Eishockey-Europameisterschaft 1927 in Wien
Die Eishockey-Europameisterschaft 1927 in Wien war die 11. ihrer Art.
Vorgeschichte
Für den österreichischen Eishockeyverband (OeEHV) war es wie ein Sechser im Lotto, als die Europameisterschaften 1927 von der internationalen Eishockeyliga nach Wien vergeben wurden. Man hatte erst Anfang der 20er Jahre das Bandy- gegen das Scheibenspiel ausgewechselt. Das Interesse am Eishockeyspiel in der Bevölkerung wuchs von Jahr zu Jahr. Als größter Verein und im Besitz einer Kunsteisbahn, wurde der Wiener Eislauf Verein gebeten, die technische Leitung der Spiele zu übernehmen.
- 13. Oktober 1926: Eine unverbindliche Anfrage Österreichs ergab, dass Deutschland, Frankreich und Polen an der Europameisterschaft teilnehmen wird. Großbritannien, Spanien, Italien, Tschechoslowakei, Schweiz und Belgien werden wohl ebenfalls teilnehmen. Schweden hatte im letzten Jahr nicht an der Meisterschaft teilgenommen und wenig Interesse an der nächsten gezeigt, da die Probleme zwischen Schweden und der Liga noch nicht ausgeräumt werden konnten. In einem Schreiben an den Präsidenten hat Schweden jetzt jedoch erklärt, dass sie alle Protester zurück nehmen. Hierdurch ist eine Teilnahme der Schweden an der Eishockeymeisterschaft wohl sicher. Österreich hatte in dieser Angelegenheit vermittelt. Somit wird es möglich sein, dass alle europäischen Mitglieder der Liga an dem Kongreß der Liga teilnehmen. Leider ist es noch nicht gelungen, Kanada zu seiner Teilnahme zu veranlassen. Man hofft auch auf die Teilnahme von Ungarn.
- 25. November 1926: Neues zur Europameisterschaft
- Rumänien, dessen Teilnahme bisher noch ungewiß war, hat mit einem Schreiben an den Verband seine Teilnahme abgesagt. In diesem Jahr müsse Rumänien den Schwerpunkt seiner Arbeit auf das Eishockey im eigenen Land legen.
- Die polnische Nationalmannschaft hat als erste ihre Meldung zur Teilnahme an der Europameisterschaft und für den Semmering-Cup abgeggeben.
- Der Generalsekretär der Liga Poplimont aus Brüssel hat seine Teilnahme bestätigt. Er wird in Begleitung seiner Gattin und einigen Gästen aus Belgien zur Europameisterschaft kommen.
- Die Prager Presse berichtet als Erste, dass Schweden, die Schweiz und Italien doch nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen werden. Im Austragungsland Österreich ist dieses am 17. Jänner 1927 noch nicht bekannt. Die Auslosung war bereits für die neun gemeldeten Mannschaften vorgenommen worden und sollte bestehen bleiben. Nach Eintreffen der drei Absagen wurde auf Wunsch der Österreicher dann doch vereinbart, eine neue Auslosung in Anwesenheit aller Teilnehmer in Wien vorzunehmen. Bei sechs Mannschaften würde jeder gegen jeden spielen müssen. Somit müssten 15 Spiele nach dem Reglement des internationalen Verbandes gespielt werden. Nach Berichten einer Berliner Zeitung sollten die Absagen der drei Länder auch auf die erste Auslosung und nicht nur auf Erkrankungen zurückzuführen sein. Das Komitee für die Europameisterschaft bestritt einen solchen Zusammenhang in einer Erklärung. Eine Auslosung von Spielen vor der Meisterschaft sei auch bisher üblich gewesen.
- 21. Dezember 1926: Die italienische Eishockeynationalmannschaft hat ihre Meldung für die EmM 1927 abgegeben. Auch an den Spielen anschließend auf dem Semmering will sie teilnehmen.
- 22. Dezember 1926: Preise für die Europameisterschaft 1927
- Bisher sind folgende Preise zur Verfügung gestellt worden:
- -Staatspreis vom Ministerium für Handel und Verkehr dem Europameister 1927,
- -Preis des Herrn Dr. Alfred Schwarz für das korrekteste Spiel,
- -Preis der Fa. A. Gerngroß für die beste Mannschaft Mitteleuropas.
- -Silberbecher des Wiener Eislauf Vereins für jeden Spieler der drei erstplazierten Mannschaften.
- 30. Dezember 1926: Der schwedische Eishockeyverband hat mitgeteilt, dass seine Nationalmannschaft vor den Europameisterschaften erst ein Spiel in Berlin absolvieren wird und dann gemeinsam mit den Deutschen nach Wien kommt.
- 03. Jänner 1926: Zu den EM 1927 sind drei weitere schriftliche Meldungen eingegangen. Gemeldet haben Belgien, der vorjährige Europameister Schweiz und das jüngste Mitglied des internationalen Verbandes Ungarn. Bisher hatten schon gemeldet Italien, Polen, Deutschland, Tschechoslowakei und Österreich. Es fehlen jetzt noch die schriftlichen Zusagen von Schweden, Frankreich und Großbritannien.
- 06. Jänner 1927: Auch Frankreich hat jetzt schriftlich seine Teilnahme an der EM 1926 bestätigt. Damit nehmen jetzt 9 Länder teil. Aus Großbritannien kommt die Mitteilung , dass eine Teilnahme nicht möglich ist. Major Patton vertritt GB im Kongreß und wird dort trotz der Absage erwartet.
- 07. Jänner 1927: Auch Schweden hat jetzt schriftlich eine Meldung zur EM 1927 abgegeben. Damit wären es 9 teilnehmende Länder.
- 11. Jänner 1927: Auslosung der Spielgruppen in Wien
- Heute fand die Auslosung der Gruppen für die EM 1927 in Wien unter Leitung des Präsidenten des Österreichischen Eishockeyverbandes Oskar Schlesinger als Vertrauensmann des Präsidenten der Liga statt. Gemäß des bereits früher gefaßten Beschlusser der Liga wurden die drei Erstplazierten der letzten WM als Gruppenführer aufgestellt, danach folgten die Wahlen der restlichen Gruppenmitglieder. Dieses ergab nachstehende Gruppenaufstellung:
- 1. Gruppe: Schweiz, Belgien, Frankreich,
- 2. Gruppe: Tschechoslowakei, Deutschland, Schweden,
- 3. Gruppe: Österreich, Italien, Polen, Ungarn,
- 14. Jänner 1927: Wo wohnen die Eishockeyteams der WM 1927
- Neun Nationen haben zur Europameisterschaft eine Meldung abgegeben. Deutschland wohnt im Metropol, Polen, Italien und Schweiz im Österreichischen Hof, Frankreich und Belgien im Erzherzog Karl, Ungarn und Schweden im Meißl und Schabn, Tschechoslowakei in der Post.[1]
- 14. Jänner 1927: Die Spanier haben die Teilnahme an der EM 1927 schriftlich abgesagt.
