Maria Elisabetha Hügelin: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Leopoldinischer Trakt Vienna Oct. 2006 003.jpg|mini|Hofburg, Leopoldinischer Trakt, kaiserlicher Auftrag des Vaters]]
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[[Datei:Portrait clemens schaeffer1.jpg|mini|Abt Clemens Schäffer]]
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Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter von des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und seiner zweiten Frau Maria N. Seine erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie [[Bregno]] – Onkel [[Antonius Bregno|Antonius]] ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno|Hieronymus]] ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der [[Wiener Hofburg]]. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter Richters im kaiserlichen Steinbruch gewählt.
Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter von des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und seiner zweiten Frau Maria N. Seine erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie [[Bregno]] – Onkel [[Antonius Bregno|Antonius]] ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno|Hieronymus]] ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der [[Wiener Hofburg]]. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter im kaiserlichen Steinbruch gewählt.


=== Erste Ehe ===
=== Erste Ehe ===
[[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] wurde 1665 Lehrling beim Vater Ferrethins. 1670 erfolgte seine [[Freisprechung]] zum [[Geselle]]n. Spätestens nach dem [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieg]] von 1683 suchte Richter Ferrethi für seine Töchter geeignete Ehemänner, hervorragende Steinmetzen, mit denen er gemeinsam große Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem [[Giovanni Battista Passerini]]. Der Ferrethi-Clan arbeitete für den [[Palatin (Ungarn)|Palatin]] Paul I. [[Esterházy]], danach viele Jahre für den Fürsten Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]].
[[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] wurde 1665 Lehrling bei Meister Ferrethi. 1670 erfolgte seine [[Freisprechung]] zum [[Geselle]]n. Spätestens nach dem [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieg]] von 1683 war es Zeit für seine Töchter Ehemänner, selbstverständlich Steinmetzen, zu finden, mit denen er gemeinsam Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem [[Giovanni Battista Passerini]]. Der ‚Ferrethi-Clan‘ arbeitete für den [[Palatin (Ungarn)|Palatin]] Paul I. [[Esterházy]], danach für Fürst Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]].


;Tod des Vaters
;Tod des Vaters
Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Im August 1694 hatte er den Knaben [[Elias Hügel]] aus dem Frankenland als Lehrling aufgenommen. Er hatte die Kaisersteinbrucher Bruderschaft umsichtig geleitet. Die naheliegenden Nachfolg war einer seiner Schwiegersöhne.  
Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Noch im August 1694 hatte der Knabe [[Elias Hügel]] aus [[Gemünden am Main|Gemünden]] im Frankenland als Lehrling aufgedingt.


In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an [[Magistri Comacini|italienischen Steinmetzen]] hatte stark abgenommen. Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Das Richteramt übergab man als Kompromiss dem [[Eggenburg]]er Steinmetz [[Reichardt Fux]], nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung erstaunlich.
In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an [[Magistri Comacini|italienischen Steinmetzen]] hatte stark abgenommen. Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Zum Richteramt wählten sie nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung den [[Eggenburg]]er Steinmetz [[Reichardt Fux]].


;Witwen-Vertrag von 1682
;Witwen-Vertrag von 1682
Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. ''Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung.'' Nach [[Jahr und Tag]] musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.
Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. ''Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung.'' Nach [[Jahr und Tag]] musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.


=== Heirat von Catharina Ferrethin ===
=== Die Witwe des Vaters Catharina Ferrethin verheiratet sich ===
Die dritte Frau ihres Vaters, sozusagen ihre Stiefmutter, hätte als Witwe leben und durch den Verkauf des Handwerks reich werden können, es gab keine Kinder zu versorgen. Mit ihren 56 Jahren wurde der 25-jährige [[Eggenburg]]er Geselle aus bester Steinmetzfamilie, [[Johann Georg Haresleben]], am 18. November 1696 ihr Ehemann.  
Die letzte Frau ihres Vaters, ihre Stiefmutter, hätte als Witwe leben und durch den Verkauf des Handwerks reich werden können, es gab keine Kinder zu versorgen. Sie bestimmte mit 56 Jahren den 25-jährigen Eggenburger Gesellen aus einer Steinmetzfamilie, [[Johann Georg Haresleben]], am 18. November 1696 zu ihrem Ehemann.  


