Benutzer Diskussion:Ernst Heim/Pro Vorarlberg: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zitat|Den durch den Krieg gezeitigten Weltereignissen und ihren Rückwirkungen auf sein von ihm so heiss geliebtes Heimatland stand er als aufmerksamster Beobachter gegenüber, mit der ganzen Leidenschaft seines impulsiven Wesens Partei nehmend für das ihn richtig Erscheinende. Die ins Gigantische gestiegenen Leiden der vom Krieg betroffenen Menschheit ergriffen aufs heftigste seine fühlende Seele. Wo es zu lindern gab, stellte er auch wieder seinen Mann. Alsbald sehen wir ihn mit an der Spitze einer Hilfsaktion für das leidende Vorarlberg und Liechtenstein, mit welchem Nachbarvolke ihn liebe Jugenderinnerungen verknüpfen. Dieses heimatliche Gedenken paarte sich mit seinen politischen Reflexionen über die künftige Lage unseres Heimatlandes in dem durch den Krieg umgestalteten Europa, und so fühlte er sich berufen, mit der ganzen Wucht seiner Persönlichkeit sich der Vorarlberger Anschlussfrage anzunehmen. Nicht ohne Bangen verfolgte seine treu besorgte Gattin die alltägliche Zeugin der beispiellosen, fast keine Ruh noch Rast kennende Hingabe an die mannigfachen, immer wieder neuen Aufgaben, die sich der Lebensgefährte stellte, nicht ohne Sorge verfolgten auch die näheren Freunde diese neue Last, die der Unermüdliche sich auflud. Noch einmal sollte der ganze Vetsch sich einsetzen für ein, wie er sich überzeugend sagte, hehres politisches Ziel, wo es gelte, für das eigene Land eine aussenpolitische Gefahr zu beschwören, ihm gleichzeitig verkehrspolitisch verheissungsvolle Wege zu ebnen, sowie dem benachbarten stammverwandten Volke einen freiheits-politischen Traum zu verwirklichen. An dieser sich neu gestellten Aufgabe sollten sich seine seit langem aufs äusserste angespannten Kräfte erschöpfen. An seinem helllichten Arbeitstage begannen die Schatten aufzusteigen.|Ulrich Vetsch}}
{{Zitat|Den durch den Krieg gezeitigten Weltereignissen und ihren Rückwirkungen auf sein von ihm so heiss geliebtes Heimatland stand er als aufmerksamster Beobachter gegenüber, mit der ganzen Leidenschaft seines impulsiven Wesens Partei nehmend für das ihn richtig Erscheinende. Die ins Gigantische gestiegenen Leiden der vom Krieg betroffenen Menschheit ergriffen aufs heftigste seine fühlende Seele. Wo es zu lindern gab, stellte er auch wieder seinen Mann. Alsbald sehen wir ihn mit an der Spitze einer Hilfsaktion für das leidende Vorarlberg und Liechtenstein, mit welchem Nachbarvolke ihn liebe Jugenderinnerungen verknüpfen. Dieses heimatliche Gedenken paarte sich mit seinen politischen Reflexionen über die künftige Lage unseres Heimatlandes in dem durch den Krieg umgestalteten Europa, und so fühlte er sich berufen, mit der ganzen Wucht seiner Persönlichkeit sich der Vorarlberger Anschlussfrage anzunehmen. Nicht ohne Bangen verfolgte seine treu besorgte Gattin die alltägliche Zeugin der beispiellosen, fast keine Ruh noch Rast kennende Hingabe an die mannigfachen, immer wieder neuen Aufgaben, die sich der Lebensgefährte stellte, nicht ohne Sorge verfolgten auch die näheren Freunde diese neue Last, die der Unermüdliche sich auflud. Noch einmal sollte der ganze Vetsch sich einsetzen für ein, wie er sich überzeugend sagte, hehres politisches Ziel, wo es gelte, für das eigene Land eine aussenpolitische Gefahr zu beschwören, ihm gleichzeitig verkehrspolitisch verheissungsvolle Wege zu ebnen, sowie dem benachbarten stammverwandten Volke einen freiheits-politischen Traum zu verwirklichen. An dieser sich neu gestellten Aufgabe sollten sich seine seit langem aufs äusserste angespannten Kräfte erschöpfen. An seinem helllichten Arbeitstage begannen die Schatten aufzusteigen.|Ulrich Vetsch}}
*Dr. Ulrich Vetsch, 1856 -1920, Abschrift  aus dem « St. Galler Tagblatt », Anfang August 1920, bearbeitet von Bartholome Gantenbein, Grabs (2006 ) und Ernst Heim, Wolfurt (2007), Auszug
*Dr. Ulrich Vetsch, 1856 -1920, Abschrift  aus dem « St. Galler Tagblatt », Anfang August 1920, bearbeitet von Bartholome Gantenbein, Grabs (2006 ) und Ernst Heim, Wolfurt (2007), Auszug
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{{Zitat|Zur Einführung
Zwei Tage bevor die hier vorliegenden Ausführungen über die Vorarlbergerfrage den Delegierten der Neuen Helvetischen Gesellschaft vorgetragen wurden, war der Bundesrat endlich aus seiner Reserve herausgetreten. Die würdige Erklärung Bundesrat Calonders schaffte die langgewünschte Klarheit über die Stellung unserer Regierung dem schwierigen Problem gegenüber. Inzwischen ist nun freilich durch den Machtspruch der "Gnädigen Herren in Paris" die Lösung der Anschlussfrage von neuem aufgeschoben worden. Aufgeschoben — nicht aufgehoben! Denn kein Mensch, der nicht mit Blindheit geschlagen ist, glaubt an die Möglichkeit, dass die jetzige Ordnung der Dinge, zumal im Osten unseres Landes, Bestand haben kann. Mit oder ohne Völkerbund wird eine bessere Lösung gesucht werden müssen. Da aber der Wunsch der Vorarlberger, Schweizer zu werden, kein flackernd Strohfeuer ist, tun wir Schweizer gut, die Wartefrist zu benützen, um uns klar zu werden über unsere Stellung. Der Vortrag des Herrn Dr. Vetsch wird für jedermann, der sich in die Frage einarbeiten will, eine wertvolle Einführung eines sachverständigen Kenners der Verhältnisse sein. Schon an der Berner Delegiertenversammlung ist von verschiedenen Seiten eine Veröffentlichung des Vortrages gewünscht worden. Da sie nun vorliegt, wünschen wir derselben eine weite Verbreitung, besonders in den Landesteilen, wo die Bevölkerung sich bisher allzuwenig um die für die ganze Schweiz so wichtige Frage gekümmert hat.
St. Gallen, den 1. Januar 1920, Für die Gruppe St. Gallen der Neuen Helvetischen Gesellschaft. Der Obmann: Karl Wyss|Ulrich Vetsch}}
*'''Schweiz und Vorarlberg''', Vortrag gehalten in der Delegiertenversammlung der [https://www.nhg-bern.ch/ Neuen Helvetischen Gesellschaft] in Bern am 23. November 1919 von Dr. (Ulrich) Vetsch, St.Gallen; Auszug, bearbeitet von Ernst & Renate Heim
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{{Zitat|Meine Herren !
{{Zitat|Meine Herren !

