Seilbahn Düns – Dünserberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Der offizielle Namensteil der [[w:Seilbahn|Seilbahn]] ''Düns - Rongelonsch'' bezog sich auf die [[w:Talstation|Talstation]] ([[w:Gemeinde (Österreich)|Gemeinde]] [[Düns]]) und die [[w:Bergstation|Bergstation]] (Ortsteil Rongelonsch) in der Gemeinde [[Dünserberg]]. ''Rongelonsch'' hat einen [[w:Rätoromanisch|rätoromanischen]] Ursprung und gehört zu lat. ''runc'' und bedeutet soviel wie [[w:Rodung|Rodung]]. Der Name wurde mit dem Adjektiv 'longē', rätorromanisch: ''lönch'', ''löntsch'' im Sinne von ''entfernt'' erweitert. Somit: ein urbar gemachtes Grundstück, das abseits oder entfernt von den anderen Siedlungsplätzen liegt.<ref>''Materialien - Flurnamen Walgau - Deutungen'', Herausgegeben vom Amt der Vorarlberg Landesregierung, Bregenz 2021, S. 132.</ref>
Der offizielle Namensteil der [[w:Seilbahn|Seilbahn]] ''Düns - Rongelonsch'' bezog sich auf die [[w:Talstation|Talstation]] ([[w:Gemeinde (Österreich)|Gemeinde]] [[Düns]]) und die [[w:Bergstation|Bergstation]] (Ortsteil Rongelonsch) in der Gemeinde [[Dünserberg]]. ''Rongelonsch'' hat einen [[w:Rätoromanisch|rätoromanischen]] Ursprung und leitet sich aus dem [[w:Lateinische Sprache|lat.]]: ''runc'' ab und bedeutet soviel wie [[w:Rodung|Rodung]]. Der Name wurde mit dem Adjektiv 'longē', rätorromanisch: ''lönch'', ''löntsch'' im Sinne von ''entfernt'' erweitert. Somit: ein urbar gemachtes Grundstück, das abseits oder entfernt von den anderen Siedlungsplätzen liegt.<ref>''Materialien - Flurnamen Walgau - Deutungen'', Herausgegeben vom Amt der Vorarlberg Landesregierung, Bregenz 2021, S. 132.</ref>


Der Name ''Düns'' hat im Laufe der Jahrhunderte eine unterschiedliche Schreibweise gefunden. Im 9. Jahrhundert wurde der Ort ''Túnia'' genannt. Der Name ''Túnia'' soll seiner alten Betonung nach [[w:Römisches Reich|vorrömischen]] Ursprungs sein, unter Umständen eine Ableitung von ''*Dûnia'' im Sinne von ''zur Anhöhe, Burg gehörig'' und mit dem [[w:Keltische Sprache|kelt.]]: ''*dûnon'' im Sinne von ''Höhe, Burg'' verwandt. Der Dünserberg war einst Teil der Gemeinde Düns, seine Sonderstellung erhielt dieser durch die Ansiedlung der Walser im Spätmittelalter, und ist die sprachliche Ableitung von ''Düns'' auch auf ''Dünserberg'' übertragbar.<ref>''Materialien - Flurnamen Walgau - Deutungen'', Herausgegeben vom Amt der Vorarlberg Landesregierung, Bregenz 2021, S. 108.</ref>
Der Name ''Düns'' hat im Laufe der Jahrhunderte eine unterschiedliche Schreibweise gefunden. Im 9. Jahrhundert wurde der Ort ''Túnia'' genannt. Der Name ''Túnia'' soll seiner alten Betonung nach [[w:Römisches Reich|vorrömischen]] Ursprungs sein, unter Umständen eine Ableitung von ''*Dûnia'' im Sinne von ''zur Anhöhe, Burg gehörig'' und mit dem [[w:Keltische Sprache|kelt.]]: ''*dûnon'' im Sinne von ''Höhe, Burg'' verwandt. Der Dünserberg war einst Teil der Gemeinde Düns, seine Sonderstellung erhielt dieser durch die Ansiedlung der Walser im Spätmittelalter, und ist die sprachliche Ableitung von ''Düns'' auch auf ''Dünserberg'' übertragbar.<ref>''Materialien - Flurnamen Walgau - Deutungen'', Herausgegeben vom Amt der Vorarlberg Landesregierung, Bregenz 2021, S. 108.</ref>

