Fährunglück auf der Mur 1875: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. Januar 2023, 21:57 Uhr
Das Fährunglück auf der Mur war ein Schiffsunglück im Jahr 1875 bei Gratkorn, das 96 Menschenleben forderte.
Hergang
Am 18. Mai, dem Pfingstdienstag, wurde eine Wallfahrt von Bewohnern von Sankt Stefan am Gratkorn und den umliegenden Orten nach Maria Straßengel am anderen Ufer der Mur durchgeführt. Etwa 500 Personen nahmen unter der Leitung ihres Seelsorgers Pater Kolumban List, einem Pater vom Stift Rein an der Wallfahrt teil.
Um den Weg abzukürzen, wollte man die Mur mit der Fähre bei Judendorf, die vom Stift Rein betrieben wurde, benützen. Das Fährschiff war eine Plätte unf bestand aus zwei Booten, die mit Bohlen verbunden wurden. Auf diesen Bohlen befanden sich die transportierten Personen. Bei dieser hohen Personenanzahl mussten die Fähre mehrmals den Fluss queren. Zweimal wurden jeweils Personen über die Mur befördert, wobei die Fähre schon bei der zweiten Fahrt bedenklich viel Wasser schöpfte.
Trotzdem der Fährmann durch einen Kaplan auf diesen Umstand aufmerksam gemacht wurde, ließ er trotz einer Beschränkung auf 100 Personen, 159 Personen, meistens Frauen und Kinder, die Fähre besteigen. Als die überlastete Fähre zur Fahrt von der Verankerung am Ufer gelöst wurde, brach sofort die Stange am linken Flussufer, über die das Führungsseil gespannt war und die Fähre trieb manövrierunfähig die Mur, die wegen starken Regenfällen in der Nacht erhöhten Wasserstand aufwies, talwärts.
Die Bohlen, die die beiden Boote zusammenhielten, lösten sich in der Folge und wurden vom Wasser abgetrieben. Auf dem Fährschiff wurde dabei die Panik immer größer und zahlreiche Personen fielen in die Mur. Erst bei der Weinzierlbrücke blieb das Schiff hängen, wo in der Folge zahlreiche Personen gerettet werden konnte. Ein großer Teil wurde jedoch vom Wasser abgetrieben, sodass man erst Tage danach eine endgültige Bilanz ziehen konnte. So konnten 96 Menschen nur mehr tot geborgen werden.
Schon im darauffolgenden August kam es zum Prozess um die Schuldigen zu nennen. Angeklagt wurde sowohl ein überlender Fährmann, als auch ein Pfarrer, der die Pilgerprozession leitete.
Heute erinnert eine Schautafel in Gratkorn an die alte überfuhr, die bis 1962 in Berieb war, und an das Unglück.
Weblinks
- Das entsetzliche Unglück. In: Grazer Volksblatt, 21. Mai 1875, S. 2 (online bei ANNO).
- Aus dem Gerichtssaale. In: Grazer Volksblatt, 25. August 1875, S. 6 (online bei ANNO).
47.12620615.343796Koordinaten: 47° 7′ 34″ N, 15° 20′ 38″ O