref> Für die Mal- und Glasarbeiten, mit welchen die Kirche ausgestaltet wurde, waren Handwerker aus [[w:Passau|Passau]] beauftragt.<ref name="Rigele288">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 288</ref> Am 12. Februar 1385 wurden im Langhaus der Kirche zwei Altäre geweiht.<ref name="Rigele289">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 289</ref>  
Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist eine für Kartausen typische Klosterkirche: lang gestreckt, schmal und hoch.<ref name="kartausenet">vgl. [https://www.kartause.net/page/aggsbach/aggsbach.html Kartause Aggsbach], Kartause.NET, abgerufen am 15. August 2021</ref> Sie ist eine Marienkirche und heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht.<ref name="Pfarre">vgl. [http://pfarre.aggsbachdorf.at/news/ Pfarre Aggsbach Dorf], Pfarre.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref> Ursprünglich war sie Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht und hatte den Namen "Porta beatae Maria" beziehungsweise "unser frawen porten". Die Mariendarstellung auf dem Gewölbeschlussstein im Chor verweist auf die jungfräuliche Maria als Mutter Jesu. Erst im 15. und 16. Jahrhundert wurde er auf die Himmelfahrt Mariens bezogen.<ref>vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 285 und S. 259</ref> Für die Mal- und Glasarbeiten, mit welchen die Kirche ausgestaltet wurde, waren Handwerker aus [[w:Passau|Passau]] beauftragt.<ref name="Rigele288">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 288</ref> Am 12. Februar 1385 wurden im Langhaus der Kirche zwei Altäre geweiht.<ref name="Rigele289">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 289</ref>  


Die Klosteranlage bestand aus zwei gotischen Kreuzgängen, dem Kapitelhaus, zu dem eine Bibliothek und ein Archiv gehörten und dem Zellengang, über den die zweistöckigen Eremitenhäusern zu erreichen waren. Ursprünglich für 13 Zellen ausgelegt, wurde ihre Anzahl 1389 auf 15 erhöht. Jede Zelle besaß einen kleine Garten, den der Mönch, der die Zelle bewohnte, zu bebauen hatte. Die Nachbarzelle war durch eine Mauer von seiner abgetrennt. Der kleinere Kreuzgang führte zur Sakristei, und über diese konnte die Kirche betreten werden, die zunächst Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht war.<ref name="Rigele289"/>
Die Klosteranlage bestand aus zwei gotischen Kreuzgängen, dem Kapitelhaus, zu dem eine Bibliothek und ein Archiv gehörten und dem Zellengang, über den die zweistöckigen Eremitenhäusern zu erreichen waren. Ursprünglich für 13 Zellen ausgelegt, wurde ihre Anzahl 1389 auf 15 erhöht. Jede Zelle besaß einen kleine Garten, den der Mönch, der die Zelle bewohnte, zu bebauen hatte. Die Nachbarzelle war durch eine Mauer von seiner abgetrennt. Der kleinere Kreuzgang führte zur Sakristei, und über diese konnte die Kirche betreten werden, die zunächst Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht war.<ref name="Rigele289"/>


