7.940
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 4: | Zeile 4: | ||
Karl Blumrich und seine Gattin Karolina geb. Schütze stammten aus dem [[w:Böhmen|böhmischen]] [[w:Liberec|Reichenberg]], hatten 1864 dort geheiratet<ref name=":0">[https://vademecum.soalitomerice.cz/vademecum/permalink?xid=09ddd7cea03b9b8d:30bdd2c7:1201ea2ef5b:-730f&scan=841a123c32434852b95603059d604acc Pfarre Reichenberg, Böhmen - Trauungsbuch 1861-1868 (fol.165)]</ref> und waren danach nach Baden eingereist. Blumrich, der schon in seiner Geburtsstadt den Beruf des Buchhändlers ausübte<ref name=":0" />, gründete 1866 in der Badener Pfarrgasse Nr. 8 die ''Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Karl Blumrich'', welche er gewerberechtlich beim k. k. Handelsgericht Wiener Neustadt anmeldete<ref>{{ANNO|wrz|05|01|1866|30|Amtlicher Firmenanzeiger|HERVORHEBUNG=Carl_Blumrich}}</ref> und richtete dort auch eine Buchbinderei ein<ref>{{ANNO|fdb|10|02|1866|19|Reklame|HERVORHEBUNG=Carl_Blumrich}}</ref>. | Karl Blumrich und seine Gattin Karolina geb. Schütze stammten aus dem [[w:Böhmen|böhmischen]] [[w:Liberec|Reichenberg]], hatten 1864 dort geheiratet<ref name=":0">[https://vademecum.soalitomerice.cz/vademecum/permalink?xid=09ddd7cea03b9b8d:30bdd2c7:1201ea2ef5b:-730f&scan=841a123c32434852b95603059d604acc Pfarre Reichenberg, Böhmen - Trauungsbuch 1861-1868 (fol.165)]</ref> und waren danach nach Baden eingereist. Blumrich, der schon in seiner Geburtsstadt den Beruf des Buchhändlers ausübte<ref name=":0" />, gründete 1866 in der Badener Pfarrgasse Nr. 8 die ''Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Karl Blumrich'', welche er gewerberechtlich beim k. k. Handelsgericht Wiener Neustadt anmeldete<ref>{{ANNO|wrz|05|01|1866|30|Amtlicher Firmenanzeiger|HERVORHEBUNG=Carl_Blumrich}}</ref> und richtete dort auch eine Buchbinderei ein<ref>{{ANNO|fdb|10|02|1866|19|Reklame|HERVORHEBUNG=Carl_Blumrich}}</ref>. | ||
Neun Jahre später verlegte Blumrich seinen Betrieb von Baden nach [[Wiener Neustadt]]<ref>{{ANNO|nfp|02|07|1875|9|Kundmachung|HERVORHEBUNG=Karl_Blumrich}}</ref> und überließ die Räumlichkeiten seines Badener Betriebes im Melkerhof seinem Schwager Ferdinand Schütze, einem ebenfalls aus Reichenberg stammenden ausgebildeten Buchhändler und Bruder seiner Gattin Karolina. Ferdinand Schütze gründete daraufhin 1875 in diesen Räumlichkeiten die ''Kommissions-Buchhandlung Ferdinand Schütze''<ref>{{ANNO|nfp|11|08|1875|9|Kundmachung|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref> und erweiterte diese in den darauf folgenden Jahren um einen eigenen [[w:Verlag|Verlag]], einen Zeitungsverschleiß, eine Musikalienhandlung und eine Leihbibliothek. | Neun Jahre später verlegte Blumrich seinen Betrieb von Baden nach [[Wiener Neustadt]]<ref>{{ANNO|nfp|02|07|1875|9|Kundmachung|HERVORHEBUNG=Karl_Blumrich}}</ref> und überließ die Räumlichkeiten seines Badener Betriebes im Melkerhof seinem Schwager Ferdinand Schütze, einem ebenfalls aus Reichenberg stammenden ausgebildeten Buchhändler und Bruder seiner Gattin Karolina. Ferdinand Schütze gründete daraufhin 1875 in diesen Räumlichkeiten die ''Kommissions-Buchhandlung Ferdinand Schütze''<ref>{{ANNO|nfp|11|08|1875|9|Kundmachung|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref> und erweiterte diese in den darauf folgenden Jahren um einen eigenen [[w:Verlag|Verlag]], einen Zeitungsverschleiß, eine Musikalienhandlung und eine Leihbibliothek. | ||