Version vom 11. Januar 2023, 15:32 Uhr

Ulrich Vetsch

„Den durch den Krieg gezeitigten Weltereignissen und ihren Rückwirkungen auf sein von ihm so heiss geliebtes Heimatland stand er als aufmerksamster Beobachter gegenüber, mit der ganzen Leidenschaft seines impulsiven Wesens Partei nehmend für das ihn richtig Erscheinende. Die ins Gigantische gestiegenen Leiden der vom Krieg betroffenen Menschheit ergriffen aufs heftigste seine fühlende Seele. Wo es zu lindern gab, stellte er auch wieder seinen Mann. Alsbald sehen wir ihn mit an der Spitze einer Hilfsaktion für das leidende Vorarlberg und Liechtenstein, mit welchem Nachbarvolke ihn liebe Jugenderinnerungen verknüpfen. Dieses heimatliche Gedenken paarte sich mit seinen politischen Reflexionen über die künftige Lage unseres Heimatlandes in dem durch den Krieg umgestalteten Europa, und so fühlte er sich berufen, mit der ganzen Wucht seiner Persönlichkeit sich der Vorarlberger Anschlussfrage anzunehmen. Nicht ohne Bangen verfolgte seine treu besorgte Gattin die alltägliche Zeugin der beispiellosen, fast keine Ruh noch Rast kennende Hingabe an die mannigfachen, immer wieder neuen Aufgaben, die sich der Lebensgefährte stellte, nicht ohne Sorge verfolgten auch die näheren Freunde diese neue Last, die der Unermüdliche sich auflud. Noch einmal sollte der ganze Vetsch sich einsetzen für ein, wie er sich überzeugend sagte, hehres politisches Ziel, wo es gelte, für das eigene Land eine aussenpolitische Gefahr zu beschwören, ihm gleichzeitig verkehrspolitisch verheissungsvolle Wege zu ebnen, sowie dem benachbarten stammverwandten Volke einen freiheits-politischen Traum zu verwirklichen. An dieser sich neu gestellten Aufgabe sollten sich seine seit langem aufs äusserste angespannten Kräfte erschöpfen. An seinem helllichten Arbeitstage begannen die Schatten aufzusteigen.“

