Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach langer Zeit komme ich doch einmal dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben....Und lieber Kamerad, das ist noch nicht die ganze Arbeit, dann habe ich in der Ortsgruppe immer zu tun und obendrauf habens mir jetzt vor 14 Tagen noch die Ortsleitung der NSV angehängt. Wenn man sich auch dagegen wehrt, bekommt man nur zur Antwort, ein Parteigenosse sagt zu nichts nein, es gibt nur ein Ja. Du wirst es ja selber wissen, wenn jemand mit einer Arbeit kommt, so sage ich selten nein. Dem K. habens die [[w:Nationalsozialistische Volkswohlfahrt|NSV]] entzogen, weißt es ohnehin wie er es immer gemacht hat, meistens betrunken usw. Es wäre mir lieber gewesen, wenn jemand anderer gewesen wäre, aber über diesen Beruf wagt sich niemand...Lieber Kamerad sonst ist in der Ortsgruppe ein großes Durcheinander, es sind nur immer Streitigkeiten und Raufereien. Wer früher unsere besten Kameraden waren, sind heute die schlechtesten. Näheres wird Dir ja sowieso Dein Bruder geschrieben haben. Lieber Kamerad, sei nicht bös, daß ich nicht geschrieben habe, es ging mit bestem Willen nicht. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. | Nach langer Zeit komme ich doch einmal dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben....Und lieber Kamerad, das ist noch nicht die ganze Arbeit, dann habe ich in der Ortsgruppe immer zu tun und obendrauf habens mir jetzt vor 14 Tagen noch die Ortsleitung der NSV angehängt. Wenn man sich auch dagegen wehrt, bekommt man nur zur Antwort, ein Parteigenosse sagt zu nichts nein, es gibt nur ein Ja. Du wirst es ja selber wissen, wenn jemand mit einer Arbeit kommt, so sage ich selten nein. Dem K. habens die [[w:Nationalsozialistische Volkswohlfahrt|NSV]] entzogen, weißt es ohnehin wie er es immer gemacht hat, meistens betrunken usw. Es wäre mir lieber gewesen, wenn jemand anderer gewesen wäre, aber über diesen Beruf wagt sich niemand...Lieber Kamerad sonst ist in der Ortsgruppe ein großes Durcheinander, es sind nur immer Streitigkeiten und Raufereien. Wer früher unsere besten Kameraden waren, sind heute die schlechtesten. Näheres wird Dir ja sowieso Dein Bruder geschrieben haben. Lieber Kamerad, sei nicht bös, daß ich nicht geschrieben habe, es ging mit bestem Willen nicht. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. | ||
Heil Hitler! Dein Kamerad Johann.}} | Heil Hitler! Dein Kamerad Johann.}} | ||
== Zerschlagung der Rest-Tschechei == | |||
[[File:Czechoslovakia 1939 de.svg|mini|Darstellung der Zerschlagung der Tschechoslowakei in zwei Etappen]] | |||
[[File:Bundesarchiv Bild 183-2004-0813-500, Deutsche Truppen in Brünn.jpg|mini|Empfang deutscher Truppen in [[w:Brünn|Brünn]]]] | |||
