Bücher Schütze, Baden: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Buchhandlung '''Bücher Schütze''' wurde 1875 als Kommissions-Buchhandlung von Ferdinand Schütze im [[Baden|Badener]] Melkerhof in der Pfarrgasse Nr. 8 gegründet und bestand durch 150 Jahre hindurch bis ins Jahr 2025. Sie baute auf die ''Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung'' des Karl Blumrich auf, der bereits 1866 am gleichen Standort eine solche eröffnet hatte und seinen Betrieb 1875 nach [[Wiener Neustadt]] verlegt hatte.


Bücher Schütze, Baden
== Chronik ==
Karl Blumrich und seine Gattin Karolina geb. Schütze stammten aus dem [[w:Böhmen|böhmischen]] [[w:Liberec|Reichenberg]], hatten 1864 dort geheiratet<ref name=":0">[https://vademecum.soalitomerice.cz/vademecum/permalink?xid=09ddd7cea03b9b8d:30bdd2c7:1201ea2ef5b:-730f&scan=841a123c32434852b95603059d604acc Pfarre Reichenberg, Böhmen - Trauungsbuch 1861-1868 (fol.165)]</ref> und waren danach nach Baden eingereist. Blumrich, der schon in seiner Geburtsstadt den Beruf des Buchhändlers ausübte<ref name=":0" />, gründete 1866 in der Badener Pfarrgasse Nr. 8 die ''Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Karl Blumrich'', welche er gewerberechtlich beim k. k. Handelsgericht Wiener Neustadt anmeldete<ref>{{ANNO|wrz|05|01|1866|30|Amtlicher Firmenanzeiger|HERVORHEBUNG=Carl_Blumrich}}</ref> und richtete dort auch eine Buchbinderei ein<ref>{{ANNO|fdb|10|02|1866|19|Reklame|HERVORHEBUNG=Carl_Blumrich}}</ref>.


Die Buchhandlung „Bücher-Schütze“ wurde 1875 als Kommissions-Buchhandlung von Ferdinand Schütze im Badener Melkerhof in der Pfarrgasse Nr. 8 gegründet und bestand durch 150 Jahre hindurch bis ins Jahr 2025.
Neun Jahre später verlegte Blumrich seinen Betrieb von Baden nach [[Wiener Neustadt]]<ref>{{ANNO|nfp|02|07|1875|9|Kundmachung|HERVORHEBUNG=Karl_Blumrich}}</ref> und überließ die Räumlichkeiten seines Badener Betriebes im Melkerhof seinem Schwager Ferdinand Schütze, einem ebenfalls aus Reichenberg stammenden ausgebildeten Buchhändler und Bruder seiner Gattin Karolina. Ferdinand Schütze gründete daraufhin 1875 in diesen Räumlichkeiten  die ''Kommissions-Buchhandlung Ferdinand  Schütze''<ref>{{ANNO|nfp|11|08|1875|9|Kundmachung|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref> und erweiterte diese in den darauf folgenden Jahren um einen  eigenen [[w:Verlag|Verlag]], einen Zeitungsverschleiß, eine Musikalienhandlung und eine Leihbibliothek.  
Sie baute auf die Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung des Karl Blumreich auf, der bereits 1866 am gleichen Standort eine solche eröffnet hatte und seinen Betrieb 1875 nach Wiener Neustadt verlegte.
Chronik
Karl Blumrich und seine Gattin Karolina geb. Schütze entstammten aus dem böhmischen Reichenberg, hatten 1864 dort geheiratet(3) und waren danach nach Baden eingereist. Blumrich, der schon in seiner Geburtsstadt den Beruf des Buchhändlers ausübte (3), gründete 1866 in der Badener Pfarrgasse Nr. 8 die Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Karl Blumrich, welche er gewerberechtlich beim k. k. Handelsgericht Wr. Neustadt anmeldete (1) (2).