- 15. Jänner 1927: Italien hat seine Teilnahme an der EM wieder abgesagt. Der Torwart hat sich die Hand gebrochen und auch drei weitere Spieler sind verletzt. Da Italien nur über rund 30-40 Spieler verfügt, ist ein Austausch nicht möglich. Die Auslosung wird von dieser Absage nicht betroffen, da sich Italien in der Gruppe 3 mit 4 Ländern befindet.
- 18. Jänner 1927: Der Vorstand des Österreichischen Eishockeyverbandes (OeEHV) hat die sportliche Leitung der EM 1927 übernommen.
- 19. Jänner 1927: Die "Prager Presse" berichtet, das Schweden, die Schweiz und Italien nicht an der EM 1927 teilnehmen werden. Absagen sind bisher in Östereich noch nicht eingetroffen. Stimmt diese Meldung, wären es noch 6 teilnehmende Nationen bei dem EM 1927.
- 19. Jänner 1927: Telegrafisch trafen Meldungen ein, dass wegen Urlaubsschwierigkeiten Frankreich und Schweden nicht an der EM 1927 teilnehmen können.
- 20. Jänner 1927: Gestern morgen teilte die Schweizer aus Davos mit, dass sie an der EM 1927 nicht teilnehmen können. Mehrere Spieler seien an Grippe erkrankt. Der OeEHV hat Verbindung mit dem Präsidenten der Liga Loiqu aufgenommen, um eine neuerliche Auslosung der Gruppen abzusprechen. Diese wird aber erst nach dem Eintreffen aller Ländervertreter stattfinden. Nach Ansicht vom Präsidenten des OeEHV Oskar Schlesinger wird die Meisterschaft wohl jetzt nach den üblichen Regeln jeder gegen jeden ausgetragen werden. Bei sechs Mannschaften wären dieses 15 Spiele.
- 20. Jänner 1927: Österreichische Mannschaft für die EM 1927
Die Mannschaftsaufstellung der Österreicher lautet wie folgt:
- Tor: Hermann Weiß (WEV), Kurt Wollinger (PSK), Verteidiger: Walter Brück, Kurt Weiß (WEV), Alfred Revi, Reginald Spevak (PSK), Stürmer: Herbert Brück, Walter Sell, Ulrich Lederer, Josef Göbl (WEV), Hans Tatzer (PSK), Ersatzleute: Lebzelter (WEV), Sommer (VfB), Franz Caucig (CEV)
- 21. Jänner 1927: Auslosung Schuld an Absagen verschiedener Länder?
- Einer Mitteilung des Berliner Blattes, welche von östereichischen Medien übernommen wurde besagt, das die Absagen auf die durchgeführte Auslosung der Gruppen vor rd. 10 Tagen zurück zu führen ist, sowie auf Urlaubsschwierigkeiten, die sich aus der Länge der Konkurrenz ergeben. Hierzu hat sich das Europmeisterschaftskomitee erlaubt Stellung zu nehmen:
- "Die Auslosung wurde genau nach den Vorschriften der Ligue Internationale de Hockey fur Glace und deren Präsidenten Loicq vorgenommen. Es ist unrichtig, das Auslosungen sonst in Gegenwart der Mannschaftsführer vorgenommen wurden, denn auch im Vorjahre kannte man lange vor der Abreise nach Davos die Gruppeneinteilung. Es hat sich bisher kein Land, auch indirekt, gegen die Auslosung ausgesprochen, ja selbst in den Briefen, die einliefen, war eine Anfrage nach welchem System die Auslosung vorgenommen wurde, nicht enthalten. Eine Absage aus diesem Grund ist um so unwahrscheinlicher, da es noch nie der Fall war, dass ein Land wegen ungünstiger Paarung absagte.
- Was die lange Dauer der Konkurrenz betrifft, darf festgestellt werden, dass bei 10 oder mehr Mannschaften noch kein System erfunden wurde, das diesem zweifellosem Übelstand abgeholfen hätte. Jede Mannschaft darf nach Spielreglement zu einem Spiel täglich verhalten werden.
- Die Europameisterschaft im Jahre 1925 in der Tschechoslowakei währte bei Teilnahme von vier Konkurrenten eine Woche, die vorjährige in Davos war für sieben Tage vorgesehen und dauerte neun Tage.
- Diese Tatsachen waren allen Ländern und Funktionären bekannt; die Nennungen wurden in Kenntnis dieses Programms abgegeben und es ist nicht recht verständlich, wieso solche Nachrichten lanciert werden können."
- 22. Jänner 1927: Treffen der Mannschaftskapitäne; Eishockeykomitee
- Die Kapitäne aller Nationalmannschaften trafen sich heute auf Einladung des Präsidenten der Internationalen Liga Mister Loicq im Hotel Erzherzog Karl in Wien zur Besprechung des Ablaufs der Europameisterschaft. Der Präsident leitete die Sitzung selbst. Es waren die Vertreter der beteiligten Länder Deutschland, Polen, Belgien, Österreich, Ungarn und der Tschechoslowakei anwesend. Die Polen und Belgier ersuchten die Anwesenden, am Montag nicht spielen zu müssen. Das bereits fertige Programm wurde daher noch einmal weitmöglichst geändert. Es ergab sich folgende Spieleinteilung:
- Montag, 24. Jänner 1927:
- 17.00 Uhr Ungarn - Österreich
- 20.30 Uhr Deutschland - Tschechoslowakei
- Dienstag, 25. Jänner 1927:
- 17.00 Uhr Polen - Deutschland
- 20.30 Uhr Belgien - Tschechoslowakei
- Mittwoch, 26. Jänner 1927:
- 17.00 Uhr Belgien - Ungarn
- 21.00 Uhr Polen - Österreich
- Donnerstag, 27. Jänner 1927:
- 17.00 Uhr Deutschland - Ungarn
- 20.00 Uhr Polen - Tschechoslowakei
- 21.00 Uhr Belgien - Österreich
- Freitag, 28. Jänner 1927:
- 17.00 Uhr Tschechoslowakei - Ungarn
- 20.00 Uhr Belgien - Polen
- 21.00 Uhr Deutschland - Österreich
- Samstag, 29. Jänner 1927:
- 17.00 Uhr Belgien - Deutschland
- 20.00 Uhr Ungarn - Polen
- 21.00 Uhr Tschechoslowakei - Österreich
- 24. Jänner 1927: Der Kongreß tagt
- Der Kongreß der Ligue Internationale de Hockey fur Glace beginnt heute mit seiner Tagung im historischen Sall des alten Landhauses in Wien. (siehe http://regiowiki.at/wiki/Bandy-_und_Scheibenspiel).
