Maria Elisabetha Hügelin: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Meister Haresleben heiratete ihre Tochter Maria Regina ===
=== Meister Haresleben heiratete ihre Tochter Maria Regina ===
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|thumb|left|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]]
Die alte Hareslebin starb im August 1707, Meister Haresleben arbeitete für den Hof, den Adel, in Wien. Der Witwer, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte [[Maria Regina Synnin|Maria Regina]], ihre 19jährige Tochter, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der [[Kaisersteinbrucher Kirche]], geheiratet.
Die alte Hareslebin starb im August 1707, Meister Haresleben arbeitete für den Hof, den Adel, in Wien. Der Witwer, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte [[Maria Regina Synnin|Maria Regina]], ihre 19jährige Tochter, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der [[Kaisersteinbrucher Kirche]], geheiratet.


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Witwe Anastasia Passerinin, geweste Richterin, hatte sich wieder zu verheiraten. Mit [[Simon Sasslaber]] blieb die Kontinuität gewahrt, auch er war ein Lehrling ihres Vaters und nur zehn Jahre jünger als sie. Diese Heirat fand 1712 statt, nicht in Kaisersteinbruch. Durch diese Heiratspolitik ergab sich die künftige Arbeitsgemeinschaft, zu der noch Maria Elisabethas Sohn [[Franz Trumler]] hinzukam. Eine der Sternstunden im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der [[Wiener Karlskirche|Karlskirche]]. Zusätzlich Arbeiten für das Untere [[Schloss Belvedere]]. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.
Witwe Anastasia Passerinin, geweste Richterin, hatte sich wieder zu verheiraten. Mit [[Simon Sasslaber]] blieb die Kontinuität gewahrt, auch er war ein Lehrling ihres Vaters und nur zehn Jahre jünger als sie. Diese Heirat fand 1712 statt, nicht in Kaisersteinbruch. Durch diese Heiratspolitik ergab sich die künftige Arbeitsgemeinschaft, zu der noch Maria Elisabethas Sohn [[Franz Trumler]] hinzukam. Eine der Sternstunden im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der [[Wiener Karlskirche|Karlskirche]]. Zusätzlich Arbeiten für das Untere [[Schloss Belvedere]]. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|thumb|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]]


Dann überschlugen sich die Ereignisse, mit 45 Jahren starb Haresleben am 24. Juli 1716. Elias Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und hatte sofort diese Organisationsaufgaben zu übernehmen. Damit begann die eindrucksvollste Karriere eines Kaisersteinbrucher Handwerker-Künstlers.
Dann überschlugen sich die Ereignisse, mit 45 Jahren starb Haresleben am 24. Juli 1716. Elias Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und hatte sofort diese Organisationsaufgaben zu übernehmen. Damit begann die eindrucksvollste Karriere eines Kaisersteinbrucher Handwerker-Künstlers.

Version vom 4. April 2008, 08:46 Uhr

Marienstatue aus Kaiserstein, von Elias Hügel, Modell Ehefrau Maria Elisabetha, 1718

Maria Elisabetha Hügelin (geborene Ferrethin; * 1662 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland; † 5. September 1728 ebenda) Sie war italienisch-deutsche Steinmetzmeisterin und Richterin, war Witwe von Steinmetzmeister Martin Trumler und nach dessen Tod Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters Elias Hügel.

Maria Elisabetha Ferrethin

Hofburg, Leopoldinischer Trakt, Kaiserlicher Auftrag des Vaters

Maria Elisabetha, Tochter von Meister Ambrosius Ferrethi und Maria N. Der Vater war in erster Ehe mit Agatha Bregnin aus der bedeutenden Steinmetzfamilie Bregno – Onkel Antonius war kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater Hieronymus war auch Meister der Wiener Bauhütte – verheiratet. Sie erwarben den Besitz ihres 1653 verstorbenen, angeheirateten Onkels Pietro Maino Maderno, nobilitierter Hofbildhauer und Richter. Durch diese Verbindungen zum Hofbauamt erhielt Ambrosius als junger Meister den Großauftrag sämtlicher Steinmetzarbeiten beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Das bestimmte sein weiteres Leben. Seine Frau Agatha verstarb am 28. Januar 1662 mit 24 Jahren, sie hatte ihm den Weg geebnet.