Neun Jahre später verlegte Blumrich seinen Betrieb von Baden nach Wiener Neustadt (6) und überlies die Räumlichkeiten seines Badener Betriebes im Melkerhof seinem Schwager Ferdinand Schütze, einem ebenfalls aus Reichenberg stammenden ausgebildeten Buchhändler und Bruder seiner Gattin Karolina.  
Im Juli 1879 ehelichte Ferdinand Schütze seine aus [[Ottakring]] stammende Frau Maria Winter<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/17-hernals/02-25/?pg=97 Wien, Pfarre Hernals - Trauungsbuch 1879-1879 (fol.94)]</ref>, die ihm mehrere Kinder schenkte, darunter 1890 Friedrich Schütze<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01-20b/?pg=282 Baden, Pfarre St. Stephan - Taufbuch 1888-1890 (fol.277)]</ref>, der die Buchhandlung später übernehmen sollte. Ein Jahr später verlegte sein Verlag 1890 Hermann Rollett’s Buchausgaben „''Beiträge zur Chronik der Stadt Baden''“ und in den Jahren 1891 bis 1900 dessen Buchwerke „''Die neuen Beiträge zur Chronik der Stadt Baden''“ sowie 1891 eine Nachbildung von Anton Romako’s [[w: Hermann Rollett|Rollett]]-Gemälde, welche von [[w:Johannes Mayerhofer|Johannes Mayerhofer]] in Kupfer [[w:Radierung|radiert]] wurde<ref>{{ANNO|bbb|25|04|1891|2|Romakos Rollett Gemälde|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref>.
Ferdinand Schütze gründete daraufhin 1875 in diesen Räumlichkeiten  die Kommissions-Buchhandlung Ferdinand Schütze (4) und erweiterte diese in den darauf folgenden Jahren um einen  eigenen Verlag, einen Zeitungsverschleiß, eine Musikalienhandlung und eine Leihbibliothek.  


Im Juli1879 ehelichte Ferdinand Schütze seine aus Ottakring stammende Frau Maria Winter (5), die ihm mehrere Kinder schenkte, darunter 1890 Friedrich Schütze (7), der die Buchhandlung später übernehmen sollte.
Ferdinand Schützes Sohn Friedrich absolvierte zunächst an der [[Theresianische Militärakademie]] in Wiener Neustadt und avancierte zum [[w:Rittmeister|Rittmeister]], nahm am [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] aktiv teil und geriet am Ende desselben 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft. Da Ferdinand Schütze schwer erkrankt war und sein Sohn Friedrich Kriegsdienst leisten musste, beteiligen sich im August 1916 der Komponist Karl Wolfgang Zeller mit seiner Gattin Hermine an der Kommissionsbuchhandlung Ferdinand Schütze und führten die Firma als offene Gesellschafter weiter<ref>{{ANNO|wrz|15|08|1916|21|Firmaprotokollierungen|HERVORHEBUNG=Karl_Wolfgang_Zeller}}</ref>.


Im Jahre 1890 verlegte sein Verlag Hermann Rollett’s Buchausgaben „Beiträge zur Chronik der Stadt Baden“ und in den Jahren 1891 bis 1900 dessen Buchwerke „Die neuen Beiträge zur Chronik der Stadt Baden“ sowie 1891 eine Nachbildung von Romako’s Rollett-Gemälde, welche von Johannes Mayerhofer in Kupfer radiert wurde (8).  
Schon ein Jahr später verstarb im Jahre 1917 Ferdinand Schütze an seinem schweren Leiden und wurde am Badener [[w:Helenenfriedhof (Baden)|Helenenfriedhof]] zur letzten Ruhe bestattet<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-helena-baden-st-christoph/03-06/?pg=39 Baden, Pfarre St. Helena - Sterbebuch 1914-1927 (fol.36)]</ref><ref>{{ANNO|nfp|03|04|1917|21|Todesfall|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref><ref>{{ANNO|nwj|04|04|1917|6|Todesfall|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref><ref>{{ANNO|obc|11|04|1917|4|Todesfälle|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref>. Daraufhin - und weil das gesamte männliche Personal Kriegsdienst leisten musste - wurde die Osterbuchmesse abgesagt<ref>{{ANNO|obc|02|05|1917|9|Ankündigung|HERVORHEBUNG=Ostermesse}}</ref>. Nachdem der Sohn Friedrich Schütze nach dem Ersten Weltkrieg aus der italienischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, trat dieser in das Geschäft seines Vaters, das vom Komponisten Karl Wolfgang Zeller geleitet wurde, ein und konnte die Buchhandlung trotz der schwierigen Nachkriegsjahre erfolgreich weiter ausbauen. Anno 1925 ehelichte Friedrich seine Braut Theresia Rosina Rath (1900-1978), die ihm tatkräftig unterstützte<ref>Waltraud de Martin: ''Kennt ihr sie noch … die Badener'', ISBN 90 288 2856 7</ref>.


Ferdinand Schützes Sohn Friedrich absolvierte zunächst an der Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt und avancierte zum Rittmeister, nahm am Ersten Weltkrieg aktiv teil und geriet am Ende desselben 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft.
Als Karl Wolfgang Zeller 1934 als Gesellschafter aus der Firma austrat, wurde Friedrich Schütze Alleininhaber der Buchhandlung,  welche er 1936 beim Handelsgericht Wr. Neustadt anmeldete<ref>{{ANNO|bzt|25|07|1936|3|Gewerbeberechtigungen|HERVORHEBUNG=Friedrich_Schütze}}</ref>.


