Kartause Aggsbach: Unterschied zwischen den Versionen

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== Umgebung der Kartause ==
== Umgebung der Kartause ==
[[File:Aggsbach Dorf Kartause Johannes Nepomuk.jpg|thumb|In Aggsbach Dorf bei der Kartause befindet sich auch eine Statue des Heiligen Johannes Nepomuk.]]
Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die [[Hammerschmiede Pehn]] und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.<ref name="Christine">vgl. [http://christine.aggsbachdorf.at/?page_id=18 Christines Blog], Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref>
Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die [[Hammerschmiede Pehn]] und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.<ref name="Christine">vgl. [http://christine.aggsbachdorf.at/?page_id=18 Christines Blog], Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021</ref>



Version vom 25. August 2021, 20:09 Uhr

Die ehemalige Kartause Aggsbach, aufgenommen von der Südseite

Die frühere Kartause Aggsbach (gegründet im 14. Jahrhundert, um 1380) befindet sich in der Wachau. Sie gehört zu den drei im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen ehemaligen Kartausen, welche im 14. Jahrhundert gegründet und unter Kaiser Joseph II. aufgehoben wurden. Im Unterschied zu den beiden anderen Kartausen wurde sie von der Familie der Maissauer, einer Landherrenfamilie, gegründet. Heute wird sie als Pfarrkirche, kulturelles Zentrum und Museum genutzt.

Die Kartause

Die ehemalige Kartause Aggsbach, aufgenommen von der Nordseite. Gut erkennbar sind von dieser Seite aus die mittelalterlichen Wehrtürme und die lange Mauer, welche zwischen 1985 und 1996 renoviert wurde

Die frühere Kartause Aggsbach befindet sich in Aggsbach Dorf (Teil der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach). Sie wurde ca. 1376-1393 in einer Waldschlucht des Aggsbachtales erbaut.[1] Dieses Tal, das nach dem Aggsbach benannt ist, zählt zu den rechten Seitentälern der Donau. Damals befand es sich auf dem Areal des Herzogtums Österreich, war aber ein Lehen des Herzogtums Baiern.[2] Der Ort war zwar für das Stifterpaar vorteilhaft, aufgrund der Beschaffenheit des Bodens aber nicht aber für die Kartause.[3]

Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist eine für Kartausen typische Klosterkirche: lang gestreckt, schmal und hoch.[4] Sie ist eine Marienkirche und heute der "Heiligen Mariä Himmelfahrt" geweiht.[5] Ursprünglich war sie Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht und hatte den Namen "Porta beatae Maria" beziehungsweise "unser frawen porten". Die Mariendarstellung auf dem Gewölbeschlussstein im Chor verweist auf die jungfräuliche Maria als Mutter Jesu. Erst im 15. und 16. Jahrhundert wurde er auf die Himmelfahrt Mariens bezogen.[6] Für die Mal- und Glasarbeiten, mit welchen die Kirche ausgestaltet wurde, waren Handwerker aus Passau beauftragt.[7] Am 12. Februar 1385 wurden im Langhaus der Kirche zwei Altäre geweiht.[8]

Die Klosteranlage bestand aus zwei gotischen Kreuzgängen, dem Kapitelhaus, zu dem eine Bibliothek und ein Archiv gehörten und dem Zellengang, über den die zweistöckigen Eremitenhäusern zu erreichen waren. Ursprünglich für 13 Zellen ausgelegt, wurde ihre Anzahl 1389 auf 15 erhöht. Jede Zelle besaß einen kleine Garten, den der Mönch, der die Zelle bewohnte, zu bebauen hatte. Die Nachbarzelle war durch eine Mauer von seiner abgetrennt. Der kleinere Kreuzgang führte zur Sakristei, und über diese konnte die Kirche betreten werden, die zunächst Maria, allen Heiligen und Johannes dem Täufer geweiht war.[8]

