ÖsterreichWiki:Löschkandidat/Alpenfehde: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Dezember 2023, 09:04 Uhr
Die Alpenfehde entstand 1986 zwischen Bayern und Österreich aufgrund der Einreiseverbote für österreichische Demonstranten gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf.
Entstehungsgeschichte
Am 27. Juli 1986 schloss Salzburg mit dem bayerischen Landkreis Schwandorf im Kampf gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) eine Anti-Atom-Partnerschaft. Zum Auftakt der Festspielsaison stiegen Bürgermeister Josef Reschen und Landrat Hans Schuierer auf dem Alten Markt auf eine Leiter und besiegelten mit Handschlag über einem vom Salzburger Richard Hörl[1] nachgebildetes WAA-Bauzaunelement mit Stacheldraht obenauf[2] die Partnerschaft.[3] Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß ließ diese Partnerschaft aufheben, woraufhin Schuierer und Reschen 1987 eine Umwelt-Partnerschaft schlossen.[4] Der vehemente Salzburger Widerstand gegen die WAA Wackersdorf[5], der maßgeblich von der Bürgerinitiative PLAGE organisiert wurde, trübte das Verhältnis zwischen Salzburg und Bayern.[6] Dies belastete auch das Verhältnis zwischen Strauß und dem damaligen Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Nachdem Strauß einem 32 Busse zählenden Salzburger Protestkonvoi zur WAA die Einreise verweigert hatte, wurde er von den Salzburger Festspielen aus- und Schuierer eingeladen.[7] Im Juni 1986 kamen von 2.000 ausländischen Gästen, die in Regensburg gegen die WAA demonstrieren wollten, nur vier (auch Hildegard Breiner) in Regensburg an. Schwandorfs Landrat Schuierer kommentierte: „Diese Maßnahme kommt einer Verlegung des Bauzauns an die deutsch-österreichische Grenze gleich.“ Christa Meier warf der CSU Völkerrechtsverletzung vor.[8] Auch der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer spottete: „Der Bauzaun beginnt bereits an der Grenze zu Österreich.“[9]
Die Differenzen eskalierten schließlich zur „Alpenfehde“[10] bzw. zum „Alpenkrieg“.[11] Die britische Sunday Times fragte damals, ob sich Bayern im Krieg („Bavaria at war“) befinde.[12] Bayern überlegte sich auch Schikanen gegen Österreich im Flugverkehr.[13] Im Juli 1986 wollte Österreichs Vizekanzler Norbert Steger zum Anti-WAAhnsinns-Festival nach Burglengenfeld fahren. Die Bayerische Staatsregierung plante, für ihn ein Einreiseverbot zu verhängen, das jedoch von Außenminister Hans-Dietrich Genscher wieder zurückgezogen wurde, Steger fuhr dennoch nicht.[14]
Weblinks
- Salzburger Anti-WAA-Bewegung (PDF) – (Kultur gegen die WAA, S. 4–8)
Einzelnachweise
- ↑ Richard Hörl im Salzburgwiki.
- ↑ 20 Jahre PLAGE: Stationen eines langen Weges 1986–2006. PLAGE-Plattform News, 3/2006, S. 2.
- ↑ Handschlag-Foto In: Kultur gegen die WAA, S. 10.
- ↑ Ein Landrat gegen die Atomkraft: Der „Titan von Wackersdorf“ wird 90. Salzburger Nachrichten vom 6. Februar 2021.
Regierung: Anti-Atom-Partnerschaft aufheben! - Zweck der deutsch-österreichischen Zusammenarbeit nach Auffassung der Behörde keine Landkreissache. Mittelbayerische Zeitung vom 30. August 1986 (auf Kultur gegen die WAA, S. 10). - ↑ Einige Eckdaten des österreichischen Widerstands gegen die WAA. In: Radi Aktiv, Ausgabe 13, April 1987, S. 64 f. (im Laka-Archiv; PDF).
- ↑ Was wäre gewesen, wenn – Wackersdorf gebaut worden wäre? Salzburger Nachrichten vom 6. Oktober 2023.
Der Zaun des Anstoßes. Salzburger Nachrichten vom 25. Mai 2016 (Pressreader.com). - ↑ Widerstand wider Willen – Vor 30 Jahren war Schluss: Bürgerproteste führten zum Baustopp einer Aufbereitungsanlage für Atommüll in Wackersdorf. Die Zeit vom 30. Mai 2019.
- ↑ „Bauzaun beginnt an der Grenze zu Österreich“ – Demonstration und Andacht gegen WAA-Bau / Christa Meier wirft der CSU Völkerrechtsverletzung vor - (Mittelbayerische Zeitung vom 30. Juni 1986 auf Kultur gegen die WAA)
- ↑ „Als gäb's nur Verbrecher und Terroristen“ - (Der Spiegel vom 27. Juni 1986)
- ↑ Ganz übel – Bayern-König Strauß setzt die Alpenfehde fort: Er will einen Atomvertrag mit Österreich verhindern. In: Der Spiegel vom 21. September 1987.
- ↑ Fetzen fliegen: Franz Josefs neuestes Opfer: Nachbar Österreich. In: Der Spiegel vom 27. Juli 1986.
- ↑ So a G'schiß – Neue Eskalation im Grenzkonflikt: Erst konnten österreichische Demonstranten nicht nach Bayern rein, jetzt dürfen prominente Christsoziale nicht aus Bayern raus. Der Spiegel vom 13. April 1987.
Rahm oder Ruhm: Die bayrisch-österreichische Grenze bleibt Krisengebiet – mit Einreisesperren für Demonstranten und womöglich Verstößen gegen das Völkerrecht. In: Der Spiegel vom 11. Januar 1987. - ↑ Strauß verteidigt das Vorgehen Hillermeiers: Grenzsperre blockiert Beziehungen zu Wien. Streit weitet sich aus / Kanzlertreffen möglich - Mittelbayerische Zeitung vom 4. Juli 1986 auf Kultur gegen die WAA, S. 8
- ↑ Einige Eckdaten des österreichischen Widerstands gegen die WAA. In: Radi Aktiv, Ausgabe 13, April 1987, S. 64 f. (im Laka-Archiv; PDF).