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Als Graf Christof Philipp von Liechtenstein 1539 die "Hofmark Thierberg" als landesfürstliches Lehen erhielt, wurde | Als Graf Christof Philipp von Liechtenstein 1539 die "Hofmark Thierberg" als landesfürstliches Lehen erhielt, wurde die einstige Burg nur mehr als Burgstall bezeichnet. Georg Voglmayer, der Thierberg 1584 übernahm, ließ den bereits verfallenen Palas zur Hälfte wieder aufbauen, nachdem dort eine Wallfahrtsstätte entstanden war, verwendete allerdings Reste der einstigen Ringmauer als Baumaterial für sein neues Haus unterhalb der Burg. 1653 kam das Lehen Thierberg an Dr. Jacob Hueber, einen Advokaten aus Innsbruck, der wenig später in den Adelsstand erhoben wurde und dann den Namen "von Tyerberg" führte. Seine Witwe verkaufte den Besitz 1691 an den Gewerken Franz Bernhard von Millau zu Weidenburg (vor seiner Erhebung in den Adelsstand Franz Bernhard Müller). 1848 wurde das Lehen unter Johann Georg von Millau zu Weidenburg in freies Eigen umgewandelt, der es noch im selben Jahr an Roman Mayr, einen Kaufmann aus München, verkaufte. Danach gehörte Thierberg dessen Schwiegersohn Matthias Oberhummer und dessen Familie. 1939 verkaufte Hugo Oberhummer den früheren Lehenshof mit den Resten der Burg an die Großindustriellenfamilie Henkel aus Düsseldorf, in deren Besitz Thierberg bis heute ist.<ref name ="Burgen"/> | ||
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Version vom 11. Juni 2022, 19:03 Uhr
Die Burgruine Thierberg (auch Tierberg) befindet sich auf dem gleichnamigen Berg am Ufer des Inns. Ursprünglich Teil einer eigenen Gemeinde, gehört die Burgruine heute zu Kufstein.
Das Bauwerk
Die frühere Burg Thierberg befindet sich nordwestlich gegenüber von Kufstein auf einer steilen Anhöhe am linken Inn-Ufer[1] und ist nur über Fuß- und Wanderwege erreichbar. Von ihren früheren Anlagen sind der quadratische Bergfried und der Palas der romanischen Burganlage erhalten, die durch eine Ringmauer verbunden waren.[2] Von dieser Ringmauer sind noch größere Teile an der Westseite erhalten, die eine auffallend regelmäßige Struktur zeigen[1]. In der Ruine Thierberg befindet sich heute die Thierbergkapelle, in der Nähe der Ruine befand sich im 19. Jahrhundert das Franz-Joseph-Fort.
Geschichte
Um 1250 wurde Thierberg von der Familie der Freundsberger erbaut, die im Mittelalter zu den mächtigsten Adelsfamilien der Grafschaft Tirol zählten. Die Burg diente ihnen als Stützpunkt zur Sicherung ihrer Besitzungen im Unterinntal.[2] Als erster Burgherr wird 1290 Konrad von Freundsberg (auch Chunrat von Tyrberch) genannt. 1303 wurde Thierberg von der Stadt Rattenberg erobert. Bereits um 1312 war die Burg wieder im Besitz der Freundsberger und der Sitz von Thomas von Thierberg aus dieser Familie. Als die Grafschaft 1363 an die (Erz-)Herzöge von Österreich (Habsburger) fiel, war Thierberg an Rudolf von Haslang verpfändet. Nachdem Kufstein 1369 unter der Herrschaft der Herzöge von Baiern[A 1] verblieb, wurde die Burg um 1370 / 79 an diese verkauft und in der Folge von Burgpflegern verwaltet. Durch den Ausbau der Festungen Kufstein und Rattenberg verlor Thierberg an Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfiel die Burg erstmals.[1] 1504 kam Thierberg im Landshuter Erbfolgekrieg nach der Eroberung der Feste Kufstein in den Besitz von Kaiser Maximilian I., der sie seinem Kammerdiener und Türhüter schenkte.[1] Danach hatte Thierberg verschiedene Besitzer und begann zu verfallen.[2]
Als Graf Christof Philipp von Liechtenstein 1539 die "Hofmark Thierberg" als landesfürstliches Lehen erhielt, wurde die einstige Burg nur mehr als Burgstall bezeichnet. Georg Voglmayer, der Thierberg 1584 übernahm, ließ den bereits verfallenen Palas zur Hälfte wieder aufbauen, nachdem dort eine Wallfahrtsstätte entstanden war, verwendete allerdings Reste der einstigen Ringmauer als Baumaterial für sein neues Haus unterhalb der Burg. 1653 kam das Lehen Thierberg an Dr. Jacob Hueber, einen Advokaten aus Innsbruck, der wenig später in den Adelsstand erhoben wurde und dann den Namen "von Tyerberg" führte. Seine Witwe verkaufte den Besitz 1691 an den Gewerken Franz Bernhard von Millau zu Weidenburg (vor seiner Erhebung in den Adelsstand Franz Bernhard Müller). 1848 wurde das Lehen unter Johann Georg von Millau zu Weidenburg in freies Eigen umgewandelt, der es noch im selben Jahr an Roman Mayr, einen Kaufmann aus München, verkaufte. Danach gehörte Thierberg dessen Schwiegersohn Matthias Oberhummer und dessen Familie. 1939 verkaufte Hugo Oberhummer den früheren Lehenshof mit den Resten der Burg an die Großindustriellenfamilie Henkel aus Düsseldorf, in deren Besitz Thierberg bis heute ist.[1]
Literatur
- Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 181f.
Weblinks
Ruine Thierberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Thierberg, Burgen-Austria.COM
- Thierberg-Kapelle, Tirol-Infos.At
Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ruine Thierberg behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
47.60005412.164483Koordinaten: 47° 36′ 0″ N, 12° 9′ 52″ O