In der Kirche finden sich mehrere Hinweise auf die Stifterfamilie. Beim Eingang in die Kirche findet sich das Wappen der Maissauer, das ein springendes Einhorn zeigt. Hinter diesem sind symbolische Darstellungen wie der Pelikan, der seine Brust aufreißt, der Löwe, der Phönix und ein weiteres Einhorn sowie eine Muttergottes am Ende des Chors.[8] In der Kirche finden sich die Gräber des Stifterpaares und die ihrer Söhne Georg und Hans (IV.) von Maissau. Erhalten sind die Grabsteine von Heidenreich von Maissau († 1381), seiner Ehefrau Anna von Kuenring († 1385) und seines ältesten Sohnes Leopold († 1383), außerdem die Grabsteine seines Cousins Otto (IV.) von Maissau († 1440) und von dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf († 1440). Diese befinden sich heute nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen, sondern in den noch erhaltenen Resten des Kreuzgangs. Heidenreich von Maissau wurde mit seinen Söhnen Georg († 1390) und Hans († 1397) in einer Gruft vor dem Hochaltar beigesetzt, seine Ehefrau Anna in der Mitte der Kirche. Otto und Agnes ruhen in der erst später angebauten Kapitelkapelle.[9]

Erhalten sind heute noch der Pfarrhof, wo sich das Refektorium des Klosters befand. Es handelt sich dabei um einem barocken Raum mit einem Deckengemälde, das den Heiligen Johannes den Täufer als Kind vor dem Hintergrund einer Landschaft darstellt. Ebenfalls erhalten sind die Sakristei und die Johanneskapelle, welche ursprünglich der Kapitelsaal der Kartause war sowie im Obergeschoss die Räume der früheren Bibliothek mit Archiv. Zwischen 1985 und 1996 wurde die im Mittelalter unter Prior Jakob (1412-1414) erbauten Wehrtürme und die Umfassungsmauer, die Fassade der Kirche, die Gruft unter dem Volksaltar und der zur Kirche gehörige Kreuzweg auf den Kalvarienberg renoviert. 2001 erhielt die aus der Barockzeit erhaltene Orgel ein neues Orgelwerk.[4]

Geschichte

Die ehemalige Kartause Aggsbach, aufgenommen von der Ostseite

Die Stiftung

Die Kartause Aggsbach wurde in den 1370er-Jahren von einer Landherrenfamilie des Herzogtums Österreich, den Maissauern, gegründet. Das Gründerpaar, Heidenreich von Maissau († 1381), der Landmarschall des Herzogtums Österreich, und seine Ehefrau Anna von Kuenring († 1385), zählte zum Zeitpunkt der Gründung zu den reichsten Adeligen im Herzogtum Österreich. Mit der Stiftung einer Kartause als neues Hauskloster und Grablege für die Familie, welche das bisherige Hauskloster, das Zisterzienserinnenstift St. Bernhard (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen), ablösen würde, verfolgte das Ehepaar mit seiner Stiftung verschiedene Ziele. Neben der Sorge um das Seelenheil und dem Wunsch nach einer der errungenen Position angemessenen Grablege, welche die "Memoria" des Stifterpaares und seiner Familie für die Nachwelt erhalten sollten, dürfte auch wirtschaftliche und politische Gründung hinter dieser Stiftung gesteckt haben.[10] Für die Bewahrung der "Memoria" waren die Kartäuser (OCart), die im 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebten, der ideale Orden gewesen sein. Als ein sehr strenger Orden widmeten sie sich ausschließlich dem komplementären Leben. Ihre Aufgaben waren das und die Askese, daneben spezialisierten sie sich auf wissenschaftliche Bildung. Landwirtschaftliche Arbeit und auf Ertrag ausgerichtete Tätigkeiten zählten nicht zu ihren Aufgabe. Das hatte zur Folge, dass ein Kartäuserkloster, um seine Mönche versorgen zu können, auf relativ viel Besitz angewiesen war. Ein Kartäuserkloster benötigte somit großzügige und vermögende Stifterinnen und Stifter. Seine Gegenleistung bestand darin, das Gedächtnis von diesen mit Fürbitten, Gedenktagen und Gebeten nicht nur im Kloster, sondern im ganzen Orden aufrecht gehalten wurde.[11] Daneben war die Stiftung eines Kartäuserklosters aber auch war eine relativ kostspielige Angelegenheit, die sich nicht jede Klosterstifterin beziehungsweise jeder Klosterstifter leisten konnten. Insofern überrascht es nicht, dass Kartäuserkloster gewöhnlich von bedeutenden oder reichen Herrscherfamilien gestiftet wurden, wie zum Beispiel den Herzögen von Burgund und den Visconti von Mailand. Die beiden Kartausen von Mauerbach (gestiftet um 1314) und Gaming (gestiftet um 1330), die bisher im Herzogtum Österreich gestiftet worden waren, waren nicht zufällig landesfürstliche Stiftungen gewesen. Das Stifterehepaar war reich genug, um sich ein Kartäuserkloster leisten zu können und durchbrach mit seiner Stiftung eine Domäne, die bisher im Herzogtum ausschließlich den Habsburgern als Landesfürsten vorbehalten gewesen war.[12]