Da Ferdinand Schütze schwer erkrankt war und sein Sohn Friedrich im ersten Weltkrieg diente, beteiligen sich im August 1916 der Komponist Karl Wolfgang Zeller mit seiner Gattin Hermine an der Kommissionsbuchhandlung Ferdinand Schütze und führten die Firma als offene Gesellschafter weiter (10).
Als nach dem Zweiten Weltkrieg Friedrich Schütze im September 1958 verstarb, führte seine Gattin Theresia den Betrieb weiter und verkaufte diesen 1967 an das Buchhändlerehepaar Alfred und Elisabeth Braun, welche im Mai desselben Jahres geheiratet hatten. Die Familie Braun führte den Traditionsbetrieb erfolgreich weiter und baute diesen weiter aus. So kam die Hofbuchhandlung im Innenhof des Melkerhofes dazu und 1994 die [[w:Dependance|Dependance]] in der Badener Antonsgasse (ehemaliges Geschäftslokal der ehemaligen Firma Schmid & Zieger), in welcher die Kinderbuchabteilung untergebracht war. Seit Anfang der 2000er Jahre führte deren Sohn Harald Braun als Geschäftsführer den Betrieb.  


Schon ein Jahr später verstarb im Jahre 1917 Ferdinand Schütze an seinem schweren Leiden und wurde am Badener Helenen-Friedhof zur letzten Ruhe bestattet (9) (11) (12) (13).
Aufgrund der Pandemie, die 2020 einsetzte, Buchbestellungen, die immer mehr von den Kunden im Internet getätigt werden und schlussendlich die Erweiterung der gebührenpflichtigen grünen Kurzparkzone in Baden, deren unnötige Installation seit dem Jahr 2023 den Badener Betrieben das Leben schwer macht und damit den Rest gibt, musste die Buchhandlung „Bücher-Schütze“ mit Ende April 2025 nach über 150 Jahren ihres Bestehens die Pforten schließen.
Daraufhin - und weil das gesamte männliche Personal Kriegsdienst leisten musste - wurde die Ostermesse abgesagt (14).


Nachdem der Sohn Friedrich Schütze nach dem Ersten Weltkrieg aus der italienischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, trat dieser in das Geschäft seines Vaters, das vom Komponisten Karl Wolfgang Zeller geleitet wurde, ein und konnte die Buchhandlung trotz der schwierigen Nachkriegsjahre erfolgreich weiter ausbauen.
== Literatur ==


Im März 1925 ehelichte er seine Braut Theresia Rosina Rath (1900-1978), die ihm tatkräftig unterstützte (15).
* Waltraud de Martin: ''Kennt ihr sie noch … die Badener'' ISBN 90 288 2856 7
* [[w:Badener Zeitung|Badener Zeitung]]: Ausgabe vom 13. März 2025


Im Jahr 1934 trat der Gesellschafter Karl Wolfgang Zeller aus der Firma aus und Friedrich Johann Schütze wurde Alleininhaber der Buchhandlung, welche er 1936 beim Handelsgericht Wr. Neustadt anmeldete (16).
== Einzelnachweise ==
 
<references />
Nach dem Zweiten Weltkrieg verstarb Friedrich Schütze im September 1958. Seine Gattin Theresia führte den Betrieb weiter und verkaufte diesen 1967 an das Buchhändlerehepaar Alfred und Elisabeth Braun, welche im Mai desselben Jahres geheiratet hatten. Die Familie Braun führte den Traditionsbetrieb erfolgreich weiter und baute diesen weiter aus. So kam die Hofbuchhandlung im Innenhof des Melkerhofes dazu und 1994 die Dependance in der Badener Antonsgasse (ehemaliges Geschäftslokal der ehemaligen Firma Schmid und Zieger), in welcher die Kinderbuchabteilung untergebracht war. Seit Anfang der 2000er Jahre führte deren Sohn Harald Braun als Geschäftsführer den Betrieb.
[[Kategorie:Buchhandlung]]
 
[[Kategorie:Verlag]]
Aufgrund der Pandemie, die 2020 einsetzte, Buchbestellungen, die immer mehr von den Kunden im Internet getätigt werden und schlussendlich die Erweiterung der gebührenpflichtigen grünen Kurzparkzone, deren unnötige Installation seit dem Jahr 2023 den Badener Betrieben das Leben schwer macht und damit den Rest gibt, musste die Buchhandlung „Bücher-Schütze“ mit Ende April 2025 nach über 150 Jahren ihres Bestehens die Pforten schließen.
[[Kategorie:Gegründet 1875]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Baden)]]
[[Kategorie:Aufgelöst 2025]]
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