Ulrich Vetsch
  • Dr. Ulrich Vetsch, 1856 -1920, Abschrift aus dem « St. Galler Tagblatt », Anfang August 1920, bearbeitet von Bartholome Gantenbein, Grabs (2006 ) und Ernst Heim, Wolfurt (2007), Auszug

„Zur Einführung

Zwei Tage bevor die hier vorliegenden Ausführungen über die Vorarlbergerfrage den Delegierten der Neuen Helvetischen Gesellschaft vorgetragen wurden, war der Bundesrat endlich aus seiner Reserve herausgetreten. Die würdige Erklärung Bundesrat Calonders schaffte die langgewünschte Klarheit über die Stellung unserer Regierung dem schwierigen Problem gegenüber. Inzwischen ist nun freilich durch den Machtspruch der "Gnädigen Herren in Paris" die Lösung der Anschlussfrage von neuem aufgeschoben worden. Aufgeschoben — nicht aufgehoben! Denn kein Mensch, der nicht mit Blindheit geschlagen ist, glaubt an die Möglichkeit, dass die jetzige Ordnung der Dinge, zumal im Osten unseres Landes, Bestand haben kann. Mit oder ohne Völkerbund wird eine bessere Lösung gesucht werden müssen. Da aber der Wunsch der Vorarlberger, Schweizer zu werden, kein flackernd Strohfeuer ist, tun wir Schweizer gut, die Wartefrist zu benützen, um uns klar zu werden über unsere Stellung. Der Vortrag des Herrn Dr. Vetsch wird für jedermann, der sich in die Frage einarbeiten will, eine wertvolle Einführung eines sachverständigen Kenners der Verhältnisse sein. Schon an der Berner Delegiertenversammlung ist von verschiedenen Seiten eine Veröffentlichung des Vortrages gewünscht worden. Da sie nun vorliegt, wünschen wir derselben eine weite Verbreitung, besonders in den Landesteilen, wo die Bevölkerung sich bisher allzuwenig um die für die ganze Schweiz so wichtige Frage gekümmert hat.

St. Gallen, den 1. Januar 1920, Für die Gruppe St. Gallen der Neuen Helvetischen Gesellschaft. Der Obmann: Karl Wyss“

Ulrich Vetsch
  • Schweiz und Vorarlberg, Vortrag gehalten in der Delegiertenversammlung der Neuen Helvetischen Gesellschaft in Bern am 23. November 1919 von Dr. (Ulrich) Vetsch, St.Gallen; Auszug, bearbeitet von Ernst & Renate Heim

„Meine Herren !

Wir haben bisher nur realpolitisch gesprochen: wir sollen aber in dieser Frage nicht nur den Verstand und die Zahlen sprechen lassen, sondern auch auf die Sprache des Herzens hören. Und da müssen wir uns eingestehen, dass wir einem braven Völklein, das uns nicht nur benachbart, sondern auch stammverwandt ist, und das mit diplomatischen Kniffen um sein freies Selbstbestimmungsrecht betrogen werden soll, Hilfe und Unterstützung schuldig sind.