In der Kirche finden sich mehrere Hinweise auf die Stifterfamilie. Beim Eingang in die Kirche findet sich das Wappen der Maissauer, das ein springendes Einhorn zeigt. Hinter diesem sind symbolische Darstellungen wie der Pelikan, der seine Brust aufreißt, der Löwe, der Phönix und ein weiteres Einhorn sowie eine Muttergottes am Ende des Chors.<ref name="Rigele289"/> In der Kirche finden sich die Gräber des Stifterpaares und die ihrer Söhne Georg und Hans (IV.) von Maissau. Erhalten sind die Grabsteine von Heidenreich von Maissau († 1381), seiner Ehefrau Anna von Kuenring († 1385) und seines ältesten Sohnes Leopold († 1383), außerdem die Grabsteine seines Cousins [[Otto IV. von Maissau|Otto (IV.) von Maissau]] († 1440) und von dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf († 1440). Diese befinden sich heute nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen, sondern in den noch erhaltenen Resten des Kreuzgangs. Heidenreich von Maissau wurde mit seinen Söhnen Georg († 1390) und Hans († 1397) in einer Gruft vor dem Hochaltar beigesetzt, seine Ehefrau Anna in der Mitte der Kirche. Otto und Agnes ruhen in der erst später angebauten Kapitelkapelle.<ref name="Rigele290">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 290</ref>
In der Kirche finden sich mehrere Hinweise auf die Stifterfamilie. Beim Eingang in die Kirche findet sich das Wappen der Maissauer, das ein springendes Einhorn zeigt. Hinter diesem sind symbolische Darstellungen wie der Pelikan, der seine Brust aufreißt, der Löwe, der Phönix und ein weiteres Einhorn sowie eine Muttergottes am Ende des Chors.<ref name="Rigele289"/> In der Kirche finden sich die Gräber des Stifterpaares und die ihrer Söhne Georg und Hans (IV.) von Maissau. Erhalten sind die Grabsteine von Heidenreich von Maissau († 1381), seiner Ehefrau Anna von Kuenring († 1385) und seines ältesten Sohnes Leopold († 1383), außerdem die Grabsteine seines Cousins [[Otto IV. von Maissau|Otto (IV.) von Maissau]] († 1440) und von dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf († 1440). Diese befinden sich heute nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen, sondern in den noch erhaltenen Resten des Kreuzgangs. Heidenreich von Maissau wurde mit seinen Söhnen Georg († 1390) und Hans († 1397) in einer Gruft vor dem Hochaltar beigesetzt, seine Ehefrau Anna in der Mitte der Kirche. Otto und Agnes ruhen in der erst später angebauten Kapitelkapelle.<ref name="Rigele290">vgl. Brigitte Rigele: ''Die Maissauer'', 1990, S. 290</ref>
Erhalten sind heute noch der Pfarrhof, wo sich das Refektorium des Klosters befand. Es handelt sich dabei um einem barocken Raum mit einem Deckengemälde, das den Heiligen Johannes den Täufer als Kind vor dem Hintergrund einer Landschaft darstellt. Ebenfalls erhalten sind die Sakristei und die Johanneskapelle, welche ursprünglich der Kapitelsaal der Kartause war sowie im Obergeschoss die Räume der früheren Bibliothek mit Archiv.<ref name="kartausenet"/>


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 16. August 2021, 08:44 Uhr

Die ehemalige Kartause Aggsbach, aufgenommen von der Südseite
Die ehemalige Kartause Aggsbach, aufgenommen von der Ostseite
überaus beeindruckend, die lange Mauer, welche die Kartause noch heute umgibt

Die Kartause Aggsbach (gegründet im 14. Jahrhundert, um 1380) befindet sich in der Wachau. Sie gehört zu den drei im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen ehemaligen Kartausen, welche im 14. Jahrhundert gegründet und unter Kaiser Joseph II. aufgehoben wurden. Im Unterschied zu den beiden anderen Kartausen wurde sie von der Familie der Maissauer, einer Landherrenfamilie, gegründet. Heute wird sie als Pfarrkirche, kulturelles Zentrum und Museum genutzt.

Die Kartause

Die frühere Kartause Aggsbach befindet sich in Aggsbach Dorf (Teil der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach). Sie wurde von ca. 1776-1393 in einer Waldschlucht des Aggsbachtales erbaut.[1] Dieses Tal, das nach dem Aggsbach benannt ist, zählt zu den rechten Seitentälern der Donau. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Österreich, war aber ein Lehen des bairischen Herzogtums.[2] Der Ort war zwar für das Stifterpaar vorteilhaft, nicht aber für die Kartause.[3]

Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist eine für Kartausen typische Klosterkirche: lang gestreckt, schmal und hoch.[4] Sie ist eine Marienkirche und heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht.[5] Ursprünglich war sie Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht und hatte den Namen "Porta beatae Maria" beziehungsweise "unser frawen porten". Die Mariendarstellung auf dem Gewölbeschlussstein im Chor verweist auf die jungfräuliche Maria als Mutter Jesu. Erst im 15. und 16. Jahrhundert wurde er auf die Himmelfahrt Mariens bezogen.[6] Für die Mal- und Glasarbeiten, mit welchen die Kirche ausgestaltet wurde, waren Handwerker aus Passau beauftragt.[7] Am 12. Februar 1385 wurden im Langhaus der Kirche zwei Altäre geweiht.[8]

Die Klosteranlage bestand aus zwei gotischen Kreuzgängen, dem Kapitelhaus, zu dem eine Bibliothek und ein Archiv gehörten und dem Zellengang, über den die zweistöckigen Eremitenhäusern zu erreichen waren. Ursprünglich für 13 Zellen ausgelegt, wurde ihre Anzahl 1389 auf 15 erhöht. Jede Zelle besaß einen kleine Garten, den der Mönch, der die Zelle bewohnte, zu bebauen hatte. Die Nachbarzelle war durch eine Mauer von seiner abgetrennt. Der kleinere Kreuzgang führte zur Sakristei, und über diese konnte die Kirche betreten werden, die zunächst Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht war.[8]

In der Kirche finden sich mehrere Hinweise auf die Stifterfamilie. Beim Eingang in die Kirche findet sich das Wappen der Maissauer, das ein springendes Einhorn zeigt. Hinter diesem sind symbolische Darstellungen wie der Pelikan, der seine Brust aufreißt, der Löwe, der Phönix und ein weiteres Einhorn sowie eine Muttergottes am Ende des Chors.[8] In der Kirche finden sich die Gräber des Stifterpaares und die ihrer Söhne Georg und Hans (IV.) von Maissau. Erhalten sind die Grabsteine von Heidenreich von Maissau († 1381), seiner Ehefrau Anna von Kuenring († 1385) und seines ältesten Sohnes Leopold († 1383), außerdem die Grabsteine seines Cousins Otto (IV.) von Maissau († 1440) und von dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf († 1440). Diese befinden sich heute nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen, sondern in den noch erhaltenen Resten des Kreuzgangs. Heidenreich von Maissau wurde mit seinen Söhnen Georg († 1390) und Hans († 1397) in einer Gruft vor dem Hochaltar beigesetzt, seine Ehefrau Anna in der Mitte der Kirche. Otto und Agnes ruhen in der erst später angebauten Kapitelkapelle.[9]

Erhalten sind heute noch der Pfarrhof, wo sich das Refektorium des Klosters befand. Es handelt sich dabei um einem barocken Raum mit einem Deckengemälde, das den Heiligen Johannes den Täufer als Kind vor dem Hintergrund einer Landschaft darstellt. Ebenfalls erhalten sind die Sakristei und die Johanneskapelle, welche ursprünglich der Kapitelsaal der Kartause war sowie im Obergeschoss die Räume der früheren Bibliothek mit Archiv.[4]