Die rege Ausbildung der Rekruten bei den neu aufgestellten Einheiten des deutschen Heeres wurde jäh unterbrochen, als für den 14. März 1939 der Sondermobilmachungsfall ''Schneeglöckchen'' bekanntgegeben wurde. Nachdem Hitler bereits im Oktober 1938 das Sudetenland besetzen ließ, sollte nun die [[w:Zerschlagung der Rest-Tschechei|Zerschlagung der Rest-Tschechei]] erfolgen. Auch die Einheiten der 44. Infanterie-Division wurden in Marsch gesetzt und überschritten am Morgen des 15. März die Demarkationslinie bei Lundenburg. Die Einheiten des IR 131 (mit Adolfs 2. Kompanie) bildeten die Vorhut der Division. Der Einmarsch verlief friedlich und nur das schlechte Wetter machte den deutschen Soldaten schwer zu schaffen. Das Tagesziel wurde aber trotz der widrigen Umstände erreicht und bereits am nächsten Tag stießen die vordersten Einheiten der 44. Infanterie-Division auf deutsche Truppen, die von Schlesien aus in die Tschechei einmarschiert waren. Die Division stellte daher ihren Vormarsch ein und nach einigen Tagen der Ruhe verlegte man die Einheiten wieder in ihre Friedensstandorte zurück. Die Deutsche Wehrmacht hatte noch einmal Glück gehabt, denn ein Teil der eingesetzten Verbände befand sich noch mitten in der Ausbildung. So hatten vor allem die Soldaten, die die schweren Waffen bedienen sollten, in ihrer kurzen Ausbildung noch keinen einzigen scharfen Schuss abgegeben. | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Version vom 22. Oktober 2014, 18:51 Uhr
Der Riedlingsdorfer Adolf Kaipel, geboren am 19. Mai 1915, war einer von sechsundneunzig Riedlingsdorfer Gefallenen des 2. Weltkrieges. Seine Zeit in der Deutschen Wehrmacht ist durch eine Vielzahl von Briefen, welche die Zeit überdauert haben, gut dokumentiert.[1]
Einberufung und Ausbildung
Adolf Kaipel wurde Anfang Dezember 1938 zur 2. Kompanie des Infanterie-Regiments 131 nach Lundenburg/Breclav einberufen. Das IR 131 gehörte zur 44. Infanterie-Division, welche im Zuge der Sudetenkrise ab 1. Oktober 1938 neue Garnisonsstandorte im Sudetenland besetzte.
Am 4. Dezember 1938 schrieb Adolf Kaipel einen Brief an seine Verwandten in Riedlingsdorf.
„Meine Lieben!“
„Seid nicht bös, daß ich mir mit meinem Schreiben solange Zeit ließ. Wir sind erst am 2. an Ort und Stelle gekommen. Von Stockerau wurden wir nach Mistelbach und am anderen Tag von Mistelbach nach Lundenburg/Südmähren ehemals Tschechoslowakei gebracht, wo wir vorläufig eingestellt wurden. Es ist alles überfüllt und ich habe vielleicht Aussicht auf eine Dienstenthebung. Sollte es nicht zutreffen, so werden wir uns sicher zu Weihnachten treffen. Wir sind nun wieder gebunden und doch muß man alles leichter nehmen. Lundenburg ist eine schöne Stadt und ich freue mich schon darauf, wenn einmal der Ausgang gestattet ist. In einer ...schule sind wir untergebracht, vorläufig. Auch eine Kaserne hinterließen die Tschechen vier Stock hoch, was den Deutschen zu hoch ist, darum wird nächstes Jahr eine neue gebaut. Viel Neues kann ich Euch nicht schreiben, sondern muß den Vers in Umwandlung treffen "Tröste Dich, alles vergeht". Sollte irgendetwas Dringendes zu Hause eintreffen, so bitte ich um umgehende Weiterleitung. Seid vorläufig herzlich gegrüßt und sei nicht traurig Mutter, Gottes Auge wacht.“
„Heil Hitler. Euer Adolf Kaipel.“
Adolf Kaipel unterschrieb viele seiner Briefe mit Heil Hitler, zumal er in den 1930er-Jahren als illegaler Nationalsozialist sogar einige Wochen im Ständestaat inhaftiert war. Nichtsdestotrotz ist aus vielen seiner Briefe, vor allem in jenen die an der Front geschrieben wurden, eine große Friedenssehnsucht zu spüren.
