Helmut Volkmer: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. Juni 2022, 12:39 Uhr

Helmut Volkmer (* 29. Oktober 1928 in Kronstadt, Siebenbürgen; † 24.01.2016 in Gratwein-Straßengel, Österreich) Gründer und Lagerleiter über 50 Jahre (1949 - 1999) des Siebenbürgischen Jugendskilagers[1] am Hochkönig, Salzburg Österreich

Leben und Wirken

Helmut Volkmer wurde am 29. Oktober 1928 in Kronstadt als Sohn des Kaufmanns Eduard Volkmer und der Lehrerin Hilde Bahmüller geboren. Seine Großeltern Maria (geb. Kloss) und Franz Volkmer wanderten 1894 aus Schlesien, Jägerndorf nach Siebenbürgen aus und die Familie Bahmüller[2] kam ursprünglich aus Plüderhausen, Deutschland. Eingerahmt von seinem älteren Bruder Erhardt (1926–1984) und seinem jüngeren Bruder Günter (1935–2011) wuchs er in Kronstadt auf und besuchte das Honterusgymnasium in Kronstadt. Unmittelbar nach dem 23. August 1944 begleitete er seinen älteren Bruder, der zu einer dringend benötigten medizinischen Behandlung in die Steiermark transportiert werden sollte mit einem Treck vom Roten Kreuz. Die politische Wende im August 1944 als Rumänien nicht mehr an der Seite Deutschlands kämpfte und die Russen in Siebenbürgen einmarschierten, war der Zeitpunkt aprupt gekommen von seiner Heimat und Elternhaus im Alter von nicht einmal 16 Jahren Abschied zu nehmen. Über Wien, wo Verwandte der Familie Volkmer einen bekannten Wehrmachts-General baten, den Sechzehnjährigen vor einem Fronteinsatz zu bewahren, wurde er für Kurierdienste in Jüterbog im Berliner Umland eingesetzt. Nachdem er mehrere schwere Bombenangriffe auf die Reichshauptstadt überstanden hatte, wurde er im März 1945 dennoch zu einem Kampfverband nach Oberösterreich versetzt. Granatsplitter verletzten seinen Fuß und das Kriegsende erlebte er im Lazarett von Bad Ischl. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft fand er bis 1947 eine Unterkunft im Flüchtlingslager Feffernitz bei Villach, das von der britischen Armee eingerichtet worden war. Seine ersten Erfahrungen in der Jugendarbeit sammelte er als Betreuer in einem von der YMCA (Christlicher Verein Junger Männer) betriebenen Jugendlager am Keutschacher See in Kärnten. Die schweren Nachkriegsjahre verbrachte er in Wien, der Steiermark und in Kärnten, wo er als Hochofenarbeiter, Kellner und Holzfäller arbeitete – an eine Fortführung seines an der Technischen Universität Graz aufgenommenen Studiums der Elektrotechnik war unter diesen Umständen nicht zu denken.

Im Jahr 1949 fand auf eine gemeinsame Intitative ausgehend aus dem studentischen Barackenlagers in der Hochsteingasse in Graz, wo er wohnte das erste Siebenbürgische Skilager[3] sattt.

In den 1950er Jahren erhielt er als Kaufmann eine feste Anstellung bei der Firma Beco, danach bei der Firma Swarovski. In deren Tochterfirma Tyrolit war er bis zu seiner Pensionierung 1989 im Vertrieb (Steiermark und Burgenland) tätig.