Nach einer Eintragung im Aggsbacher Archivkatalog dürfte die Grundsteinlegung des Klosters 1373 stattgefunden haben. Der Stiftungsbrief wurde aber erst am 13. Jänner 1380 ausgestellt. Zwar dürfte die Kirche zu diesem Zeitpunkt noch im Bau gewesen sein, aber da sicher bereits Teile fertig waren, könnte der Anlass für die Ausstellung dieses Dokumentes vielleicht der Einzug der Mönche gewesen sein, welche aus der Kartause Mauerbach kamen. Zumindest wird am 5. März 1380 erstmals ein Prior genannt, was auf die Existenz eines bereits bestehenden Konvents verweist.[13] Für die Anlage der Kartause wurde ein Gebiet gewählt, welches in der Herrschaft Wolfstein lag, die Heidenreich von Maissau von den bairischen Herzögen zu Lehen besaß und die nach dem Aussterben des Dürnsteiner Zweiges der Familie der Kuenringer in den Besitz des Stifterpaares gekommen war.<ref">vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282 und S. 284</ref> Mit der Wahl dieses Baugrundes dürfe Heidenreich von Maissau versucht haben, seinen Einfluss in diesem Gebiet abzusichern. Die Beteiligung seiner Ehefrau Anna als Mitstifterin betonte die Kontinuität zu den früheren Besitzern, den Kuenringern. Den realen Machtverhältnissen trug er insofern Rechnung, als er sowohl die österreichischen, als auch die bairischen Herzöge in seine Stiftung einbezog.[14]