[[Bild:MartinTrumler.jpg|mini|[[Martin Trumler]], ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit [[Freimaurer]]-Symbol, 1705]]
[[Bild:MartinTrumler.jpg|mini|[[Martin Trumler]], ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit [[Freimaurer]]-Symbol, 1705]]
<!--EXKURS: 1699 starb Fux, das Richteramt war erneut zu besetzen. Immer noch waren Trumler und Passerini die logischen Kandidaten. Haresleben war am Großauftrag für Schloss Schönbrunn beteiligt und noch zu jung. Passerini wurde neuer Richter im kaiserlichen Steinbruch. Der Grund lag im privaten Umfeld. Die Trumlerin hatte in diesen Jahren drei Kinder geboren, mit zwei Söhnen war die Nachfolge gesichert und die Passerinin hatte keine Kinder, als Ausgleich die Würde des Amtes. Passerini kam von auswärts und hatte sein Kaisersteinbrucher Gut selbst erworben, er war frei und unabhängig.-->
<!--EXKURS: 1699 starb Fux, das Richteramt war erneut zu besetzen. Immer noch waren Trumler und Passerini die logischen Kandidaten. Haresleben war am Großauftrag für Schloss Schönbrunn beteiligt und noch zu jung. Passerini wurde neuer Richter im kaiserlichen Steinbruch. Der Grund lag im privaten Umfeld. Die Trumlerin hatte in diesen Jahren drei Kinder geboren, mit zwei Söhnen war die Nachfolge gesichert und die Passerinin hatte keine Kinder, als Ausgleich die Würde des Amtes. Passerini kam von auswärts und hatte sein Kaisersteinbrucher Gut selbst erworben, er war frei und unabhängig.-->


=== Nachkommen ===
=== Steinmetzmeisterin ===
Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war 43 Jahre alt, der älteste Sohn [[Franz Trumler|Franz]] 18, Maria Regina 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und [[Maximilian Trumler|Maximilian]] wurde am 6. Oktober 1705 geboren. Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der [[Zunft]]ordnung wieder zu verheiraten. Einige Jahre später hätte sie das Handwerk ihrem Sohn übergeben können, aber er war noch Lehrling.
Am 20. März 1705 starb Martin Trumler ihr Ehemann mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war 43 Jahre alt, Sohn [[Franz Trumler|Franz]] 18, Maria Regina 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und der neugeborene [[Maximilian Trumler|Maximilian]]. Maria Elisabetha, jetzt handlungsberechtigte Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der [[Zunft]]ordnung wieder zu verheiraten. Einige Jahre später hätte sie das Handwerk ihrem Sohn übergeben können, aber er war noch Lehrling.


=== Zweite Heirat ===
=== Zweite Heirat ===
Sie wählte den Gesellen [[Elias Hügel]], der aus [[Gemünden am Main]] im [[Franken (Region)|Frankenland]] zugewandert war. Am 14. November 1706 heirateten beide. Der junge deutsche Handwerksgeselle heiratete in eine italienische Familie, aber Elias war darauf vorbereitet, denn seine Bezugspersonen waren Ferrethi, Trumler und Passerini. Sein erster uns bekannter Auftrag war 1713/1714 eine großangelegte Dreifaltigkeitssäule in [[Neusiedl am See]]. Sein weiterer beruflicher Weg war eng mit Haresleben verbunden.
Sie wählte den Gesellen [[Elias Hügel]], der aus [[Gemünden am Main]] zugewandert war. Am 14. November 1706 heirateten beide. Sie ließ ihn nach einem Jahr im Grundbuch eintragen, mit Steinbruch und Haus. Ein Haus behielt sie als Reserve für sich selbst.


=== Heirat des Meisters Haresleben ===
Der junge deutsche Handwerksgeselle heiratete in eine italienische Familie, aber in Kaisersteinbruch wurde in mehreren Sprachen gesprochen. Elias war darauf vorbereitet, durch die Arbeit mit Ferrethi, Trumler und Passerini. Sein erster uns bekannter Auftrag war 1713/1714 eine großangelegte Dreifaltigkeitssäule in [[Neusiedl am See]]. Sein weiterer beruflicher Weg war eng mit Haresleben verbunden.
Die alte Hareslebin starb im August 1707, Meister Haresleben arbeitete für den Hof und den Adel in Wien. Der Witwer, 37 Jahre alt und auf dem besten Weg, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte Maria Regina, ihre 19-jährige Tochter, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 heirateten sie in der [[Kaisersteinbrucher Kirche]].


<!--EXKURS == Heirat von Anastasia Passerinin ==
Ein wichtiges Ereignis im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der [[Wiener Karlskirche|Karlskirche]] sowie zusätzliche Arbeiten für das Untere [[Schloss Belvedere]]. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.--> Haresleben starb 1716, Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und übernahm diese Organisationsaufgabe.
Der Richter Giovanni Battista Passerini, ihr Schwager, starb am 9. Juni 1710. Sein Ansuchen, das Richteramt vorzeitig zurückzugeben, wurde 1708 vom Abt genehmigt. Nachfolger wurde [[Sebastian Regondi]], ein Italiener der zweiten Generation im Steinbruch.
 