Europameisterschaft
Montag, 24. Jänner 1927
Um 17 Uhr fand das Eröffnunsgsspiel mit Österreich - Ungarn statt. Alle Spiele der Weltmeisterschaft fanden auf der Kunsteisbahn des Wiener Eislauf Vereins statt.
Spiel Österreich - Ungarn
- Schiedsrichter: Poplimont (Belgien), Torrichter Dr. Rezac und Oscecinsky-Czapsky.
- Team Österreich: Tor: Kurt Wollinger, Feldspieler: Reginald Spevak, Alfred Revi, Walter Sell, Herbert Brück (Kapitän) und Ulrich Lederer, Ersatz: Hermann Weiß, Josef Göbl und Hans Tatzer.
- Team Ungarn: Tor: Ordody, Feldspieler: Ohla, Weiner, Krempels, Dr. Lator (Kapitän) und Minder, Ersatz: Graf Bethlen und Graf Revay.
- In der ungarischen Mannschaft befanden sich viele ältere Spieler, die schon aktiv Bandy spielten. Rund 1800 Zuschauer kamen trotz Schneefall. Österreich ist als Favorit eingestuft worden, da Ungarn bis vor kurzem nur das Bandyspiel pflegte. 6:0 (4:0,2:0) gewann die österreichische Mannschaft das Spiel. Ulrich Lederer schoss in der ersten Halbzeit das erste Tor nach Vorlage von Herbert Brück. Das zweite Tor konnte Walter Sell nach einem Kombinationslauf mit Lederer erzielen. Das dritte Tor schoss Walter Sell bei einem Alleingang aus dem eigenen Bereich bis vor das Tor der Ungarn. Das vierte Tor konnte Ulrich Lederer durch eine Einzelleistung einschießen. Nach der Pause war es erneut Ulrich Lederer, der eine Vorlage von Herbert Brück verwandeln konnte. Eine 100prozentige Torchance vergab dann Herbert Brück, nachdem er schon den Tormann überdrippelt hatte. Beim letzten Tor von Ulrich Lederer leistet Josef Göbl die Vorarbeit. Die Österreicher wechselten häufig die Spieler, so dass auch alle Ersatzleute zum Einsatz kamen. Die Zuschauer spendeten großen Beifall, der sich aber noch steigerte, als die Musikkapelle die österreichische Natinalhymne für den Sieger spielte und die Natinalfahne am Fahnenmast empor gezogen wurde.[2]
Spiel Tschechoslowakei - Deutschland
- Schiedsrichter: Loicq (Belgien), Torrichter Weinberger und Minder.
- Team Tschechoslowakei: Tor: Jan Peka, Feldspieler: Loos, Pusbauer, Sroubek, Malecek, Jirkofsky, Ersatz: Dr. Hartmann und Steigenhöfer.
- Team Deutschland: Tor: Mathias Leiss, Feldspieler: Walter Sachs, Alex Gruber, Hans Schmidt, Erich Römer, Horst Orbanowsky, Ersatz: Gustav Jaenecke, Franz Kreisel.
- Bei der deutschen Mannschaft spielten bis auf Sachs vom Berliner Schlittschuhclub nur Mitglieder des Münchner Sportclubs Riessersee. Die Tschechoslowakei wurde durch Spieler der Prager Vereine Slavia und Sparta vertreten. 2500 Zuschauer hatten sich eingefunden. Zur Überraschung aller siegte Deutschland 1:2(0:2,1:0). Das erste Tor für Deutschland fiel durch Orbanowsky durch einen Sololauf. Er lockte den Torhüter Peka aus seinem Kasten und schoss ein. Das zweite Tor schoss Römer, nachdem dieser und Orbanowsky durch eine gute Kombinatin vor das gegenerische Tor kamen. Sroubek, Steigenhöfer und Kreisl wurden wegen zu derben Spiels jeweils für zwei Minuten in dieser ersten Hälfte ausgeschlossen. In der zweiten Halbzeit verschärfte sich das Spiel und der Schiedsrichter Loicq bekam einiges an Arbeit, um das Spiel im Griff zu behalten. Malecek vergab durch seinen Eigensinn einige Chancen. Dann erzielte Malecek mit einem Prachtschuss das Anschlusstor für die Tschechoslowakei. Die Deutschen hatten besser kombiniert und sich damit viele Torschußmöglichkeiten erarbeitet. Vier Spieler aus Deutschland und drei Tschechoslowaken wurden wegen Foulspiel mit einer Strafzeit belegt.[3] ==
Dienstag, 25. Jänner 1927
Spiel Polen - Deutschland
- Schiedsrichter: Loicq (Belgien), Torrichter Caucig und Dr. Rezac.
- Team Polen: Tor: Czaplicki, Feldspieler: Kowalski, Kuley, Tupalski, Adamoffki, Zabrowski, Ersatzspieler: Kryger, Kucher,
- Team Deutschland: Tor Marthias Leiss, Feldspieler: Walter Sachs, Alex Gruber, Hans Schmidt, Gustav Jaenecke, Horst Orbanowsky, Ersatz: Erich Römer und Franz Kreisel.
- Trotz der Nachmittagsstunde waren 1500 Zuschauer gekommen. Deutschland gewinnt das Spiel 1:2 (1:1,0:1). Bis zum ersten Tor der Deutschen erfolgten die Angriffe wechselseitig von beiden Mannschaften. In der 15. Minute fällt das erste Tor durch einen 40 m scharfen Distanzschuss von Jaenecke. Der Torwart der Polen war nicht in der Lage, diesen Treffer zu verhindern. Aber schon in dere nächsten Minute fiel der Ausgleichstreffer durch Orbanowski. Das Spiel flaut jetzt ab und es geht in die Halbzeit. In der dritten Minute der zweiten Hälfte schafft Jaeneke nach einer geschickten Täuschung des Gegners das siegreiche Tor für Deutschland. Auch in der weiteren Spielzeit bleibt Jaeneke mit seinen scharfen Schüssen gefährlich. Er trifft mehrfach die Stangen, ein Tor gelingt ihm aber nicht. Die Polen versuchen mit Kombinationen den Ausgleich zu erzielen, was aber auch nicht klappt. Die Deutschen setzen auf Einzelvorstäße. Aber es fiel kein Tor mehr. Im gab nicht einen Ausschluss in diesem Spiel, was überwiegend flau geführt wurde. Der beste Spieler der Polen Tupalski, von dem es hieß, dass er schwer verletzt sei und daher für das ganze Turnier ausfalle, war heute mit angetreten. In der Klinik Eiselsberg hatte er sich vorher gründlich untersuchen lassen, wobei sich herausstellte, dass die Verletzung nur leichter Natur war. [4]
Spiel Belgien - Tschechoslowakei
- Schiedsrichter: Dietrichstein (Österreich), Torrichter Sachs und Stogowski.