Mit dem Bau der Klosterkirche wurde 1376 begonnen, der Bau der Kartause war spätestens 1393 abgeschlossen.[15] Die päpstliche Anerkennung der Stiftung, dessen Genehmigung zur Inkorporation und zur Stiftung der Kartause, erfolgte erst 1388 unter Papst Urban VI..[2] Schuld daran, dürften der Tod des Stifters, der bald nach der Ausstellung des Stiftungsbriefes erfolgte, der Beginn des Abendländischen Schismas und ein Passauer Bistumsstreit gewesen sein. Durch das Eingreifen anderer Familienmitglieder der Maissauer konnte die Kartause Aggsbach dann doch in der vorgeschriebener Weise ausgestattet werden.[16] In der Urkunde zur päpstlichen Anerkennung dieser ist ausdrücklich vermerkt, dass die bairische Herzöge als Besitzer des Grundes und Lehensträger keine Zustimmung zu dieser Stiftung gegeben hätten. Es existiert aber eine Urkunde aus dem Jahr 1376, nach welcher Kurfürst Otto (V.) von Brandenburg († 1413) und seine Neffen, die bairischen Herzöge Stephan (III.) "der Kneißel" († 1413), Friedrich "der Weise" († 1393) und Johann (II.) († 1397) als Lehnsherren auf ihre Ansprüche an dem Lehen zu Gunsten des gestifteten Klosters verzichtet hatten, wenn gleich dabei unklar bleibt, ob dieser Verzicht nur für sie und ihre Vorfahren Gültigkeit besaß oder auch für ihre Nachfahren. Nach dieser Urkunde wurde diese dem Kloster übereignet. Ebenfalls unklar ist, ob sie dafür in irgendeiner Form eine Entschädigung erhalten haben. Diese Unstimmigkeiten deuten daraufhin, dass die Stiftung keineswegs problemlos durchgeführt wurde.[2] Wenig später demonstrierte der österreichische Landesfürst ebenfalls seine Machtposition. Bald nach der Ausstellung des Stifterbriefes befreite Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") die Kartause von der herzoglichen Landgerichtsbarkeit mit Ausnahme der Blutsgerichtsbarkeit und von Mauten und Zöllen für den Eigenbedarf. Er stiftete für sie Gülten zu Seiterndorf und Salz aus Hallstatt.[3] Die Obervogtei behielt er sich selbst vor, erlaubte aber dem Kloster, sich ihren Vogt selbst wählen zu dürfen. Auch der Stifter Heidenreich von Maissau überließ die Wahl des Vogtes dem Stift.[17] Im Unterschied zur Kartause Gaming erhielt die Kartause Aggsbach nur das Präsentationsrecht und nicht das Einsetzungsrecht. Dieses behielt der Bischof von Passau.[7]

Die Dotierung der Stiftung erfolgte mit Lehen, welche Heidenreich von Maissau und Anna von Kuenring durch die bairischen und die österreichischen Herzöge verliehen worden waren und aus Eigengütern der Maissauer. Der Großteil dieser Güter stammte aus dem Erbe der Kuenringer.[18] 1388 schenkten Hans (IV.) und Georg (I.) von Maissau, die Söhne des Stifterpaares, dem Stift die benachbarte Pfarre Gerolding mit Vogtei, welche diesem mit päpstlicher Zustimmung inkorporiert wurde. Diese Pfarre hatten die Brüder 1384 durch einen Tausch gegen die Pfarre von Schönberg am Kamp mit Vogtei, einem Kirchenlehen des Hochstiftes Passau, erworben.[19] 1392 war der Bau der Kartause beendet, in diesem Jahr wurde die Kirche geweiht. Aus Anlass der Beisetzung von Otto (IV.) von Maissau und dessen Ehefrau Agnes von Pottendorf dürfte die Kartause zu dieser Zeit nochmals erweitert worden sein.[20]

Die Kartause bis zur Aufhebung

Die Kartause erlebte ihre Blütezeit im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Von ihren wissenschaftlichen Leistungen aus dieser Zeit zeugt ein umfangreicher Bibliothekskatalog, der erhalten geblieben ist. 1501 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar, ein Werk des Malers Jörg Breu des Älteren († 1537), das als eines der Hauptwerke der Donauschule gilt. Dieser Altar ist bis heute erhalten, er kam nach der Aufhebung der Kartause in das Stift von Herzogenburg.[20] Mit der "Ersten Wiener Türkenbelagerung (1529) und den darauf folgenden "Türkenkriegen" begann für die Kartause mit Beginn des 16. Jahrhunderts eine Zeit des Niedergangs. Wegen der Kriegssteuern musste enorme Schulden gemacht werden. Während der Reformation litt das Kloster unter "Personalmangel". Den wenigen dort verbliebenen Mönchen wurde allerdings in den Visitationsberichten von 1544 und 1566 eine untadelige Lebensführung bestätigt.[4]