Lassen Sie mich aus meiner Kindheit erzählen, die mich öfters ins Vorarlbergische führte. Und da darf ich, in Variation eines Gottfried Keller’schen Wortes, sagen: „Wie war da der Knabe stolz auf dich, o mein Heimatland“, wenn ich im Liechtensteinischen, im Österreichischen, allüberall das Lob der freien Schweiz verkünden hörte, wenn aus allen Gesprächen der glühende Wunsch, die tiefe Sehnsucht herausklang, Schweizer, Eidgenossen zu werden. Wie die Eindrücke der Kindheit die tiefsten, die nachhaltigsten sind, so haben diese Erlebnisse mich mein Leben lang begleitet, vielleicht genährt durch die Stammesverwandtschaft, welche zwischen mir, dem St. Galler Oberländer, und den Bewohnern des Walgaus und des Montafons besteht. Im Norden des „Ländles“ haben sich hüben und drüben des Rheins die Alemannen sesshaft gemacht, in einigen Alpentälern, wie bereits bemerkt, die Walser, die Nachkommen unserer Walliser. Im Süden des Landes jedoch hausen germanisierte Rätoromanen, Leute meines Schlages, die den gleichen Dialekt sprechen wie wir im St. Galler Oberland und im Prättigau, die auch die gleichen Flur- und Geschlechtsnamen wie wir haben. Der Name des Berges Alvier, an dessen Fuss ich aufgewachsen, findet sich drüben im Walgau, im welschen Gau, als Bachname, es ist der Abfluss des Lünersees, der so heisst; den Namen meiner Heimatgemeinde Grabs sehen Sie bei Schruns als Flurname in die Karte eingezeichnet.

Können Sie mir unter diesen Umständen einen Vorwurf daraus machen, dass ich es geradezu als eine Schmach empfinde, wenn wir Schweizer für alle möglichen interessanten und nicht interessanten Völker, für Hottentotten, Armenier und polnische Schieber uns begeistern, eine benachbarte, stammverwandte, bodenständige Bevölkerung dagegen im Stiche lassen, die in tiefer Not nichts sehnsüchtiger verlangt, als unser zu werden? Sollen wir sie um einiger Silberlinge willen, und wären diese Silberlinge auch einige Millionen, viele Millionen sogar, zurück stossen? Geht es Ihnen nicht, wie es mir als Knabe ergangen ist, dass Sie Stolz empfinden darüber, dass ein braves Völklein Ihr Land, Ihr Volk, Ihre Institutionen so hoch einschätzt, um derselben teilhaftig werden zu wollen? Ist es nicht ein erhebendes Beispiel, dass unser Vaterland im Zeitalter des nacktesten Imperialismus friedliche Eroberungen macht, friedliche Eroberungen, die wir recht eigentlich der Eigenart unseres Staatswesens zu verdanken haben? Es hiesse den Gedanken, die diesem Staatswesen zu Grunde liegen, einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir, aus kleinlicher Furcht oder aus noch kleinlicherem Eigennutz, diese Eroberungen moralischer Art von uns weisen würden. Zeigen wir doch, dass wir kein greisenhafter Staat sind, der mit dem Leben abgeschlossen hat und sich darauf beschränkt, in seinem „Stöckli", wie der Berner sagt, beschaulich über seine Vergangenheit nachzusinnen, sondern dass wir vielmehr, gerade weil wir eine föderalistisch organisierte Demokratie sind, entwicklungs- und ausdehnungsfähig sind.

Unsere Jugend ist der vielfach kleinlichen Sesselpolitik müde; sie verlangt danach, neue Aufgaben zugewiesen zu erhalten. Könnte es für sie eine lohnendere Aufgabe geben, als an der Seite der Vorarlberger und in traulichem Einvernehmen mit ihnen, den neuen Kanton in unsere Demokratie einzuführen, ihn, der trotz gleicher Grösse nur halb soviel Einwohner zählt, als der Kanton St. Gallen, wirtschaftlich zu fördern, ihn mit einem Wort in unseren Staatenbund einzugliedern? Oder sollen wir in unseren alten Grenzen verknöchern? Unsere Vorfahren, die alten Schweizer, dachten auf jeden Fall anders; sie griffen bei günstiger Gelegenheit zu und haben damit dieses wunderbare Staatsgebilde zu Stande gebracht, das sich schweizerische Eidgenossenschaft nennt, und das über Stammes- und Sprachgrenzen hinausreicht. Seien wir würdige Söhne unserer Altvordern, indem auch wir gross denken und gross handeln, Dadurch gross denken und gross handeln, dass wir ein braves stammverwandtes Volk, das von seiner Regierung um sein freies Selbstbestimmungsrecht geprellt werden will, das aber nichtsdestoweniger weiterkämpft, mit allen Kräften und aus ganzer Seele unterstützen.“

Ulrich Vetsch
  • Schweiz und Vorarlberg, Vortrag gehalten in der Delegiertenversammlung der Neuen Helvetischen Gesellschaft in Bern am 23. November 1919 von Dr. (Ulrich) Vetsch, St.Gallen; Auszug, bearbeitet von Ernst & Renate Heim