Version vom 20. August 2022, 06:47 Uhr

Seilbahn Düns – Dünserberg (1959)

Die Seilbahn Düns – Dünserberg war eine Materialseilbahn (Pendelseilbahn) mit beschränkt öffentlichem Personenverkehr (ab 1957) mit geschlossener Förderseilschleife und führte von Düns auf den Dünserberg (Ortsteil Rongelonsch) in Vorarlberg.[1]

Name

Der offizielle Namensteil der Seilbahn Düns - Rongelonsch bezog sich auf die Talstation (Gemeinde Düns) und die Bergstation (Ortsteil Rongelonsch) in der Gemeinde Dünserberg. Rongelonsch hat einen rätoromanischen Ursprung und leitet sich aus dem lat.: runc ab und bedeutet soviel wie Rodung. Der Name wurde mit dem Adjektiv 'longē', rätorromanisch: lönch, löntsch im Sinne von entfernt erweitert. Somit: ein urbar gemachtes Grundstück, das abseits oder entfernt von den anderen Siedlungsplätzen liegt.[2]

Der Name Düns hat im Laufe der Jahrhunderte eine unterschiedliche Schreibweise gefunden. Im 9. Jahrhundert wurde der Ort Túnia genannt. Der Name Túnia soll seiner alten Betonung nach vorrömischen Ursprungs sein, unter Umständen eine Ableitung von *Dûnia im Sinne von zur Anhöhe, Burg gehörig und mit dem kelt.: *dûnon im Sinne von Höhe, Burg verwandt. Der Dünserberg war einst Teil der Gemeinde Düns, seine Sonderstellung erhielt dieser durch die Ansiedlung der Walser im Spätmittelalter, und ist die sprachliche Ableitung von Düns auch auf Dünserberg übertragbar.[3]

Umgangssprachlich wurde die Seilbahn als Seilbahn Düns – Dünserberg bezeichnet.

Geschichte

Auf Grundlage der Elektrifizierung der Gemeinde 1946 bis 1948 wurde von einer Interessensgemeinschaft, der die Höfe in Montanast und in Rongelonsch angehörten, der Bau einer Seilbahn ins Auge gefasst. Durch diese sollte eine schnelle und verlässliche Verbindung mit der in der Gemeinde Düns geplanten Errichtung einer Sennerei hergestellt werden. Im Frühjahr 1949 erfolgte der Spatenstich[4] und im Mai 1950 die Inbetriebnahme der Seilbahn Düns – Dünserberg.[5] Die Seilbahn wurde von der Güter- und Seilwegegenossenschaft Düns – Rongelonsch ganzjährig betrieben.[6] Die Seilbahn wurde ursprünglich als Materialseilbahn ab 1949 errichtet.[7] Am 22. November 1959 wurde auch der beschränkt-öffentliche Personenverkehr gestattet und die Seilbahn zuvor entsprechend umgebaut.[8]

Eine Materialseilbahn von Rongelonsch auf die Alpe Pfänder (Älpele) bestand für die Bauzeit der Alpe und wurde etwa 1964/1965 abgebrochen.[9][10] Rund zehn Jahre später war vorgesehen, wieder eine Materialseilbahn mit beschränkt öffentlichem Verkehr in Verlängerung von der Bergstation der Seilbahn Düns – Dünserberg auf das Älpele (Alpe Pfänder) zu bauen. Hierzu fand am 17. Jänner 1974 auch eine eisenbahnrechtliche Bauverhandlung statt.[9][11] Länge wäre etwa 810 Meter gewesen, Ausrichtung etwa 38° N, Bergstation bei der Alpe in der Nähe des ORF-Senders (Sender Dünserberg) auf etwa 1552 m ü. A.. Die Talstation war geplant bei der Bergstation der Seilbahn Düns-Dünserberg auf etwa 1213 m ü. A. anzuordnen.