Kurz darauf heiratete er Maria N. Mit ihr hatte er fünf Kinder, drei Töchter überlebten, die Erstgeborene war Maria Elisabetha, im Jahr darauf Anastasia. Die Mutter starb mit 40 Jahren am 2. Februar 1674, der sehr wohlhabende Hofsteinmetzmeister heiratete in dritter Ehe die Wienerin Catharina N. Mittlerweile war Maria Elisabetha 12 Jahre geworden. In wenigen Jahren würde sie die beste Partie im Steinbruch sein. Die dritte Ehefrau ihres Vaters, Catharina, war 1678 Mittelpunkt eines Gerüchtes, das am 25. August zu einem ernstlichen und scharfen Befehl des Abtes Clemens Schäffer führte, … als wann sich Frau Catharina Ferrethin alda mit einer fleischlichen Unzucht vergriffen hätte … soll die Person, die das Gerücht angefangen 20 Dukaten zu erlegen verbunden sein. Der Vater erhielt 1680 das Amt des Richters im kaiserlichen Steinbruch.

Maria Elisabetha Trumlerin

Martin Trumler aus ihrer italienischen Heimat wurde 1665 Lehrling beim Herrn Vater. 1670 erfolgte seine Freisprechung zum Gesellen. Spätestens nach dem Türkenrummel 1683, wie man es damals nannte, suchte Herr Richter Ferrethi für seine Töchter geeignete Ehemänner, hervorragende Steinmetzen, mit denen er gemeinsam große Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem Giovanni Battista Passerini. Der Ferrethi-Clan arbeitete für den Palatin Paul I. Esterházy, danach viele Jahre für den Fürsten Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz Schloss Eisgrub.

Der Tod des Vaters

Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch starb am 22. Februar 1696. Hier muss erwähnt werden, im August 1694 nahm er den Knaben Elias Hügel aus dem Frankenland als Lehrling auf. Er hatte die Kaisersteinbrucher Bruderschaft umsichtig geleitet, jetzt war eine schwierige Situation. Die logischen Nachfolger waren seine Schwiegersöhne, aber welcher von beiden. Die Bruderschaft durfte daran nicht scheitern. In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an italienischen Steinmetzen hatte stark abgenommen, Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Hier muss auch in der Umgangssprache ein gleitender Wechsel vollzogen worden sein. Das Richteramt übergab man als Kompromiss dem Eggenburger Steinmetz Reichardt Fux, nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung eigentlich undenkbar.

Handwerksordnung, Witwen-Vertrag von 1682

Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung. … Nach Jahr und Tag mußte die Witwe im Falle, daß eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.

Catharina Ferrethin, Witwe des Vaters, heiratete einen jungen Niederösterreicher

Die dritte Frau ihres Vaters, sozusagen ihre Stiefmutter, hätte als Witwe leben und durch den Verkauf des Handwerks reich werden können, es gab keine Kinder zu versorgen. Nein, sie traf mit ihren 56 Jahren eine lebensfrohe und zukunftsweisende Entscheidung, der 25jährige Eggenburger Geselle aus bester Steinmetzfamilie, Hans Georg Haresleben, wurde am 18. November 1696 ihr Ehemann. Das war für Maria Elisabetha Trumlerin und Anastasia Passerinin, die Töchter, eine unerwartete Situation. Natürlich auch für deren Ehemänner. Der junge Haresleben vereinigte in sich die hervorragenden Kontakte nach Eggenburg, nach Wien und die an Einfluss und Geldmittel reiche Ferrethin, jetzt stolze Hareslebin.

Wird Maria Elisabetha oder ihre Schwester Anastasia die Richterin
Martin Trumler, ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit Steinmetzzeichen, 1705

1699 starb Fux, das Richteramt war erneut zu besetzen. Immer noch waren Trumler und Passerini die logischen Kandidaten. Haresleben war am Großauftrag für Schloss Schönbrunn beteiligt und noch zu jung. Wir wissen – Passerini wurde neuer Richter im kaiserlichen Steinbruch. Der Grund lag in der privaten Ebene, das haben die Meisterinnen gezielt organisiert. Die Trumlerin hatte in diesen Jahren drei Kinder geboren, mit zwei Söhnen war die Nachfolge gesichert und die Passerinin hatte keine Kinder, als Ausgleich die Würde des Amtes. Passerini kam von auswärts und hatte sein Kaisersteinbrucher Gut selbst erworben, er war frei und unabhängig. Daher kam es so.

