Zuckerfabrik Siegendorf: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. November 2024, 05:29 Uhr
Die Zuckerfabrik Siegendorf war eine Zuckerfabrik in Siegendorf im Burgenland während des 19. und 20. Jahrhunderts. Es erinnern nur mehr einige denkmalgeschützte, aber unbenützte Objekte auf dem großen Areal. Sonst findet man eine Wohnsiedlung, sowie ein Einkaufszentrum und ein Gewerbegebiet. Auf dem ehemaligen Zuckerrübenplatz findet regelmäßig ein Flohmarkt statt.
Geschichte
Conrad Patzenhofer, der als Monteur und technischer Leiter aus Bayern kam, baute im Jahr 1850 mit dem aus Hamburg stammenden Zuckersieder Daniel Peter Rothermann in Hirm eine Zuckerfabrik auf.
Im Jahr 1852 später begann Patzenhofer[1], der die älteste Tochter Rothermanns heiratete, im Alleingang mit dem Bau einer eigenen Rübenzuckerfabrik. Bis 1859 wurde nur Rohzucker, danach auch weißer Zucker erzeugt.[2]
Die Familie baute sich auch ihren Familiensitz in Siegendorf auf. Sie wird im Jahr 1910 in den Adelsstand erhoben. Sie spielte im Ort die Rolle der Esterházy's. Die Zuckerproduktion, die sich gut mit der ländlichen Struktur verband, verhalf Siegendorf einen Reichtum, den die Bewohner auch nach außen trugen. Das verhalf den Siegendorfern zum Spitznamen den Aufschneider oder kroatisch britve.[3] Die Häuseranzahl verdoppelte sich in der Zeit von 200 auf 400.
Patzenhofer stellte auch einen eigenen Arzt an. Auch der Schulbau wurde von ihm unterstützt. Auch ein eigener Gendarmerieposten wurde von ihm eingerichtet. Die Betriebsfeuerwehr in der Zuckerfabrik war die erste dieser Art im Burgenland. Mit dem Bau der Wohnhäuser für die aus Böhmen kommenden Angestellten, entstand in Fabriksnähe das Böhmerviertel. Durch deb Bau der Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth in den 1870er Jahren wurde auch mit einem eigenen Gleisanschluss die Transportmöglichkeit wesentlich verbessert. Um diese Zeit wurden aus 100 kg Rüben etwa 15 kg Zucker gewonnen.
Im Jahr 1904 starb Conrad Patzenhofer und seine Söhne führten das Unternehmen weiter. Im Jahr 1926 wurde auch eine Betriebsfeuerwehr. Sie war die älteste Betriebsfeuerwehr im Bundesland.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt. 1944 wurden etwa 1100 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter einquartiert[4], die vorwiegend bei Bau des Südostwalls eingesetzt wurden. Nur während der Zuckerrübenkampagne waren sie auch daran beteiligt.
Ab 1947 ist Conrad Patzenhofer alleiniger Firmeninhaber. Um diese Zeit ist der Rübenzucker in Eurtopa knapp, so dass er Rohzucker aus Übersee importiert und damit das Überleben der Firma sichert. 1953 stirbt Conrad Patzenhofer II. In der Folge führen Konrad Patzenhofer III. mit zwei Brüdern Paul und Peter Girardoni, die ebenfalls der Patzenhofer-Familie angehörten, das Unternehmen.
In den 1960er Jahren wurde unter dem technischen Direktor Schlanitz der Betrieb auf den neuesten Stand gebracht. Einer der modernsten Rübenlagerplätze Europas, sowie Kühltürme wurden errichtet. In den 1960er Jahren wurden etwa 1.500 bis 2.000 LKW-Ladungen Rüben in der Saison verarbeitet.
Im Jahr 1977 wurde das Unternehmen von der Familie Patzenhofer an die Tullner Zuckerfabrik AG verkauft. Der Betrieb lief in der Folge aber, wie gewohnt weiter. Nach der Schließung der Zuckerfabriken in Dürnkrut und Bruck an der Leitha wurde 1988 auch der Betrieb in Siegendorf als letzter im Burgenland eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren 225 Mitarbeiter beschäftigt. Zusätzlich waren 150 Mitarbeiter betroffen, die während der Kampagne beschäftigt waren. Noch während der Schließung wurden Pläne bekannt, nach denen auf dem Gelände eine Müllverwertung gebaut werden soll. Dies rief aber Proteste der Bevölkerung hervor, sodass diese Pläne schließlich fallen lassen wurden. Dieser Zeitpunkt gilt auch als Beginn der Grün-Bewegungen im Bundesland.
1992 wurde das Areal an Anton Krobath verkauft, nachdem die Produktionshallen entkernt wurden und die alten Maschinen demontiert wurden. Im Jahr 2024 kaufte das Fabriksgelände, das zur sogenannten Gewerbezone Ost umfunktioniert wurde, die Landesimmobiliengesellschaft des Landes Burgenland.[5]
Sonstiges
- Durch den Wohlstand, den die Bevölkerung erreichte und auch zur Schau trug, erhielten die Siegendorfer den kroatischen Namen britve (kroatisch Aufschneider).[6]
- Der von burgenländischen Winzern in der Kellerwirtschaft zwecks Erreichung höherer Alkoholwerte zum Aufzuckern ihrer Moste eingesetzte Zucker wurde – nach der Siegendorfer Zuckerfabrik – als Siegendorfer Sonne bezeichnet (und zwar deshalb, weil das Aufzuckern der Moste in Jahren erfolgte, in denen mangels ausreichender Sonnenbestrahlung nicht die gewünschten Mostgewichte erreicht wurden).[7]
Literatur
- Susanna Steiger-Moser: Süßes Imperium: Die Zuckerfabriken Hirm, Siegendorf und Landegg. In: Die österreichische Zuckerindustrie und ihre Geschichte(n) 1750–2013, 2014, Böhlau Verlag ISBN 978-3-205-79498-1.
Quelle
- Bittersüße Erinnerungen auf ORF-Burgenland vom 8. März 2015, unter Mithilfe der Historiker Susanna Steiger-Moser und Dieter Szorger.
Einzelnachweise
- ↑ Entwicklung des österreichischen Rübenbaues abgerufen am 9. März 2015
- ↑ Patzenhofer d. Ältere, Conrad auf atlas-burgenland.at abgerufen am 21. Mai 2018
- ↑ Die Zuckerfabrik in Siegendorf auf ORF vom 17. Oktober 2014 abgerufen am 9. März 2015
- ↑ Szabolcz Szita: Verfolgung–Zwangsarbeit im Burgenland – Todesmärsche, 2003, S. 8 (Online-PDF)
- ↑ Siegendorf: Land kauft ehemalige Zuckerfabrik auf ORF-Burgenland vom 25. Jänner 2024 abgerufen am 25. Jänner 2024
- ↑ Die Zuckerfabrik in Siegendorf auf ORF-Burgenland vom 16. Oktober 2014 abgerufen am 23. Mai 2018
- ↑ Johann Werfring: Der Weinbaupionier Anton Kollwentz. Die Geschichte einer burgenländischen Winzerdynastie. edition lex liszt 12, Oberwart 2021, ISBN 978-3-99016-179-1, S. 97.
Weblinks
Zuckerfabrik Siegendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Zuckerfabrik auf Geheimprojekte
- Massiv und markant: Zuckerfabrik in Siegendorf auf 100 Jahre und 100 Plätze auf ORF-Burgenland
47.76929416.529907Koordinaten: 47° 46′ N, 16° 32′ O