Ein schwerer Unfall vom 6. April 1976 mit einem Todesopfer, bei dem ein Fahrgast der Seilbahn ca. 20 Meter abstürzte bedeutete jedoch das Ende der Seilbahn.[12][13] Der Betrieb wurde mit Bescheid von der Vorarlberger Landesregierung sofort eingestellt.[14]

Bei einer öffentlichen Abstimmung im Gemeindamt in Dünserberg fiel am 25. November 1977 die Entscheidung, die Kosten von rund ATS 500.000 (rund Euro 36.300) für die Wiederinstandsetzung der Seilbahn nicht aufzubringen und als Alternative in diesem Bereich einen Güterweg (Futsch - Tobelhof) zu bauen.[12] Bis August 1980 waren 2/3 des Güterweges ausgebaut.[15] In einer außerordentlichen Vollversammlung am 29. November 1979 hat die Güter- und Seilwegegenossenschaft Düns-Rongelonsch bereits die eigene Auflösung beschlossen.[16]

Mit Bescheid vom 18. September 1980 wurde der Güter- und Seilwegegenossenschaft Düns-Rongelonsch die Bewilligung zum Abbruch der Seilbahn von der Vorarlberger Landesregierung erteilt. Ursprünglich sollte auch die1948 errichtete Talstation abgetragen werden, dies wurde sodann jedoch nicht realisiert und die Talstation steht bis heute.[17]

Technische Daten

  • Betreiber: Güter- und Seilwegegenossenschaft Düns – Rongelonsch,
  • Name (nicht offiziell): Seilbahn Düns – Dünserberg,
  • Seilbahntyp: Pendelseilbahn
  • Betriebsbeginn: Mai 1950,
  • Betriebseinstellung: 6. April 1976, [18]
  • Abbruch: 1980,
  • Talstation: Düns Nr. 65 auf 753 m ü. A. Welt-Icon47.220589.721261,
  • Mittelstation: Montanast auf 1041 m ü. A. mit Zusteigmöglichkeit auf Straßenniveau. Wenige Meter östlich der Zwischenstation Montanast bestand eine Kapelle, die bereits 1914 anlässlich des Baus des Weges abgebrochen wurde,
  • Bergstation: Rongelonsch / Dünserberg Nr. 21 auf 1213 m ü. A. Welt-Icon47.2301229.725892[19],
  • Höhenunterschied: 460 Meter,
  • Schräge Länge: 1208 Meter,
  • Ausrichtung: Südsüdwest nach Nordnordost (20° N),
  • Anzahl Stützen: unbekannt
  • Antrieb: Drehstromantrieb mit Widerstandsanläufer
  • Fahrgeschwindigkeit: unbekannt
  • Fahrzeit: 5 Minuten (geschätzt)
  • Beförderungsmittel:
    • zwei Personenkabinen für je vier erwachsene Personen, acht Schulkinder bis 15 Jahre oder maximal 320 kg,
    • zwei Lastenkisten/-gehänge für maximal je 320 kg,
  • Beförderungskapazität: 30 Personen / Stunde,
  • Spannvorrichtung Tragseil: Gewichte (Talstation in Spannschacht),
  • Spannvorrichtung Förderseil: Gewichte (Talstation in Spannschacht).[9][20][21][22]

Die Seilbahn Düns – Dünserberg war kürzer als die heute noch bestehende Seilbahn Schnifis – Schnifisberg, und hatte fast dieselbe Ausrichtung.