Im Juli 1879 ehelichte Ferdinand Schütze seine aus [[Ottakring]] stammende Frau Maria Winter<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/17-hernals/02-25/?pg=97 Wien, Pfarre Hernals - Trauungsbuch 1879-1879 (fol.94)]</ref>, die ihm mehrere Kinder schenkte, darunter 1890 Friedrich Schütze<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01-20b/?pg=282 Baden, Pfarre St. Stephan - Taufbuch 1888-1890 (fol.277)]</ref>, der die Buchhandlung später übernehmen sollte. Ein Jahr später verlegte sein Verlag 1890 Hermann Rollett’s Buchausgaben „''Beiträge zur Chronik der Stadt Baden''“ und in den Jahren 1891 bis 1900 dessen Buchwerke „''Die neuen Beiträge zur Chronik der Stadt Baden''“ sowie 1891 eine Nachbildung von Anton Romako’s [[w: Hermann Rollett|Rollett]]-Gemälde, welche von [[w:Johannes Mayerhofer|Johannes Mayerhofer]] in Kupfer [[w:Radierung|radiert]] wurde<ref>{{ANNO|bbb|25|04|1891|2|Romakos Rollett Gemälde|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref>. | |||
Ferdinand Schützes Sohn Friedrich absolvierte zunächst an der [[Theresianische Militärakademie]] in Wiener Neustadt und avancierte zum [[w:Rittmeister|Rittmeister]], nahm am [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] aktiv teil und geriet am Ende desselben 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft. Da Ferdinand Schütze schwer erkrankt war und sein Sohn Friedrich Kriegsdienst leisten musste, beteiligen sich im August 1916 der Komponist Karl Wolfgang Zeller mit seiner Gattin Hermine an der Kommissionsbuchhandlung Ferdinand Schütze und führten die Firma als offene Gesellschafter weiter<ref>{{ANNO|wrz|15|08|1916|21|Firmaprotokollierungen|HERVORHEBUNG=Karl_Wolfgang_Zeller}}</ref>. | Ferdinand Schützes Sohn Friedrich absolvierte zunächst an der [[Theresianische Militärakademie]] in Wiener Neustadt und avancierte zum [[w:Rittmeister|Rittmeister]], nahm am [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] aktiv teil und geriet am Ende desselben 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft. Da Ferdinand Schütze schwer erkrankt war und sein Sohn Friedrich Kriegsdienst leisten musste, beteiligen sich im August 1916 der Komponist Karl Wolfgang Zeller mit seiner Gattin Hermine an der Kommissionsbuchhandlung Ferdinand Schütze und führten die Firma als offene Gesellschafter weiter<ref>{{ANNO|wrz|15|08|1916|21|Firmaprotokollierungen|HERVORHEBUNG=Karl_Wolfgang_Zeller}}</ref>. | ||
Zeile 13: | Zeile 12: | ||
Schon ein Jahr später verstarb im Jahre 1917 Ferdinand Schütze an seinem schweren Leiden und wurde am Badener [[w:Helenenfriedhof (Baden)|Helenenfriedhof]] zur letzten Ruhe bestattet<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-helena-baden-st-christoph/03-06/?pg=39 Baden, Pfarre St. Helena - Sterbebuch 1914-1927 (fol.36)]</ref><ref>{{ANNO|nfp|03|04|1917|21|Todesfall|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref><ref>{{ANNO|nwj|04|04|1917|6|Todesfall|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref><ref>{{ANNO|obc|11|04|1917|4|Todesfälle|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref>. Daraufhin - und weil das gesamte männliche Personal Kriegsdienst leisten musste - wurde die Osterbuchmesse abgesagt<ref>{{ANNO|obc|02|05|1917|9|Ankündigung|HERVORHEBUNG=Ostermesse}}</ref>. Nachdem der Sohn Friedrich Schütze nach dem Ersten Weltkrieg aus der italienischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, trat dieser in das Geschäft seines Vaters, das vom Komponisten Karl Wolfgang Zeller geleitet wurde, ein und konnte die Buchhandlung trotz der schwierigen Nachkriegsjahre erfolgreich weiter ausbauen. Anno 1925 ehelichte Friedrich seine Braut Theresia Rosina Rath (1900-1978), die ihm tatkräftig unterstützte<ref>Waltraud de Martin: ''Kennt ihr sie noch … die Badener'', ISBN 90 288 2856 7</ref>. | Schon ein Jahr später verstarb im Jahre 1917 Ferdinand Schütze an seinem schweren Leiden und wurde am Badener [[w:Helenenfriedhof (Baden)|Helenenfriedhof]] zur letzten Ruhe bestattet<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-helena-baden-st-christoph/03-06/?pg=39 Baden, Pfarre St. Helena - Sterbebuch 1914-1927 (fol.36)]</ref><ref>{{ANNO|nfp|03|04|1917|21|Todesfall|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref><ref>{{ANNO|nwj|04|04|1917|6|Todesfall|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref><ref>{{ANNO|obc|11|04|1917|4|Todesfälle|HERVORHEBUNG=Ferdinand_Schütze}}</ref>. Daraufhin - und weil das gesamte männliche Personal Kriegsdienst leisten musste - wurde die Osterbuchmesse abgesagt<ref>{{ANNO|obc|02|05|1917|9|Ankündigung|HERVORHEBUNG=Ostermesse}}</ref>. Nachdem der Sohn Friedrich Schütze nach dem Ersten Weltkrieg aus der italienischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, trat dieser in das Geschäft seines Vaters, das vom Komponisten Karl Wolfgang Zeller geleitet wurde, ein und konnte die Buchhandlung trotz der schwierigen Nachkriegsjahre erfolgreich weiter ausbauen. Anno 1925 ehelichte Friedrich seine Braut Theresia Rosina Rath (1900-1978), die ihm tatkräftig unterstützte<ref>Waltraud de Martin: ''Kennt ihr sie noch … die Badener'', ISBN 90 288 2856 7</ref>. | ||
Als Karl Wolfgang Zeller 1934 als Gesellschafter aus der Firma austrat, wurde Friedrich Schütze Alleininhaber der Buchhandlung, welche er 1936 beim Handelsgericht Wr. Neustadt anmeldete<ref>{{ANNO|bzt|25|07|1936|3|Gewerbeberechtigungen|HERVORHEBUNG=Friedrich_Schütze}}</ref>. | Als Karl Wolfgang Zeller 1934 als Gesellschafter aus der Firma austrat, wurde Friedrich Schütze Alleininhaber der Buchhandlung, welche er 1936 beim Handelsgericht Wr. Neustadt anmeldete<ref>{{ANNO|bzt|25|07|1936|3|Gewerbeberechtigungen|HERVORHEBUNG=Friedrich_Schütze}}</ref>.<gallery mode="nolines"> | ||
Datei:Ferdinand Schütze (1850-1917) Buchhändler in Baden.jpg|Ferdinand Schütze (1850-1917) | |||
Als nach dem Zweiten Weltkrieg Friedrich Schütze im September 1958 verstarb, führte seine Gattin Theresia den Betrieb weiter und verkaufte diesen 1967 an das Buchhändlerehepaar Alfred und Elisabeth Braun, welche im Mai desselben Jahres geheiratet hatten. Die Familie Braun führte den Traditionsbetrieb erfolgreich weiter und baute diesen weiter aus. So kam die Hofbuchhandlung im Innenhof des Melkerhofes dazu und 1994 die [[w:Dependance|Dependance]] in der Badener Antonsgasse (ehemaliges Geschäftslokal der ehemaligen Firma Schmid & Zieger), in welcher die Kinderbuchabteilung untergebracht war. Seit Anfang der 2000er Jahre führte deren Sohn Harald Braun als Geschäftsführer den Betrieb. | Datei:Friedrich Schütze (1890-1958) Buchhändler in Baden und seine Schwester Hermine.jpg|Friedrich Schütze (1890-1958) | ||
</gallery>Als nach dem Zweiten Weltkrieg Friedrich Schütze im September 1958 verstarb, führte seine Gattin Theresia den Betrieb weiter und verkaufte diesen 1967 an das Buchhändlerehepaar Alfred und Elisabeth Braun, welche im Mai desselben Jahres geheiratet hatten. Die Familie Braun führte den Traditionsbetrieb erfolgreich weiter und baute diesen weiter aus. So kam die Hofbuchhandlung im Innenhof des Melkerhofes dazu und 1994 die [[w:Dependance|Dependance]] in der Badener Antonsgasse (ehemaliges Geschäftslokal der ehemaligen Firma Schmid & Zieger), in welcher die Kinderbuchabteilung untergebracht war. Seit Anfang der 2000er Jahre führte deren Sohn Harald Braun als Geschäftsführer den Betrieb. | |||
Aufgrund der Pandemie, die 2020 einsetzte, Buchbestellungen, die immer mehr von den Kunden im Internet getätigt werden und schlussendlich die Erweiterung der gebührenpflichtigen grünen Kurzparkzone in Baden, deren unnötige Installation seit dem Jahr 2023 den Badener Betrieben das Leben schwer macht und damit den Rest gibt, musste die Buchhandlung „Bücher-Schütze“ mit Ende April 2025 nach über 150 Jahren ihres Bestehens die Pforten schließen. | Aufgrund der Pandemie, die 2020 einsetzte, Buchbestellungen, die immer mehr von den Kunden im Internet getätigt werden und schlussendlich die Erweiterung der gebührenpflichtigen grünen Kurzparkzone in Baden, deren unnötige Installation seit dem Jahr 2023 den Badener Betrieben das Leben schwer macht und damit den Rest gibt, musste die Buchhandlung „Bücher-Schütze“ mit Ende April 2025 nach über 150 Jahren ihres Bestehens die Pforten schließen. |
Bearbeitungen