Ende des 16. Jahrhunderts begann unter Prior Thomas (III.) von Aggsbach ein wirtschaftlicher Aufschwung. Unter ihm konnten die Kirche und die Klostergebäude erneuert werden. Von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), von denen auch die Wachau schwer betroffen war, blieb die Kartause Aggsbach verschont. 1673 ließ der Prior Augustin Köberle die Klosterkirche renovieren. Sie erhielt neue Nebenaltäre und einen prachtvollen neuen barocken Hochaltar mit reichem Figurenwerk und vergoldeten Verzierungen. Das Bild des Hochaltars, eine Darstellung der „Mariä Himmelfahrt" war ein Werk von Tobias Pock. Auch der Dachreiter wurde damals renoviert und erhielt die neue Glocke "Maria", die 1696 von Abt Georg von Melk geweiht wurde. 1682 wurde zudem die Gebetsverbrüderung mit den Kartausen Mauerbach und Gaming erneuert. 1670 wurde unter Kaiser Leopold I. († 1705) der Prior von Aggsbach und auch die Prioren der beiden anderen Kartausen in den Prälatenstand erhoben. Sie erhielten dabei das Recht von Sitz und Stimme im Landtag des Herzogtums Österreich unter der Enns. Aus diesem Anlass wurde in der Kartause Aggsbach gegen den Willen des Generalkapitels des Kartäuserordens ein Prälatensaal eingerichtet. Während der "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (14. Juli - 12. September 1683) diente die Kartause der Bevölkerung als Zufluchtsort, obwohl die Aggsbacher Mönche bereits am 10. Juli 1683 von dort geflüchtet waren. Die Kartause selbst blieb unbeschädigt und erlebte zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine letzte Blütezeit, als unter dem Prior Johannes Jenumb die Kirche und weitere Klosterteile wie der Kapitelsaal, die Sakristei und Prälatur erneuert und verschönert wurden. Aufgrund der schweren Belastung durch staatliche Steuern (Vermögenssteuer, Türkensteuer, weitere Kriegssteuern, kaiserliche Anleihen) verarmte die Kartause im 18. Jahrhundert allmählich. Wegen ihrer finanziellen Notlage wurde sie 1755 mehr unter der Leitung eines Administrators, der den Titel Rektor trug, unterstellt. Durch Gesetze, die unter Kaiserin Maria Theresia erlassen wurden, wurde der wirtschaftliche Handlungsspielraum der Kartause in der Folge weiter beschränkt.[4] Als Folge der Kirchenreform unter Kaiser Joseph II. wurde die Kartause Aggsbach 1782 zusammen mit den beiden anderen im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen aufgehoben.[21][20] Nach der Aufhebung gelangte der größte Teil der Bestände der Klosterbibliothek in den Besitz der Wiener Universitätsbibliothek. Einige Handschriften und Inkunabel landeten in der damaligen Hofbibliothek (heute: Österreichische Nationalbibliothek). Das Archiv wurde dagegen zerschlagen. Heute befinden sich Teile im Wiener Staatsarchiv, im Archiv des Landes Niederösterreich und im Archiv der Diözese St. Pölten sowie in den Stiftsarchiven von Melk und von Göttweig.[4]

Die Kartause Aggsbach nach der Aufhebung

Ein Großteil des heute revitalisierten Klosterkomplexes ist heute im Privatbesitz. Die Klosterkirche ist öffentlich zugänglich., öffentlich zugänglich ist die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt.[20] Diese wurde bereits 1784 zur Pfarrkirche für die Orte Aggsbach Dorf, Aggstein und Wolfstein (heute alle drei heute Teil der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach) erhoben. Heute ist sie dem Dekanat Göttweig im Bistum St. Pölten unterstellt.[5] In der früheren Klosteranlage ist heute ein Museum untergebracht, dessen Thema die Geschichte der Kartause Aggsbach und der Kartäuser ist. Außerdem kann eine frühere Kartäuserzelle des Klosters dort als Schauzelle besichtigt werden. In der Anlage der Kartause gibt es heute einen "Meditationsgarten".[22]

Umgebung der Kartause

In Aggsbach Dorf bei der Kartause befindet sich auch eine Statue des Heiligen Johannes Nepomuk.

