Burchard (Markgraf): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 16. Mai 2023, 18:07 Uhr

Die Stadt Pöchlarn heute. Markgraf Burchard soll dort seinen Herrschaftssitz gehabt haben, weswegen immer wieder versucht wurde, ihn als ein historisches Vorbild für die literarische Figur des Rüdiger von Bechelaren aus dem "Nibelungenlied" zu deuten.

Burchard (* im 10. Jahrhundert, nach 926; † im 10. Jahrhundert, um 981)[A 1], auch Burkhard, gilt als erster Markgraf jener "Ostmark", die unter Kaiser Otto (I.) "dem Großen" als Grenzmark gegen die Madjaren errichtet (beziehungsweise wiedererrichtet) wurde. Er ist einer der wenigen Herrscher im heutigen Bundesland Niederösterreich, die dort vor den Babenbergern gewirkt haben und von denen mehr als nur der Name überliefert ist.

Herkunft und Familie

Burchards Herkunft ist nicht eindeutig geklärt. Seine engen Verbindungen zur Familie der bairischen Herzöge legt nahe, dass er mitnichten ein Angehöriger des niederen Adels oder sogar ein Ministeriale ("miles")[A 2] gewesen ist, wie in einigen historischen Forschungsarbeiten angenommen wird. Burchard war mit einer Schwester von Judith, der Ehefrau von Herzog Heinrich (I.) von Baiern[A 3] verheiratet und somit ein Onkel von Herzog Heinrich (II.) von Baiern ("Heinrich dem Zänker"). Er gilt als der Vater von Bischof Heinrich (I.) von Augsburg (973–982).[1]

Leben / Wirken

Markgraf Burchard ist um 970 namentlich in einigen Königsurkunden genannt, welche zugunsten des Bischofs von Passau ausgestellt wurden, was mit seiner damaligen Position in der "Ostmark" zusammenhängen dürfte. Die Dauer seiner tatsächlichen Herrschaft, ihr Beginn und ihr Ende konnten nur ansatzweise eingegrenzt werden.[1] In der älteren Forschung wurde davon ausgegangen, dass die Grenzen seiner Mark am linken Donauufer bis nach Krems und am rechten Donauufer bis zum Fluß Traisen reichten, vermutlich sogar bis zu den Westabhängen des Wienerwaldes.[2] Als sein Hauptsitz gilt Pöchlarn, seit 832 im Besitz des Reichsklosters St. Emmeran in Regensburg, als dessen Vogt er belegt ist.[1] 976 werden zumindest bereits die beiden Tullnbäche als Grenze der Mark genannt.[3]

Burchard nahm 962 am Romzug von Kaiser Otto (I.) "dem Großen" teil und ist zusammen mit einem anderen Burchard im "großen Diplom" (13. Februar 962) von Papst Johannes XII. (Octavian von Spoleto) († 964) genannt.[1] Nach der neueren Forschung dürfte er als Markgraf nicht von Kaiser Otto (I.), sondern von Herzog Heinrich "dem Zänker" eingesetzt worden sein.[4] Als sich dieser zum zweiten Mal gegen den späteren Kaiser Otto (II.) erhob, gehörte Markgraf Burchard zu seinen Anhängern. Aus diesem Grund dürfte er sein Amt als Markgraf der Ostmark verloren haben. In der Folge wird er nicht mehr genannt. Er dürfte Anfang der 980er-Jahre verstorben sein.[3]

Historische Bedeutung

Das Wirken des Markgrafen Burchard für die Mark lässt sich aufgrund der schlechten Quellenlage nur schwer einschätzen. Die sukzessive Zurückdrängung der Madjaren wird ihm zugeschrieben, auch die Anfänge der Markenorganisation.[3] in der neueren Forschung wird auch die Möglichkeit diskutiert, dass Markgraf Burchard vor seiner Einsetzung als Markgraf Burggraf von Regensburg war.[4]

Orte mit Bezug zu Markgraf Burchard im heutigen Niederösterreich

Literatur

  • Max Büdinger: Burchard, Markgraf der bairischen Ostmark. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1876. Band 3. S. 561 digital

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 71
  2. vgl. ADB, S. 561
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 72
  4. 4,0 4,1 vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 35
  5. vgl. dazu Karl Brunner: Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert (= Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte 907-1156. Bd. 1). Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1994. ISBN 3-8000-3532-4, S. 103

Anmerkungen

  1. Hinweise zu seinem Geburts- und Sterbedaten vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 72
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um das "Stammesherzogtum" bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
VorgängerAmtNachfolger
in der Geschichtsforschung bisher unklarHerrscher über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg
um 970/972
Markgraf Leopold (I.) der Erlauchte
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