- Team Belgien: Tor: Chotteau, Feldspieler: van Reysschoot, Kreitz, Meyer, Franck, Roger Bureau, Ersatz: Collon und de Ridder.
- Team Tschechoslowakei: Tor: Peka, Feldspieler: Loos, Pusbauer, Sroubek, Malecek, Jirkowsky, Ersatz: Dr. Hartmann und Kraßl.
- 2000 Zuschauer hatten sich eingefunden. Sie sahen ein schnelles und technisch vorzügliches Spiel. Vor allem von den Belgiern war man überrascht. Wieder war es der Egoismus von Malecek und Jirkowsky, der die Tschechoslowaken um ihren Sieg brachte. Die Belgier waren in den Kombinationen überlegen. Die Tschechoslowaken schien vom Spiel am Vortag gegen die Deutschen nicht ermüdet zu sein. Belgien gewinnt das Spiel 2:0 (2:0,0:0). Beide Mannschaften zeigen schnelle Angriffe. In der fünften Minute schießt Kreitz das Führungstor für Belgien. Der Schuss war für Peka unhaltbar, der sonst famos arbeitete. Zwei Minuten später wird Loos für eine Minuten hinaus gestellt. Beide Mannschaften steigern sich immer mehr und es kommt zu gefährlichen Situationen vor beiden Toren. Bei einer Bombe von Kreitz schmeißt sich Peka zu Boden und wird auf eine Minute auf die Bank geschickt. Seine Kameraden versuchen möglichst viel Zeit zu schinden. In der 18. Minute kann Kreitz dann auch das zweite Tor für Belgien erzielen. Er übernimmt einen von der Mitte nach links gegebenen Pass, stürmt vor und kann mit einem Prachtschuß die Scheibe ins Tor bringen. Nach dem Seitenwechsel versuchen die Tschechoslowaken wütende Attacken, doch der belgische Tormann wehrt die Schüsse hervorragend ab. Das die Belgier heute besser spielen liegt sicherlich auch daran, dass die sie nur junge Spieler zum Einsatz bringen, während die Tschechoslowaken Spieler mit 15jähriger Spielpraxis einsetzen. Malecek stürzt während des Spiels zweimal in den Zuschauerbereich. Beim zweiten Sturz trifft er die Weltmeisterin Jarosz-Szabo im Publikum.[5]
Mittwoch, 26. Jänner 1927
Spiel Belgien - Ungarn
- Schiedsrichter: Dr. Rezak (Tschechoslowakei)
- Team Belgien: Tor: Chotteau,Feldspieler: van Reysschoot, Kreitz, Meyer, Franck, Roger Bureau, Ersatz: Collon und de Ridder
- Team Ungarn: Tor: Ordody, Feldspieler: Ohla, Weiner, Krempels, Dr. Lator (Kapitän) und Minder, Ersatz: Dr. Barmer und Graf Revay.
- Da man davon ausging, dass die Belgier gegen Ungarn gewinnen würden, war die Zuschauer geringer als an den Vortagen. Belgien gewinnt 6:0 (2:0,4:0). Die Ungarn halten sich in den ersten zehnten Minute vortrefflich, müssen aber einen Treffer von Bureau hinnehmen. Es folgt in der 14. Minute ein weiteres Tor von Kreitz. Die Ungarn spielen gut, können aber den belgischen Tormann Cotteau nicht bezwingen. Gleich in der ersten Minute der zweiten Halbzeit haben die Ungarn eine ihrer besten Chancen, bleiben aber weiterhin torlos. Der Gegenangriff in der zweiten Minute mit einem Fernschuss von Reyschoot bringt ein Tor für die Belgier. Torwart Cotteau ist machtlos. In der 13. Minute geht Kreitz in einer Kombination mit Franck nach vorn und erzielt aus einer Off-Side-Stellung das 4:0. Das Tor wird aber vom Schiedsrichter anerkannt. Eine Minute später wird ein weiterer Treffer von Kreitz wegen Off-Side nicht anerkannt. Aber schon kurze Zeit später schafft Kreitz dann doch den fünften Treffer. Das sechste Tor ist ein Erfolg von Meyer, kurz vor Ende des Spiels.[6]
Spiel Polen - Österreich
- Schiedsrichter: Dr. Holsboer (Berlin), Torschiedsrichter Poplimont (Belgien) und Dr. Rezar (Tschechoslowakei).
- Team Polen: Tor: Czaplicki, Feldspieler: Kowalski, Kuley, Tupalski, Sluczanowski, Zebrowski, Ersatzspieler: Kuchar, Krygier und Stogowsky
- Team Österreich: Tor: Hermann Weiss, Feldspieler: Reginald Spevak, Walter Brück, Herbert Brück (Kapitän), Walter Sell, Ulrich Lederer, Ersatzspieler: Alfred Revy, Josef Göbl, Kurt Wollinger.
