Ulrich von Starkenberg: Unterschied zwischen den Versionen
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== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == |
Version vom 9. Januar 2023, 21:02 Uhr
Ulrich (I.) von Starkenberg (* vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts; † um / nach 1424, vermutlich zwischen 1424 und 1430) war einer der bedeutendsten Adligen der Grafschaft Tirol, den der Konflikt mit dem Tiroler Landesfürsten Anfang der 1420er-Jahre, der schließlich zur "Starkenberger Fehde" führte, zuletzt völlig ruinierte.
Herkunft und Familie
Ulrich (I.) von Starkenberg stammte aus der Familie der Starkenberger. Ursprünglich Ministeriale[A 1] zählte sie seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert zu den bedeutendsten Adelsfamilien der Grafschaft Tirol.Ulrich (I.) von Starkenberg war ein Sohn von Sigmund von Starkenberg († 1402) aus dessen Ehe mit Osanna von Ems († um 1418).[1] Auch Sigmund von Starkenberg baute die Stellung der Familie weiter aus. 1401 verpachtete ihm der Bischof von Brixen gegen eine jährliche hohe Geldsumme seine Herrschaft St. Petersberg (heute Teil der Gemeinde Silz).[1] Um 1413 heiratete er Ursula von Waldburg (* vor / um 1400; † nach dem 17. Jänner 1449) aus einer bedeutenden schwäbischen Familie.[2] Sie war eine Tochter von Truchsess Johannes von Waldburg und eine Schwester oder Halbschwester der Truchsesse Jakob von Waldburg († um 1460) und Eberhard von Waldburg († 1479). Aus dieser Ehe hatte Ulrich mindestens zwei Kinder:
- Ulrich (II.) von Starkenberg (* nach 1413 und vor 1424; † in den 1420er-Jahren)
- Veronika von Starkenberg (* * nach 1413 und vor 1424; † um / nach 1489) ∞ um 1449 mit dem steirischen Freiherren Bernhard Gradner von Windisch-Grätz († 1489), dem es als Günstling von Herzog von Siegmund von Österreich, Graf von Tirol ("Siegmund dem Münzreichen") († 1496) gemeinsam mit seinem Bruder Vigilius gelang, vorübergehend mit Teilen des früheren Starkenberger Besitzes belehnt zu werden. Nachdem er und sein Bruder Tirol in den 1450er-Jahren verlassen mussten, ließen sie sich gemeinsam mit Veronika bei den Eidgenossenschaften nieder. Mit Veronika starb die Familie der Starkenberger auch in "weiblicher" Linie aus.
Leben
Als sein Vater starb, waren Ulrich von Starkenberg und sein jüngerer Bruder Wilhelm noch minderjährig, vermutlich noch Kinder. Die Vormundschaft über die Brüder und die Verwaltung der umfangreichen Familienbesitzungen oblag mehr als zehn Jahre in den Händern seiner Mutter Osanna. Ulrich von Starkenberg dürfte mit jenem Ulrich von Starhemberg ident sein, der als einer Begleiter von Herzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst der Eiserne") († 1424) auf dessen Pilgerreise nach Jerusalem (vermutlich 1414) aufscheint. Falls Ulrich von Starkenberg ursprünglich in einem Naheverhältnis zu diesem Habsburger stand, wäre auch nachvollziehbar, dass er noch 1415 und 1416 auf dessen Seite stand. Ulrich schloss sich erst im Frühjahr 1417 dem später Kaiser Sigismund († 1437) an, dürfte aber, im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Wilhelm, damals nicht in dessen Gefolge eingetreten sein. Er wechselte also erst in das "kaiserliche Lager", nachdem sich Herzog Ernst Anfang des Jahres 1417 aus der Grafschaft Tirol zurückgezogen hatte und die Herrschaft über die Grafschaft "de facto" wieder wieder von seinem Bruder, Herzog Friedrich (IV.) von Österreich, Graf von Tirol ("Friedl mit der leeren Tasche") († 1439) ausgeübt wurde. Nach der offiziellen "Aussöhnung" zwischen Herzog Friedrich (IV.) und König Sigismund hielt er sich häufig in Wien am Hof von Sigismunds Schwiegersohn, Herzog Albrecht (V.) von Österreich († 1439) auf. Anfang der 1420er-Jahre beteiligte er sich, gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm, an einen der Kriegszüge gegen die Hussiten.
Die Rückforderung des Gerichtes Schlanders durch Herzog Friedrich (IV.) von Österreich, das sich bereits seit einigen Generationen als Pfandschaft im Besitz seiner Familie befand, führte letztlich zur "Starkenberger Fehde", die ihm und seinen Bruder Wilhelm ihre ganzen Besitzungen in der Grafschaft kosteten.[2] Ein für 1424 vorgesehener Schiedsspruch, den mehrere hochrangige Schiedsrichter, darunter Herzog Ernst (I.), hätte fällen sollen und von dem sich Ulrich wohl einiges versprochen hatte, wurde letztlich durch den plötzlichen Tod des Herzogs verhindert. 1424 trat Ulrich letztmals urkundlich in Erscheinung. In den Jahren danach findet sich in den Schriftquellen nur mehr die eine oder andere Nennung von ihm. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. 1430 ließ ihn seine Ehefrau Ursula offiziell für tot erklären.[3]
Literatur
- Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter. In: Rainer Loose (Hrsg.): Von der Via Claudia Augusta zum Oberen Weg. Leben an Etsch und Inn. Westtirol und angrenzende Räume von der Vorzeit bis heute. Vorträge der landeskundlichen Tagung veranstaltet vom Verein Via Claudia Augusta Tirol, Landeck und dem Südtiroler Kulturinstitut, Bozen. Landeck, 16.-18. Juni 2005 (= Schlern-Schriften 334). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2006. ISBN 3-7030-0421-5. S. 239-260
- Karin Kranich-Hofbauer: Der Starkenbergische Rotulus. Handschrift - Edition - Interpretation (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe. Bd. 51). University Press, Innsbruck, 1994. ISBN 978-3-901064-12-8 Beschreibung
- Armin Torggler: Kampf um Greifenstein Herzog Friedrich und die Starkenberger. In: Leo Andergassen (Hrsg.): Fridericus Dux Austriae. Der Herzog mit der leeren Tasche. Ausstellungskatalog des Südtiroler Landesmuseum. Athesia Verlag, Bozen, 2018. ISBN 978-88-95523-22-4. S. 104-111
Weblinks
Familie der Starkenberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 248
- ↑ 2,0 2,1 Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 249
- ↑ vgl. Ute Monika Schwob: ‚Herrinnen‘ in Tiroler Quellen. Zur rechtlichen und sozialen Stellung der adeligen Frau im Mittelalter. In: Egon Kühebacher (Hrsg.): Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft / Germanistische Reihe. Bd. 15), Eigenverlag, Universität Innsbruck, 1982. ISBN 3-85124-088-X., S. 171
Anmerkungen
- ↑ Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.