Anfang Feber 1939 erreichte ihn ein Brief seines Bruders Samuel, in dem dieser über die Zustände in der Heimat berichtete:
„Lieber Bruder, am 9.2. haben wir unsere Musterung gehabt. Alle 13er (Anmerkung: Geburtsjahrgang 1913) sind tauglich gewesen. Wir Bauern haben bis Herbst Aufschub, die Arbeiter müssen innerhalb einer ganz kurzen Zeit einrücken. Die 14er sind auch alle eingerückt und in Oberwart und Pinkafeld ist alles voll mit Soldaten. Die werden sehr scharf hergenommen. Lieber Bruder, es wäre fast anders gekommen, denn wenn ich nicht soviel geredet hätte, hätte auch ich sofort gehen müssen, aber bis zum Herbst geht es sich sicher aus. Der Mühl Adolf ist ganz untauglich. Wir grüßen Dich nochmals auf das Herzlichste. Schreibe uns bald wieder wie es Dir geht.“
„Mit Gruß Samuel. Heil Hitler.“
Im gleichen Monat erhielt er von seinem besten Freund, Hans Nicka, einen Brief, welcher ebenfalls die Zustände in der Ortschaft Riedlingsdorf beschrieb (Inhalt gekürzt):
„Lieber Kamerad! Nach langer Zeit komme ich doch einmal dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben....Und lieber Kamerad, das ist noch nicht die ganze Arbeit, dann habe ich in der Ortsgruppe immer zu tun und obendrauf habens mir jetzt vor 14 Tagen noch die Ortsleitung der NSV angehängt. Wenn man sich auch dagegen wehrt, bekommt man nur zur Antwort, ein Parteigenosse sagt zu nichts nein, es gibt nur ein Ja. Du wirst es ja selber wissen, wenn jemand mit einer Arbeit kommt, so sage ich selten nein. Dem K. habens die NSV entzogen, weißt es ohnehin wie er es immer gemacht hat, meistens betrunken usw. Es wäre mir lieber gewesen, wenn jemand anderer gewesen wäre, aber über diesen Beruf wagt sich niemand...Lieber Kamerad sonst ist in der Ortsgruppe ein großes Durcheinander, es sind nur immer Streitigkeiten und Raufereien. Wer früher unsere besten Kameraden waren, sind heute die schlechtesten. Näheres wird Dir ja sowieso Dein Bruder geschrieben haben. Lieber Kamerad, sei nicht bös, daß ich nicht geschrieben habe, es ging mit bestem Willen nicht. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Heil Hitler! Dein Kamerad Johann.“
Zerschlagung der Rest-Tschechei
Die rege Ausbildung der Rekruten bei den neu aufgestellten Einheiten des deutschen Heeres wurde jäh unterbrochen, als für den 14. März 1939 der Sondermobilmachungsfall Schneeglöckchen bekanntgegeben wurde. Nachdem Hitler bereits im Oktober 1938 das Sudetenland besetzen ließ, sollte nun die Zerschlagung der Rest-Tschechei erfolgen. Auch die Einheiten der 44. Infanterie-Division wurden in Marsch gesetzt und überschritten am Morgen des 15. März die Demarkationslinie bei Lundenburg. Die Einheiten des IR 131 (mit Adolfs 2. Kompanie) bildeten die Vorhut der Division. Der Einmarsch verlief friedlich und nur das schlechte Wetter machte den deutschen Soldaten schwer zu schaffen. Das Tagesziel wurde aber trotz der widrigen Umstände erreicht und bereits am nächsten Tag stießen die vordersten Einheiten der 44. Infanterie-Division auf deutsche Truppen, die von Schlesien aus in die Tschechei einmarschiert waren. Die Division stellte daher ihren Vormarsch ein und nach einigen Tagen der Ruhe verlegte man die Einheiten wieder in ihre Friedensstandorte zurück. Die Deutsche Wehrmacht hatte noch einmal Glück gehabt, denn ein Teil der eingesetzten Verbände befand sich noch mitten in der Ausbildung. So hatten vor allem die Soldaten, die die schweren Waffen bedienen sollten, in ihrer kurzen Ausbildung noch keinen einzigen scharfen Schuss abgegeben.
Einzelnachweise
- ↑ Nachlass Adolf Kaipel