Privates Glück: Helmut Volkmer lernte seine Frau Inge, geborene Ongjerth (1935–2007), die es nach dem Krieg aus Hermannstadt nach Oberösterreich und anschließend Nordrhein-Westfalen verschlagen hatte, auf dem Hochkönig kennen. Sie heirateten 1959 und lebten mit ihren beiden Töchtern Kerstin (*1961) und Birgit (*1964) zuerst in Graz und später in Judendorf-Straßengel bei Graz (nun umbenannt in Gratwein-Straßengel). Die zwischen 1992 und 1999 geborenen vier Enkelkinder Alina, Nicola, Philipp und Julia entwickelten sich in seiner Pension zum Mittelpunkt in seinem Leben, das durch den zu frühen Tod seiner lieben Frau Inge überschattet wurde. Die Geborgenheit der Großfamilie gab ihm schon früh einen Halt, der ihm in späteren Jahren half – gerade in existenzbedrohenden Situationen – stets die nötige Haltung zu bewahren, und das bis zu seinem letzten Atemzug. Nach längerer Krankheit verstarb er überraschend schnell am 24. Jänner 2016.

Das legendäre Skilager auf der Mitterbergalm am Hochkönig[4]

Am Anfang stand eine Spende von 50 Skiern aus Armeebeständen und Lebensmitteln der YMCA, die Helmut Volkmer organisierte, um den in Österreich gestrandeten Jugendlichen aus Siebenbürgen ein paar unbeschwerte Tage in den Alpen zu ermöglichen. Mitgetragen wurde dieser Traum, an die heiteren Jugendtage vor dem Krieg anzuknüpfen, von einer Gruppe gleichgesinnter Siebenbürger Sachsen des studentischen Barackenlagers in der Hochsteingasse in Graz, in dem auch Helmut Volkmer wohnte. Dort trafen sich nach Kriegsende Siebenbürger Sachsen, Donauschwaben sowie andere Flüchtlinge und Vertriebene und knüpften Freundschaften, die – auch über Länder und Kontinente hinweg – ein Leben lang hielten. Somit war das erste Siebenbürgische Jugendskilager[5] – im Jahr 1949 – geboren. Ab 1951 fand es auf der Alm der Familie Gschwandtner in Mühlbach am Hochkönig im Salzburger Land statt. Helmut Volkmer hatte die besondere Gabe, nicht nur seiner, sondern auch drei nachfolgenden Generationen ein siebenbürgisches Gemeinschaftserlebnis zu vermitteln, das die Erinnerung an Siebenbürgen wachhalten und das Verantwortungsgefühl für seine Sachsen stärken sollte. Aber auch die Freunde der Siebenbürger waren stets willkommen – ein zentraler Aspekt der Erfolgsgeschichte dieses Skilagers. Mit einem sensiblen Gespür für die Bedürfnisse der Jugendlichen ausgestattet, gelang es Helmut in diesen Jahren, ein zukunftsträchtiges Format zu entwickeln, das schnell zu einer etablierten Marke im Bereich der siebenbürgischen Jugendarbeit wurde. Jährlich bot er in der Osterwoche auf 1.400 Meter Höhe den bis zu 100 Jugendlichen eine Mischung aus sportlichen (Skiwettkämpfe), gemeinschaftsfördernden (Gesangsrunden, die von Helmuts Akkordeon begleitet wurden) und kulturellen (Diavorträge über Siebenbürgen) Aktivitäten, die jedoch immer dem Prinzip der Eigenverantwortung verpflichtet blieben. Daran wird sich jeder Teilnehmer erinnern können, der das „Vergnügen“ hatte, am Morgen nach dem legendären „Schneebar-Abend“ den Küchendienst zu verrichten. Neben seiner Authentizität, eine zeitlose Voraussetzung für die Begeisterung der Jugend, und seiner teils spröden Herzlichkeit waren dafür auch seine „Bulgaren“ verantwortlich. Dieser in Anlehnung an Gestalten aus Gregor von RezzorisMaghrebinischen Geschichten“ benannte, eingeschworene Freundeskreis, der sich aus Skilagerteilnehmern gebildet hatte, unterstützte Helmut bei der Durchführung des Jugendskilagers tatkräftig und trug auch dazu bei, dass er das Skilager fünfzig Jahre lang leiten konnte. 1999 übergab er die Skilagerleitung in feierlichem Rahmen an seine ältere Tochter Kerstin Simon. Anlässlich dieser Festveranstaltung wurde er mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ausgezeichnet. Darüber hinaus setzte sich Helmut als für Österreich zuständiger Beirat für die Ziele der 1986 von seinem Bruder Günter mitinitiierten Sektion Karpaten im Deutschen Alpenverein ein (gegründet als „Siebenbürgischer Alpenverein“), als deren Keimzelle das Jugendskilager bezeichnet werden kann. Auch nach seinem Ausscheiden als „Boss“ ließ er kein Skilager aus und besuchte zuletzt zu Ostern 2015 „seine“ Jugendlichen auf dem Hochkönig.