Im Ort Aggsbach Dorf befinden sich in der Nähe der früheren Kartause die Hammerschmiede Pehn und das Mineralienzentrum Steinstadel, die in einem früheren Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht sind.[23]

Für die Kartause Mauerbach wichtige Personen

  • Anna von Kuenring († 1385) und Heidenreich von Maissau († 1381), Stifterpaar der Kartause Aggsbach
  • Johannes Fleischesser († 1412), erster Prior der Kartause Aggsbach
  • Michael von Prag († 1401): er war Dezember 1385 bis 1387 der zweite Prior der Kartause Aggsbach. Zuvor war er Prior der Kartause von Prag, die als eine Tochtergründung der Kartause von Mauerbach gilt. 1387 kehrte er nach Prag zurück, dann kehrte er nach Prag zurück.[24]
  • Prior Jakob von Aggsbach leitete 1412-1414 als Nachfolger von Johannes Fleischesser die Kartause Aggsbach. Unter ihm wurde mit dem Bau einer Befestigung der Klosteranlage (Ringmauer, Wehrtürme) begonnen.[4]
  • Vinzenz von Aggsbach, Theologe und Mysteriker, zählt zu den berühmtesten Schriftstellern des Karthäuserordens. 1435-1448 war er Prior der Kartause Aggsbach.[4]
  • Wolfgang Schaffenrath wurde um 1474 Prior der Kartause Aggsbach. Um 1483 wechselte er in den Benediktinerorden und wurde von Kaiser Friedrich III. zum Abt von Melk bestellt. In dieser Position behauptete er sich bis 1497.[4]
  • Thomas Mangold war 1596-1609 als Thomas (III.) Prior von Aggsbach. Unter ihm wurden die Kirche und die Klostergebäude erneuert.[4]
  • Matthias Tanner (Thanner) († 1647 oder 1648), Vikar des Kartäuserordens, war ein aszetisch-mystischer Schriftsteller und Übersetzer, der in Aggsbach starb. Zum Zeitpunkt seines Todes galt er als Heiliger.[4]
  • Augustin Köberle war 1661-1699 Prior von Aggsbach. Er galt als guter Ökonom. Unter ihm wurde das Stift barockisiert.[4]
  • Johannes Jenumb war als Johannes VI. 1721-1739 Prior von Aggsbach. Unter ihm erlebte die Kartause ihre letzte Blütezeit als Kloster. Die Kirche und weitere Klosterteile wurden erneuert und verschönert.[4]
  • Augustin Damaser (1755-1772) war der erste Administrator beziehungsweise Rektor der Kartause Aggsbach.[4]
  • Kaiser Joseph II. († 1790): Unter ihm wurde die Kartause aufgehoben.[20]

Literatur

  • Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990

Weblinks

 Kartause Aggsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282 und S. 288
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282
  3. 3,0 3,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 283
  4. 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 4,10 4,11 4,12 vgl. Kartause Aggsbach, Kartause.NET, abgerufen am 15. August 2021
  5. 5,0 5,1 vgl. Pfarre Aggsbach Dorf, Pfarre.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021
  6. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 285 und S. 259
  7. 7,0 7,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 288
  8. 8,0 8,1 8,2 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 289
  9. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 290
  10. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 280
  11. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 280f.
  12. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 281
  13. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 281, S. 282f., S. 285, S. 286 und S. 291
  14. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 284
  15. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 282 und S. 288
  16. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 286
  17. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 283 und 285
  18. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 285
  19. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 287
  20. 20,0 20,1 20,2 20,3 20,4 vgl. Aggsbach Dorf, GedaechtnisDesLandes.at, abgerufen am 16. August 2021
  21. vgl. Kartause Aggsbach, Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 16. August 2021
  22. vgl. Tickets, Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 15. August 2021
  23. vgl. Christines Blog, Christine.Aggsbachdorf.AT, abgerufen am 15. August 2021
  24. vgl. Michael von Prag, App.Uni-Regensburg.DE, abgerufen am 15. August 2021