1705 starb ihr Ehemann, Maria Elisabetha war schwanger

Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Sie war 43 Jahre alt, der älteste Sohn Franz 18, Maria Regina 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und Maximilian wird am 6. Oktober 1705 geboren. Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Einige Jahre später hätte sie das Handwerk ihrem Sohn übergeben können, aber er war noch Lehrling.

Maria Elisabetha heiratete einen jungen Franken

Sie wählte den Gesellen Elias Hügel, der aus Gemünden am Main im Frankenland zugewandert war. Am 14. November 1706 wurde geheiratet. Der junge deutsche Handwerksgeselle heiratete in eine italienische Familie, aber Elias war darauf vorbereitet, er sprach mit Sicherheit italienisch, denn seine Bezugspersonen waren Ferrethi, Trumler und Passerini. Sein erster, uns bekannter Auftrag 1713/14 war eine großangelegte Dreifaltigkeitssäule in Neusiedl am See. Sein weiterer beruflicher Weg war eng mit Haresleben verbunden.

Meister Haresleben heiratete ihre Tochter Maria Regina

Die alte Hareslebin starb im August 1707, Meister Haresleben arbeitete für den Hof, den Adel, in Wien. Der Witwer, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte Maria Regina, ihre 19jährige Tochter, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der Kaisersteinbrucher Kirche, geheiratet.

Anastasia Passerinin heiratete einen Kärntner

Der Richter Giovanni Battista Passerini, ihr Schwager, starb am 9. Juni 1710. Sein Ansuchen, das Richteramt vorzeitig zurück zu legen, wurde 1708 vom Abt genehmigt. Nachfolger wurde Sebastian Regondi, einem Italiener der 2. Generation im Steinbruch.

Witwe Anastasia Passerinin, geweste Richterin, hatte sich wieder zu verheiraten. Mit Simon Sasslaber blieb die Kontinuität gewahrt, auch er war ein Lehrling ihres Vaters und nur zehn Jahre jünger als sie. Diese Heirat fand 1712 statt, nicht in Kaisersteinbruch. Durch diese Heiratspolitik ergab sich die künftige Arbeitsgemeinschaft, zu der noch Maria Elisabethas Sohn Franz Trumler hinzukam. Eine der Sternstunden im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der Karlskirche. Zusätzlich Arbeiten für das Untere Schloss Belvedere. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.

Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes

Dann überschlugen sich die Ereignisse, mit 45 Jahren starb Haresleben am 24. Juli 1716. Elias Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und hatte sofort diese Organisationsaufgaben zu übernehmen. Damit begann die eindrucksvollste Karriere eines Kaisersteinbrucher Handwerker-Künstlers.

Maria Elisabetha wurde die Richterin

Seine Frau Maria Elisabetha wußte aus ihrer Kindheit von der Haushaltsführung eines kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters, war längst eine vollwertige Meisterin und unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (obiges Bild), nach Maria Elisabetha modelliert. Als Nachfolger von Johann Paul Schilck übte er ab 1722 das Richteramt aus.

Am 5. September 1728 starb die Hügelin, ihr Epitaph ist in der Seitenkapelle der Kaisersteinbrucher Kirche neben dem des Meisters befestigt … LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAME, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER …

Literatur

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Rubrik 51, Kirchenbücher, Register, Steinmetz
  • Helmuth Furch, Die Grabsteine der Kaisersteinbrucher Kirche und Die Familie Hügel Nr. 1; Die Meisterswitwe Nr. 3; Hofsteinmetzmeister Elias Hügel Nr. 15; in Mitteilungen des Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch
  • Helmuth Furch: Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister 1681–1755, 1992.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2 Bde. 2002–2004.
  • Helmuth Furch: Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Aufzählung 1650–1730, 2007.