Witwe Anastasia Passerinin, frühere Richterin, hatte sich wieder zu verheiraten. Mit [[Simon Sasslaber]] blieb die Kontinuität gewahrt, auch er war ein Lehrling ihres Vaters und nur zehn Jahre jünger als sie. Diese Heirat fand 1712 statt.<ref>Archiv Stift Heiligenkreuz 51/II/5: ''Stiftung der Anastasia Sasslaberin'' vom 18. Oktober 1719. In Mitteilungen Nr. 11, September 1991, S.&nbsp;13–15.</ref> Durch diese Heiratspolitik ergab sich die künftige Arbeitsgemeinschaft, zu der noch Maria Elisabethas Sohn [[Franz Trumler]] hinzukam. Ein wichtiges Ereignis im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der [[Wiener Karlskirche|Karlskirche]] sowie zusätzliche Arbeiten für das Untere [[Schloss Belvedere]]. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.-->
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|mini|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]]
[[Bild:Wiener Karlskirche.jpg|mini|Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes]]
Mit 45 Jahren starb Haresleben am 24. Juli 1716. Elias Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und hatte diese Organisationsaufgaben zu übernehmen. Damit begann die Karriere eines Kaisersteinbrucher Handwerker-Künstlers.


=== Richterin Maria Elisabetha ===
=== Richterin Maria Elisabetha ===
Seine Frau Maria Elisabetha wusste aus ihrer Kindheit von der Haushaltsführung eines kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters, war längst eine vollwertige Meisterin und unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (obiges Bild), nach Maria Elisabetha modelliert. Als Nachfolger von [[Johann Paul Schilck]] übte er ab 1722 das Richteramt aus.
Maria Elisabetha Hügelin wusste aus ihrer Kindheit von der Haushaltsführung eines kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters, war längst eine vollwertige Meisterin und unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (obiges Bild), nach Maria Elisabetha modelliert. Als Nachfolger von [[Johann Paul Schilck]] übte er ab 1722 das Richteramt aus.


=== Taufpaten ===
=== Taufpaten ===
Maria Elisabetha Hügelin war im Steinbruch eine oft erbetene Taufpatin.<ref> Hier ein auswärtiges Beispiel im Taufbuch der Pfarre [[Purbach am Neusiedler See|Purbach]]:
Maria Elisabetha Hügelin war im Steinbruch eine oft erbetene Taufpatin.<ref> Hier ein Beispiel im Taufbuch der Pfarre [[Purbach am Neusiedler See|Purbach]]:
:Am 19. August 1722 ist Elias, des Michael Reichardt und Ursula, seiner Ehewirtin Söhnlein getauft worden. [[Pate|''Gefattersleith'']] Elias Hügel, Steinmetz aus dem Steinbruch und Maria Elisabeth, seine Haufrau.   
:Am 19. August 1722 ist Elias, des Michael Reichardt und Ursula, seiner Ehewirtin Söhnlein getauft worden. [[Pate|''Gefattersleith'']] Elias Hügel, Steinmetz aus dem Steinbruch und Maria Elisabeth, seine Haufrau.   
:Dazu Hans Kietaibl: Michael Reichardt war ein [[Dorfordnung|Halblehensbauer]]. Wieso er den Steinmetzmeister Hügel gekannt hat? Vielleicht hat er Wein bei ihm gekauft.</ref>
:Dazu Hans Kietaibl: Michael Reichardt war ein [[Dorfordnung|Halblehensbauer]]. Wieso er den Steinmetzmeister Hügel gekannt hat? Vielleicht hat er Wein bei ihm gekauft.</ref>
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Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin, ihr [[Epitaph]] ist in der Seitenkapelle der [[Kaisersteinbrucher Kirche]] neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:
Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin, ihr [[Epitaph]] ist in der Seitenkapelle der [[Kaisersteinbrucher Kirche]] neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:


… LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER …
… LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, '''GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN''' ALHIER …


== Archivalien ==
== Archivalien ==

Version vom 10. April 2022, 23:30 Uhr

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Marienstatue aus Kaiserstein, von Elias Hügel, Modell Ehefrau Maria Elisabetha, 1718

Maria Elisabetha Hügelin (geborene Ferrethin; * 1662 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland; † 5. September 1728 ebenda) war italienisch-deutsche Steinmetzmeisterin und Richterin, war Witwe von Steinmetzmeister Martin Trumler und nach dessen Tod Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters Elias Hügel.