- 3000 Zuschauer sind gekommen. Österreich gewinnt das Spiel 1:3 (0:2,1:1). Bereits in der dritten Minute trifft Walter Sell mit einem Bombenschuss auf Vorlage von Herbert Brück für Österreich zum Führungstor. Das Spiel wechselt sehr stark und immer wieder kommen die Polen gefährlich vor das Tor der Östereicher. Nur dem Verteidiger Walter Brück und Tormann Hermann Weiss, der immer wieder geistesgegenwärtig die Scheibe hält, ist es zu verdanken, dass kein Tor fällt. Nach einem Sololauf von Walter Brück geht die Scheibe unhaltbar ins Tor der Polen. Mit 2:0 für Österreich geht es in die Pause. In der zweiten Hälfte werden die Polen in ihre Hälfte gedrängt. Durch den Egoismus von Herbert Brück können sie sich aber gut verteidigen. Dann fällt das dritte Tor nach einem Sololauf durch Herbert Brück. Aus den wenigen polnischen Angriffen heraus kann dann Tupalski einen Treffer für Polen landen. Er war von Ulrich Lederer und Walter Brück unfair angegangen worden. Der Schiedsrichter läßt jedoch weiterspielen und Tupalski kann die Scheibe noch aus kürzester Entfernung ins Tor der Österreicher einschießen. Tupalski ist bei den Polen der beste Mann auf dem Platz. Auf beiden Seiten werden die Ersatzleute mit ins Spiel einbezogen und zeigen gute Leistungen. Ulrich Lederer verbessert sich in der zweiten Hälfte enorm und ist mit Walter Sell die Seele des Angriffs. [7]
Nach diesem dritten Tag ergab sich folgender Tabellenstand:
Platz | Teilnehmer | Spiele | gew. | verl. | unent. | Tore | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Belgien | 2 | 2 | 0 | 0 | 8:0 | 4 |
2 | Österreich | 2 | 2 | 0 | 0 | 9:1 | 4 |
3 | Deutschland | 2 | 2 | 0 | 0 | 4:2 | 4 |
4 | Polen | 2 | 0 | 0 | 2 | 2:5 | 0 |
5 | Tschechoslowakei | 2 | 0 | 0 | 2 | 1:4 | 0 |
6 | Ungarn | 2 | 0 | 0 | 2 | 0:12 | 0 |
Donnerstag, 27. Jänner 1927
Spiel Deutschland - Ungarn
- Schiedsrichter: Oscecinsky-Czapsky (Polen)
- Team Deutschland: Tor: Leiss, Feldspieler: Sachs, Schmidt, Orbanowski, Gruber, Jänecke, Ersatz: Römer und Franz Kreisel.
- Team Ungarn: Tor: Farkas, Feldspieler: Ohla, Weiner, Krempels, Dr. Lator (Kapitän) und Dr. Barmer, Ersatz: Graf Bethlen jun. und Graf Revay.
- Nur 800 Zuschauer sind anwesend. Deutschland schlägt Ungarn 5:0 (3:0,2:0). Die Ungarn haben ihren Torwart Ordody gegen den jungen Farkas ausgewechselt. Dieses war sicherlich ein Fehler, da der Spieler unsicher, unruhig und unentschlossen auftritt. Das Spiel begann ruhig und gelassen. Schon in der vierten Minute gelingt Jaenecke der Führungstreffer für die Deutsche Mannschaft mit einem wuchtigen Schuss. Schon in der 7. Minutetrifft Janecke das zweite Mal. Auch in der 9. Minute heißt der Torschütze Jaenecke, als er nach einem Gedränge die Scheibe ins Tor bringt. Wegen Off-side wurde der vierte Treffer der Deutschen nicht anerkannt. In der zweiten Hälfte wird das Spiel lebhafter und auch die Ungarn können einige Schüsse aufs gegnerische Tor abfeuern. Zum Überwinden der deutschen Verteidigung reicht die Kraft allerdings nicht. Orbanowski kann den vierten Treffer einschießen. Dann gibt Sachs eine Vorlage zu Orbanowski und dieser bringt die Scheibe zum 5:0 ins ungarische Tor.[8]
Spiel Polen - Tschechoslowakei
- Schiedsrichter:
- Team Polen: Tor: Czaplicki, Feldspieler: Kowalski, Kuley, Tupalski, Zebrowski, Adamowski, Ersatzspieler: Krygier, Kuchar und Stogowski.
- Team Tschechoslowakei: Tor: Pecka, Feldspieler: Loos, Sroubek, Malecek, Jirkowsky, Pusbauer, Ersatz: Steigenhöfer, Pospischil und Kraßl.
- Zwei Mannschaften treten an, die noch kein Spiel gewonnen haben. Lange vor Spielbeginn ist das Stadion des Wiener Eislauf Vereins mit 6000 Zuschauern ausverkauft. Aus Sicherheitsgründen wird der Platz polizeilich gesperrt, da immer mehr Menschen eintreffen, um noch eine Karte zu erhalten. Polen und die Tschechoslowakei trennen sich 1:1 (0:1,1:0) Die Reporter des SportTagblattes vertreten die Meinung, dass die polnische Mannschaft den Sieg verdient gehabt hätte, der gegnerische Torwart war jedoch an diesem Tag überragend gut. Das Publikum tendierte auch zu den Polen, da mehrfach von den Tschechoslowaken Foul gespielt und die Spieler vom Schiedsrichter ausgeschlossen wurden. Das Spiel beginnt mit vehementen Attaken der Tschechen. In der fünften Minute fällt ein Tor für die Tschechen durch Malecek auf Vorlage von Steigenhöfer. Der Schuß wurde aus einem Meter Entfernung abgegeben und war für den polnischen Keeper unhaltbar. Die Polen lassen sich durch diesen Treffer nicht beeindrucken und stürmen weiter gegen die Tschechen an. Loos muss für eine Minute auf die Bank. Peka kann einige kritische Situationen klären und Malecek wird vom Schiedsrichter verwarnt. Kurz vor dem Pausenpfiff wird Kuley noch für eine Minute ausgeschlossen. Nach dem Wiederanpfiff haben die Polen die größeren Anteile am Spiel. Die Tschechen beschränken sich auf die Deffensive. Peka hält alle Scheiben, die auf sein Tor abgefeuert werden. Dann kann Tupalski nach einer schönen Kombination den Ausgleich für Polen herstellen. Beide Mannschaften kämpfen jetzt bis zum Umfallen. Malecek wirft sich einmal zu Boden, um den Gegner am Schuß zu hindern und erhält eine Strafzeit. Drei Minuten vor Schluß hat Malecek noch eine große Chance, aber die Scheibe geht am Tor vorbei. Beider Mannschaften trennen sich 1:1 unentschieden. [9]
Spiel Belgien - Österreich
- Schiedsrichter: Walter Sachs (Deutschland)
- Team Belgien: Tor: Chotteau, Feldspieler: Mulder, van Reysschoot, Kreitz, Franck, Meyer, Bureau, Ersatz: Collon und de Ridder.
- Team Österreich: Tor: Hermann Weiss, Feldspieler: Walter Brück, Reginald Spevak, Ulrich Lederer, Herbert Brück(Kapitän), Walter Sell, Ersatz: Alfred Revi, Josef Göbl, Kurt Wollinger.