Geschichte

Die Stiftung

Die Kartause Aggsbach wurde in den 1370er-Jahren von einer Landherrenfamilie des Herzogtums Österreich, den Maissauern, gegründet. Das Gründerpaar, Heidenreich von Maissau († 1381), der Landmarschall des Herzogtums Österreich, und seine Ehefrau Anna von Kuenring († 1385), zählte zum Zeitpunkt der Gründung zu den reichsten Adeligen im Herzogtum Österreich. Mit der Stiftung einer Kartause als neues Hauskloster und Grablege für die Familie, welche das bisherige Hauskloster, das Zisterzienserinnenstift St. Bernhard (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen), ablösen würde, verfolgte das Ehepaar mit seiner Stiftung verschiedene Ziele. Neben der Sorge um das Seelenheil und dem Wunsch nach einer der errungenen Position angemessenen Grablege, welche die "Memoria" des Stifterpaares und seiner Familie für die Nachwelt erhalten sollten, dürfte auch wirtschaftliche und politische Gründung hinter dieser Stiftung gesteckt haben.[10] Für die Bewahrung der "Memoria" waren die Kartäuser (OCart), die im 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebten, der ideale Orden gewesen sein. Als ein sehr strenger Orden widmeten sie sich ausschließlich dem komplementären Leben. Ihre Aufgaben waren das und die Askese, daneben spezialisierten sie sich auf wissenschaftliche Bildung. Landwirtschaftliche Arbeit und auf Ertrag ausgerichtete Tätigkeiten zählten nicht zu ihren Aufgabe. Das hatte zur Folge, dass ein Kartäuserkloster, um seine Mönche versorgen zu können, auf relativ viel Besitz angewiesen war. Ein Kartäuserkloster benötigte somit großzügige und vermögende Stifterinnen und Stifter. Seine Gegenleistung bestand darin, das Gedächtnis von diesen mit Fürbitten, Gedenktagen und Gebeten nicht nur im Kloster, sondern im ganzen Orden aufrecht gehalten wurde.[11] Daneben war die Stiftung eines Kartäuserklosters aber auch war eine relativ kostspielige Angelegenheit, die sich nicht jede Klosterstifterin beziehungsweise jeder Klosterstifter leisten konnten. Insofern überrascht es nicht, dass Kartäuserkloster gewöhnlich von bedeutenden oder reichen Herrscherfamilien gestiftet wurden, wie zum Beispiel den Herzögen von Burgund und den Visconti von Mailand. Die beiden Kartausen von Mauerbach (gestiftet um 1314) und Gaming (gestiftet um 1330), die bisher im Herzogtum Österreich gestiftet worden waren, waren nicht zufällig landesfürstliche Stiftungen gewesen. Das Stifterehepaar war reich genug, um sich ein Kartäuserkloster leisten zu können und durchbrach mit seiner Stiftung eine Domäne, die bisher im Herzogtum ausschließlich den Habsburgern als Landesfürsten vorbehalten gewesen war.[12]

Nach einer Eintragung im Aggsbacher Archivkatalog dürfte die Grundsteinlegung des Klosters 1373 stattgefunden haben. Der Stiftungsbrief wurde aber erst am 13. Jänner 1380 ausgestellt. Zwar dürfte die Kirche zu diesem Zeitpunkt noch im Bau gewesen sein, aber da sicher bereits Teile fertig waren, könnte der Anlass für die Ausstellung dieses Dokumentes vielleicht der Einzug der Mönche gewesen sein, welche aus der Kartause Mauerbach kamen. Zumindest wird am 5. März 1380 erstmals ein Prior genannt, was auf die Existenz eines bereits bestehenden Konvents verweist.[13] Für die Anlage der Kartause wurde ein Gebiet gewählt, welches in der Herrschaft Wolfstein lag, die Heidenreich von Maissau von den bairischen Herzögen zu Lehen besaß und die nach dem Aussterben des Dürnsteiner Zweiges der Familie der Kuenringer in den Besitz des Stifterpaares gekommen war.<ref">vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282 und S. 284</ref> Mit der Wahl dieses Baugrundes dürfe Heidenreich von Maissau versucht haben, seinen Einfluss in diesem Gebiet abzusichern. Die Beteiligung seiner Ehefrau Anna als Mitstifterin betonte die Kontinuität zu den früheren Besitzern, den Kuenringern. Den realen Machtverhältnissen trug er insofern Rechnung, als er sowohl die österreichischen, als auch die bairischen Herzöge in seine Stiftung einbezog.[14]