Entnommen vom Artikel von Gerald Volkmer in der Siebenbürger Zeitung vom 11. Februar 2016 - Nachruf auf Helmut Volkmer. [6]


Helmut Volkmer gelang es mehreren Generationen die Liebe zu den Bergen und zur alten Heimat zu vermitteln – auch zahlreiche Ausflüge und Siebenbürgenreisen, insbesondere in „sein“ Kronstadt, trugen dazu bei. Mit bemerkenswerter Konstanz stärkte er die Bande der Freundschaft und der Familie, gerade auch über den Eisernen Vorhang hinweg. Für die in Siebenbürgen verbliebenen Freunde und Verwandte hatte er stets ein offenes Ohr, eine helfende Hand und vermittelte ihnen auch in schweren Zeiten das Gefühl, nicht vergessen zu sein. Sein Wirken als "begnadeter Kommunikator" wurde von Dr. Hans Werner Loew, Würzburg damit erklärt: "Er hatte die Gabe, Gemeinsamkeit zu begründen und Gemeinschaft entstehen zu lassen – auch in größerem Kreis, doch vor allem erstmal in der persönlichen Beziehung“. „Seine Bekanntheit und Beliebtheit waren ihm sowohl in Siebenbürgen, als auch in Deutschland und Österreich immer voraus und durch sein gemeinschaftsförderndes Wirken hat er viele bereichert, noch bevor sie sich dessen bewusst waren“ (Peter László-Herbert, Klausenburg 2016).

Entnommen vom Artikel von Gerald Volkmer in der Siebenbürger Zeitung vom 11. Februar 2016 - Nachruf auf Helmut Volkmer. [6]

Weblinks

Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig, Salzburg, Österreich[7]

Siebenbürger Sachsen

https://www.siebenbuerger.de/

https://7buerger.at/

https://de.wiktionary.org/wiki/Siebenb%C3%BCrgen

Siebenbürgen

  1. Kerstin Simon: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. In: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig, 1.01, abgerufen am 1.06 (deutsch).
  2. Hans-Jörg Bahmüller: [www.familie-bahmueller.de Stammbaum der Famile Bahmüller.] In: www.familie-bahmueller.de. Hans-Jörg Bahmüller, 2001.01, abgerufen am 1.06 (deutsch).
  3. Kerstin Simon: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. In: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig, 1.01, abgerufen am 1.06 (deutsch).
  4. Kerstin Simon: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. In: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig, 1.01, abgerufen am 1.06 (deutsch).
  5. Kerstin Simon: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. In: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig, 1.01, abgerufen am 1.06 (deutsch).
  6. 6,0 6,1 Vorlage:Internetquelle/Wartung/Abrufdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatGerald Volkmer: Der "Freundschaftsknüpfer" vom Hochkönig: Nachruf auf Helmut Volkmer. In: https://www.siebenbuerger.de. Verein der Siebenbürger Deutschland, 11. Februar 2016, abgerufen am 01. Juni 2022 (deutsch).
  7. Kerstin Simon: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. In: Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig. Siebenbürgisches Jugendskilager am Hochkönig, 1.01, abgerufen am 1.06 (deutsch).