- Der Heumarkt ist vollständig ausverkauft und es stehen immer noch Interessenten für das Spiel nach einer Karte an. Diese setzen dann z.B Spiegl ein, um von draußen doch noch etwas von dem packenden Spiel sehen zu können. Die Belgier sind taktisch besser, dafür hat Österreich den besseren Tormann. Lederer ist der beste Mann auf dem Eis. 0:1 (0:0,0:1) gewinnt Österreich das Spiel gegen den Tabellenführer und setzt sich damit an die Spitze. In der ersten Spielhälfte spielen die beiden Mannschaften ausgeglichen. Belgien unternimmt die ersten Angriffe, Weiss kann aber die Angriffe paprieren. Ein Durchbruch von Ulrich Lederer endet beim belgischen Tormann. Jetzt greifen die Österreicher mit schnellen Attaken an. Herbert Brück schafft ein paar brilliante Durchbrüche. Reginald Spevak bringt die Scheibe nur knapp am Tor der Belgier vorbei. Für die belgischen Vorstöße zeichnet Kreitz verantwortlich. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit wird Franck verletzt und ausgetauscht. Die Österreicher ziehen sich bis zum Schlußpfiff vors eigene Tor zurück und hoffen auf eine Chance zu einem Vorstoß. Es fällt aber auch jetzt kein Tor mehr. Nach der Pause wird das Spiel härter und die Belgier werden noch stärker. Die Österreicher scheinen das Spielergebnis halten zu wollen. In der neunten Minute geht die Scheibe von Walter Brück zu Ulrich Lederer, der sie an Walter Sell weiterreicht. Dieser unternimmt einen rasanten Vorstoß und schießt das 1:0 für die Östereicher ein. Die Scheibe war unhaltbar für den belgischen Torwart Cottau. Frenetischer Beifall brandet auf. Die Belgier laufen jetzt Sturm auf das österreichische Tor, Hermann Weiss kann jedoch alle Schüsse abwehren bzw. halten. Die Zuschauer sind begeistert über den Sieg der Österreicher.[10]
Freitag, 28. Jänner 1927
Spiel Tschechoslowakei - Ungarn
- Schiedsrichter: Reginald Spevak (Österreich)
- Team Tschechoslowakei: Tor: Pecka, Feldspieler: Sroubek, Malecek, Pusbauer, Steigenhöfer, Kraßl, Ersatz: Dr. Hartmann, Rada und Pospischil.
- Team Ungarn: Tor: Ordody, Feldspieler: Ohla, Weiner, Krempels, Dr. Lator (Kapitän) und Minder, Ersatz: Dr. Barmer und Graf Revay.
- Die Tschechoslowakei kann Ungarn mit 5:0 (2:0,3:0) besiegen. Dieses war der erste Sieg der Tschechoslowaken. Sie hatten aber in Ungarn auch die schwächste Mannschaft als Gegner. Den verdienten Ehrentreffer konnten die Ungarn nicht ins gegnerische Tor bringen. Erst in der 18. Minute konnte Malecek nach Zuspiel von Sroubek den ersten Treffer setzen. Schon in der 19. Minute erhöhte Malecek auf 2:0. Das Tor wurde gegeben, trotzdem es gegen die Abseitsregel geschossen wurde. In der zweiten Spielhälfte trafen Sroubek in der fünften Minute, danach gelang Malecek im Alleingang ein weiteres Tor. Beim 5:0 gab Malecek die Vorlage für Sroubek, der das schönste Tor des Tages schoss.[11]
Spiel Belgien - Polen
- Schiedsrichter: Hans Weinberger (Österreich)
- Team Belgien: Tor: Chotteau, Feldspieler: Mulder, van Reysschoot, Kreitz, Franck, Meyer, Bureau, Ersatz: Collon und de Ridder
- Team Polen: Tor: Czaplicki, Feldspieler: Kowalski, Kuley, Tupalski, Zebrowski, Adamowski, Ersatzspieler: Krygier und Stogowski
- 5000 Besucher kamen zu diesem Spiel. Die bisher starken Belgier schaffen nur ein 2:2 (1:1,1:1) gegen Polen. Die Polen hatten sich spielerisch sehr gebessert und lieferten den Belgiern kräftigen Widerstand. Die Belgier schienen Kräfte beim gestrigen Spiel gegen Österreich gelassen zu haben. Tupalski schafft bereits in der zweiten Minute den ersten Treffer für Polen. Aber schon in der dritten Minute kann Kreitz für Belgien den Ausgleich erzielen. Erst in der zweiten Hälfte geling es Reysschoot in der fünften Minute einen Treffer nach einem Dribbling ins polnische Tor zu versenken. Bei einer einminütigen Strafzeit von Kuley gelingt es dem Polen Zebrowski mit einem 20 Meter Schuss zum 2:2 auszugleichen. Beide Mannschaften kämpfen noch, um den Siegestreffer zu erzielen. Das gelingt jedoch keinem.[12]
Spiel Deutschland - Österreich
- Schiedsrichter: Loicq (Belgien)
- Team Österreich: Tor: Hermann Weiss, Feldspieler: Walter Brück, Reginald Spevak, Ulrich Lederer, Herbert Brück(Kapitän), Walter Sell, Ersatz: Kurt Weiss, Josef Göbl, Kurt Wollinger.
- Team Deutschland: Tor: Leis, Feldspieler: Sachs, Schmidt, Jaenecke, Orbanowski, Römer, Ersatz: Franz Kreisel.