Mit dem Bau der Klosterkirche wurde 1376 begonnen, der Bau der Kartause war spätestens 1393 abgeschlossen.[15] Die päpstliche Anerkennung der Stiftung, dessen Genehmigung zur Inkorporation und zur Stiftung der Kartause, erfolgte erst 1388 unter Papst Urban VI..[2] Schuld daran, dürften der Tod des Stifters, der bald nach der Ausstellung des Stiftungsbriefes erfolgte, der Beginn des Abendländischen Schismas und ein Passauer Bistumsstreit gewesen sein. Durch das Eingreifen anderer Familienmitglieder der Maissauer konnte die Kartause Aggsbach dann doch in der vorgeschriebener Weise ausgestattet werden.[16] In der Urkunde zur päpstlichen Anerkennung dieser ist ausdrücklich vermerkt, dass die bairische Herzöge als Besitzer des Grundes und Lehensträger keine Zustimmung zu dieser Stiftung gegeben hätten. Es existiert aber eine Urkunde aus dem Jahr 1376, nach welcher Kurfürst Otto (V.) von Brandenburg († 1413) und seine Neffen, die bairischen Herzöge Stephan (III.) "der Kneißel" († 1413), Friedrich "der Weise" († 1393) und Johann (II.) († 1397) als Lehnsherren auf ihre Ansprüche an dem Lehen zu Gunsten des gestifteten Klosters verzichtet hatten, wenn gleich dabei unklar bleibt, ob dieser Verzicht nur für sie und ihre Vorfahren Gültigkeit besaß oder auch für ihre Nachfahren. Nach dieser Urkunde wurde diese dem Kloster übereignet. Ebenfalls unklar ist, ob sie dafür in irgendeiner Form eine Entschädigung erhalten haben. Diese Unstimmigkeiten deuten daraufhin, dass die Stiftung keineswegs problemlos durchgeführt wurde.[2] Wenig später demonstrierte der österreichische Landesfürst ebenfalls seine Machtposition. Bald nach der Ausstellung des Stifterbriefes befreite Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") die Kartause von der herzoglichen Landgerichtsbarkeit mit Ausnahme der Blutsgerichtsbarkeit und von Mauten und Zöllen für den Eigenbedarf. Er stiftete für sie Gülten zu Seiterndorf und Salz aus Hallstatt.[3] Die Obervogtei behielt er sich selbst vor, erlaubte aber dem Kloster, sich ihren Vogt selbst wählen zu dürfen. Auch der Stifter Heidenreich von Maissau überließ die Wahl des Vogtes dem Stift.[17] Im Unterschied zur Kartause Gaming erhielt die Kartause Aggsbach nur das Präsentationsrecht und nicht das Einsetzungsrecht. Dieses behielt der Bischof von Passau.[7]

Die Dotierung der Stiftung erfolgte mit Lehen, welche Heidenreich von Maissau und Anna von Kuenring durch die bairischen und die österreichischen Herzöge verliehen worden waren und aus Eigengütern der Maissauer. Der Großteil dieser Güter stammte aus dem Erbe der Kuenringer.[18] 1388 schenkten Hans (IV.) und Georg (I.) von Maissau, die Söhne des Stifterpaares, dem Stift die benachbarte Pfarre Gerolding mit Vogtei, welche diesem mit päpstlicher Zustimmung inkorporiert wurde. Diese Pfarre hatten die Brüder 1384 durch einen Tausch gegen die Pfarre von Schönberg am Kamp mit Vogtei, einem Kirchenlehen des Hochstiftes Passau, erworben.[19] 1392 war der Bau der Kartause beendet, in diesem Jahr wurde die Kirche geweiht. Aus Anlass der Beisetzung von Otto (IV.) von Maissau und dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf dürfte die Kartause zu dieser Zeit nochmals erweitert worden sein.[20]

Die Kartause bis zur Aufhebung

Die Kartause erlebte ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert. Von ihren wissenschaftlichen Leistungen aus dieser Zeit zeugt ein umfangreicher Bibliothekskatalog, der erhalten gebliben ist.ref name="Gedaechtnis">

1501 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar, ein Werk des Malers Jörg Breu des Älteren († 1537), das als eines der Hauptwerke der Donauschule gilt. Dieser Altar ist bis heute erhalten, er kam nach der Aufhebung der Kartause in das Stift von [[Herzogenburg].[20]