Schlepplifte

Es bestanden am Dünserberg auch Kleinschlepplifte (weniger als 300 Meter Länge)[23] mit Dieselantrieb. Alois Wäger kaufte am 23. November 1976 von Andreas Dobler den "Älpele-Schlepplift", den "Goppen-Schlepplift", eine Pistenraupe "Ratrac SW4", eine Pistenraupe "Prinoth P15" und andere Teile sowie 20 % der Genossenschaftsanteile an der Seilbahn Düns-Dünserberg um ATS 900.000,00.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Allgeuer, Seilbahnen und Schlepplifte in Vorarlberg, Graz 1998, W. Neugebauer Verlag, ISBN 3-85376-059-7, S. 131.
  2. Materialien - Flurnamen Walgau - Deutungen, Herausgegeben vom Amt der Vorarlberg Landesregierung, Bregenz 2021, S. 132.
  3. Materialien - Flurnamen Walgau - Deutungen, Herausgegeben vom Amt der Vorarlberg Landesregierung, Bregenz 2021, S. 108.
  4. Wolfgang Angerer, Heimatkundliche Stoffsammlung für die Schule Dünserberg, Dünserberg 1952, Eigenverlag, S. 14.
  5. Wolfgang Angerer, Heimatkundliche Stoffsammlung für die Schule Dünserberg, Dünserberg 1952, Eigenverlag, S. 1.
  6. Die Güter- und Seilwegegenossenschaft wurde mit Bescheid der Agrarbezirksbehörde Bregenz vom 30. Dezember 1955, Zl.: II-313/55, genehmigt.
  7. Bescheid der Agrarbezirksbehörde Bregenz vom 1. Februar 1949, Zl. 30/49.
  8. Bescheid des Vorarlberger Landeshauptmannes vom 16. Juli 1957, VIb-537-12/57; Betriebsbewilligungsbescheid vom 19. November 1957, VIb-879-32/59.
  9. 9,0 9,1 9,2 Verhandlungsniederschrift vom 17. Jänner 1974, ZL. VIIa-64/35/1973
  10. Als diese Materialseilbahn abgebrochen wurde, übernahmen die Naturfreunde in Feldkirch 1967/1968 einen Teil der Anlage und stellte diesen am heutigen Standort am Älpele in Frastanz wieder auf. Von der abgebrochenen Materialseilbahn wurden bei der Materialseilbahn der Feldkircher Hütte das Zugseil, das Tragseil und die Umlenkscheiben sowie das Laufwerk verwendet.
  11. Schreiben des Amts der Vorarlberger Landesregierung an die Gemeinde Dünserberg, Zl. VIIc-61/2/68-74 vom 11. Juli 1974.
  12. 12,0 12,1 Dünserberg zieht Ausbau der Straße Wiederinstandsetzung der Seilbahn vor, Vorarlberger Nachrichten, Heimat, vom 26. November 1977, S. 9.
  13. Bescheid der Vorarlberger Landesregierung vom 13. April 1976, Zl.: VIIa-64/5/1976.
  14. Bescheid der Vorarlberger Landesregierung vom 6. April 1976, Zl.: VIIa-64/5/76.
  15. Verhandlungsniederschrift vom 12. August 1980, Zl. VIIa-621-5, S. 7.
  16. Verhandlungsniederschrift vom 12. August 1980, Zl. VIIa-621-5, S. 6.
  17. Siehe Bescheid der Vorarlberger Landesregierung vom 18. September 1980, Zl. VIIa-621-5.
  18. Der Betrieb der Seilbahn Düns-Rongelonsch wurde endgültig mit Bescheid vom 1. Dezember 1977 eingestellt, Bescheid Zl. VIIa-64/5/1977.
  19. Die Bergstation befand sich im Anwesen des Anton Müller, Dünserberg 21 (Rongelonsch 21).
  20. Gutachten der Vorarlberger Landesregierung, Seilbahnabteilung, Zl.: VIIc-321-2-97.
  21. Bescheid vom 17. Februar 1972, Zl.: VIIa-64/1/72.
  22. Wolfgang Angerer, Heimatkundliche Stoffsammlung für die Schule Dünserberg, Dünserberg 1952, Eigenverlag, S. 15, 20, 42.
  23. Wolfgang Allgeuer, Seilbahnen und Schlepplifte in Vorarlberg, Graz 1998, W. Neugebauer Verlag, ISBN 3-85376-059-7, S. 89.

Weblinks

 Seilbahn Düns – Dünserberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

47.220589.721261Koordinaten: 47° 13′ 14″ N, 9° 43′ 17″ O