- 6000 Zuschauer waren gekommen und der Platz wurde wieder polizeilich gesperrt. Das Spiel endet 1:2 für Österreich. Weiter stand Österreich an der Tabellenspitze. In der ersten Hälfte spielten die Österreicher defensiv. In der zweiten Hälfte stürmte man mit drei Feldspielern die Deutschen in ihre Hälfte. In der siebten Minute der ersten Hälfte fiel bei einem 40 Meter-Schuss von Reginald Spevak das 0:1 für Österreich. Jaenecke erreicht kurz vor der Pause den Ausgleich für Deutschland. In der fünften Minute der zweiten Hälfte muss Obranowski wegen einer Strafe den Platz für eine Minute verlassen. Ulrich Lederer, der pausierte, musste sofort ins Spiel. Nach einem Pass von Herbert Brück schießt Ulrich Lederer unhaltbar für den deutschen Torwart das 1:2.[13]
Samstag, 29. Jänner 1927
Spiel Belgien - Deutschland
- Schiedsrichter: Malecek (Tschechoslowakei)
- Team Belgien: Tor: Chotteau, Feldspieler: van Reysschoot, Kreitz, Franck, Meyer, Bureau, Ersatz: Collon und de Ridder
- Team Deutschland: Tor: Leis, Feldspieler: Sachs, Franz Kreisel, Gruber, Jaenecke, Orbanowski, Ersatz: Römer und Marquardt
- Belgien schaffte den Sieg über die deutsche Mannschaft mit 3:0 (2:0,1:0). Die Sympathien der Zuschauer waren wohl bei den Belgiern, insbesondere dem Tormann Chotteau und dem Spieler Kreitz. Der Meisterschütze Jaenecke bei den Deutschen hatte bei diesem Spiel wenig Glück. In der ersten Hälfte schaffte Meyer das Führungstor und van Reysschoot gelang dann der zweite Treffer. In der zweiten Hälfte begannen die Deutschen mit starken Schüssen auf das belgische Tor. Nach Vorarbeit von Meyer und Reysschoot konnte Kreitz dann den dritten Treffer landen.[14]
Spiel Ungarn - Polen
- Schiedsrichter: Poplimont (Belgien)
- Team Ungarn: Tor: Ordody, Feldspieler: Ohla, Weiner, Krempels, Dr. Lator (Kapitän) und Minder, Ersatz: Dr. Barmer und Graf Revay
- Team Polen: Tor: Czaplicki, Feldspieler: Kowalski, Kuley, Tupalski, Zebrowski, Adamowski, Ersatzspieler: Krygier
- Ungarn verliert das Spiel gegen Polen 1:6(0:3,1:3) In der achten Minute gelangte Adamowski der erste Treffer. In der zehnten Minute traf Tupalski und der 18. Minute wieder Adamowski. Nach der Pause versuchen die Ungarn mit aller Macht Tore zu schießen. Graf Revay erzielt hierbei den Treffer für Ungarn. Aber schon in der 13. Minute gelang Adamowski das vierte Tor für Polen und Tupaski danach das fünfte Tor. Mit einer Soloaktion stellte Adamowski dann den Endstand von 1:6 her.[15]
Spiel Tschechoslowakei - Österreich
- Schiedsrichter: Loicq (Belgien)
- Team Tschechoslowakei: Tor: Pecka, Feldspieler: Sroubek, Malecek, Pusbauer, Jirkowski, Loos, Ersatz: Dr. Hartmann, Kraßl und Pospischil.
- Team Österreich: Tor: Hermann Weiss, Feldspieler: Walter Brück, Reginald Spevak, Ulrich Lederer, Herbert Brück (Kapitän), Walter Sell, Ersatz: Kurt Weiss, Josef Göbl,
- Österreich schaffte einen 0:1(0:0,0:1) Erfolg über die Tschechoslowakei und hatte damit kein einziges Spiel bei der Europameisterschaft verloren. Die österreichische Nationalmannschaft war Europasieger im Eishockey 1927. Die Spieler Österreichs waren nicht konzentriert bei der Sache. Reginald Spevak spielte nur in der ersten Hälfte. Beide Mannschaften verteidigten mehr, als dass sie stürmten. In der zweiten Hälfte verlegten sich die Österreicher aufs angreifen und in der 18. Minute gelang Herbert Brück das entscheidende Tor für Österreich. Nach einem Schuss von Lederer schrie das Publikum "Goal". Der Schiedsrichter pfiff aber nicht ab. So griff Ulrich Lederer erneut den Puck und es kam zu einem Getümmel vor dem Tor der Tschechoslowaken das schließlich umfiel. Da der Torrichter Schmidt ein Tor auf Frage des Schiedsrichters verneinte, blieb es beim 0:1. Aus dem Publikum wurde diese Entscheidung negativ mit Rufen quittiert. Nach dem Spiel erhielt der Kapitän der österreichischen Mannschaft Herbert Brück aus der Hand der Weltmeisterin Herma Jarosz-Szabo einen Lorbeerkranz. Die Zuschauer trugen die österreichischen Spieler auf den Schultern vom Platz.[16]
Endstand der Eishockey-Europameisterschaft 1927
Platz | Teilnehmer | Spiele | gew. | verl. | unent. | Tore | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Österreich | 5 | 5 | 0 | 0 | 13:2 | 10 |
2 | Belgien | 5 | 3 | 1 | 1 | 13:3 | 7 |
3 | Deutschland | 5 | 3 | 0 | 2 | 10:7 | 6 |
4 | Polen | 5 | 1 | 2 | 2 | 11:9 | 4 |
5 | Tschechoslowakei | 5 | 1 | 1 | 3 | 7:6 | 3 |
6 | Ungarn | 5 | 0 | 0 | 5 | 1:28 | 0 |
Mannschaftsaufstellungen der Länder
Da zwischen den gemeldeten Mannschaftsaufstellungen und den tatsächlichen Spielern bei den Wettkämpfen unterschiedliche Angaben gemacht wurden, sind nachstehend nur die Spieler unter den Ländermannschaften aufgeführt, welche auch an Spielen teilgenommen hatten.
- Österreich
- Tor: Hermann Weiss(WEV), Kurt Wollinger (PSK), Feldspieler: Walter Brück (WEV), Kurt Weiß (WEV), Alfred Revi (PSK), Reginald Spevak (PSK), Herbert Brück (WEV), Walter Sell (WEV), Ulrich Lederer (WEV), Josef Göbl (WEV), Hans Tatzer (PSK).
- Belgien
- Tor: Chotteau, Feldspieler: van Reysschoot, Kreitz, Franck, Meyer, Bureau, Collon, de Ridder, Mulder
- Deutschland
- Tor: Mathias Leis (Rissersee), Feldspieler: Walter Sachs (Berliner Schlittschuhclub), Franz Kreisel, Alex Gruber, Gustav Jaenecke, Horst Orbanowski, Erich Römer, Marquardt, Hans Schmidt (alle Rissersee)
- Polen:
- Tor: Czaplicki, Feldspieler: Kowalski, Kuley, Tupalski, Zebrowski, Adamowski, Krygier, Sluczanowsky, Kucha, Stogowsky,
- Tschechoslowakei
- Tor Jan Peka (Sparta), Feldspieler: Sroubek(Slavia), Malecek (Sparta), Pusbauer (Sparta), Jirkowski (Slavia), Loos (Slavia), Dr. Hartmann (Sparta), Kraßl (Slavia), Pospischil (Slavia), Steigenhöfer (Sparta), Rada (Sparta)
- Ungarn
- Tor: Ordody, Feldspieler: Ohla, Weiner, Krempels, Dr. Lator (Kapitän) Minder, Dr. Barmer, Graf Revay, Graf Bethlen jun.