Biografie

Kindheit

Hofburg, Leopoldinischer Trakt, kaiserlicher Auftrag des Vaters
Abt Clemens Schäffer

Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter von des Steinmetzmeisters Ambrosius Ferrethi und seiner zweiten Frau Maria N. Seine erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie Bregno – Onkel Antonius ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater Hieronymus ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene Pietro Maino Maderno, nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter im kaiserlichen Steinbruch gewählt.

Erste Ehe

Martin Trumler aus ihrer italienischen Heimat wurde 1665 Lehrling bei Meister Ferrethi. 1670 erfolgte seine Freisprechung zum Gesellen. Spätestens nach dem Großen Türkenkrieg von 1683 war es Zeit für seine Töchter Ehemänner, selbstverständlich Steinmetzen, zu finden, mit denen er gemeinsam Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem Giovanni Battista Passerini. Der ‚Ferrethi-Clan‘ arbeitete für den Palatin Paul I. Esterházy, danach für Fürst Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz Schloss Eisgrub.

Tod des Vaters

Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Noch im August 1694 hatte der Knabe Elias Hügel aus Gemünden im Frankenland als Lehrling aufgedingt.

In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an italienischen Steinmetzen hatte stark abgenommen. Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Zum Richteramt wählten sie nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung den Eggenburger Steinmetz Reichardt Fux.

Witwen-Vertrag von 1682

Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung. Nach Jahr und Tag musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.

Die Witwe des Vaters Catharina Ferrethin verheiratet sich

Die letzte Frau ihres Vaters, ihre Stiefmutter, hätte als Witwe leben und durch den Verkauf des Handwerks reich werden können, es gab keine Kinder zu versorgen. Sie bestimmte mit 56 Jahren den 25-jährigen Eggenburger Gesellen aus einer Steinmetzfamilie, Johann Georg Haresleben, am 18. November 1696 zu ihrem Ehemann.

Martin Trumler, ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit Freimaurer-Symbol, 1705

Steinmetzmeisterin

Am 20. März 1705 starb Martin Trumler ihr Ehemann mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war 43 Jahre alt, Sohn Franz 18, Maria Regina 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und der neugeborene Maximilian. Maria Elisabetha, jetzt handlungsberechtigte Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Einige Jahre später hätte sie das Handwerk ihrem Sohn übergeben können, aber er war noch Lehrling.

Zweite Heirat

Sie wählte den Gesellen Elias Hügel, der aus Gemünden am Main zugewandert war. Am 14. November 1706 heirateten beide. Sie ließ ihn nach einem Jahr im Grundbuch eintragen, mit Steinbruch und Haus. Ein Haus behielt sie als Reserve für sich selbst.

Der junge deutsche Handwerksgeselle heiratete in eine italienische Familie, aber in Kaisersteinbruch wurde in mehreren Sprachen gesprochen. Elias war darauf vorbereitet, durch die Arbeit mit Ferrethi, Trumler und Passerini. Sein erster uns bekannter Auftrag war 1713/1714 eine großangelegte Dreifaltigkeitssäule in Neusiedl am See. Sein weiterer beruflicher Weg war eng mit Haresleben verbunden.

Ein wichtiges Ereignis im kaiserlichen Steinbruch war der Großauftrag der Karlskirche sowie zusätzliche Arbeiten für das Untere Schloss Belvedere. Sie alle bildeten eine Steinmetz-Gesellschaft unter der Leitung von Hans Georg Haresleben, mit ihm Elias Hügel.--> Haresleben starb 1716, Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und übernahm diese Organisationsaufgabe.

Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes

Richterin Maria Elisabetha

Maria Elisabetha Hügelin wusste aus ihrer Kindheit von der Haushaltsführung eines kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters, war längst eine vollwertige Meisterin und unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (obiges Bild), nach Maria Elisabetha modelliert. Als Nachfolger von Johann Paul Schilck übte er ab 1722 das Richteramt aus.

Taufpaten

Maria Elisabetha Hügelin war im Steinbruch eine oft erbetene Taufpatin.[1]

Tod

Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin, ihr Epitaph ist in der Seitenkapelle der Kaisersteinbrucher Kirche neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:

… LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER …

Archivalien

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Rubrik 51: Kirchenbücher, Register, Steinmetz.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hier ein Beispiel im Taufbuch der Pfarre Purbach:
    Am 19. August 1722 ist Elias, des Michael Reichardt und Ursula, seiner Ehewirtin Söhnlein getauft worden. Gefattersleith Elias Hügel, Steinmetz aus dem Steinbruch und Maria Elisabeth, seine Haufrau.
    Dazu Hans Kietaibl: Michael Reichardt war ein Halblehensbauer. Wieso er den Steinmetzmeister Hügel gekannt hat? Vielleicht hat er Wein bei ihm gekauft.