Als Folge der Kirchenreform unter Kaiser Joseph II. wurde die Kartause Aggsbach 1782 zusammen mit den beiden anderen im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen aufgehoben. [21][20]

Die Kartause Aggsbach nach der Aufhebung

Ein Großteil des heute revitalisierten Klosterkomplexes ist heute im Privatbesitz. Die Klosterkirche ist öffentlich zugänglich., öffentlich zugänglich ist die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt.[20] Diese wurde bereits 1784 zur Pfarrkirche für die Orte Aggsbach Dorf, Aggstein und Wolfstein (heute alle drei heute Teil der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach) erhoben. Heute ist sie dem Dekanat Göttweig im Bistum St. Pölten unterstellt.[5] In der früheren Klosteranlage ist heute ein Museum untergebracht, dessen Thema die Geschichte der Kartause Aggsbach und der Kartäuser ist. Außerdem kann eine frühere Kartäuserzelle des Klosters dort als Schauzelle besichtigt werden. In der Anlage der Kartause gibt es heute einen "Meditationsgarten".[22]

Umgebung der Kartause

Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die Hammerschmiede Pehn und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.[23]

Für die Kartause Mauerbach wichtige Personen

  • Anna von Kuenring (†1385) und Heidenreich von Maissau († 1381), Stifterpaar der Kartause Aggsbach
  • Johannes Fleischesser († 1412), erster Prior der Kartause Aggsbach war Johannes Fleischesser. Er stammte aus einer Ritterfamilie aus der Gegend nordwestlich von Kilb, die im Gefolge der Kuenringer belegt ist, und war zuvor Mönch in der Kartause Mauerbach. Als Prior von Aggsbach war er nicht unumstritten und wurde vorübergehend durch das Generalkapitel des Kartäuserordens abgesetzt. Begründet wurde diese Maßnahme damit, dass er einigen Frauen, die angeblich nur auf dem Weg in die Kirche waren, in den Klosterbereich eingelassen und bei einem Totenmahl das Essen von Fleisch erlaubt hatte. Die Mönche von Aggsbach stellten sich auf seine Seite und leisteten Widerstand gegen den Nachfolger. Johannes Fleischesser wurde daraufhin erneut als Prior von Aggsbach eingesetzt und behielt dieses Amt jetzt bis zu seinem Tod.[24][25]
  • Michael von Prag († 1401): er war Dezember 1385 bis 1387 Prior der Kartause Aggsbach, vermutlich ihr zweite Prior. Zuvor war er Prior der Kartause von Prag, die als eine Tochtergründung der Kartause von Mauerbach gilt. 1387 kehrte er nach Prag zurück, dann kehrte er nach Prag zurück.[26]
  • Kaiser Joseph II. († 1790): Unter ihm wurde die Kartause aufgehoben.[20]

Literatur

  • Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990

Weblinks

 Kartause Aggsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282 und S. 288
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282
  3. 3,0 3,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 283
  4. 4,0 4,1 vgl. Kartause Aggsbach, Kartause.NET, abgerufen am 15. August 2021
  5. 5,0 5,1 vgl. Pfarre Aggsbach Dorf, Pfarre.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021
  6. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 285 und S. 259
  7. 7,0 7,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 288
  8. 8,0 8,1 8,2 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 289
  9. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 290
  10. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 280
  11. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 280f.
  12. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 281
  13. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 281, S. 282f., S. 285, S. 286 und S. 291
  14. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 284
  15. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282 und S. 288
  16. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 286
  17. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 283 und 285
  18. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 285
  19. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 287
  20. 20,0 20,1 20,2 20,3 20,4 vgl. Aggsbach Dorf, GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 16. August 2021
  21. vgl. Kartause Aggsbach, Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 16. August 2021
  22. vgl. Tickets, Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 15. August 2021
  23. vgl. Christines Blog, Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021
  24. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 291
  25. vgl. Aggsbach, Kartause.NET, abgerufen am 16. August 2021
  26. vgl. Michael von Prag, App.Uni-Regensburg.DE, abgerufen am 15. August 2021