Ausklang
- Es gelang den Organisatoren der Eishockey-Europameisterschaft noch verschiedene Spiele im Nachgang zu veranstalten. So spielte eine Europa-Auswahl gegen Kanada. 2:1 wurde Europa von Kanada geschlagen. Das kanadische Team trat gegen ein Wiener Team im Rahmen der Semmering-Sportwoche an. Kanada siegte 8:2. Das Spiel einer Prager Auswahl gegen die Wiener Auswahl wurde 4:1 von Prag gewonnen. Auch das Spiel eines Wiener Teams gegen Polen/Prag/Belgien verloren die Wiener mit 3:1.
- Der Lehrmeister der österreichischen Mannschaft Dr. Dempsey war auch während der Europameisterschaft zur Stelle und gab gute Ratschläge an die Mannschaft. Die Torwartbenennung mit Hermann Weiß war umstritten. Der junge Spieler des WEV bewies jedoch in der Meisterschaft, dass er zu Recht vom Verbandskapitän aufgestellt worden war.
- Der von Dr. Schwarz gestiftete Preis für die fairste Mannschaft erhielten die Belgier zugesprochen.
- Torschützenliste:
55 Tore wurden erzielt. Die Torschützen sind:
- 6 Tore
- Lederer (Österreich), Kreitz (Belgien), Jaenecke (Deutschland)
- 5 Tore
- Adamowski (Polen), Tupalski (Polen), Malecek (Tschechoslowakei)
- 4 Tore
- van Reysschoot (Belgien)
- 3 Tore
- Sell (Österreich), Obanowski (Deutschland)
- 2 Tore
- Herbert Brück (Österreich), Meyer (Belgien), Sroubek (Tschechoslowakei)
- 1 Tor
- Walter Brück (Österreich), Spevak (Österreich), Bureau (Belgien), Zebrowski (Polen) Römer (Deutschland), Graf Revay (Ungarn)
- Die Gesamteinnahmen der Europameisterschaften incl. des Kanadaspiels betrugen 800.000 Millionen Kronen. Rund 50.000 Zuschauer sahen die Spiele. Im Falle eines Gewinns würde der Österreichische Eishockeyverband 10 % hiervon erhalten.
- Die Belgier luden die österreichische Mannschaft trotz des verlorenen Spiels abends in ihr Hotel Meißen und Schadn ein.
- In der Wiener Sonn- und Montagszeitung ist zu lesen, dass so mancher Wiener während der Europameisterschaft in die frischgebackene Österreichische Nationalhymne eingeweiht wurde. "Erst erkannte man sie daran, dass man sie nicht erkannte, jetzt aber - sie wird bei jedem Auftreten der Österreicher und nach jedem ihrer Siege feierlich intoniert - gibt es schon eine Menge Leute, die sie richtig mitsingen.
- Nicht geringes Aufsehen erregte es, als am Freitag Abend, das Spiel war bereits im vollen Gange, ein älterer Herr mit 15 jungen hübschen Damen das WEV-Stadion betrat. Es war der Manager mit einer "Girl-Truppe", die nach ihrer Vorstellung im Wiener Theater noch Eishockey schauen wollten. Die Damen unterstützten durch ihre Zurufe die feschen Belgier bei ihrem Spiel.
- Der Tormann der Ungarn, der so viele Tore in sein Gehäuse bekam, wurde als Treffkönig betitelt. Es war aber nicht klar, ob er wegen der Tore oder seinem Ziegenbärtchen so betitelt wurde. Pierrre von Reysschoot war mit seinen blauen Augen einer der beliebtesten Spieler bei den jungen Zuschauerinnen.
- Autogramme waren nicht nur von der Weltmeisterin Szabo bei den Spielen begehrt, auch die Mitglieder der österreichischen Eishockeymannschaft waren hier um ihre Unterschrift gefragt.
- Spiegelmenschen war ein neuer Begriff bei den Spielen. Außerhalb des Stadions sah man die Menschen, die ihren Spazierstock in die Höhe hielten und oben einen Spiegel befestigt hatten. So konnte man den Sichtschutz des WEV umgehen und am Spiel teilhaben, ohne eine Karte zu besitzen. Ein Astloch war zu Beginn der Spiele von einem Funktionär des Vereins schon mit einer Zeitung verstopft worden, damit kein Unberechtigter schauen konnte. Das Spiegelsehen konnte man nicht verbieten.
- Die Schweizer traten mit ihrer Mannschaft nicht bei der Europameisterschaft an, da diese an Grippe erkrankt war. Umso erstaunter war man in Wien, dass die belgische Mannschaft während der Meisterschaft eine Einladung aus der Schweiz erhielt, dort einige Spiele gegen die Schweiz zu absolvieren. Man fragte sich in Wien, ob plötzlich alle Erkrankten Spieler wieder gesund geworden seien und die Reisekosten von Wien in die Schweiz wären erheblich geringer, als von Belgien aus. Die belgische Leitung informierte den OeEHV und teilte mit, dass man selbstverständlich zu den Spielen auf dem Semmering fahren werde, wenn der belgische Eishockeyverband dieses genehmigen würde. Die Handlungsweise der Schweizer wurde als mehr als unschön bezeichnet.
- Einige Mitglieder des Wiener Eislauf Vereins vom Eistanz, die nicht einsahen, dass sie wegen der Europameisterschaft auf ihr Vergnügen auf dem WEV-Platz verzichten mussten, fielen unschön auf. Wenn es im Stadion während der Spiele aus Spannung stiller wurde, schlugen diese Störer die Trommel und Tschinellen neben dem Stadion. Man hatte keinen freien Eintritt zu den Meisterschaften erhalten. Die sogenannten "Unentwegten" waren beleidigt und versuchten die Spiele mit Lautstärke zu stören. Viele Besucher verstanden nicht, warum diese Störungen nicht unterbunden wurden. Von Eingeweihten aus dem Verein war zu hören, dass diese Gruppe aus unentwegten Eistänzern bestehen würde und durch 40jährige Mitgliedschaft eine gewisse Machtstellung vorhanden wäre. Da waren die Sportfunktionäre des Vereins dann vorsichtig in ihrem Handeln. Man dankte es wohl den besseren Manieren der durch diesen Krawall Gestörten, dass man die "Tanzgreise" bei ihren Aktionen nicht entfernte.
Quellenangaben
- SportTagblatt Wien von Dezember 1926 bis Februar 1927
- Arbeiterzeitung Wien
Einzelnachweise
- ↑ Sport-Tagblatt vom 14. Jänner 1927, Seite 5
- ↑ SportTagblatt vom 25. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 25. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 26. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 26. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 27. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 27. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 28. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 28. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 28. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 29. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 29. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 29. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 31. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 31. Jänner 1927
- ↑ SportTagblatt vom 31. Jänner 1927